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Sprengel, Christian Konrad: Das entdeckte Geheimniss der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen. Berlin, 1793.

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Helianthus.

2. Der Safthalter ist die bauchichte, knorplichte, inwendig
glatte Basis der Krone, in welche der Saft durch die enge Röhre
sich begiebt.

3. 4. Der Saft wird auf folgende Art vor dem Regen be-
schützt. Wann die Blume aufgebrochen ist, so befinden sich die
noch graden Stigmate ganz innerhalb der Antherenröhre, und
die Filamente sind auch grade und liegen am Griffel. Nach eini-
ger Zeit aber kommen die Stigmate aus der Antherenröhre zum
Vorschein, und krümmen sich auswärts nach entgegengesetzten
Seiten. Dadurch drücken sie die Antherenröhre herab, und die
Filamente können nun nicht mehr grade bleiben, sondern müssen
sich krümmen, so daß sie die röhrenförmige Krone berühren. Auf
solche Art machen sie in derselben fünf Oeffnungen, welche für ei-
nen Regentropfen zu klein, für den Saugerüssel eines Insekts
aber groß genug sind.

Daß der am Ende des Stengels oder eines Zweiges befind-
liche Blumenknauf nicht, wie in dieser Klasse gewöhnlich ist,
aufrecht, sondern horizontal steht, kömmt daher, daß er so außer-
ordentlich groß ist. Stünde er aufrecht, so würde sich eine große
Menge Regenwassers auf demselben sammlen, und sowohl den
Antherenstaub, als auch den Saft verderben, folglich die Befruch-
tung verhindern. Ungeachtet er aber eine horizontale Stellung
hat, so fällt er doch theils wegen seiner Grösse, theils weil er auf
einem hohen Stengel sitzt, den Insekten schon in großer Entfer-
nung in die Augen.

5. Die Blumen werden von den Bienen häufig besucht, wie
auch von demjenigen Insekt, dessen ich bey dem Tropaeolum ge-
dacht habe. Jene fand ich an ihrem Unterleibe ganz voller Staub.
Auch nähren sich Ohrwürmer von den Blumen. Bey Tage hal-
ten sie sich zwischen den Randblumen und den Kelchblättern ver-
borgen und ruhig. Gegen Abend kommen sie aus ihren Schlupf-
winkeln heraus, kriechen auf die Scheibe, und fressen die Anthe-
ren und die Griffel weg. Als ich einstmals Abends um halb
10 Uhr mit dem Licht in der Hand nachsahe, so fand ich auf Ei-
nem Blumenknauf ihrer wohl zwanzig. Auch die Blumen des
Cnicus oleraceus verderben sie auf eben die Art; wovon ich im
Oktober die Folgen sahe. Meine Pflanzen hatten lauter tauben
Samen, der gleichwohl abflog. Nur die spätesten Blumenknäufe
hatten guten Samen, vermuthlich, weil, als sie geblühet hat-
ten, es für die Ohrwürmer schon zu kalt gewesen war. Eben so
bemerkte ich, daß auch meine Sonnenblumen wenig guten Samen
angesetzt hatten. Diese häßlichen Insekten sind also den Blumen
nicht, wie die meisten übrigen, nützlich, sondern vielmehr höchst
schädlich.

[Spaltenumbruch]
Helianthus. Centaurea.

Solange der Blumenknauf noch Blumen hat, sind die Keich-
schuppen flach ausgebreitet, damit sich die Randblumen auch aus-
breiten, und dem Blumen[k]nauf mehr Ansehen verschaffen kön-
nen. Nach vollendetem Blühen aber biegen sich dieselben ein-
wärts, und beschützen dadurch die jungen Samen vor der Nässe.

