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Sprengel, Christian Konrad: Das entdeckte Geheimniss der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen. Berlin, 1793.

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Ribes.
besser von der Seite, als von unten in die Augen fällt, welches
hauptsächlich daher kömmt, daß bey dieser die Einschnitte des
Kelchs flach, bey jener aber umgebogen sind. (Die 23. Figur ist
nach einer alten Blume gezeichnet, welche anfing sich wieder zu
schließen. Wären die Einschnitte des Kelchs noch eben so sehr
zurückgebogen, als in der 24. Figur, so würde die Blume noch
kleiner und unansehnlicher erscheinen.) Die Ursache dieser ver-
schiedenen Einrichtung ist leicht einzusehen. Jene ist einzeln, und
hängt herab, oder einige entstehen aus Einem Auge, und hangen
jede für sich an einem eigenen Stiel. Soll sie nun von weitem
bemerkt werden können, so muß sie von allen Seiten sich am an-
sehnlichsten zeigen. Wären die Einschnitte des Kelchs flach, und
stünden sie also horizontal, so würde die Blume von unten gese-
hen am besten in die Augen fallen. Dies würde nicht zweckwidrig
seyn, wenn sie sich an einem hohen Baum befände, wie denn die
Blume der Linde bey gleicher Stellung eine solche Gestalt hat.
Alsdenn würde sie von den unter und neben der Krone des Baums
in geringerer oder grösserer Entfernung umherfliegenden Insekten
leicht bemerkt werden. Nun aber sitzt die Blume an einem nie-
drigen Strauch, unter welchem nicht, sondern um welchen und
über welchem die Insekten umherfliegen. Folglich mußte sie so
gebauet seyn, daß sie besser von allen Seiten, als von unten,
in die Augen fiele. Die Blumen des Johannisbeerenstrauchs
hingegen stehen nicht einzeln, sondern bilden eine herabhangende
Traube. Weil nun diese von irgend einer Seite gesehen besser,
als von unten gesehen, in die Augen fällt; weswegen auch eine
jede einzelne Blume nicht herabhängt, sondern eine horizontale
Stellung hat: so mußte auch eine jede Blume für sich von vorne
gesehen am ansehnlichsten erscheinen. Man stelle sich die Sache
umgekehrt vor, und denke sich an dem Blumenstiel des Stachel-
beerenstrauchs die Blume des Johannisbeerenstrauchs, und an
der Traube des letzteren die Blumen des ersteren: so erscheint die
erstere den Insekten in der in Fig. 28. abgebildeten Gestalt, wenn
man nemlich die linke Seite der Kupfertafel zur Grundseite macht,
und die letzteren in der in Fig. 23. abgebildeten Gestalt. Beide
Blumen würden also den Insekten nicht so stark in die Augen
fallen, als bey der von der Natur gemachten Einrichtung ge-
schieht.

Ribes nigrum. Aalbeerenstrauch. Tab. IX. 33--35.

34. Die vergrösserte Blume in natürlicher Stellung.

33. Dieselbe im doppelten Durchschnitt. Die (punktirte)
Saftdrüse.

35. Dieselbe, von unten gesehen. In allen drey Figu-
ren ist die innere Seite des Kelchs punktirt, weil sie ge-
färbt ist.

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Ribes. Thesium. Cerbera.

Die Saftdrüse ist hier ansehnlicher. Sie ist grün, und
fällt ein wenig ins Gelbe. Die Kronenblätter sind grösser, nei-
gen sich auch mehr gegen einander, als bey der ersten Art. Sie
verschließen also nebst den Filamenten die Oeffnung des Kelchs
hinlänglich, und der Griffel und der Kelch können daher die
Haare entbehren, welche bey der ersten Art nöthig sind.

