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Sprengel, Christian Konrad: Das entdeckte Geheimniss der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen. Berlin, 1793.

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Datura. Hyoscyamus.
setzt und grün ist. Um dieselbe herum sitzt die Kronenröhre
sehr fest.

2. Der ansehnliche Vorrath von Saft befindet sich in den
Zwischenräumen zwischen der Kronenröhre und den an dieselbe
angewachsenen Filamenten. Diese Zwischenräume sind unter-
wärts am engsten, Fig. 34., werden aber weiter hinauf allmälig
weiter, Fig. 33. Sie haben eine röhrenförmige Gestalt, weil
die Filamente hinten, wo sie an die Kronenröhre angewachsen
sind, schmäler sind, und also von einander abstehen, vorne aber
breiter sind, und einander berühren.

3. Weil die Blume eine nicht völlig aufrechte, sondern et-
was schiefe Stellung, und eine lange, und nach Verhältniß der
Länge ziemlich enge Krone hat: so ist die letztere hierdurch schon
ziemlich vor dem Regen gesichert. Wenn aber demungeachtet ei-
nige Regentropfen in die Krone hineinfallen, so können sie doch
nicht bis zum Saft dringen. Denn die Röhren, in welchen der-
selbe enthalten ist, sind so enge, daß die Regentropfen oberwärts
in der Oeffnung derselben, wo sich die Filamente von der Kro-
nenröhre trennen, stehen bleiben müssen. Damit auch in die
mittelste Röhre, welche die Filamente mit ihrer inneren Seite
bilden, Fig. 33. 34., kein Regentropfen komme, oder, wenn er
in den obersten Theil derselben gekommen ist, nicht weiter dringe,
so ist diese innere Seite der Filamente mit kurzen in die Höhe ge-
richteten Haaren besetzt, Fig. 31.

4. Die Blume ist, wenigstens hauptsächlich, für Nachtin-
sekten bestimmt. Denn sie bricht mehrentheils gegen Abend auf,
und noch Abends um zehn Uhr fand ich die Krone geöffnet. Des-
wegen ist die Krone sehr groß, weiß, und ohne Saftmaal, und
die Blume hat einen Geruch, welcher aber abscheulich ist, und
welchen ich des Abends bey frisch aufgebrochnen Blumen stark,
schwächer aber am Tage bey solchen gefunden habe, welche schon
Eine Nacht geblühet hatten.

5. Ich habe Blumenkäfer und schwarze Blasenfüße in den
Blumen angetroffen. In einer Blume fand ich des Abends eine
Spinne in einer solchen Stellung, aus welcher sich schließen ließ,
daß sie darauf laurete, daß ein Insekt die Blume besuchen sollte,
um sich desselben zu bemächtigen.

Hyoscyamus.

Hyoscyamus Scopolia. Tab. VIII. 35--38.

35. Die etwas vergrösserte Blume in natürlicher Stellung.

36. 37. Der Fruchtknoten. Die (punktirte) Saftdrüse.

38. Die aufgeschnittene und flach ausgebreitete Kronenröhre,
nebst dem untersten Theil der Filamente.

[Spaltenumbruch]
Hyoscyamus.

1. Die Saftdrüse ist der unterste glatte und gelbe Theil des
Fruchtknotens, dessen oberster Theil grün ist.

2. Der Saft ist zwischen der Saftdrüse und der kurzen Kro-
nenröhre, welche jene umgiebt, befindlich. Häuft er sich an, so
tritt er in die fünf Oeffnungen oder Löcher zwischen den Filamen-
ten, wo man ihn, wenn man in die gegen das Sonnenlicht ge-
haltene Krone hineinsieht, in der Gestalt von fünf Tropfen
erblickt.

