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Filidor der Dorfferer [i. e. Stieler, Kaspar von]: Die Geharnschte Venus. Hamburg, 1660.

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Geharnschter Venus
3.
Jch spüre/ daß die Götter mich
um dessentwegen fliehn und hassen:
das weiß ich zwar/ iedoch kan ich
diß schlimme Thun nicht unterlassen.
Was mir der Wolstand predigt ein/
das hör' ich an mit tauben Ohren/
die Weißheit hat an mir verlohren.
Jch muß/ ich muß verdorben sein.
4.
Was mir an Jungfern meist beliebt
haß' ich und straff' es an der Meinen.
Das gröste/ das mich iezt betrübt/
das mir das Herze machet weinen/
ist ihrer Keuschheit reine Zucht/
von der sie nicht wil abewanken/
diß macht mir sorgliche Gedanken.
Seht was die tolle Liebe sucht!
5.
Der Tag wird mir zur finstern Nacht/
die Nacht zur Marter/ Furcht und Zagen/
ia zu der Helle selbst gemacht/
so plagen mich die Liebes-Plagen.
Die
Geharnſchter Venus
3.
Jch ſpuͤre/ daß die Goͤtter mich
um deſſentwegen fliehn und haſſen:
das weiß ich zwar/ iedoch kan ich
diß ſchlimme Thun nicht unterlaſſen.
Was mir der Wolſtand predigt ein/
das hoͤr’ ich an mit tauben Ohren/
die Weißheit hat an mir verlohren.
Jch muß/ ich muß verdorben ſein.
4.
Was mir an Jungfern meiſt beliebt
haß’ ich und ſtraff’ es an der Meinen.
Das groͤſte/ das mich iezt betruͤbt/
das mir das Herze machet weinen/
iſt ihrer Keuſchheit reine Zucht/
von der ſie nicht wil abewanken/
diß macht mir ſorgliche Gedanken.
Seht was die tolle Liebe ſucht!
5.
Der Tag wird mir zur finſtern Nacht/
die Nacht zur Marter/ Furcht und Zagen/
ia zu der Helle ſelbſt gemacht/
ſo plagen mich die Liebes-Plagen.
Die
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[30/0062] Geharnſchter Venus 3. Jch ſpuͤre/ daß die Goͤtter mich um deſſentwegen fliehn und haſſen: das weiß ich zwar/ iedoch kan ich diß ſchlimme Thun nicht unterlaſſen. Was mir der Wolſtand predigt ein/ das hoͤr’ ich an mit tauben Ohren/ die Weißheit hat an mir verlohren. Jch muß/ ich muß verdorben ſein. 4. Was mir an Jungfern meiſt beliebt haß’ ich und ſtraff’ es an der Meinen. Das groͤſte/ das mich iezt betruͤbt/ das mir das Herze machet weinen/ iſt ihrer Keuſchheit reine Zucht/ von der ſie nicht wil abewanken/ diß macht mir ſorgliche Gedanken. Seht was die tolle Liebe ſucht! 5. Der Tag wird mir zur finſtern Nacht/ die Nacht zur Marter/ Furcht und Zagen/ ia zu der Helle ſelbſt gemacht/ ſo plagen mich die Liebes-Plagen. Die

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Zitationshilfe: Filidor der Dorfferer [i. e. Stieler, Kaspar von]: Die Geharnschte Venus. Hamburg, 1660, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieler_venus_1660/62>, abgerufen am 19.04.2024.