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Filidor der Dorfferer [i. e. Stieler, Kaspar von]: Die Geharnschte Venus. Hamburg, 1660.

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Geharnschter Venus

die Dornen entweichen/
die Lippen verbleichen/
indehm sie die ihre den meinen auffdrükkt.
Jch werd' auß der Erde zun Göttern verschikkt.

2.
Jhr klagende Plagen steht jetzo von fernen/
es fliehe der achzende krächzende Neid!
Mein Gang ist gegründet auch über die Sternen
ich fühle der Seeligen spielende Freud'.
Es flammen die Lippen.
Die rößlichte Klippen
die blühen und ziehen mich lieblich an sich.
Was acht' ich dich Honig! was Nektar-wein dich!
3.
Durch dieses erwieß es ihr süsses Gemühte/
sie wolle/ sie solle die Meinige sein.

Nu höhn' ich der Könige Zepter und Blüte/
mich nimmet der Vorraht Eufrates nicht ein.
Kan ich sie nur haben:
was acht' ich der Gaben
der siegenden Krieger im Kapitolin
die durch die bekränzeten Pforten einziehn!
4.
Jch habe die Schöne mit nichten gewonnen
mit Solde von Golde/ mit Perlenem Wehrt/
und scheinenden Steinen in Bergen geronnen/
den Tyrischen Purpur hat sie nie begehrt.
die Zeilen/ die süssen
aus Pegasus Flüssen
die haben ihr härtliches Hertze gerührt:
Nu stehet mein Lorber mit Myrten geziert.

Geharnſchter Venus

die Dornen entweichen/
die Lippen verbleichen/
indehm ſie die ihre den meinen auffdruͤkkt.
Jch werd’ auß der Erde zun Goͤttern verſchikkt.

2.
Jhr klagende Plagen ſteht jetzo von fernen/
es fliehe der achzende kraͤchzende Neid!
Mein Gang iſt gegruͤndet auch uͤber die Sternen
ich fuͤhle der Seeligen ſpielende Freud’.
Es flammen die Lippen.
Die roͤßlichte Klippen
die bluͤhen und ziehen mich lieblich an ſich.
Was acht’ ich dich Honig! was Nektar-wein dich!
3.
Durch dieſes erwieß es ihr ſuͤſſes Gemuͤhte/
ſie wolle/ ſie ſolle die Meinige ſein.

Nu hoͤhn’ ich der Koͤnige Zepter und Bluͤte/
mich nimmet der Vorraht Eufrates nicht ein.
Kan ich ſie nur haben:
was acht’ ich der Gaben
der ſiegenden Krieger im Kapitolin
die durch die bekraͤnzeten Pforten einziehn!
4.
Jch habe die Schoͤne mit nichten gewonnen
mit Solde von Golde/ mit Perlenem Wehrt/
und ſcheinenden Steinen in Bergen geronnen/
den Tyriſchen Purpur hat ſie nie begehrt.
die Zeilen/ die ſuͤſſen
aus Pegaſus Fluͤſſen
die haben ihr haͤrtliches Hertze geruͤhrt:
Nu ſtehet mein Lorber mit Myrten geziert.
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[22/0054] Geharnſchter Venus die Dornen entweichen/ die Lippen verbleichen/ indehm ſie die ihre den meinen auffdruͤkkt. Jch werd’ auß der Erde zun Goͤttern verſchikkt. 2. Jhr klagende Plagen ſteht jetzo von fernen/ es fliehe der achzende kraͤchzende Neid! Mein Gang iſt gegruͤndet auch uͤber die Sternen ich fuͤhle der Seeligen ſpielende Freud’. Es flammen die Lippen. Die roͤßlichte Klippen die bluͤhen und ziehen mich lieblich an ſich. Was acht’ ich dich Honig! was Nektar-wein dich! 3. Durch dieſes erwieß es ihr ſuͤſſes Gemuͤhte/ ſie wolle/ ſie ſolle die Meinige ſein. Nu hoͤhn’ ich der Koͤnige Zepter und Bluͤte/ mich nimmet der Vorraht Eufrates nicht ein. Kan ich ſie nur haben: was acht’ ich der Gaben der ſiegenden Krieger im Kapitolin die durch die bekraͤnzeten Pforten einziehn! 4. Jch habe die Schoͤne mit nichten gewonnen mit Solde von Golde/ mit Perlenem Wehrt/ und ſcheinenden Steinen in Bergen geronnen/ den Tyriſchen Purpur hat ſie nie begehrt. die Zeilen/ die ſuͤſſen aus Pegaſus Fluͤſſen die haben ihr haͤrtliches Hertze geruͤhrt: Nu ſtehet mein Lorber mit Myrten geziert.

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Zitationshilfe: Filidor der Dorfferer [i. e. Stieler, Kaspar von]: Die Geharnschte Venus. Hamburg, 1660, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieler_venus_1660/54>, abgerufen am 18.04.2024.