3. Der Saft kann schlechterdings vom Regen nicht verdor-
ben werden. Denn 1) die Blume hängt herab, und hat eine
lange glockenförmige und ganze Krone. 2) Da die Filamente sich
an den Griffel schmiegen, und an der Basis mit weichen Haaren
besetzt sind, auch die Kronenröhre unter dem Safthalter mit der-
gleichen Haaren überzogen ist: so entstehen dadurch fünf mit wei-
chen Haaren meist verschloßne Oeffnungen, durch welche zwar
ein Insekt, aber keinesweges ein Regentropfen hindurchdringen
kann.

4. Die Krone ist auswendig dunkelroth, und mit gelblichen
Streifen geziert, inwendig aber ocherfarben. Also ist ihre ganze
innere Seite das Saftmaal.

Hyoscyamus niger. Bilsenkraut. Tab. VIII.
39--43. Tab. IX.
1--3.

Tab. VIII. 39. Der vergrösserte Fruchtknoten, dessen un-
terster (punktirter) Theil die Saftdrüse ist.

40. Die Samenkapsel in natürlicher Grösse.

41. Die Filamente in natürlicher Stellung.

42. Dieselben, nachdem die Krone aufgeschnitten und flach
ausgebreitet worden.

43. Die Blume in natürlicher Stellung und Grösse.

Tab. IX. 1. Die innere Seite eines Theils der Krone.

2. Die Blume, wenn man in dieselbe hineinsieht. Im
Grunde der Krone das Saftmaal.

3. Drey etwas vergrösserte Samenkapseln in natürlicher
Stellung. Die oberste mit unversehrtem Kelch; die beiden un-
tersten, nachdem vom Kelch vorne ein Stück weggeschnitten wor-
den. Auf der mittelsten sieht man den Deckel, auf der untersten,
welche den Deckel schon aus dem Kelch hinausgeworfen hat, die
obersten Samenkörner.

1. Die Saftdrüse ist die unterste Hälfte des Fruchtknotens,
welche etwas gelblicher ist, als die oberste. Aus jener wird zu-
letzt die Kapsel, aus dieser derselben Deckel.

2. Der Safthalter ist die glatte Kronenröhre.

3. 1) Die Blume hält das Mittel zwischen horizontalen und
grade herabhangenden Blumen, ist also zu den ersteren zu rech-
nen, und daher irregulär, da im Gegentheil die vorhergehende,

[Spaltenumbruch]

Datura. Hyoſcyamus.
ſetzt und gruͤn iſt. Um dieſelbe herum ſitzt die Kronenroͤhre
ſehr feſt.

2. Der anſehnliche Vorrath von Saft befindet ſich in den
Zwiſchenraͤumen zwiſchen der Kronenroͤhre und den an dieſelbe
angewachſenen Filamenten. Dieſe Zwiſchenraͤume ſind unter-
waͤrts am engſten, Fig. 34., werden aber weiter hinauf allmaͤlig
weiter, Fig. 33. Sie haben eine roͤhrenfoͤrmige Geſtalt, weil
die Filamente hinten, wo ſie an die Kronenroͤhre angewachſen
ſind, ſchmaͤler ſind, und alſo von einander abſtehen, vorne aber
breiter ſind, und einander beruͤhren.

3. Weil die Blume eine nicht voͤllig aufrechte, ſondern et-
was ſchiefe Stellung, und eine lange, und nach Verhaͤltniß der
Laͤnge ziemlich enge Krone hat: ſo iſt die letztere hierdurch ſchon
ziemlich vor dem Regen geſichert. Wenn aber demungeachtet ei-
nige Regentropfen in die Krone hineinfallen, ſo koͤnnen ſie doch
nicht bis zum Saft dringen. Denn die Roͤhren, in welchen der-
ſelbe enthalten iſt, ſind ſo enge, daß die Regentropfen oberwaͤrts
in der Oeffnung derſelben, wo ſich die Filamente von der Kro-
nenroͤhre trennen, ſtehen bleiben muͤſſen. Damit auch in die
mittelſte Roͤhre, welche die Filamente mit ihrer inneren Seite
bilden, Fig. 33. 34., kein Regentropfen komme, oder, wenn er
in den oberſten Theil derſelben gekommen iſt, nicht weiter dringe,
ſo iſt dieſe innere Seite der Filamente mit kurzen in die Hoͤhe ge-
richteten Haaren beſetzt, Fig. 31.

