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Stein, Lorenz von: Die Verwaltungslehre. Bd. 4. Stuttgart, 1867.

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Datum. Dann: Errichtung der Gendarmerie, Gesetz vom 18. Jan.
1850 (militärische Organisation). Trennung der Polizei von der
inneren Verwaltung (Allerhöchste Entschließung vom 25. April 1852).
Einsetzung der obersten Polizeibehörde; Errichtung von Polizei-
direktionen
(I. und II. Classe) mit Polizei-Bezirken und Com-
missariaten
. Oberleitung: Statthalter und Länderchefs. Gendar-
merie untersteht jedoch nur der obersten Polizeibehörde; doch kann die
Polizeibehörde Auftrag geben, und Pflicht der Gendarmerie zur Auf-
rechthaltung der öffentlichen Ruhe und Ordnung. (Instruktion §. 103.
104). -- Gerichtliche Competenz über Polizeivergehen bei den Poli-
zeibehörden selbst
(Verordnung vom 20. Juni 1858); zweite In-
stanz: Commissäre. (Stubenrauch, Verwaltungsgesetzkunde §. 15. 16).
-- Neueste Zeit: Gesetz vom 22. Oct. 1862, und Ueberlassung der
gesammten Polizei an die größeren Städte zur Selbstverwaltung:
Wien, Gratz etc. 1866. (Vergleiche darüber unten.)

Preußen. Durchgreifende Unterscheidung zwischen dem Osten und
dem Westen (Rheinlande). Jener noch wesentlich auf Grundlage guts-
herrlicher Polizei, mit Oberaufsicht der Staatsbehörden; dieser nach
französischem Recht. Dieser Charakter bleibt nach 1848. Standpunkt:
Allgem. Landrecht II. 13. 6. Recht auf Erlaß allgemeiner Ver-
bote und Strafbestimmungen für "ein Majestätsrecht" erklärt. Gen-
darmerie
bereits 1812 eingeführt; neue Organisation 1820; Princip:
militärische Ordnung mit Hülfe für die Polizeibehörden. Verhältniß
der Selbstverwaltung bis 1848: Revid. Städteordnung vom 17. März
1831; Magistrat als Verwaltung der Ortspolizei. (Rönne §. 60
mit den einzelnen Gesetzen und Literatur.) -- Dann Verfassung vom
5. Dec. 1848. Art. 40. Aufhebung der gutsherrlichen Polizei
und Verfassungs-Urkunde 1850 §. 52, jedoch mit Vorbehalt. Erfolg:
die Strafgerichtsbarkeit vollständig entzogen; die niedere Polizei ist
geblieben. Darauf Gesetz über Polizeiverwaltung vom 11. März
1850 und Gemeindeordnung vom 11. März 1850; principielle
Uebergabe an die Selbstverwaltung; aber Sistirung der Gemeinde-
ordnung (Erlaß vom 19. Juni 1852). Aufhebung (Gesetz vom
24. Mai 1853). Rönne I. 16. Städteordnung vom 30. Mai
1853. Bürgermeister mit Bürgerwache, wesentlich gegen Volksbe-
wegung, ohne regelmäßigen Dienst. (K. Ordre vom 1. Oct.) Land-
gerichtsordnung
: Gutsherr. -- Das Gesetz vom 20. Febr. 1858
erklärt die Polizei als ein mit dem Besitze eines Ritter- oder ähn-
lichen Gutes verbundenes Recht
. Dabei ist es geblieben! (Rönne
§. 60--61.)

Die holländische Polizeiverwaltung beruht auf dem durchgreifenden

Datum. Dann: Errichtung der Gendarmerie, Geſetz vom 18. Jan.
1850 (militäriſche Organiſation). Trennung der Polizei von der
inneren Verwaltung (Allerhöchſte Entſchließung vom 25. April 1852).
Einſetzung der oberſten Polizeibehörde; Errichtung von Polizei-
direktionen
(I. und II. Claſſe) mit Polizei-Bezirken und Com-
miſſariaten
. Oberleitung: Statthalter und Länderchefs. Gendar-
merie unterſteht jedoch nur der oberſten Polizeibehörde; doch kann die
Polizeibehörde Auftrag geben, und Pflicht der Gendarmerie zur Auf-
rechthaltung der öffentlichen Ruhe und Ordnung. (Inſtruktion §. 103.
104). — Gerichtliche Competenz über Polizeivergehen bei den Poli-
zeibehörden ſelbſt
(Verordnung vom 20. Juni 1858); zweite In-
ſtanz: Commiſſäre. (Stubenrauch, Verwaltungsgeſetzkunde §. 15. 16).
— Neueſte Zeit: Geſetz vom 22. Oct. 1862, und Ueberlaſſung der
geſammten Polizei an die größeren Städte zur Selbſtverwaltung:
Wien, Gratz ꝛc. 1866. (Vergleiche darüber unten.)