Wenn Gleditsch S. 246. sagt, daß die Bienen, außer
Wachs und Honig, auch Kütt von den Blumen holen, so versteht
er durch den letztern vermuthlich die kleinen Harzkügelchen, welche
man auf den Spelzen antrifft, welche zwischen den noch nicht
aufgeblüheten Blumen hervorragen. Sie sind etwa so groß, als
ein Nadelknopf, von Farbe weiß, aber ohne Geschmack.

Centaurea.

Centaurea Cyanus. Kornblume. Tab. XX. 47--49.
53--55. Tab. XXI.
2. 3.

Tab. XXI. 2. Eine vergrösserte Zwitterblume in natürli-
cher Stellung.

3. Der oberste Theil derselben im Durchschnitt.

Tab. XX. 53. Derselbe, noch stärker vergrössert.

49. Der Blumenknauf in natürlicher Grösse, von oben ge-
sehen.

55. Derselbe, nachdem die Randblumen herausgezogen
worden.

54. Der Same der Centaurea crupina, etwas vergrössert.

48. Derselbe im Durchschnitt.

47. Derselbe, von oben gesehen. In beiden Figuren ist die
Saftdrüse punktirt.

1. Wegen der Kleinheit der Blume konnte ich die Saftdrüse
nicht sehen. Es scheint aber mit derselben hier eben die Bewand-
niß zu haben, wie bey dem Carduus. Dies schließe ich aus dem
grössern Samen der Centaurea crupina, welcher eben einen sol-
chen, obgleich weit dünneren, Körper trägt, als der Same des
Carduus.

2. Der Safthalter ist auch hier der Grund des Kronen-
saums.

3. Der Saft wird durch eben diejenige Einrichtung vor dem
Regen geschützt, durch welche es bey dem Carduus geschieht. Nur
sind die Filamente hier nicht beynahe der ganzen Länge haaricht,
sondern sie haben allein an Einer Stelle einen Haarbüschel, Tab.
XXI. 3. Tab. XX.
53., wodurch ein haarichter Ring entsteht.
Da nun der Kronensaum da, wo er anfängt sich zu theilen, en-
ger ist, als weiter unten, und der haarichte Ring zunächst unter
dieser Oeffnung sich befindet: so kann kein Regentropfen zum Saft
gelangen.

4. Weil
[Spaltenumbruch]
Helianthus.

2. Der Safthalter iſt die bauchichte, knorplichte, inwendig
glatte Baſis der Krone, in welche der Saft durch die enge Roͤhre
ſich begiebt.

3. 4. Der Saft wird auf folgende Art vor dem Regen be-
ſchuͤtzt. Wann die Blume aufgebrochen iſt, ſo befinden ſich die
noch graden Stigmate ganz innerhalb der Antherenroͤhre, und
die Filamente ſind auch grade und liegen am Griffel. Nach eini-
ger Zeit aber kommen die Stigmate aus der Antherenroͤhre zum
Vorſchein, und kruͤmmen ſich auswaͤrts nach entgegengeſetzten
Seiten. Dadurch druͤcken ſie die Antherenroͤhre herab, und die
Filamente koͤnnen nun nicht mehr grade bleiben, ſondern muͤſſen
ſich kruͤmmen, ſo daß ſie die roͤhrenfoͤrmige Krone beruͤhren. Auf
ſolche Art machen ſie in derſelben fuͤnf Oeffnungen, welche fuͤr ei-
nen Regentropfen zu klein, fuͤr den Saugeruͤſſel eines Inſekts
aber groß genug ſind.

Daß der am Ende des Stengels oder eines Zweiges befind-
liche Blumenknauf nicht, wie in dieſer Klaſſe gewoͤhnlich iſt,
aufrecht, ſondern horizontal ſteht, koͤmmt daher, daß er ſo außer-
ordentlich groß iſt. Stuͤnde er aufrecht, ſo wuͤrde ſich eine große
Menge Regenwaſſers auf demſelben ſammlen, und ſowohl den
Antherenſtaub, als auch den Saft verderben, folglich die Befruch-
tung verhindern. Ungeachtet er aber eine horizontale Stellung
hat, ſo faͤllt er doch theils wegen ſeiner Groͤſſe, theils weil er auf
einem hohen Stengel ſitzt, den Inſekten ſchon in großer Entfer-
nung in die Augen.

