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Sprengel, Christian Konrad: Das entdeckte Geheimniss der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen. Berlin, 1793.

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Galeopsis. Stachys.
Galeopsis.

Galeopsis Tetrahit. Hanfnessel. Tab. XVI. 22.
23. Die (punktirte) Saftdrüse, von vorne und von der Seite
gesehen.

1. Die Saftdrüse ist der Fruchtknotenhalter. Sie ist weiß-
lich, da die Fruchtknoten gelbgrün sind.

2. Der Safthalter ist der unterste inwendig glatte Theil der
Kronenröhre.

3. Der oberste Theil der Kronenröhre ist mit in die Höhe ge-
richteten Haaren überzogen.

4. Das Saftmaal ist der gelbe Fleck auf der Unterlippe.

Galeopsis cannabina. Die weiße Krone hat auf der
Unterlippe ein schönes Saftmaal. Die beiden Seitenstücke der-
selben sind an der Oeffnung der Röhre blaßgelb, das mittelste
Stück aber ist vorne purpurfarben mit einem weißen Rande, und
an der Oeffnung der Röhre gelb mit purpurfarbenen Linien.

Galeopsis Galeobdolon. Gelbe taube Nessel. Tab.
XVI.
12. 13. 15.

1. 2. In Ansehung der Saftdrüse und des Safthalters ist
diese Art der ersten ähnlich.

3. Die Saftdecke ist ein ringförmiger Ansatz der Kronenröhre,
welcher mit Haaren besetzt ist, Fig. 15. a b. Die Oberlippe der
Krone hat am Rande lange Wimpern.

4. Da die Pflanze an dunklen schattichten Orten wächst, so
ist es zweckmäßig, daß die Krone 1) groß, 2) von heller Farbe,
nemlich gelb, ist. Das Saftmaal sind die röthlichen Punkte,
mit welchen die Unterlippe geziert ist.

Stachys.

Stachys syluatica. Waldnessel. Tab. XVI. 16. 25.
26. Tab. XXIII.
9.

Tab. XVI. 16. Die vergrösserte Blume, von vorne gese-
hen. Neben dieser Figur a die Saftdrüse.

25. Der untere Theil der Kronenröhre.

26. Derselbe, aufgeschnitten und flach ausgebreitet. a b die
Saftdecke.

Tab. XXIII. 9. Die Blume wird von einer großen Hum-
mel besucht und befruchtet.

1. 2. 3. In Ansehung der Saftdrüse, des Safthalters und
der Saftdecke ist diese Art dem Lamium ähnlich. Die Saftdrüse
ist ein wenig blaßgrün, die Fruchtknoten aber sind weiß, und
spiegelglatt, da jene keinen Glanz hat.

4. Die purpurfarbene Krone hat auf der Unterlippe ein schö-
nes aus dunkelpurpurfarbenen und weißen Figuren bestehendes
Saftmaal.

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Stachys.

5. Die Blumen werden von Bienen und Hummeln häufig
besucht. Die letzteren fliegen mit ausgestrecktem Saugerüssel von
einer zur andern. Sie können aber nicht anders zum Saft ge-
langen, als so, daß sie auf der Unterlippe der Krone stehen, mit
ihrem haarichten Kopf die Antheren der jüngeren Blumen und
das Stigma der älteren berühren, und folglich die letzteren durch
den Staub der ersteren befruchten, (S. die folgende Art.) Eben
hieraus läßt sich erklären, warum die beiden vordersten Staubge-
fäße, nachdem sie verblühet sind, sich seitwärts biegen, Tab. XVI.
16., damit sie nemlich nicht verhindern, daß die Hummeln auch
die hintersten Antheren berühren, und ihren Staub abstreifen.

Stachys palustris. Sumpfpoley. Tab. XVI. 17.
Die vergrösserte Blume, von vorne gesehen. Tab. XXIII. 14. 15.

