Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stein, Lorenz von: Die Verwaltungslehre. Bd. 2 (2,1). Stuttgart, 1866.

Bild:
<< vorherige Seite

und Militärentlassungs-Angelegenheiten erlassenen Vorschriften, 1833;
Fortsetzung 1836; das Wesentliche bei Kopetz I. §. 39 ff.; Stubenrauch,
Verwaltungs-Gesetzkunde I. §. 163) -- ein wichtiges Material für eine
künftige Geschichte der Zählungen im obigen Sinne.

Entscheidend und den Forderungen der Wissenschaft entsprechend
ist dagegen das vorzugsweise unter Czörnigs Mitwirkung entstandene
österreichische Volkszählungsgesetz vom 23. März 1856, von
dem Stubenrauch (§. 164--167) eine sehr gute Uebersicht gegeben
hat. Die Grundlage dieser Zählung ist die Summe und Numerirung
der Wohngebäude; die Organe sind die Behörden; das Verfahren wird
durch eine eigene, den Bewohnern zugestellte Belehrung eingeleitet; die
Momente der Zählung enthalten die Grundverhältnisse des persönlichen,
religiösen, nationalen, wirthschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens;
auf die Ortsangehörigkeit ist die gebührende Rücksicht genommen; speciell
hinzugefügt ist die Gemeinde-Viehstandstabelle. Aus den Ortsübersichten
werden dann die Gemeindeübersichten, aus diesen die Bezirksübersichten,
aus diesen die Kreisübersichten, aus diesen die Hauptübersicht
gemacht. Die Volkszählungen auf dieser Grundlage bieten gewiß
alles, was wir als Inhalt des Rechts der Volkszählung oben bezeich-
net haben.

d) Das Zählungswesen in England. Enger Zusammenhang mit dem
Standesregister.

Das englische Zählungswesen unterscheidet sich von dem continentalen,
wie es uns scheint, wesentlich auf Einem Punkte, auf den auch Mohl
nur wenig Rücksicht genommen hat. Dieser besteht darin, daß die Zäh-
lung durch die engste Verbindung mit der Führung der Standesregister
eine fortlaufende und stets von demselben Organe ausgeführte
ist. Da wir auf diese Weise das Zählungswesen von den Standes-
registern in England nicht füglich trennen können, so verweisen wir
speciell auf die Darstellung des letztern. Die regelmäßigen Publikationen
des streng centralisirten Standesregisterwesens machten es möglich, daß
die Angaben für England, so weit sie eben bestehen, die genauesten
und regelmäßigsten sind, die wir kennen, da hier der große Orga-
nismus der statistischen Stellen auf der Grundlage der drei Instanzen
Registrar, Superintendent Registrar und Registrar General beständig
und nach gleichartig geltenden Regeln wirkt, die als Basis noch immer
die Gesetze über die Führung der Standesregister haben (Regulations
for Registrars and deputy Registrars
und Regulations for the duties
of Superintendent Registrars. Januar 1838,
siehe unten). Die Dar-
stellungen in den Reports geben dann die Ergebnisse der Zählungen

und Militärentlaſſungs-Angelegenheiten erlaſſenen Vorſchriften, 1833;
Fortſetzung 1836; das Weſentliche bei Kopetz I. §. 39 ff.; Stubenrauch,
Verwaltungs-Geſetzkunde I. §. 163) — ein wichtiges Material für eine
künftige Geſchichte der Zählungen im obigen Sinne.

Entſcheidend und den Forderungen der Wiſſenſchaft entſprechend
iſt dagegen das vorzugsweiſe unter Czörnigs Mitwirkung entſtandene
öſterreichiſche Volkszählungsgeſetz vom 23. März 1856, von
dem Stubenrauch (§. 164—167) eine ſehr gute Ueberſicht gegeben
hat. Die Grundlage dieſer Zählung iſt die Summe und Numerirung
der Wohngebäude; die Organe ſind die Behörden; das Verfahren wird
durch eine eigene, den Bewohnern zugeſtellte Belehrung eingeleitet; die
Momente der Zählung enthalten die Grundverhältniſſe des perſönlichen,
religiöſen, nationalen, wirthſchaftlichen und geſellſchaftlichen Lebens;
auf die Ortsangehörigkeit iſt die gebührende Rückſicht genommen; ſpeciell
hinzugefügt iſt die Gemeinde-Viehſtandstabelle. Aus den Ortsüberſichten
werden dann die Gemeindeüberſichten, aus dieſen die Bezirksüberſichten,
aus dieſen die Kreisüberſichten, aus dieſen die Hauptüberſicht
gemacht. Die Volkszählungen auf dieſer Grundlage bieten gewiß
alles, was wir als Inhalt des Rechts der Volkszählung oben bezeich-
net haben.

d) Das Zählungsweſen in England. Enger Zuſammenhang mit dem
Standesregiſter.