Die Einschnitte des Kelchs sind bey allen drey Arten theils
weit grösser, theils auf der inneren, in die Augen fallenden Seite
ansehnlicher gefärbt, als die Kronenblätter, welche weißlich,
oder gelblichgrün sind. Nun haben die Saftblumen deswegen
eine Krone, damit sie durch dieselbe sich den Insekten bemerkbar
machen. Da aber dieses bey dieser Gattung weit mehr durch die
Einschnitte des Kelchs, als durch die von Linne so genannten
Kronenblätter geschieht: so sind jene, nicht aber diese für die ei-
gentliche Krone zu halten. Diese dienen bloß dazu, den Saft
vor dem Regen zu schützen. Einen Kelch, welcher, wie bey die-
ser Gattung, auf seiner inneren Seite gefärbt ist, und die Stelle
der Krone vertritt, könnte man einen Kronenkelch (Calyx co-
rollaceus),
so wie im Gegentheil eine Krone, welche, bevor die
Blume zu blühen anfängt, die Stelle des Kelchs vertritt, nach-
her aber auf beiden Seiten gefärbt ist, als bey der Tulpe, eine
Kelchkrone (Corolla calycina) nennen.

Thesium.

Thesium linophyllum. Tab. XXII. 8. 17. 42.

8. Die vergrösserte Blume, von oben gesehen.

17. Dieselbe in natürlicher Stellung im Durchschnitt.

42. Das Insekt, welches die Blume besucht.

1. 2. Die Saftdrüse und zugleich der Safthalter ist der
Grund des Kelchs.

3. Die Filamente sind, da die Blume sehr klein ist, im
Stande, die Regentropfen, welche auf die Einschnitte des Kelchs
gefallen sind, abzuhalten, in den Safthalter zu dringen.

5. Die Blume wird von einer Fliege mit halb schwarzen und
undurchsichtigen und halb durchsichtigen Flügeln (Bibio Morio)
besucht. Ich bemerkte, daß dieselbe bloß diese Blume aufsuchte,
hingegen die Asclepias Vincetoxicum, welche neben jener blühete,
nicht einmal zu bemerken schien.

Cerbera.

Cerbera Theuetia. Jacqu. Amer. p. 49. Der Herr
Verfasser sagt: Nectarium quinquedentatum, stellatum, la-
nuginosum, conniuendo os tubi claudens.
Dieser Theil ist
aber keinesweges die Saftdrüse. Denn wenn eine Blume eine
Röhre hat, so ist die Saftdrüse jederzeit im Grunde dieser Röhre,

J 2

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Ribes.
beſſer von der Seite, als von unten in die Augen faͤllt, welches
hauptſaͤchlich daher koͤmmt, daß bey dieſer die Einſchnitte des
Kelchs flach, bey jener aber umgebogen ſind. (Die 23. Figur iſt
nach einer alten Blume gezeichnet, welche anfing ſich wieder zu
ſchließen. Waͤren die Einſchnitte des Kelchs noch eben ſo ſehr
zuruͤckgebogen, als in der 24. Figur, ſo wuͤrde die Blume noch
kleiner und unanſehnlicher erſcheinen.) Die Urſache dieſer ver-
ſchiedenen Einrichtung iſt leicht einzuſehen. Jene iſt einzeln, und
haͤngt herab, oder einige entſtehen aus Einem Auge, und hangen
jede fuͤr ſich an einem eigenen Stiel. Soll ſie nun von weitem
bemerkt werden koͤnnen, ſo muß ſie von allen Seiten ſich am an-
ſehnlichſten zeigen. Waͤren die Einſchnitte des Kelchs flach, und
ſtuͤnden ſie alſo horizontal, ſo wuͤrde die Blume von unten geſe-
hen am beſten in die Augen fallen. Dies wuͤrde nicht zweckwidrig
ſeyn, wenn ſie ſich an einem hohen Baum befaͤnde, wie denn die
Blume der Linde bey gleicher Stellung eine ſolche Geſtalt hat.
Alsdenn wuͤrde ſie von den unter und neben der Krone des Baums
in geringerer oder groͤſſerer Entfernung umherfliegenden Inſekten
leicht bemerkt werden. Nun aber ſitzt die Blume an einem nie-
drigen Strauch, unter welchem nicht, ſondern um welchen und
uͤber welchem die Inſekten umherfliegen. Folglich mußte ſie ſo
gebauet ſeyn, daß ſie beſſer von allen Seiten, als von unten,
in die Augen fiele. Die Blumen des Johannisbeerenſtrauchs
hingegen ſtehen nicht einzeln, ſondern bilden eine herabhangende
Traube. Weil nun dieſe von irgend einer Seite geſehen beſſer,
als von unten geſehen, in die Augen faͤllt; weswegen auch eine
jede einzelne Blume nicht herabhaͤngt, ſondern eine horizontale
Stellung hat: ſo mußte auch eine jede Blume fuͤr ſich von vorne
geſehen am anſehnlichſten erſcheinen. Man ſtelle ſich die Sache
umgekehrt vor, und denke ſich an dem Blumenſtiel des Stachel-
beerenſtrauchs die Blume des Johannisbeerenſtrauchs, und an
der Traube des letzteren die Blumen des erſteren: ſo erſcheint die
erſtere den Inſekten in der in Fig. 28. abgebildeten Geſtalt, wenn
man nemlich die linke Seite der Kupfertafel zur Grundſeite macht,
und die letzteren in der in Fig. 23. abgebildeten Geſtalt. Beide
Blumen wuͤrden alſo den Inſekten nicht ſo ſtark in die Augen
fallen, als bey der von der Natur gemachten Einrichtung ge-
ſchieht.

