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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894.

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3 kompensirte Ankeruhren. Zu erdmagnetischen Messungen: ein Deviationsmagne-
tometer von C. Bamberg (Seewarte), zwei Magnete mit Schwingungskasten von
einem Lamontschen Reisetheodoliten. Zur Terrainaufnahme und zu Höhenbe-
stimmungen: ein Siedepunktapparat von Fuess, ein Naudetsches Aneroid von
Feiglstock in Etui zum Umhängen, ein Aneroid nach Goldschmidt von Hottinger,
zwei Taschenaneroide von Campbell, eine Schmalkalderbussole mit Kreis von
7 cm Durchmesser, ein "Skizzenbrett" nach Naumann von G. Heide, mehrere
Taschenkompasse, zwei Schrittzähler. Ein Registriraneroid von Richard Freres
blieb zum Zweck korrespondirender Aufzeichnungen in Cuyaba zurück und wurde
von Herrn Andre Vergilio d'Albuquerque bedient. Zu meteorologischen Beo-
bachtungen: ein Maximal- und ein Minimalthermometer von Fuess, ein Schleuder-
apparat nach Rung mit 3 Thermometern (Seewarte), ein kleines Taschenhygro-
meter, ein Pinselthermometer für Wassertemperaturen. Ausserdem noch Schleuder-
thermometer und Extremthermometer. Ferner eine reichhaltige und wohlüber-
legte photographische Ausrüstung mit Steinheil'schem Apparat, das Virchow'sche
anthropologische Instrumentarium, Chemikalien, etliche Spiritusgläser für kleine
zoologische Ausbeute, Zeichen- und Malutensilien, vorgedruckte anthropologische
Tabellen und sprachliche Verzeichnisse. Das geringste Gewicht brachten die
wenigen und dünnen Bücher "Reiselektüre", deren Jeder eines oder anderes mit-
führte; Friederike Kempner, die unentbehrlichste Trösterin auf prosaischem
Marsch in fernen Landen, sagt es ja selbst: "Das Gute ist so federleicht".

Die letzten Tage waren natürlich eitel Packerei und Plackerei. Am Nach-
mittag des 28. Juli zogen wir aus und schlugen eine halbe Stunde vor der Stadt
das Nachtlager auf. Am ersten Tag kommt es nur darauf an, aus der Stadt
heraus zu gelangen, und auch an den nächstfolgenden Tagen werden, wenn man
nicht über eine Tropa miteinander gewöhnter Tiere verfügt, nur geringe Marsch-
leistungen zu Stande gebracht. Da heisst es mehr denn je "Paciencia" und
wieder "Paciencia, Senhor!"



3 kompensirte Ankeruhren. Zu erdmagnetischen Messungen: ein Deviationsmagne-
tometer von C. Bamberg (Seewarte), zwei Magnete mit Schwingungskasten von
einem Lamontschen Reisetheodoliten. Zur Terrainaufnahme und zu Höhenbe-
stimmungen: ein Siedepunktapparat von Fuess, ein Naudetsches Aneroid von
Feiglstock in Etui zum Umhängen, ein Aneroid nach Goldschmidt von Hottinger,
zwei Taschenaneroide von Campbell, eine Schmalkalderbussole mit Kreis von
7 cm Durchmesser, ein »Skizzenbrett« nach Naumann von G. Heide, mehrere
Taschenkompasse, zwei Schrittzähler. Ein Registriraneroid von Richard Frères
blieb zum Zweck korrespondirender Aufzeichnungen in Cuyabá zurück und wurde
von Herrn André Vergilio d’Albuquerque bedient. Zu meteorologischen Beo-
bachtungen: ein Maximal- und ein Minimalthermometer von Fuess, ein Schleuder-
apparat nach Rung mit 3 Thermometern (Seewarte), ein kleines Taschenhygro-
meter, ein Pinselthermometer für Wassertemperaturen. Ausserdem noch Schleuder-
thermometer und Extremthermometer. Ferner eine reichhaltige und wohlüber-
legte photographische Ausrüstung mit Steinheil’schem Apparat, das Virchow’sche
anthropologische Instrumentarium, Chemikalien, etliche Spiritusgläser für kleine
zoologische Ausbeute, Zeichen- und Malutensilien, vorgedruckte anthropologische
Tabellen und sprachliche Verzeichnisse. Das geringste Gewicht brachten die
wenigen und dünnen Bücher »Reiselektüre«, deren Jeder eines oder anderes mit-
führte; Friederike Kempner, die unentbehrlichste Trösterin auf prosaischem
Marsch in fernen Landen, sagt es ja selbst: »Das Gute ist so federleicht«.

