Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite

und auf die der Schnee nicht hereingefallen war,
Raum zum Sizen, und folgten dieser Einladung
willig, da sich schon Ermüdung eingestellt hatte.
Kaspar schnallte die Umhüllungen der Decken aus¬
einander, und holte zwei leichte aber wärmende Pelze
und andere Pelzsachen hervor, die ich dazu bestimmt
hatte, unsere Körper und Füsse, die im Wandern sich
sehr erwärmt hatten, in der Ruhe vor Verkühlung
zu schüzen. Als wir diese Pelzdinge umgethan hatten,
schritten wir dazu, uns durch Speise und Trank zu
erquicken. Etwas Wein und Brod reichte zu dem
Zwecke hin. Ich betrachtete, nachdem unser Mahl
vollendet war, den Wärmemesser, welchen ich gleich
nach unserer Ankunft an einer freien Stelle auf mei¬
nen Alpenstock aufgehängt hatte, und zeigte meinem
Begleiter Kaspar, daß die Wärme hier oben größer
sei, als wir sie gestern zu gleicher Tageszeit unten
in der Ebene des Sees gehabt hatten. Die Sonne
schien sehr kräftig auf den Schnee, es wehte kein
Lüftchen, an dem grünlich blaulichen Himmel lagerten
nur ein paar sehr dünne weißliche Streifen. Auch
konnte man von dem Steinvorsprunge, von dem aus
der See zu erblicken war, fast deutlich wahrnehmen,
daß unten nicht nur die dichtere, sondern auch kältere

und auf die der Schnee nicht hereingefallen war,
Raum zum Sizen, und folgten dieſer Einladung
willig, da ſich ſchon Ermüdung eingeſtellt hatte.
Kaspar ſchnallte die Umhüllungen der Decken aus¬
einander, und holte zwei leichte aber wärmende Pelze
und andere Pelzſachen hervor, die ich dazu beſtimmt
hatte, unſere Körper und Füſſe, die im Wandern ſich
ſehr erwärmt hatten, in der Ruhe vor Verkühlung
zu ſchüzen. Als wir dieſe Pelzdinge umgethan hatten,
ſchritten wir dazu, uns durch Speiſe und Trank zu
erquicken. Etwas Wein und Brod reichte zu dem
Zwecke hin. Ich betrachtete, nachdem unſer Mahl
vollendet war, den Wärmemeſſer, welchen ich gleich
nach unſerer Ankunft an einer freien Stelle auf mei¬
nen Alpenſtock aufgehängt hatte, und zeigte meinem
Begleiter Kaspar, daß die Wärme hier oben größer
ſei, als wir ſie geſtern zu gleicher Tageszeit unten
in der Ebene des Sees gehabt hatten. Die Sonne
ſchien ſehr kräftig auf den Schnee, es wehte kein
Lüftchen, an dem grünlich blaulichen Himmel lagerten
nur ein paar ſehr dünne weißliche Streifen. Auch
konnte man von dem Steinvorſprunge, von dem aus
der See zu erblicken war, faſt deutlich wahrnehmen,
daß unten nicht nur die dichtere, ſondern auch kältere

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0168" n="154"/>
und auf die der Schnee nicht hereingefallen war,<lb/>
Raum zum Sizen, und folgten die&#x017F;er Einladung<lb/>
willig, da &#x017F;ich &#x017F;chon Ermüdung einge&#x017F;tellt hatte.<lb/>
Kaspar &#x017F;chnallte die Umhüllungen der Decken aus¬<lb/>
einander, und holte zwei leichte aber wärmende Pelze<lb/>
und andere Pelz&#x017F;achen hervor, die ich dazu be&#x017F;timmt<lb/>
hatte, un&#x017F;ere Körper und Fü&#x017F;&#x017F;e, die im Wandern &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;ehr erwärmt hatten, in der Ruhe vor Verkühlung<lb/>
zu &#x017F;chüzen. Als wir die&#x017F;e Pelzdinge umgethan hatten,<lb/>
&#x017F;chritten wir dazu, uns durch Spei&#x017F;e und Trank zu<lb/>
erquicken. Etwas Wein und Brod reichte zu dem<lb/>
Zwecke hin. Ich betrachtete, nachdem un&#x017F;er Mahl<lb/>
vollendet war, den Wärmeme&#x017F;&#x017F;er, welchen ich gleich<lb/>
nach un&#x017F;erer Ankunft an einer freien Stelle auf mei¬<lb/>
nen Alpen&#x017F;tock aufgehängt hatte, und zeigte meinem<lb/>
Begleiter Kaspar, daß die Wärme hier oben größer<lb/>
&#x017F;ei, als wir &#x017F;ie ge&#x017F;tern zu gleicher Tageszeit unten<lb/>
in der Ebene des Sees gehabt hatten. Die Sonne<lb/>
&#x017F;chien &#x017F;ehr kräftig auf den Schnee, es wehte kein<lb/>
Lüftchen, an dem grünlich blaulichen Himmel lagerten<lb/>
nur ein paar &#x017F;ehr dünne weißliche Streifen. Auch<lb/>
konnte man von dem Steinvor&#x017F;prunge, von dem aus<lb/>
der See zu erblicken war, fa&#x017F;t deutlich wahrnehmen,<lb/>
daß unten nicht nur die dichtere, &#x017F;ondern auch kältere<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[154/0168] und auf die der Schnee nicht hereingefallen war, Raum zum Sizen, und folgten dieſer Einladung willig, da ſich ſchon Ermüdung eingeſtellt hatte. Kaspar ſchnallte die Umhüllungen der Decken aus¬ einander, und holte zwei leichte aber wärmende Pelze und andere Pelzſachen hervor, die ich dazu beſtimmt hatte, unſere Körper und Füſſe, die im Wandern ſich ſehr erwärmt hatten, in der Ruhe vor Verkühlung zu ſchüzen. Als wir dieſe Pelzdinge umgethan hatten, ſchritten wir dazu, uns durch Speiſe und Trank zu erquicken. Etwas Wein und Brod reichte zu dem Zwecke hin. Ich betrachtete, nachdem unſer Mahl vollendet war, den Wärmemeſſer, welchen ich gleich nach unſerer Ankunft an einer freien Stelle auf mei¬ nen Alpenſtock aufgehängt hatte, und zeigte meinem Begleiter Kaspar, daß die Wärme hier oben größer ſei, als wir ſie geſtern zu gleicher Tageszeit unten in der Ebene des Sees gehabt hatten. Die Sonne ſchien ſehr kräftig auf den Schnee, es wehte kein Lüftchen, an dem grünlich blaulichen Himmel lagerten nur ein paar ſehr dünne weißliche Streifen. Auch konnte man von dem Steinvorſprunge, von dem aus der See zu erblicken war, faſt deutlich wahrnehmen, daß unten nicht nur die dichtere, ſondern auch kältere

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/168
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/168>, abgerufen am 25.04.2024.