Ribes nigrum. Aalbeerenſtrauch. Tab. IX. 33—35.

34. Die vergroͤſſerte Blume in natuͤrlicher Stellung.

33. Dieſelbe im doppelten Durchſchnitt. Die (punktirte)
Saftdruͤſe.

35. Dieſelbe, von unten geſehen. In allen drey Figu-
ren iſt die innere Seite des Kelchs punktirt, weil ſie ge-
faͤrbt iſt.

[Spaltenumbruch]
Ribes. Theſium. Cerbera.

Die Saftdruͤſe iſt hier anſehnlicher. Sie iſt gruͤn, und
faͤllt ein wenig ins Gelbe. Die Kronenblaͤtter ſind groͤſſer, nei-
gen ſich auch mehr gegen einander, als bey der erſten Art. Sie
verſchließen alſo nebſt den Filamenten die Oeffnung des Kelchs
hinlaͤnglich, und der Griffel und der Kelch koͤnnen daher die
Haare entbehren, welche bey der erſten Art noͤthig ſind.

Die Einſchnitte des Kelchs ſind bey allen drey Arten theils
weit groͤſſer, theils auf der inneren, in die Augen fallenden Seite
anſehnlicher gefaͤrbt, als die Kronenblaͤtter, welche weißlich,
oder gelblichgruͤn ſind. Nun haben die Saftblumen deswegen
eine Krone, damit ſie durch dieſelbe ſich den Inſekten bemerkbar
machen. Da aber dieſes bey dieſer Gattung weit mehr durch die
Einſchnitte des Kelchs, als durch die von Linné ſo genannten
Kronenblaͤtter geſchieht: ſo ſind jene, nicht aber dieſe fuͤr die ei-
gentliche Krone zu halten. Dieſe dienen bloß dazu, den Saft
vor dem Regen zu ſchuͤtzen. Einen Kelch, welcher, wie bey die-
ſer Gattung, auf ſeiner inneren Seite gefaͤrbt iſt, und die Stelle
der Krone vertritt, koͤnnte man einen Kronenkelch (Calyx co-
rollaceus),
ſo wie im Gegentheil eine Krone, welche, bevor die
Blume zu bluͤhen anfaͤngt, die Stelle des Kelchs vertritt, nach-
her aber auf beiden Seiten gefaͤrbt iſt, als bey der Tulpe, eine
Kelchkrone (Corolla calycina) nennen.

Theſium.

Theſium linophyllum. Tab. XXII. 8. 17. 42.

8. Die vergroͤſſerte Blume, von oben geſehen.

17. Dieſelbe in natuͤrlicher Stellung im Durchſchnitt.

42. Das Inſekt, welches die Blume beſucht.

1. 2. Die Saftdruͤſe und zugleich der Safthalter iſt der
Grund des Kelchs.