14. Eine jüngere Blume in natürlicher Stellung, von der
Seite gesehen, nachdem die vorderste Hälfte der Krone nebst ihren
Staubgefäßen weggeschnitten worden.

15. Eine ältere Blume, eben so beschnitten.

Mit der Saftdrüse verhält es sich hier, wie bey der vorher-
gehenden Art. Das Saftmaal ist blaßpurpurfarben und weiß.
Bey Regenwetter ändert die Blume weder ihre Stellung, noch
ihre Gestalt. Ersteres ist nicht möglich, weil sie unmittelbar am
Stengel sitzt, beides aber nicht nöthig, weil durch ihre Struktur
der Saft gegen den Regen hinlänglich gesichert ist. Dies läßt
sich vermuthlich auf die ganze erste Ordnung dieser Klasse an-
wenden.

Die Figuren der XXIII. Tafel beweisen, daß diese Blume
nicht nur von einem Insekt befruchtet wird, sondern auch, daß
dieses nicht vermittelst des eigenen Staubes einer jeden Blume,
sondern vermittelst desjenigen geschieht, welchen das Insekt aus
der jüngern holt, und auf das Stigma der älteren bringt. Denn
wann die Antheren blühen, Fig. 14., so steht der Griffel hinter
den Staubgefäßen, und die beiden Theile des Stigma liegen noch
dicht an einander. Wann aber die Antheren ihren Staub verlo-
ren haben, Fig. 15., so bieget sich der Griffel vorwärts, und das
Stigma öffnet sich. Im ersten Fall streift also das hineinkrie-
chende Insekt zwar den Staub von den Antheren ab; es kann
aber denselben nicht auf das Stigma bringen, weil dasselbe noch
geschlossen ist, und von demselben nicht berührt wird. Im zwey-
ten Fall kann es zwar nicht hineinkriechen, ohne das Stigma zu
berühren; allein es setzt nicht den eigenen Staub der Blume an
dasselbe ab, da die Antheren keinen Staub mehr haben, sondern
denjenigen, welchen es von den Antheren einer jüngeren Blume
abgestreift hat.

Stachys recta. Tab. XVI. 14. Der unterste Theil
der Kronenröhre. Derselbe hat zwar eben eine solche Saftdecke,

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Galeopſis. Stachys.
Galeopſis.

Galeopſis Tetrahit. Hanfneſſel. Tab. XVI. 22.
23. Die (punktirte) Saftdruͤſe, von vorne und von der Seite
geſehen.

1. Die Saftdruͤſe iſt der Fruchtknotenhalter. Sie iſt weiß-
lich, da die Fruchtknoten gelbgruͤn ſind.

2. Der Safthalter iſt der unterſte inwendig glatte Theil der
Kronenroͤhre.

3. Der oberſte Theil der Kronenroͤhre iſt mit in die Hoͤhe ge-
richteten Haaren uͤberzogen.

4. Das Saftmaal iſt der gelbe Fleck auf der Unterlippe.

Galeopſis cannabina. Die weiße Krone hat auf der
Unterlippe ein ſchoͤnes Saftmaal. Die beiden Seitenſtuͤcke der-
ſelben ſind an der Oeffnung der Roͤhre blaßgelb, das mittelſte
Stuͤck aber iſt vorne purpurfarben mit einem weißen Rande, und
an der Oeffnung der Roͤhre gelb mit purpurfarbenen Linien.

Galeopſis Galeobdolon. Gelbe taube Neſſel. Tab.
XVI.
12. 13. 15.

1. 2. In Anſehung der Saftdruͤſe und des Safthalters iſt
dieſe Art der erſten aͤhnlich.

3. Die Saftdecke iſt ein ringfoͤrmiger Anſatz der Kronenroͤhre,
welcher mit Haaren beſetzt iſt, Fig. 15. a b. Die Oberlippe der
Krone hat am Rande lange Wimpern.