4. Die Blume iſt, wenigſtens hauptſaͤchlich, fuͤr Nachtin-
ſekten beſtimmt. Denn ſie bricht mehrentheils gegen Abend auf,
und noch Abends um zehn Uhr fand ich die Krone geoͤffnet. Des-
wegen iſt die Krone ſehr groß, weiß, und ohne Saftmaal, und
die Blume hat einen Geruch, welcher aber abſcheulich iſt, und
welchen ich des Abends bey friſch aufgebrochnen Blumen ſtark,
ſchwaͤcher aber am Tage bey ſolchen gefunden habe, welche ſchon
Eine Nacht gebluͤhet hatten.

5. Ich habe Blumenkaͤfer und ſchwarze Blaſenfuͤße in den
Blumen angetroffen. In einer Blume fand ich des Abends eine
Spinne in einer ſolchen Stellung, aus welcher ſich ſchließen ließ,
daß ſie darauf laurete, daß ein Inſekt die Blume beſuchen ſollte,
um ſich deſſelben zu bemaͤchtigen.

Hyoſcyamus.

Hyoſcyamus Scopolia. Tab. VIII. 35—38.

35. Die etwas vergroͤſſerte Blume in natuͤrlicher Stellung.

36. 37. Der Fruchtknoten. Die (punktirte) Saftdruͤſe.

38. Die aufgeſchnittene und flach ausgebreitete Kronenroͤhre,
nebſt dem unterſten Theil der Filamente.

[Spaltenumbruch]
Hyoſcyamus.

1. Die Saftdruͤſe iſt der unterſte glatte und gelbe Theil des
Fruchtknotens, deſſen oberſter Theil gruͤn iſt.

2. Der Saft iſt zwiſchen der Saftdruͤſe und der kurzen Kro-
nenroͤhre, welche jene umgiebt, befindlich. Haͤuft er ſich an, ſo
tritt er in die fuͤnf Oeffnungen oder Loͤcher zwiſchen den Filamen-
ten, wo man ihn, wenn man in die gegen das Sonnenlicht ge-
haltene Krone hineinſieht, in der Geſtalt von fuͤnf Tropfen
erblickt.

3. Der Saft kann ſchlechterdings vom Regen nicht verdor-
ben werden. Denn 1) die Blume haͤngt herab, und hat eine
lange glockenfoͤrmige und ganze Krone. 2) Da die Filamente ſich
an den Griffel ſchmiegen, und an der Baſis mit weichen Haaren
beſetzt ſind, auch die Kronenroͤhre unter dem Safthalter mit der-
gleichen Haaren uͤberzogen iſt: ſo entſtehen dadurch fuͤnf mit wei-
chen Haaren meiſt verſchloßne Oeffnungen, durch welche zwar
ein Inſekt, aber keinesweges ein Regentropfen hindurchdringen
kann.

4. Die Krone iſt auswendig dunkelroth, und mit gelblichen
Streifen geziert, inwendig aber ocherfarben. Alſo iſt ihre ganze
innere Seite das Saftmaal.

Hyoſcyamus niger. Bilſenkraut. Tab. VIII.
39—43. Tab. IX.
1—3.

Tab. VIII. 39. Der vergroͤſſerte Fruchtknoten, deſſen un-
terſter (punktirter) Theil die Saftdruͤſe iſt.

40. Die Samenkapſel in natuͤrlicher Groͤſſe.

41. Die Filamente in natuͤrlicher Stellung.

42. Dieſelben, nachdem die Krone aufgeſchnitten und flach
ausgebreitet worden.

43. Die Blume in natuͤrlicher Stellung und Groͤſſe.

Tab. IX. 1. Die innere Seite eines Theils der Krone.