Die letzten Tage waren natürlich eitel Packerei und Plackerei. Am Nach-
mittag des 28. Juli zogen wir aus und schlugen eine halbe Stunde vor der Stadt
das Nachtlager auf. Am ersten Tag kommt es nur darauf an, aus der Stadt
heraus zu gelangen, und auch an den nächstfolgenden Tagen werden, wenn man
nicht über eine Tropa miteinander gewöhnter Tiere verfügt, nur geringe Marsch-
leistungen zu Stande gebracht. Da heisst es mehr denn je »Paciencia« und
wieder »Paciencia, Senhor!«



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[15/0037] 3 kompensirte Ankeruhren. Zu erdmagnetischen Messungen: ein Deviationsmagne- tometer von C. Bamberg (Seewarte), zwei Magnete mit Schwingungskasten von einem Lamontschen Reisetheodoliten. Zur Terrainaufnahme und zu Höhenbe- stimmungen: ein Siedepunktapparat von Fuess, ein Naudetsches Aneroid von Feiglstock in Etui zum Umhängen, ein Aneroid nach Goldschmidt von Hottinger, zwei Taschenaneroide von Campbell, eine Schmalkalderbussole mit Kreis von 7 cm Durchmesser, ein »Skizzenbrett« nach Naumann von G. Heide, mehrere Taschenkompasse, zwei Schrittzähler. Ein Registriraneroid von Richard Frères blieb zum Zweck korrespondirender Aufzeichnungen in Cuyabá zurück und wurde von Herrn André Vergilio d’Albuquerque bedient. Zu meteorologischen Beo- bachtungen: ein Maximal- und ein Minimalthermometer von Fuess, ein Schleuder- apparat nach Rung mit 3 Thermometern (Seewarte), ein kleines Taschenhygro- meter, ein Pinselthermometer für Wassertemperaturen. Ausserdem noch Schleuder- thermometer und Extremthermometer. Ferner eine reichhaltige und wohlüber- legte photographische Ausrüstung mit Steinheil’schem Apparat, das Virchow’sche anthropologische Instrumentarium, Chemikalien, etliche Spiritusgläser für kleine zoologische Ausbeute, Zeichen- und Malutensilien, vorgedruckte anthropologische Tabellen und sprachliche Verzeichnisse. Das geringste Gewicht brachten die wenigen und dünnen Bücher »Reiselektüre«, deren Jeder eines oder anderes mit- führte; Friederike Kempner, die unentbehrlichste Trösterin auf prosaischem Marsch in fernen Landen, sagt es ja selbst: »Das Gute ist so federleicht«. Die letzten Tage waren natürlich eitel Packerei und Plackerei. Am Nach- mittag des 28. Juli zogen wir aus und schlugen eine halbe Stunde vor der Stadt das Nachtlager auf. Am ersten Tag kommt es nur darauf an, aus der Stadt heraus zu gelangen, und auch an den nächstfolgenden Tagen werden, wenn man nicht über eine Tropa miteinander gewöhnter Tiere verfügt, nur geringe Marsch- leistungen zu Stande gebracht. Da heisst es mehr denn je »Paciencia« und wieder »Paciencia, Senhor!«

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Zitationshilfe: Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/37>, abgerufen am 28.03.2024.