Das engliſche Zählungsweſen unterſcheidet ſich von dem continentalen,
wie es uns ſcheint, weſentlich auf Einem Punkte, auf den auch Mohl
nur wenig Rückſicht genommen hat. Dieſer beſteht darin, daß die Zäh-
lung durch die engſte Verbindung mit der Führung der Standesregiſter
eine fortlaufende und ſtets von demſelben Organe ausgeführte
iſt. Da wir auf dieſe Weiſe das Zählungsweſen von den Standes-
regiſtern in England nicht füglich trennen können, ſo verweiſen wir
ſpeciell auf die Darſtellung des letztern. Die regelmäßigen Publikationen
des ſtreng centraliſirten Standesregiſterweſens machten es möglich, daß
die Angaben für England, ſo weit ſie eben beſtehen, die genaueſten
und regelmäßigſten ſind, die wir kennen, da hier der große Orga-
nismus der ſtatiſtiſchen Stellen auf der Grundlage der drei Inſtanzen
Registrar, Superintendent Registrar und Registrar General beſtändig
und nach gleichartig geltenden Regeln wirkt, die als Baſis noch immer
die Geſetze über die Führung der Standesregiſter haben (Regulations
for Registrars and deputy Registrars
und Regulations for the duties
of Superintendent Registrars. Januar 1838,
ſiehe unten). Die Dar-
ſtellungen in den Reports geben dann die Ergebniſſe der Zählungen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <p><pb facs="#f0248" n="226"/>
und Militärentla&#x017F;&#x017F;ungs-Angelegenheiten erla&#x017F;&#x017F;enen Vor&#x017F;chriften, 1833;<lb/>
Fort&#x017F;etzung 1836; das We&#x017F;entliche bei <hi rendition="#g">Kopetz</hi> <hi rendition="#aq">I.</hi> §. 39 ff.; <hi rendition="#g">Stubenrauch</hi>,<lb/>
Verwaltungs-Ge&#x017F;etzkunde <hi rendition="#aq">I.</hi> §. 163) &#x2014; ein wichtiges Material für eine<lb/>
künftige Ge&#x017F;chichte der Zählungen im obigen Sinne.</p><lb/>
                      <p>Ent&#x017F;cheidend und den Forderungen der Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft ent&#x017F;prechend<lb/>
i&#x017F;t dagegen das vorzugswei&#x017F;e unter Czörnigs Mitwirkung ent&#x017F;tandene<lb/><hi rendition="#g">ö&#x017F;terreichi&#x017F;che Volkszählungsge&#x017F;etz</hi> vom 23. März 1856, von<lb/>
dem <hi rendition="#g">Stubenrauch</hi> (§. 164&#x2014;167) eine &#x017F;ehr gute Ueber&#x017F;icht gegeben<lb/>
hat. Die Grundlage die&#x017F;er Zählung i&#x017F;t die Summe und Numerirung<lb/>
der Wohngebäude; die Organe &#x017F;ind die Behörden; das Verfahren wird<lb/>
durch eine eigene, den Bewohnern zuge&#x017F;tellte Belehrung eingeleitet; die<lb/>
Momente der Zählung enthalten die Grundverhältni&#x017F;&#x017F;e des per&#x017F;önlichen,<lb/>
religiö&#x017F;en, nationalen, wirth&#x017F;chaftlichen und ge&#x017F;ell&#x017F;chaftlichen Lebens;<lb/>
auf die Ortsangehörigkeit i&#x017F;t die gebührende Rück&#x017F;icht genommen; &#x017F;peciell<lb/>
hinzugefügt i&#x017F;t die Gemeinde-Vieh&#x017F;tandstabelle. Aus den Ortsüber&#x017F;ichten<lb/>
werden dann die Gemeindeüber&#x017F;ichten, aus die&#x017F;en die Bezirksüber&#x017F;ichten,<lb/>
aus die&#x017F;en die Kreisüber&#x017F;ichten, aus die&#x017F;en die <hi rendition="#g">Hauptüber&#x017F;icht</hi><lb/>
gemacht. Die Volkszählungen auf die&#x017F;er Grundlage bieten gewiß<lb/>
alles, was wir als Inhalt des <hi rendition="#g">Rechts</hi> der Volkszählung oben bezeich-<lb/>
net haben.</p>
                    </div><lb/>
                    <div n="8">
                      <head><hi rendition="#aq">d</hi>) Das Zählungswe&#x017F;en in <hi rendition="#g">England</hi>. Enger Zu&#x017F;ammenhang mit dem<lb/>
Standesregi&#x017F;ter.</head><lb/>
                      <p>Das engli&#x017F;che Zählungswe&#x017F;en unter&#x017F;cheidet &#x017F;ich von dem continentalen,<lb/>
wie es uns &#x017F;cheint, we&#x017F;entlich auf Einem Punkte, auf den auch <hi rendition="#g">Mohl</hi><lb/>
nur wenig Rück&#x017F;icht genommen hat. Die&#x017F;er be&#x017F;teht darin, daß die Zäh-<lb/>
lung durch die eng&#x017F;te Verbindung mit der Führung der Standesregi&#x017F;ter<lb/>
eine <hi rendition="#g">fortlaufende</hi> und &#x017F;tets von <hi rendition="#g">dem&#x017F;elben Organe</hi> ausgeführte<lb/>
i&#x017F;t. Da wir auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e das Zählungswe&#x017F;en von den Standes-<lb/>