4. Da die Pflanze an dunklen ſchattichten Orten waͤchſt, ſo
iſt es zweckmaͤßig, daß die Krone 1) groß, 2) von heller Farbe,
nemlich gelb, iſt. Das Saftmaal ſind die roͤthlichen Punkte,
mit welchen die Unterlippe geziert iſt.

Stachys.

Stachys ſyluatica. Waldneſſel. Tab. XVI. 16. 25.
26. Tab. XXIII.
9.

Tab. XVI. 16. Die vergroͤſſerte Blume, von vorne geſe-
hen. Neben dieſer Figur a die Saftdruͤſe.

25. Der untere Theil der Kronenroͤhre.

26. Derſelbe, aufgeſchnitten und flach ausgebreitet. a b die
Saftdecke.

Tab. XXIII. 9. Die Blume wird von einer großen Hum-
mel beſucht und befruchtet.

1. 2. 3. In Anſehung der Saftdruͤſe, des Safthalters und
der Saftdecke iſt dieſe Art dem Lamium aͤhnlich. Die Saftdruͤſe
iſt ein wenig blaßgruͤn, die Fruchtknoten aber ſind weiß, und
ſpiegelglatt, da jene keinen Glanz hat.

4. Die purpurfarbene Krone hat auf der Unterlippe ein ſchoͤ-
nes aus dunkelpurpurfarbenen und weißen Figuren beſtehendes
Saftmaal.

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Stachys.

5. Die Blumen werden von Bienen und Hummeln haͤufig
beſucht. Die letzteren fliegen mit ausgeſtrecktem Saugeruͤſſel von
einer zur andern. Sie koͤnnen aber nicht anders zum Saft ge-
langen, als ſo, daß ſie auf der Unterlippe der Krone ſtehen, mit
ihrem haarichten Kopf die Antheren der juͤngeren Blumen und
das Stigma der aͤlteren beruͤhren, und folglich die letzteren durch
den Staub der erſteren befruchten, (S. die folgende Art.) Eben
hieraus laͤßt ſich erklaͤren, warum die beiden vorderſten Staubge-
faͤße, nachdem ſie verbluͤhet ſind, ſich ſeitwaͤrts biegen, Tab. XVI.
16., damit ſie nemlich nicht verhindern, daß die Hummeln auch
die hinterſten Antheren beruͤhren, und ihren Staub abſtreifen.

Stachys paluſtris. Sumpfpoley. Tab. XVI. 17.
Die vergroͤſſerte Blume, von vorne geſehen. Tab. XXIII. 14. 15.

14. Eine juͤngere Blume in natuͤrlicher Stellung, von der
Seite geſehen, nachdem die vorderſte Haͤlfte der Krone nebſt ihren
Staubgefaͤßen weggeſchnitten worden.

15. Eine aͤltere Blume, eben ſo beſchnitten.

Mit der Saftdruͤſe verhaͤlt es ſich hier, wie bey der vorher-
gehenden Art. Das Saftmaal iſt blaßpurpurfarben und weiß.
Bey Regenwetter aͤndert die Blume weder ihre Stellung, noch
ihre Geſtalt. Erſteres iſt nicht moͤglich, weil ſie unmittelbar am
Stengel ſitzt, beides aber nicht noͤthig, weil durch ihre Struktur
der Saft gegen den Regen hinlaͤnglich geſichert iſt. Dies laͤßt
ſich vermuthlich auf die ganze erſte Ordnung dieſer Klaſſe an-
wenden.