5. Die Blumen werden von den Bienen haͤufig beſucht, wie
auch von demjenigen Inſekt, deſſen ich bey dem Tropaeolum ge-
dacht habe. Jene fand ich an ihrem Unterleibe ganz voller Staub.
Auch naͤhren ſich Ohrwuͤrmer von den Blumen. Bey Tage hal-
ten ſie ſich zwiſchen den Randblumen und den Kelchblaͤttern ver-
borgen und ruhig. Gegen Abend kommen ſie aus ihren Schlupf-
winkeln heraus, kriechen auf die Scheibe, und freſſen die Anthe-
ren und die Griffel weg. Als ich einſtmals Abends um halb
10 Uhr mit dem Licht in der Hand nachſahe, ſo fand ich auf Ei-
nem Blumenknauf ihrer wohl zwanzig. Auch die Blumen des
Cnicus oleraceus verderben ſie auf eben die Art; wovon ich im
Oktober die Folgen ſahe. Meine Pflanzen hatten lauter tauben
Samen, der gleichwohl abflog. Nur die ſpaͤteſten Blumenknaͤufe
hatten guten Samen, vermuthlich, weil, als ſie gebluͤhet hat-
ten, es fuͤr die Ohrwuͤrmer ſchon zu kalt geweſen war. Eben ſo
bemerkte ich, daß auch meine Sonnenblumen wenig guten Samen
angeſetzt hatten. Dieſe haͤßlichen Inſekten ſind alſo den Blumen
nicht, wie die meiſten uͤbrigen, nuͤtzlich, ſondern vielmehr hoͤchſt
ſchaͤdlich.

[Spaltenumbruch]
Helianthus. Centaurea.

Solange der Blumenknauf noch Blumen hat, ſind die Keich-
ſchuppen flach ausgebreitet, damit ſich die Randblumen auch aus-
breiten, und dem Blumen[k]nauf mehr Anſehen verſchaffen koͤn-
nen. Nach vollendetem Bluͤhen aber biegen ſich dieſelben ein-
waͤrts, und beſchuͤtzen dadurch die jungen Samen vor der Naͤſſe.

Wenn Gleditſch S. 246. ſagt, daß die Bienen, außer
Wachs und Honig, auch Kuͤtt von den Blumen holen, ſo verſteht
er durch den letztern vermuthlich die kleinen Harzkuͤgelchen, welche
man auf den Spelzen antrifft, welche zwiſchen den noch nicht
aufgebluͤheten Blumen hervorragen. Sie ſind etwa ſo groß, als
ein Nadelknopf, von Farbe weiß, aber ohne Geſchmack.

Centaurea.

Centaurea Cyanus. Kornblume. Tab. XX. 47—49.
53—55. Tab. XXI.
2. 3.

Tab. XXI. 2. Eine vergroͤſſerte Zwitterblume in natuͤrli-
cher Stellung.

3. Der oberſte Theil derſelben im Durchſchnitt.

Tab. XX. 53. Derſelbe, noch ſtaͤrker vergroͤſſert.

49. Der Blumenknauf in natuͤrlicher Groͤſſe, von oben ge-
ſehen.

55. Derſelbe, nachdem die Randblumen herausgezogen
worden.

54. Der Same der Centaurea crupina, etwas vergroͤſſert.

48. Derſelbe im Durchſchnitt.

47. Derſelbe, von oben geſehen. In beiden Figuren iſt die
Saftdruͤſe punktirt.

1. Wegen der Kleinheit der Blume konnte ich die Saftdruͤſe
nicht ſehen. Es ſcheint aber mit derſelben hier eben die Bewand-
niß zu haben, wie bey dem Carduus. Dies ſchließe ich aus dem
groͤſſern Samen der Centaurea crupina, welcher eben einen ſol-
chen, obgleich weit duͤnneren, Koͤrper traͤgt, als der Same des
Carduus.

