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Stein, Lorenz von: Die Verwaltungslehre. Bd. 5. Stuttgart, 1868.

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eine Oberschulconferenz; für die mit den Volksschulen verbundenen
Industrieschulen wieder die vier Regierungen als Oberschulbehörde; und
dieß alles in unklar geordneten Competenzverhältnissen unter dem
Ministerium des Innern.

Hannover. Die Grundlagen der geschichtlichen Rechtsentwicklung
kurz und klar von Pabst bei Schmid, Encyklopädie IV. S. 319.
Hier auch die für Hannover keineswegs unbedeutende Volksschul-Literatur
desselben S. 326. Die Grundlage der gegenwärtigen Ordnung ist das
Gesetz vom 26. Mai 1845, nebst der Instruktion vom 31. December,
welche zuerst ein gemeinsames und gleichartiges Volksschulwesen her-
stellte. Die Organisation ist durch eine Reihe von Verordnungen seit
1850 geregelt und zwar in Ausführung des Gesetzes über Kirchen- und
Schulvorstände vom 14. Oktober 1848 und Zusatzgesetz vom 5. No-
vember 1850. Cultus-Ministerium mit einem Schulreferenten, mit Ge-
neralinspektion; in jedem evangelischen Consistorium ein Oberschulinspektor;
örtlich Schulvorstände in jedem Schulbezirk (Geistliche, Schullehrer und
Gemeindevorstände), die Verordnung vom 19. Mai 1859 hat dann das
"Oberaufsichtsrecht" geregelt, indem auch alle Privatschulen unter die
(kirchlichen) Oberschulinspektoren gestellt sind, wie denn überhaupt Han-
nover sich durch strenge Unterordnung der Schule unter die Kirche aus-
zeichnet. Pabst a. a. O. S. 326.

Kurhessen. Ein ziemlich eingehender Artikel von Bezzenberger
bei Schmid
III. S. 475 ff. Geschichte desselben (Heppe, Geschichte
des deutschen Volksschulwesens. Bd. I. und II. 1858, und dessen Bei-
träge zur Geschichte des hessischen Schulwesens 1850). Organisation:
Schulvorstand; auf dem Lande Landrath und Pfarrer ohne, in den
Städten mit Gemeindemitgliedern; Inspektion durch die Pfarrer.
Oberschulinspektor ohne bestimmte Competenz; dritte Instanz die
Provinzialregierung, jedoch mit Beschwerderecht an das Ministerium des
Innern.

Hessen-Darmstadt. (Strack in Schmid Encyklopädie III.
S. 511 ff.) Kurze Geschichte des früheren Zustandes bis zum Gesetze
vom 6. Juni
1832, welches die einheitliche Grundlage des ganzen
Schulwesens ist, insbesondere der Organisation derselben, nebst In-
struktion
vom 10. Juni 1832. Princip ist hier im Gegensatz zu
Hannover die strenge Trennung der Schule von der Kirche und
Aufstellung von eigenen Schulbehörden, des Oberschulraths, der seit
1849 mit dem Oberstudienrathe verbunden ist, unter dem Namen
der Oberstudien-Direktion. Von da an rasche und gedeihliche
Entwicklung des ganzen Volksschulwesens. Die Bezirks-Schulcom-
missionen
haben die Aufsicht in den Kreisen; örtlich verwaltet der

eine Oberſchulconferenz; für die mit den Volksſchulen verbundenen
Induſtrieſchulen wieder die vier Regierungen als Oberſchulbehörde; und
dieß alles in unklar geordneten Competenzverhältniſſen unter dem
Miniſterium des Innern.

Hannover. Die Grundlagen der geſchichtlichen Rechtsentwicklung
kurz und klar von Pabſt bei Schmid, Encyklopädie IV. S. 319.
Hier auch die für Hannover keineswegs unbedeutende Volksſchul-Literatur
deſſelben S. 326. Die Grundlage der gegenwärtigen Ordnung iſt das
Geſetz vom 26. Mai 1845, nebſt der Inſtruktion vom 31. December,
welche zuerſt ein gemeinſames und gleichartiges Volksſchulweſen her-
ſtellte. Die Organiſation iſt durch eine Reihe von Verordnungen ſeit
1850 geregelt und zwar in Ausführung des Geſetzes über Kirchen- und
Schulvorſtände vom 14. Oktober 1848 und Zuſatzgeſetz vom 5. No-
vember 1850. Cultus-Miniſterium mit einem Schulreferenten, mit Ge-
neralinſpektion; in jedem evangeliſchen Conſiſtorium ein Oberſchulinſpektor;
örtlich Schulvorſtände in jedem Schulbezirk (Geiſtliche, Schullehrer und
Gemeindevorſtände), die Verordnung vom 19. Mai 1859 hat dann das
„Oberaufſichtsrecht“ geregelt, indem auch alle Privatſchulen unter die
(kirchlichen) Oberſchulinſpektoren geſtellt ſind, wie denn überhaupt Han-
nover ſich durch ſtrenge Unterordnung der Schule unter die Kirche aus-
zeichnet. Pabſt a. a. O. S. 326.