Die Figuren der XXIII. Tafel beweiſen, daß dieſe Blume
nicht nur von einem Inſekt befruchtet wird, ſondern auch, daß
dieſes nicht vermittelſt des eigenen Staubes einer jeden Blume,
ſondern vermittelſt desjenigen geſchieht, welchen das Inſekt aus
der juͤngern holt, und auf das Stigma der aͤlteren bringt. Denn
wann die Antheren bluͤhen, Fig. 14., ſo ſteht der Griffel hinter
den Staubgefaͤßen, und die beiden Theile des Stigma liegen noch
dicht an einander. Wann aber die Antheren ihren Staub verlo-
ren haben, Fig. 15., ſo bieget ſich der Griffel vorwaͤrts, und das
Stigma oͤffnet ſich. Im erſten Fall ſtreift alſo das hineinkrie-
chende Inſekt zwar den Staub von den Antheren ab; es kann
aber denſelben nicht auf das Stigma bringen, weil daſſelbe noch
geſchloſſen iſt, und von demſelben nicht beruͤhrt wird. Im zwey-
ten Fall kann es zwar nicht hineinkriechen, ohne das Stigma zu
beruͤhren; allein es ſetzt nicht den eigenen Staub der Blume an
daſſelbe ab, da die Antheren keinen Staub mehr haben, ſondern
denjenigen, welchen es von den Antheren einer juͤngeren Blume
abgeſtreift hat.

Stachys recta. Tab. XVI. 14. Der unterſte Theil
der Kronenroͤhre. Derſelbe hat zwar eben eine ſolche Saftdecke,