3. Die Filamente ſind, da die Blume ſehr klein iſt, im
Stande, die Regentropfen, welche auf die Einſchnitte des Kelchs
gefallen ſind, abzuhalten, in den Safthalter zu dringen.

5. Die Blume wird von einer Fliege mit halb ſchwarzen und
undurchſichtigen und halb durchſichtigen Fluͤgeln (Bibio Morio)
beſucht. Ich bemerkte, daß dieſelbe bloß dieſe Blume aufſuchte,
hingegen die Aſclepias Vincetoxicum, welche neben jener bluͤhete,
nicht einmal zu bemerken ſchien.

Cerbera.

Cerbera Theuetia. Jacqu. Amer. p. 49. Der Herr
Verfaſſer ſagt: Nectarium quinquedentatum, ſtellatum, la-
nuginoſum, conniuendo os tubi claudens.
Dieſer Theil iſt
aber keinesweges die Saftdruͤſe. Denn wenn eine Blume eine
Roͤhre hat, ſo iſt die Saftdruͤſe jederzeit im Grunde dieſer Roͤhre,

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[[79]/0079] Ribes. Ribes. Theſium. Cerbera. beſſer von der Seite, als von unten in die Augen faͤllt, welches hauptſaͤchlich daher koͤmmt, daß bey dieſer die Einſchnitte des Kelchs flach, bey jener aber umgebogen ſind. (Die 23. Figur iſt nach einer alten Blume gezeichnet, welche anfing ſich wieder zu ſchließen. Waͤren die Einſchnitte des Kelchs noch eben ſo ſehr zuruͤckgebogen, als in der 24. Figur, ſo wuͤrde die Blume noch kleiner und unanſehnlicher erſcheinen.) Die Urſache dieſer ver- ſchiedenen Einrichtung iſt leicht einzuſehen. Jene iſt einzeln, und haͤngt herab, oder einige entſtehen aus Einem Auge, und hangen jede fuͤr ſich an einem eigenen Stiel. Soll ſie nun von weitem bemerkt werden koͤnnen, ſo muß ſie von allen Seiten ſich am an- ſehnlichſten zeigen. Waͤren die Einſchnitte des Kelchs flach, und ſtuͤnden ſie alſo horizontal, ſo wuͤrde die Blume von unten geſe- hen am beſten in die Augen fallen. Dies wuͤrde nicht zweckwidrig ſeyn, wenn ſie ſich an einem hohen Baum befaͤnde, wie denn die Blume der Linde bey gleicher Stellung eine ſolche Geſtalt hat. Alsdenn wuͤrde ſie von den unter und neben der Krone des Baums in geringerer oder groͤſſerer Entfernung umherfliegenden Inſekten leicht bemerkt werden. Nun aber ſitzt die Blume an einem nie- drigen Strauch, unter welchem nicht, ſondern um welchen und uͤber welchem die Inſekten umherfliegen. Folglich mußte ſie ſo gebauet ſeyn, daß ſie beſſer von allen Seiten, als von unten, in die Augen fiele. Die Blumen des Johannisbeerenſtrauchs hingegen ſtehen nicht einzeln, ſondern bilden eine herabhangende Traube. Weil nun dieſe von irgend einer Seite geſehen beſſer, als von unten geſehen, in die Augen faͤllt; weswegen auch eine jede einzelne Blume nicht herabhaͤngt, ſondern eine horizontale Stellung hat: ſo mußte auch eine jede Blume fuͤr ſich von vorne geſehen am anſehnlichſten erſcheinen. Man ſtelle ſich die Sache umgekehrt vor, und denke ſich an dem Blumenſtiel des Stachel- beerenſtrauchs die Blume des Johannisbeerenſtrauchs, und an der Traube des letzteren die Blumen des erſteren: ſo erſcheint die erſtere den Inſekten in der in Fig. 28. abgebildeten Geſtalt, wenn man nemlich die linke Seite der Kupfertafel zur Grundſeite macht, und die letzteren in der in Fig. 23. abgebildeten Geſtalt. Beide Blumen wuͤrden alſo den Inſekten nicht ſo ſtark in die Augen fallen, als bey der von der Natur gemachten Einrichtung ge- ſchieht. Ribes nigrum. Aalbeerenſtrauch. Tab. IX. 33—35. 