2. Der Safthalter iſt auch hier der Grund des Kronen-
ſaums.

3. Der Saft wird durch eben diejenige Einrichtung vor dem
Regen geſchuͤtzt, durch welche es bey dem Carduus geſchieht. Nur
ſind die Filamente hier nicht beynahe der ganzen Laͤnge haaricht,
ſondern ſie haben allein an Einer Stelle einen Haarbuͤſchel, Tab.
XXI. 3. Tab. XX.
53., wodurch ein haarichter Ring entſteht.
Da nun der Kronenſaum da, wo er anfaͤngt ſich zu theilen, en-
ger iſt, als weiter unten, und der haarichte Ring zunaͤchſt unter
dieſer Oeffnung ſich befindet: ſo kann kein Regentropfen zum Saft
gelangen.

4. Weil
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[[202]/0202] Helianthus. Helianthus. Centaurea. 2. Der Safthalter iſt die bauchichte, knorplichte, inwendig glatte Baſis der Krone, in welche der Saft durch die enge Roͤhre ſich begiebt. 3. 4. Der Saft wird auf folgende Art vor dem Regen be- ſchuͤtzt. Wann die Blume aufgebrochen iſt, ſo befinden ſich die noch graden Stigmate ganz innerhalb der Antherenroͤhre, und die Filamente ſind auch grade und liegen am Griffel. Nach eini- ger Zeit aber kommen die Stigmate aus der Antherenroͤhre zum Vorſchein, und kruͤmmen ſich auswaͤrts nach entgegengeſetzten Seiten. Dadurch druͤcken ſie die Antherenroͤhre herab, und die Filamente koͤnnen nun nicht mehr grade bleiben, ſondern muͤſſen ſich kruͤmmen, ſo daß ſie die roͤhrenfoͤrmige Krone beruͤhren. Auf ſolche Art machen ſie in derſelben fuͤnf Oeffnungen, welche fuͤr ei- nen Regentropfen zu klein, fuͤr den Saugeruͤſſel eines Inſekts aber groß genug ſind. Daß der am Ende des Stengels oder eines Zweiges befind- liche Blumenknauf nicht, wie in dieſer Klaſſe gewoͤhnlich iſt, aufrecht, ſondern horizontal ſteht, koͤmmt daher, daß er ſo außer- ordentlich groß iſt. Stuͤnde er aufrecht, ſo wuͤrde ſich eine große Menge Regenwaſſers auf demſelben ſammlen, und ſowohl den Antherenſtaub, als auch den Saft verderben, folglich die Befruch- tung verhindern. Ungeachtet er aber eine horizontale Stellung hat, ſo faͤllt er doch theils wegen ſeiner Groͤſſe, theils weil er auf einem hohen Stengel ſitzt, den Inſekten ſchon in großer Entfer- nung in die Augen. 5. Die Blumen werden von den Bienen haͤufig beſucht, wie auch von demjenigen Inſekt, deſſen ich bey dem Tropaeolum ge- dacht habe. Jene fand ich an ihrem Unterleibe ganz voller Staub. Auch naͤhren ſich Ohrwuͤrmer von den Blumen. Bey Tage hal- ten ſie ſich zwiſchen den Randblumen und den Kelchblaͤttern ver- borgen und ruhig. Gegen Abend kommen ſie aus ihren Schlupf- winkeln heraus, kriechen auf die Scheibe, und freſſen die Anthe- ren und die Griffel weg. Als ich einſtmals Abends um halb 10 Uhr mit dem Licht in der Hand nachſahe, ſo fand ich auf Ei- nem Blumenknauf ihrer wohl zwanzig. Auch die Blumen des Cnicus oleraceus verderben ſie auf eben die Art; wovon ich im Oktober die Folgen ſahe. Meine