2. Die Blume, wenn man in dieſelbe hineinſieht. Im
Grunde der Krone das Saftmaal.

3. Drey etwas vergroͤſſerte Samenkapſeln in natuͤrlicher
Stellung. Die oberſte mit unverſehrtem Kelch; die beiden un-
terſten, nachdem vom Kelch vorne ein Stuͤck weggeſchnitten wor-
den. Auf der mittelſten ſieht man den Deckel, auf der unterſten,
welche den Deckel ſchon aus dem Kelch hinausgeworfen hat, die
oberſten Samenkoͤrner.

1. Die Saftdruͤſe iſt die unterſte Haͤlfte des Fruchtknotens,
welche etwas gelblicher iſt, als die oberſte. Aus jener wird zu-
letzt die Kapſel, aus dieſer derſelben Deckel.

2. Der Safthalter iſt die glatte Kronenroͤhre.

3. 1) Die Blume haͤlt das Mittel zwiſchen horizontalen und
grade herabhangenden Blumen, iſt alſo zu den erſteren zu rech-
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[[74]/0074] Datura. Hyoſcyamus. Hyoſcyamus. ſetzt und gruͤn iſt. Um dieſelbe herum ſitzt die Kronenroͤhre ſehr feſt. 2. Der anſehnliche Vorrath von Saft befindet ſich in den Zwiſchenraͤumen zwiſchen der Kronenroͤhre und den an dieſelbe angewachſenen Filamenten. Dieſe Zwiſchenraͤume ſind unter- waͤrts am engſten, Fig. 34., werden aber weiter hinauf allmaͤlig weiter, Fig. 33. Sie haben eine roͤhrenfoͤrmige Geſtalt, weil die Filamente hinten, wo ſie an die Kronenroͤhre angewachſen ſind, ſchmaͤler ſind, und alſo von einander abſtehen, vorne aber breiter ſind, und einander beruͤhren. 3. Weil die Blume eine nicht voͤllig aufrechte, ſondern et- was ſchiefe Stellung, und eine lange, und nach Verhaͤltniß der Laͤnge ziemlich enge Krone hat: ſo iſt die letztere hierdurch ſchon ziemlich vor dem Regen geſichert. Wenn aber demungeachtet ei- nige Regentropfen in die Krone hineinfallen, ſo koͤnnen ſie doch nicht bis zum Saft dringen. Denn die Roͤhren, in welchen der- ſelbe enthalten iſt, ſind ſo enge, daß die Regentropfen oberwaͤrts in der Oeffnung derſelben, wo ſich die Filamente von der Kro- nenroͤhre trennen, ſtehen bleiben muͤſſen. Damit auch in die mittelſte Roͤhre, welche die Filamente mit ihrer inneren Seite bilden, Fig. 33. 34., kein Regentropfen komme, oder, wenn er in den oberſten Theil derſelben gekommen iſt, nicht weiter dringe, ſo iſt dieſe innere Seite der Filamente mit kurzen in die Hoͤhe ge- richteten Haaren beſetzt, Fig. 31. 4. Die Blume iſt, wenigſtens hauptſaͤchlich, fuͤr Nachtin- ſekten beſtimmt. Denn ſie bricht mehrentheils gegen Abend auf, und noch Abends um zehn Uhr fand ich die Krone geoͤffnet. Des- wegen iſt die Krone ſehr groß, weiß, und ohne Saftmaal, und die Blume hat einen Geruch, welcher aber abſcheulich iſt, und welchen ich des Abends bey friſch aufgebrochnen Blumen ſtark, ſchwaͤcher aber am Tage bey ſolchen gefunden habe, welche ſchon Eine Nacht gebluͤhet hatten. 5. Ich habe Blumenkaͤfer und ſchwarze Blaſenfuͤße in den Blumen angetroffen. In einer Blume fand ich des Abends eine Spinne in einer ſolchen Stellung, aus welcher ſich ſchließen ließ, daß ſie darauf laurete, daß ein Inſekt die Blume beſuchen ſollte, um ſich deſſelben zu bemaͤchtigen. Hyoſcyamus. Hyoſcyamus Scopolia. Tab. VIII. 35—38. 