regi&#x017F;tern in England nicht füglich trennen können, &#x017F;o verwei&#x017F;en wir<lb/>
&#x017F;peciell auf die Dar&#x017F;tellung des letztern. Die regelmäßigen Publikationen<lb/>
des &#x017F;treng centrali&#x017F;irten Standesregi&#x017F;terwe&#x017F;ens machten es möglich, daß<lb/>
die Angaben für England, &#x017F;o weit &#x017F;ie eben be&#x017F;tehen, die <hi rendition="#g">genaue&#x017F;ten</hi><lb/>
und <hi rendition="#g">regelmäßig&#x017F;ten</hi> &#x017F;ind, die wir kennen, da hier der große Orga-<lb/>
nismus der &#x017F;tati&#x017F;ti&#x017F;chen Stellen auf der Grundlage der drei In&#x017F;tanzen<lb/><hi rendition="#aq">Registrar, Superintendent Registrar</hi> und <hi rendition="#aq">Registrar General</hi> be&#x017F;tändig<lb/>
und nach gleichartig geltenden Regeln wirkt, die als Ba&#x017F;is noch immer<lb/>
die Ge&#x017F;etze über die Führung der Standesregi&#x017F;ter haben (<hi rendition="#aq">Regulations<lb/>
for Registrars and deputy Registrars</hi> und <hi rendition="#aq">Regulations for the duties<lb/>
of Superintendent Registrars. Januar 1838,</hi> &#x017F;iehe unten). Die Dar-<lb/>
&#x017F;tellungen in den <hi rendition="#g">Reports</hi> geben dann die Ergebni&#x017F;&#x017F;e der Zählungen<lb/></p>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[226/0248] und Militärentlaſſungs-Angelegenheiten erlaſſenen Vorſchriften, 1833; Fortſetzung 1836; das Weſentliche bei Kopetz I. §. 39 ff.; Stubenrauch, Verwaltungs-Geſetzkunde I. §. 163) — ein wichtiges Material für eine künftige Geſchichte der Zählungen im obigen Sinne. Entſcheidend und den Forderungen der Wiſſenſchaft entſprechend iſt dagegen das vorzugsweiſe unter Czörnigs Mitwirkung entſtandene öſterreichiſche Volkszählungsgeſetz vom 23. März 1856, von dem Stubenrauch (§. 164—167) eine ſehr gute Ueberſicht gegeben hat. Die Grundlage dieſer Zählung iſt die Summe und Numerirung der Wohngebäude; die Organe ſind die Behörden; das Verfahren wird durch eine eigene, den Bewohnern zugeſtellte Belehrung eingeleitet; die Momente der Zählung enthalten die Grundverhältniſſe des perſönlichen, religiöſen, nationalen, wirthſchaftlichen und geſellſchaftlichen Lebens; auf die Ortsangehörigkeit iſt die gebührende Rückſicht genommen; ſpeciell hinzugefügt iſt die Gemeinde-Viehſtandstabelle. Aus den Ortsüberſichten werden dann die Gemeindeüberſichten, aus dieſen die Bezirksüberſichten, aus dieſen die Kreisüberſichten, aus dieſen die Hauptüberſicht gemacht. Die Volkszählungen auf dieſer Grundlage bieten gewiß alles, was wir als Inhalt des Rechts der Volkszählung oben bezeich- net haben. d) Das Zählungsweſen in England. Enger Zuſammenhang mit dem Standesregiſter. Das engliſche Zählungsweſen unterſcheidet ſich von dem continentalen, wie es uns ſcheint, weſentlich auf Einem Punkte, auf den auch Mohl nur wenig Rückſicht genommen hat. Dieſer beſteht darin, daß die Zäh- lung durch die engſte Verbindung mit der Führung der Standesregiſter eine fortlaufende und ſtets von demſelben Organe ausgeführte iſt. Da wir auf dieſe Weiſe das Zählungsweſen von den Standes- regiſtern in England nicht füglich trennen können, ſo verweiſen wir ſpeciell auf die Darſtellung des letztern. Die regelmäßigen Publikationen des ſtreng centraliſirten Standesregiſterweſens machten es möglich, daß die Angaben für England, ſo weit ſie eben beſtehen, die genaueſten und regelmäßigſten ſind, die wir kennen, da hier der große Orga- nismus der ſtatiſtiſchen Stellen auf der Grundlage der drei Inſtanzen Registrar, Superintendent Registrar und Registrar General beſtändig und nach gleichartig geltenden Regeln wirkt, die als Baſis noch immer die Geſetze über die Führung der Standesregiſter haben (Regulations for Registrars and deputy Registrars und Regulations for the duties of Superintendent Registrars. Januar 1838, ſiehe unten). Die Dar- ſtellungen in den Reports geben dann die Ergebniſſe der Zählungen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stein_verwaltungslehre02_1866
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stein_verwaltungslehre02_1866/248
Zitationshilfe: Stein, Lorenz von: Die Verwaltungslehre. Bd. 2 (2,1). Stuttgart, 1866, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stein_verwaltungslehre02_1866/248>, abgerufen am 19.03.2024.