Pflanzen hatten lauter tauben Samen, der gleichwohl abflog. Nur die ſpaͤteſten Blumenknaͤufe hatten guten Samen, vermuthlich, weil, als ſie gebluͤhet hat- ten, es fuͤr die Ohrwuͤrmer ſchon zu kalt geweſen war. Eben ſo bemerkte ich, daß auch meine Sonnenblumen wenig guten Samen angeſetzt hatten. Dieſe haͤßlichen Inſekten ſind alſo den Blumen nicht, wie die meiſten uͤbrigen, nuͤtzlich, ſondern vielmehr hoͤchſt ſchaͤdlich. Solange der Blumenknauf noch Blumen hat, ſind die Keich- ſchuppen flach ausgebreitet, damit ſich die Randblumen auch aus- breiten, und dem Blumenknauf mehr Anſehen verſchaffen koͤn- nen. Nach vollendetem Bluͤhen aber biegen ſich dieſelben ein- waͤrts, und beſchuͤtzen dadurch die jungen Samen vor der Naͤſſe. Wenn Gleditſch S. 246. ſagt, daß die Bienen, außer Wachs und Honig, auch Kuͤtt von den Blumen holen, ſo verſteht er durch den letztern vermuthlich die kleinen Harzkuͤgelchen, welche man auf den Spelzen antrifft, welche zwiſchen den noch nicht aufgebluͤheten Blumen hervorragen. Sie ſind etwa ſo groß, als ein Nadelknopf, von Farbe weiß, aber ohne Geſchmack. Centaurea. Centaurea Cyanus. Kornblume. Tab. XX. 47—49. 53—55. Tab. XXI. 2. 3. Tab. XXI. 2. Eine vergroͤſſerte Zwitterblume in natuͤrli- cher Stellung. 3. Der oberſte Theil derſelben im Durchſchnitt. Tab. XX. 53. Derſelbe, noch ſtaͤrker vergroͤſſert. 49. Der Blumenknauf in natuͤrlicher Groͤſſe, von oben ge- ſehen. 55. Derſelbe, nachdem die Randblumen herausgezogen worden. 54. Der Same der Centaurea crupina, etwas vergroͤſſert. 48. Derſelbe im Durchſchnitt. 47. Derſelbe, von oben geſehen. In beiden Figuren iſt die Saftdruͤſe punktirt. 1. Wegen der Kleinheit der Blume konnte ich die Saftdruͤſe nicht ſehen. Es ſcheint aber mit derſelben hier eben die Bewand- niß zu haben, wie bey dem Carduus. Dies ſchließe ich aus dem groͤſſern Samen der Centaurea crupina, welcher eben einen ſol- chen, obgleich weit duͤnneren, Koͤrper traͤgt, als der Same des Carduus. 2. Der Safthalter iſt auch hier der Grund des Kronen- ſaums. 3. Der Saft wird durch eben diejenige Einrichtung vor dem Regen geſchuͤtzt, durch welche es bey dem Carduus geſchieht. Nur ſind die Filamente hier nicht beynahe der ganzen Laͤnge haaricht, ſondern ſie haben allein an Einer Stelle einen Haarbuͤſchel, Tab. XXI. 3. Tab. XX. 53., wodurch ein haarichter Ring entſteht. Da nun der Kronenſaum da, wo er anfaͤngt ſich zu theilen, en- ger iſt, als weiter unten, und der haarichte Ring zunaͤchſt unter dieſer Oeffnung ſich befindet: ſo kann kein Regentropfen zum Saft gelangen. 4. Weil

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Zitationshilfe: Sprengel, Christian Konrad: Das entdeckte Geheimniss der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen. Berlin, 1793, S. [202]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sprengel_blumen_1793/202>, abgerufen am 28.03.2024.