Preußen. Durchgreifende Unterſcheidung zwiſchen dem Oſten und
dem Weſten (Rheinlande). Jener noch weſentlich auf Grundlage guts-
herrlicher Polizei, mit Oberaufſicht der Staatsbehörden; dieſer nach
franzöſiſchem Recht. Dieſer Charakter bleibt nach 1848. Standpunkt:
Allgem. Landrecht II. 13. 6. Recht auf Erlaß allgemeiner Ver-
bote und Strafbeſtimmungen für „ein Majeſtätsrecht“ erklärt. Gen-
darmerie
bereits 1812 eingeführt; neue Organiſation 1820; Princip:
militäriſche Ordnung mit Hülfe für die Polizeibehörden. Verhältniß
der Selbſtverwaltung bis 1848: Revid. Städteordnung vom 17. März
1831; Magiſtrat als Verwaltung der Ortspolizei. (Rönne §. 60
mit den einzelnen Geſetzen und Literatur.) — Dann Verfaſſung vom
5. Dec. 1848. Art. 40. Aufhebung der gutsherrlichen Polizei
und Verfaſſungs-Urkunde 1850 §. 52, jedoch mit Vorbehalt. Erfolg:
die Strafgerichtsbarkeit vollſtändig entzogen; die niedere Polizei iſt
geblieben. Darauf Geſetz über Polizeiverwaltung vom 11. März
1850 und Gemeindeordnung vom 11. März 1850; principielle
Uebergabe an die Selbſtverwaltung; aber Siſtirung der Gemeinde-
ordnung (Erlaß vom 19. Juni 1852). Aufhebung (Geſetz vom
24. Mai 1853). Rönne I. 16. Städteordnung vom 30. Mai
1853. Bürgermeiſter mit Bürgerwache, weſentlich gegen Volksbe-
wegung, ohne regelmäßigen Dienſt. (K. Ordre vom 1. Oct.) Land-
gerichtsordnung
: Gutsherr. — Das Geſetz vom 20. Febr. 1858
erklärt die Polizei als ein mit dem Beſitze eines Ritter- oder ähn-
lichen Gutes verbundenes Recht
. Dabei iſt es geblieben! (Rönne
§. 60—61.)

Die holländiſche Polizeiverwaltung beruht auf dem durchgreifenden

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[35/0057] Datum. Dann: Errichtung der Gendarmerie, Geſetz vom 18. Jan. 1850 (militäriſche Organiſation). Trennung der Polizei von der inneren Verwaltung (Allerhöchſte Entſchließung vom 25. April 1852). Einſetzung der oberſten Polizeibehörde; Errichtung von Polizei- direktionen (I. und II. Claſſe) mit Polizei-Bezirken und Com- miſſariaten. Oberleitung: Statthalter und Länderchefs. Gendar- merie unterſteht jedoch nur der oberſten Polizeibehörde; doch kann die Polizeibehörde Auftrag geben, und Pflicht der Gendarmerie zur Auf- rechthaltung der öffentlichen Ruhe und Ordnung. (Inſtruktion §. 103. 104). — Gerichtliche Competenz über Polizeivergehen bei den Poli- zeibehörden ſelbſt (Verordnung vom 20. Juni 1858); zweite In- ſtanz: Commiſſäre. (Stubenrauch, Verwaltungsgeſetzkunde §. 15. 16). — Neueſte Zeit: Geſetz vom 22. Oct. 1862, und Ueberlaſſung der geſammten Polizei an die größeren Städte zur Selbſtverwaltung: Wien, Gratz ꝛc. 1866. (Vergleiche darüber unten.) Preußen. Durchgreifende Unterſcheidung zwiſchen dem Oſten und dem Weſten (Rheinlande). Jener noch weſentlich auf Grundlage guts- herrlicher Polizei, mit Oberaufſicht der Staatsbehörden; dieſer nach franzöſiſchem Recht. Dieſer Charakter bleibt nach 1848. Standpunkt: Allgem. Landrecht II. 13. 6. Recht auf Erlaß allgemeiner Ver- bote und Strafbeſtimmungen für „ein Majeſtätsrecht“ erklärt. Gen- darmerie bereits 1812 eingeführt; neue Organiſation 1820; Princip: militäriſche Ordnung mit Hülfe für die Polizeibehörden. Verhältniß der Selbſtverwaltung bis 1848: Revid. Städteordnung vom 17. März 1831; Magiſtrat als Verwaltung der Ortspolizei. (Rönne §. 60 mit den einzelnen Geſetzen und Literatur.) — Dann Verfaſſung vom 5. Dec. 1848. Art. 40. Aufhebung der gutsherrlichen Polizei und Verfaſſungs-Urkunde 1850 §. 52, jedoch mit Vorbehalt. Erfolg: die Strafgerichtsbarkeit vollſtändig entzogen; die niedere Polizei iſt geblieben. Darauf Geſetz über Polizeiverwaltung vom 11. März 1850 und Gemeindeordnung vom 11. März 1850; principielle Uebergabe an die Selbſtverwaltung; aber Siſtirung der Gemeinde- ordnung (Erlaß vom 19. Juni 1852). Aufhebung (Geſetz vom 24. Mai 1853). Rönne I. 16. Städteordnung vom 30. Mai 1853. Bürgermeiſter mit Bürgerwache, weſentlich gegen Volksbe- wegung, ohne regelmäßigen Dienſt. (K. Ordre vom 1. Oct.) Land- gerichtsordnung: Gutsherr. — Das Geſetz vom 20. Febr. 1858 erklärt die Polizei als ein mit dem Beſitze eines Ritter- oder ähn- lichen Gutes verbundenes Recht. Dabei iſt es geblieben! (Rönne §. 60—61.) Die holländiſche Polizeiverwaltung beruht auf dem durchgreifenden

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Zitationshilfe: Stein, Lorenz von: Die Verwaltungslehre. Bd. 4. Stuttgart, 1867, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stein_verwaltungslehre04_1867/57>, abgerufen am 24.04.2024.