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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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1.
Die Entfaltung.

Wir waren in dem nehmlichen Zimmer zum
Speisen zusammen gekommen, in dem wir die Zeit
her, die ich im Schlosse gewesen war, unser Mahl
am Morgen Mittag und Abend, wie es die Tageszeit
brachte, eingenommen hatten, der Tisch war mit dem
klaren weißen feinen Linnen gedeckt, in das schönere
und alterthümlichere Blumen, als jezt gebräuchlich
sind, gleichsam wie Silber in Silber eingewebt wa¬
ren, der Diener stand mit den weißen Handschuhen
hinter uns, der Hausverwalter ging in dem Zimmer
hin und her, und es war an der Wand der Schrein
mit den Fächerabtheilungen, in denen die mannigfal¬
tigen Dinge sich befanden, die in einem Speisezimmer
stets nöthig sind: aber heute war mir alles wie feen¬

Stifter, Nachsommer. III. 1
1.
Die Entfaltung.

Wir waren in dem nehmlichen Zimmer zum
Speiſen zuſammen gekommen, in dem wir die Zeit
her, die ich im Schloſſe geweſen war, unſer Mahl
am Morgen Mittag und Abend, wie es die Tageszeit
brachte, eingenommen hatten, der Tiſch war mit dem
klaren weißen feinen Linnen gedeckt, in das ſchönere
und alterthümlichere Blumen, als jezt gebräuchlich
ſind, gleichſam wie Silber in Silber eingewebt wa¬
ren, der Diener ſtand mit den weißen Handſchuhen
hinter uns, der Hausverwalter ging in dem Zimmer
hin und her, und es war an der Wand der Schrein
mit den Fächerabtheilungen, in denen die mannigfal¬
tigen Dinge ſich befanden, die in einem Speiſezimmer
ſtets nöthig ſind: aber heute war mir alles wie feen¬

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/15>, abgerufen am 29.03.2024.