35. Die etwas vergroͤſſerte Blume in natuͤrlicher Stellung. 36. 37. Der Fruchtknoten. Die (punktirte) Saftdruͤſe. 38. Die aufgeſchnittene und flach ausgebreitete Kronenroͤhre, nebſt dem unterſten Theil der Filamente. 1. Die Saftdruͤſe iſt der unterſte glatte und gelbe Theil des Fruchtknotens, deſſen oberſter Theil gruͤn iſt. 2. Der Saft iſt zwiſchen der Saftdruͤſe und der kurzen Kro- nenroͤhre, welche jene umgiebt, befindlich. Haͤuft er ſich an, ſo tritt er in die fuͤnf Oeffnungen oder Loͤcher zwiſchen den Filamen- ten, wo man ihn, wenn man in die gegen das Sonnenlicht ge- haltene Krone hineinſieht, in der Geſtalt von fuͤnf Tropfen erblickt. 3. Der Saft kann ſchlechterdings vom Regen nicht verdor- ben werden. Denn 1) die Blume haͤngt herab, und hat eine lange glockenfoͤrmige und ganze Krone. 2) Da die Filamente ſich an den Griffel ſchmiegen, und an der Baſis mit weichen Haaren beſetzt ſind, auch die Kronenroͤhre unter dem Safthalter mit der- gleichen Haaren uͤberzogen iſt: ſo entſtehen dadurch fuͤnf mit wei- chen Haaren meiſt verſchloßne Oeffnungen, durch welche zwar ein Inſekt, aber keinesweges ein Regentropfen hindurchdringen kann. 4. Die Krone iſt auswendig dunkelroth, und mit gelblichen Streifen geziert, inwendig aber ocherfarben. Alſo iſt ihre ganze innere Seite das Saftmaal. Hyoſcyamus niger. Bilſenkraut. Tab. VIII. 39—43. Tab. IX. 1—3. Tab. VIII. 39. Der vergroͤſſerte Fruchtknoten, deſſen un- terſter (punktirter) Theil die Saftdruͤſe iſt. 40. Die Samenkapſel in natuͤrlicher Groͤſſe. 41. Die Filamente in natuͤrlicher Stellung. 42. Dieſelben, nachdem die Krone aufgeſchnitten und flach ausgebreitet worden. 43. Die Blume in natuͤrlicher Stellung und Groͤſſe. Tab. IX. 1. Die innere Seite eines Theils der Krone. 2. Die Blume, wenn man in dieſelbe hineinſieht. Im Grunde der Krone das Saftmaal. 3. Drey etwas vergroͤſſerte Samenkapſeln in natuͤrlicher Stellung. Die oberſte mit unverſehrtem Kelch; die beiden un- terſten, nachdem vom Kelch vorne ein Stuͤck weggeſchnitten wor- den. Auf der mittelſten ſieht man den Deckel, auf der unterſten, welche den Deckel ſchon aus dem Kelch hinausgeworfen hat, die oberſten Samenkoͤrner. 1. Die Saftdruͤſe iſt die unterſte Haͤlfte des Fruchtknotens, welche etwas gelblicher iſt, als die oberſte. Aus jener wird zu- letzt die Kapſel, aus dieſer derſelben Deckel. 2. Der Safthalter iſt die glatte Kronenroͤhre. 3. 1) Die Blume haͤlt das Mittel zwiſchen horizontalen und grade herabhangenden Blumen, iſt alſo zu den erſteren zu rech- nen, und daher irregulaͤr, da im Gegentheil die vorhergehende,

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Zitationshilfe: Sprengel, Christian Konrad: Das entdeckte Geheimniss der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen. Berlin, 1793, S. [74]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sprengel_blumen_1793/74>, abgerufen am 19.04.2024.