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[[166]/0166] Galeopſis. Stachys. Stachys. Galeopſis. Galeopſis Tetrahit. Hanfneſſel. Tab. XVI. 22. 23. Die (punktirte) Saftdruͤſe, von vorne und von der Seite geſehen. 1. Die Saftdruͤſe iſt der Fruchtknotenhalter. Sie iſt weiß- lich, da die Fruchtknoten gelbgruͤn ſind. 2. Der Safthalter iſt der unterſte inwendig glatte Theil der Kronenroͤhre. 3. Der oberſte Theil der Kronenroͤhre iſt mit in die Hoͤhe ge- richteten Haaren uͤberzogen. 4. Das Saftmaal iſt der gelbe Fleck auf der Unterlippe. Galeopſis cannabina. Die weiße Krone hat auf der Unterlippe ein ſchoͤnes Saftmaal. Die beiden Seitenſtuͤcke der- ſelben ſind an der Oeffnung der Roͤhre blaßgelb, das mittelſte Stuͤck aber iſt vorne purpurfarben mit einem weißen Rande, und an der Oeffnung der Roͤhre gelb mit purpurfarbenen Linien. Galeopſis Galeobdolon. Gelbe taube Neſſel. Tab. XVI. 12. 13. 15. 1. 2. In Anſehung der Saftdruͤſe und des Safthalters iſt dieſe Art der erſten aͤhnlich. 3. Die Saftdecke iſt ein ringfoͤrmiger Anſatz der Kronenroͤhre, welcher mit Haaren beſetzt iſt, Fig. 15. a b. Die Oberlippe der Krone hat am Rande lange Wimpern. 4. Da die Pflanze an dunklen ſchattichten Orten waͤchſt, ſo iſt es zweckmaͤßig, daß die Krone 1) groß, 2) von heller Farbe, nemlich gelb, iſt. Das Saftmaal ſind die roͤthlichen Punkte, mit welchen die Unterlippe geziert iſt. Stachys. Stachys ſyluatica. Waldneſſel. Tab. XVI. 16. 25. 26. Tab. XXIII. 9. Tab. XVI. 16. Die vergroͤſſerte Blume, von vorne geſe- hen. Neben dieſer Figur a die Saftdruͤſe. 25. Der untere Theil der Kronenroͤhre. 26. Derſelbe, aufgeſchnitten und flach ausgebreitet. a b die Saftdecke. Tab. XXIII. 9. Die Blume wird von einer großen Hum- mel beſucht und befruchtet. 1. 2. 3. In Anſehung der Saftdruͤſe, des Safthalters und der Saftdecke iſt dieſe Art dem Lamium aͤhnlich. Die Saftdruͤſe iſt ein wenig blaßgruͤn, die Fruchtknoten aber ſind weiß, und ſpiegelglatt, da jene keinen Glanz hat. 4. Die purpurfarbene Krone hat auf der Unterlippe ein ſchoͤ- nes aus dunkelpurpurfarbenen und weißen Figuren beſtehendes Saftmaal. 5. Die Blumen werden von Bienen und Hummeln haͤufig beſucht. Die letzteren fliegen mit ausgeſtrecktem Saugeruͤſſel von einer zur andern. Sie koͤnnen aber nicht anders zum Saft ge- langen, als ſo, daß ſie auf der Unterlippe der Krone ſtehen, mit ihrem haarichten Kopf die Antheren der juͤngeren Blumen und das Stigma der aͤlteren beruͤhren, und folglich die letzteren durch den Staub der erſteren befruchten, (S. die folgende Art.) Eben hieraus laͤßt ſich erklaͤren, warum die beiden vorderſten Staubge- faͤße, nachdem ſie verbluͤhet ſind, ſich ſeitwaͤrts biegen, Tab. XVI. 16., damit ſie nemlich nicht verhindern, daß die Hummeln auch die hinterſten Antheren beruͤhren, und ihren Staub abſtreifen. Stachys paluſtris. Sumpfpoley. Tab. XVI. 17. Die vergroͤſſerte Blume, von vorne geſehen. Tab. XXIII. 14. 15. 14. Eine juͤngere Blume in natuͤrlicher Stellung, von der Seite geſehen, nachdem die vorderſte Haͤlfte der Krone nebſt ihren Staubgefaͤßen weggeſchnitten worden. 15. Eine aͤltere Blume, eben ſo beſchnitten. Mit der Saftdruͤſe verhaͤlt es ſich hier, wie bey der vorher- gehenden Art. Das Saftmaal iſt blaßpurpurfarben und weiß. Bey Regenwetter aͤndert die Blume weder ihre Stellung, noch ihre Geſtalt. Erſteres iſt nicht moͤglich, weil ſie unmittelbar am Stengel ſitzt, beides aber nicht noͤthig, weil durch ihre Struktur der Saft gegen den Regen hinlaͤnglich geſichert iſt. Dies laͤßt ſich vermuthlich auf die ganze erſte Ordnung dieſer Klaſſe an- wenden. Die Figuren der XXIII. Tafel beweiſen, daß dieſe Blume nicht nur von einem Inſekt befruchtet wird, ſondern auch, daß dieſes nicht vermittelſt des eigenen Staubes einer jeden Blume, ſondern vermittelſt desjenigen geſchieht, welchen das Inſekt aus der juͤngern holt, und auf das Stigma der aͤlteren bringt. Denn wann die Antheren bluͤhen, Fig. 14., ſo ſteht der Griffel hinter den Staubgefaͤßen, und die beiden Theile des Stigma liegen noch dicht an einander. Wann aber die Antheren ihren Staub verlo- ren haben, Fig. 15., ſo bieget ſich der Griffel vorwaͤrts, und das Stigma oͤffnet ſich. Im erſten Fall ſtreift alſo das hineinkrie- chende Inſekt zwar den Staub von den Antheren ab; es kann aber denſelben nicht auf das Stigma bringen, weil daſſelbe noch geſchloſſen iſt, und von demſelben nicht beruͤhrt wird. Im zwey- ten Fall kann es zwar nicht hineinkriechen, ohne das Stigma zu beruͤhren; allein es ſetzt nicht den eigenen Staub der Blume an daſſelbe ab, da die Antheren keinen Staub mehr haben, ſondern denjenigen, welchen es von den Antheren einer juͤngeren Blume abgeſtreift hat. Stachys recta. Tab. XVI. 14. Der unterſte Theil der Kronenroͤhre. Derſelbe hat zwar eben eine ſolche Saftdecke,

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Zitationshilfe: Sprengel, Christian Konrad: Das entdeckte Geheimniss der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen. Berlin, 1793, S. [166]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sprengel_blumen_1793/166>, abgerufen am 29.03.2024.