34. Die vergroͤſſerte Blume in natuͤrlicher Stellung. 33. Dieſelbe im doppelten Durchſchnitt. Die (punktirte) Saftdruͤſe. 35. Dieſelbe, von unten geſehen. In allen drey Figu- ren iſt die innere Seite des Kelchs punktirt, weil ſie ge- faͤrbt iſt. Die Saftdruͤſe iſt hier anſehnlicher. Sie iſt gruͤn, und faͤllt ein wenig ins Gelbe. Die Kronenblaͤtter ſind groͤſſer, nei- gen ſich auch mehr gegen einander, als bey der erſten Art. Sie verſchließen alſo nebſt den Filamenten die Oeffnung des Kelchs hinlaͤnglich, und der Griffel und der Kelch koͤnnen daher die Haare entbehren, welche bey der erſten Art noͤthig ſind. Die Einſchnitte des Kelchs ſind bey allen drey Arten theils weit groͤſſer, theils auf der inneren, in die Augen fallenden Seite anſehnlicher gefaͤrbt, als die Kronenblaͤtter, welche weißlich, oder gelblichgruͤn ſind. Nun haben die Saftblumen deswegen eine Krone, damit ſie durch dieſelbe ſich den Inſekten bemerkbar machen. Da aber dieſes bey dieſer Gattung weit mehr durch die Einſchnitte des Kelchs, als durch die von Linné ſo genannten Kronenblaͤtter geſchieht: ſo ſind jene, nicht aber dieſe fuͤr die ei- gentliche Krone zu halten. Dieſe dienen bloß dazu, den Saft vor dem Regen zu ſchuͤtzen. Einen Kelch, welcher, wie bey die- ſer Gattung, auf ſeiner inneren Seite gefaͤrbt iſt, und die Stelle der Krone vertritt, koͤnnte man einen Kronenkelch (Calyx co- rollaceus), ſo wie im Gegentheil eine Krone, welche, bevor die Blume zu bluͤhen anfaͤngt, die Stelle des Kelchs vertritt, nach- her aber auf beiden Seiten gefaͤrbt iſt, als bey der Tulpe, eine Kelchkrone (Corolla calycina) nennen. Theſium. Theſium linophyllum. Tab. XXII. 8. 17. 42. 8. Die vergroͤſſerte Blume, von oben geſehen. 17. Dieſelbe in natuͤrlicher Stellung im Durchſchnitt. 42. Das Inſekt, welches die Blume beſucht. 1. 2. Die Saftdruͤſe und zugleich der Safthalter iſt der Grund des Kelchs. 3. Die Filamente ſind, da die Blume ſehr klein iſt, im Stande, die Regentropfen, welche auf die Einſchnitte des Kelchs gefallen ſind, abzuhalten, in den Safthalter zu dringen. 5. Die Blume wird von einer Fliege mit halb ſchwarzen und undurchſichtigen und halb durchſichtigen Fluͤgeln (Bibio Morio) beſucht. Ich bemerkte, daß dieſelbe bloß dieſe Blume aufſuchte, hingegen die Aſclepias Vincetoxicum, welche neben jener bluͤhete, nicht einmal zu bemerken ſchien. Cerbera. Cerbera Theuetia. Jacqu. Amer. p. 49. Der Herr Verfaſſer ſagt: Nectarium quinquedentatum, ſtellatum, la- nuginoſum, conniuendo os tubi claudens. Dieſer Theil iſt aber keinesweges die Saftdruͤſe. Denn wenn eine Blume eine Roͤhre hat, ſo iſt die Saftdruͤſe jederzeit im Grunde dieſer Roͤhre, J 2

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Zitationshilfe: Sprengel, Christian Konrad: Das entdeckte Geheimniss der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen. Berlin, 1793, S. [79]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sprengel_blumen_1793/79>, abgerufen am 29.03.2024.