Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre. Gotha, 1880.

Bild:
<< vorherige Seite
Capitel I II.
Auf der Weide.


Heidi erwachte am frühen Morgen an einem lauten
Pfiff, und als es die Augen aufschlug, kam ein goldner
Schein durch das runde Loch hereingeflossen auf sein Lager
und auf das Heu daneben, daß Alles golden leuchtete rings¬
herum. Heidi schaute erstaunt um sich und wußte durchaus
nicht, wo es war. Aber nun hörte es draußen des Gro߬
vaters tiefe Stimme, und jetzt kam ihm Alles in den Sinn,
woher es gekommen war, und daß es nun auf der Alm
beim Großvater sei, nicht mehr bei der alten Ursel, die
fast Nichts mehr hörte und meistens fror, so daß sie immer
am Küchenfeuer oder am Stubenofen gesessen hatte, wo
dann auch Heidi hatte verweilen müssen oder doch ganz in der
Nähe, damit die Alte sehen konnte, wo es war, weil sie
es nicht hören konnte. Da war es dem Heidi manchmal
zu eng drinnen, und es wäre lieber hinausgelaufen. So
war es sehr froh, als es in der neuen Behausung erwachte
und sich erinnerte, wie viel Neues es gestern gesehen hatte

Capitel I II.
Auf der Weide.


Heidi erwachte am frühen Morgen an einem lauten
Pfiff, und als es die Augen aufſchlug, kam ein goldner
Schein durch das runde Loch hereingefloſſen auf ſein Lager
und auf das Heu daneben, daß Alles golden leuchtete rings¬
herum. Heidi ſchaute erſtaunt um ſich und wußte durchaus
nicht, wo es war. Aber nun hörte es draußen des Gro߬
vaters tiefe Stimme, und jetzt kam ihm Alles in den Sinn,
woher es gekommen war, und daß es nun auf der Alm
beim Großvater ſei, nicht mehr bei der alten Urſel, die
faſt Nichts mehr hörte und meiſtens fror, ſo daß ſie immer
am Küchenfeuer oder am Stubenofen geſeſſen hatte, wo
dann auch Heidi hatte verweilen müſſen oder doch ganz in der
Nähe, damit die Alte ſehen konnte, wo es war, weil ſie
es nicht hören konnte. Da war es dem Heidi manchmal
zu eng drinnen, und es wäre lieber hinausgelaufen. So
war es ſehr froh, als es in der neuen Behauſung erwachte
und ſich erinnerte, wie viel Neues es geſtern geſehen hatte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0041"/>
      <div n="1">
        <head rendition="#c"> <hi rendition="#b">Capitel <hi rendition="#aq #b">I</hi> <hi rendition="#aq">II</hi>.<lb/>
Auf der Weide.</hi><lb/>
        </head>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <p>Heidi erwachte am frühen Morgen an einem lauten<lb/>
Pfiff, und als es die Augen auf&#x017F;chlug, kam ein goldner<lb/>
Schein durch das runde Loch hereingeflo&#x017F;&#x017F;en auf &#x017F;ein Lager<lb/>
und auf das Heu daneben, daß Alles golden leuchtete rings¬<lb/>
herum. Heidi &#x017F;chaute er&#x017F;taunt um &#x017F;ich und wußte durchaus<lb/>
nicht, wo es war. Aber nun hörte es draußen des Gro߬<lb/>
vaters tiefe Stimme, und jetzt kam ihm Alles in den Sinn,<lb/>
woher es gekommen war, und daß es nun auf der Alm<lb/>
beim Großvater &#x017F;ei, nicht mehr bei der alten Ur&#x017F;el, die<lb/>
fa&#x017F;t Nichts mehr hörte und mei&#x017F;tens fror, &#x017F;o daß &#x017F;ie immer<lb/>
am Küchenfeuer oder am Stubenofen ge&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en hatte, wo<lb/>
dann auch Heidi hatte verweilen mü&#x017F;&#x017F;en oder doch ganz in der<lb/>
Nähe, damit die Alte &#x017F;ehen konnte, wo es war, weil &#x017F;ie<lb/>
es nicht hören konnte. Da war es dem Heidi manchmal<lb/>
zu eng drinnen, und es wäre lieber hinausgelaufen. So<lb/>
war es &#x017F;ehr froh, als es in der neuen Behau&#x017F;ung erwachte<lb/>
und &#x017F;ich erinnerte, wie viel Neues es ge&#x017F;tern ge&#x017F;ehen hatte<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0041] Capitel I II. Auf der Weide. Heidi erwachte am frühen Morgen an einem lauten Pfiff, und als es die Augen aufſchlug, kam ein goldner Schein durch das runde Loch hereingefloſſen auf ſein Lager und auf das Heu daneben, daß Alles golden leuchtete rings¬ herum. Heidi ſchaute erſtaunt um ſich und wußte durchaus nicht, wo es war. Aber nun hörte es draußen des Gro߬ vaters tiefe Stimme, und jetzt kam ihm Alles in den Sinn, woher es gekommen war, und daß es nun auf der Alm beim Großvater ſei, nicht mehr bei der alten Urſel, die faſt Nichts mehr hörte und meiſtens fror, ſo daß ſie immer am Küchenfeuer oder am Stubenofen geſeſſen hatte, wo dann auch Heidi hatte verweilen müſſen oder doch ganz in der Nähe, damit die Alte ſehen konnte, wo es war, weil ſie es nicht hören konnte. Da war es dem Heidi manchmal zu eng drinnen, und es wäre lieber hinausgelaufen. So war es ſehr froh, als es in der neuen Behauſung erwachte und ſich erinnerte, wie viel Neues es geſtern geſehen hatte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spyri_heidi_1880
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spyri_heidi_1880/41
Zitationshilfe: Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre. Gotha, 1880, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spyri_heidi_1880/41>, abgerufen am 29.03.2024.