Kurheſſen. Ein ziemlich eingehender Artikel von Bezzenberger
bei Schmid
III. S. 475 ff. Geſchichte deſſelben (Heppe, Geſchichte
des deutſchen Volksſchulweſens. Bd. I. und II. 1858, und deſſen Bei-
träge zur Geſchichte des heſſiſchen Schulweſens 1850). Organiſation:
Schulvorſtand; auf dem Lande Landrath und Pfarrer ohne, in den
Städten mit Gemeindemitgliedern; Inſpektion durch die Pfarrer.
Oberſchulinſpektor ohne beſtimmte Competenz; dritte Inſtanz die
Provinzialregierung, jedoch mit Beſchwerderecht an das Miniſterium des
Innern.

Heſſen-Darmſtadt. (Strack in Schmid Encyklopädie III.
S. 511 ff.) Kurze Geſchichte des früheren Zuſtandes bis zum Geſetze
vom 6. Juni
1832, welches die einheitliche Grundlage des ganzen
Schulweſens iſt, insbeſondere der Organiſation derſelben, nebſt In-
ſtruktion
vom 10. Juni 1832. Princip iſt hier im Gegenſatz zu
Hannover die ſtrenge Trennung der Schule von der Kirche und
Aufſtellung von eigenen Schulbehörden, des Oberſchulraths, der ſeit
1849 mit dem Oberſtudienrathe verbunden iſt, unter dem Namen
der Oberſtudien-Direktion. Von da an raſche und gedeihliche
Entwicklung des ganzen Volksſchulweſens. Die Bezirks-Schulcom-
miſſionen
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[120/0148] eine Oberſchulconferenz; für die mit den Volksſchulen verbundenen Induſtrieſchulen wieder die vier Regierungen als Oberſchulbehörde; und dieß alles in unklar geordneten Competenzverhältniſſen unter dem Miniſterium des Innern. Hannover. Die Grundlagen der geſchichtlichen Rechtsentwicklung kurz und klar von Pabſt bei Schmid, Encyklopädie IV. S. 319. Hier auch die für Hannover keineswegs unbedeutende Volksſchul-Literatur deſſelben S. 326. Die Grundlage der gegenwärtigen Ordnung iſt das Geſetz vom 26. Mai 1845, nebſt der Inſtruktion vom 31. December, welche zuerſt ein gemeinſames und gleichartiges Volksſchulweſen her- ſtellte. Die Organiſation iſt durch eine Reihe von Verordnungen ſeit 1850 geregelt und zwar in Ausführung des Geſetzes über Kirchen- und Schulvorſtände vom 14. Oktober 1848 und Zuſatzgeſetz vom 5. No- vember 1850. Cultus-Miniſterium mit einem Schulreferenten, mit Ge- neralinſpektion; in jedem evangeliſchen Conſiſtorium ein Oberſchulinſpektor; örtlich Schulvorſtände in jedem Schulbezirk (Geiſtliche, Schullehrer und Gemeindevorſtände), die Verordnung vom 19. Mai 1859 hat dann das „Oberaufſichtsrecht“ geregelt, indem auch alle Privatſchulen unter die (kirchlichen) Oberſchulinſpektoren geſtellt ſind, wie denn überhaupt Han- nover ſich durch ſtrenge Unterordnung der Schule unter die Kirche aus- zeichnet. Pabſt a. a. O. S. 326. Kurheſſen. Ein ziemlich eingehender Artikel von Bezzenberger bei Schmid III. S. 475 ff. Geſchichte deſſelben (Heppe, Geſchichte des deutſchen Volksſchulweſens. Bd. I. und II. 1858, und deſſen Bei- träge zur Geſchichte des heſſiſchen Schulweſens 1850). Organiſation: Schulvorſtand; auf dem Lande Landrath und Pfarrer ohne, in den Städten mit Gemeindemitgliedern; Inſpektion durch die Pfarrer. Oberſchulinſpektor ohne beſtimmte Competenz; dritte Inſtanz die Provinzialregierung, jedoch mit Beſchwerderecht an das Miniſterium des Innern. Heſſen-Darmſtadt. (Strack in Schmid Encyklopädie III. S. 511 ff.) Kurze Geſchichte des früheren Zuſtandes bis zum Geſetze vom 6. Juni 1832, welches die einheitliche Grundlage des ganzen Schulweſens iſt, insbeſondere der Organiſation derſelben, nebſt In- ſtruktion vom 10. Juni 1832. Princip iſt hier im Gegenſatz zu Hannover die ſtrenge Trennung der Schule von der Kirche und Aufſtellung von eigenen Schulbehörden, des Oberſchulraths, der ſeit 1849 mit dem Oberſtudienrathe verbunden iſt, unter dem Namen der Oberſtudien-Direktion. Von da an raſche und gedeihliche Entwicklung des ganzen Volksſchulweſens. Die Bezirks-Schulcom- miſſionen haben die Aufſicht in den Kreiſen; örtlich verwaltet der

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Zitationshilfe: Stein, Lorenz von: Die Verwaltungslehre. Bd. 5. Stuttgart, 1868, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stein_verwaltungslehre05_1868/148>, abgerufen am 25.04.2024.