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Staden, Hans: Warhaftige Historia und beschreibung eyner Landtschafft der Wilden/ Nacketen/ Grimmigen Menschfresser Leuthen [...]. Marpurg [Marburg], 1557.

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xiij. oder xiiij. weiber. Der König dem ich das letzte mal ge
schenckt wurd/ von welchem mich die Frantzosen keufften/
Abbati Bossange genant/ der hatte vil weiber/ Vnd eyne die
sein erste gewesen war/ die war die oberste vnter jnen. Eyne
yedere hatte jr eygen losament in der hütten/ eygen fewr/ jr
eygen wurtzeln gewechs/ mit welcher er dann zuthun hatte/
in der selbigen losament war er/ die gab jm zuessen/ das gieng
so vmb. Die kinder so sie haben/ wens kneblin sind / vnd sie
groß werden/ ziehen sie auff weydwerck/ vnd was sie bringen/
gibt eyn yeder seiner mutter/ die kochen das/ vnd theylen dann
den andern mit/ vnd die weiber vertragen sich wol vnternan-
der. Sie haben auch den gebrauch/ das eyner dem andern
eyn weib schenckt so er eyner müd ist. Auch schenckt eyner
dem andern etwan eyn dochter oder schwester.

Wie sie sich verloben. Cap. xx.

SJe verloben jre döchter wann sie noch jung sein/ vnd so
sie groß werden das jnen weibs gebrauch kompt/ schnei
den sie jnen die haar ab vom kopff / kratzen jnen besonderliche
schnidde in den rücke/ binden jnen etliche wilde thiers zene an
den hals/ darnach wann das haar wider gewachsen ist/ vnd
die schnid zugewachsen seind / so sihet man gleich mol das zey
chen der schnid/ dann sie thun etwas drein damit es schwartz
bleibe wann es zu geheylet, das halten sie so für eyn ehr.

Wann solche ceremonien geendet sein/ darnach vberliffern
sie dem der sie haben sol / machen sonderlich keyn Ceremonien.
Man vnd Weib halten sich auch gebürlich/ machen jre sach-
en heymlich.

Jtem/ Jch hab auch gesehen/ das eyn Oberster von jnen
bei zeiten des morgens frü durch alle hütten gieng/ vnd kratzte

xiij. oder xiiij. weiber. Der Koͤnig dem ich das letzte mal ge
ſchenckt wurd/ von welchem mich die Frantzoſen keufften/
Abbati Boſſange genant/ der hatte vil weiber/ Vnd eyne die
ſein erſte geweſen war/ die war die oberſte vnter jnen. Eyne
yedere hatte jr eygen loſament in der huͤtten/ eygen fewꝛ/ jr
eygen wurtzeln gewechs/ mit welcher er dann zuthun hatte/
in der ſelbigen loſament war er/ die gab jm zuessen/ das gieng
ſo vmb. Die kinder ſo ſie haben/ wens kneblin ſind / vnd ſie
groß werden/ ziehen ſie auff weydwerck/ vnd was ſie bꝛingen/
gibt eyn yeder ſeiner mutter/ die kochen das/ vnd theylen dañ
den andern mit/ vnd die weiber vertragen ſich wol vnternan-
der. Sie haben auch den gebꝛauch/ das eyner dem andern
eyn weib ſchenckt so er eyner muͤd iſt. Auch ſchenckt eyner
dem andern etwan eyn dochter oder ſchweſter.

Wie ſie ſich verloben. Cap. xx.

SJe verloben jre doͤchter wann ſie noch jung ſein/ vnd ſo
ſie groß werden das jnen weibs gebꝛauch kompt/ ſchnei
den ſie jnen die haar ab vom kopff / kratzen jnen beſonderliche
ſchnidde in den ruͤcke/ binden jnen etliche wilde thiers zene an
den hals/ darnach wann das haar wider gewachſen iſt/ vnd
die ſchnid zůgewachſen ſeind / ſo ſihet man gleich mol das zey
chen der ſchnid/ dann ſie thun etwas dꝛein damit es ſchwartz
bleibe wann es zů geheylet, das halten ſie ſo fuͤr eyn ehꝛ.

Wann ſolche ceremonien geendet ſein/ darnach vberliffern
ſie dem der ſie haben ſol / machen ſonderlich keyn Ceremonien.
Man vnd Weib halten ſich auch gebuͤrlich/ machen jre ſach-
en heymlich.

Jtem/ Jch hab auch geſehen/ das eyn Oberſter von jnen
bei zeiten des morgens fruͤ durch alle huͤttẽ gieng/ vñ kratzte

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[0149] xiij. oder xiiij. weiber. Der Koͤnig dem ich das letzte mal ge ſchenckt wurd/ von welchem mich die Frantzoſen keufften/ Abbati Boſſange genant/ der hatte vil weiber/ Vnd eyne die ſein erſte geweſen war/ die war die oberſte vnter jnen. Eyne yedere hatte jr eygen loſament in der huͤtten/ eygen fewꝛ/ jr eygen wurtzeln gewechs/ mit welcher er dann zuthun hatte/ in der ſelbigen loſament war er/ die gab jm zuessen/ das gieng ſo vmb. Die kinder ſo ſie haben/ wens kneblin ſind / vnd ſie groß werden/ ziehen ſie auff weydwerck/ vnd was ſie bꝛingen/ gibt eyn yeder ſeiner mutter/ die kochen das/ vnd theylen dañ den andern mit/ vnd die weiber vertragen ſich wol vnternan- der. Sie haben auch den gebꝛauch/ das eyner dem andern eyn weib ſchenckt so er eyner muͤd iſt. Auch ſchenckt eyner dem andern etwan eyn dochter oder ſchweſter. Wie ſie ſich verloben. Cap. xx. SJe verloben jre doͤchter wann ſie noch jung ſein/ vnd ſo ſie groß werden das jnen weibs gebꝛauch kompt/ ſchnei den ſie jnen die haar ab vom kopff / kratzen jnen beſonderliche ſchnidde in den ruͤcke/ binden jnen etliche wilde thiers zene an den hals/ darnach wann das haar wider gewachſen iſt/ vnd die ſchnid zůgewachſen ſeind / ſo ſihet man gleich mol das zey chen der ſchnid/ dann ſie thun etwas dꝛein damit es ſchwartz bleibe wann es zů geheylet, das halten ſie ſo fuͤr eyn ehꝛ. Wann ſolche ceremonien geendet ſein/ darnach vberliffern ſie dem der ſie haben ſol / machen ſonderlich keyn Ceremonien. Man vnd Weib halten ſich auch gebuͤrlich/ machen jre ſach- en heymlich. Jtem/ Jch hab auch geſehen/ das eyn Oberſter von jnen bei zeiten des morgens fruͤ durch alle huͤttẽ gieng/ vñ kratzte

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Zitationshilfe: Staden, Hans: Warhaftige Historia und beschreibung eyner Landtschafft der Wilden/ Nacketen/ Grimmigen Menschfresser Leuthen [...]. Marpurg [Marburg], 1557, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/staden_landschafft_1557/149>, abgerufen am 29.03.2024.