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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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der Fürstin an, und erfuhr, daß dieselbe zufällig auf
mehrere Tage anwesend sei. Sie habe die Absicht
nach Riva zu gehen, um dort einige Wochen an den
Ufern des blauen Gardasees zu verleben. Sie sei jezt
eben damit beschäftigt, die Vorbereitungen zu dieser
Reise zu machen. Ich ließ anfragen, wann ich sie
sprechen könnte, und wurde auf den nächsten Tag
um zwölf Uhr bestellt.

Ich nahm zu dieser Zeit eine Mappe mit einigen
meiner Arbeiten zu mir, und verfügte mich in ihre
Wohnung. Nach den freundlichen Empfangsworten
drückte sie ihre Verwunderung aus, mich jezt hier zu
finden. Ich gab die Verwunderung für ihre Person
zurück. Sie führte mir als Grund ihre beabsichtigte
Reise an, und ich sagte, daß plözlich gekommene An¬
gelegenheiten meinen Sommeraufenthalt unterbro¬
chen, und mich in die Stadt geleitet hätten.

Sie fragte mich um meine Arbeiten während der
Zeit meiner Abwesenheit.

Ich erklärte ihr dieselben. Als ich von dem
Simmigletscher sprach, nahm sie besonderen Antheil,
weil ihr dieses Gebirge aus früherer Zeit her bekannt
war. Ich mußte ihr genau beschreiben, und zeigen,
wo wir gewesen, und was wir gethan haben. Ich zog

der Fürſtin an, und erfuhr, daß dieſelbe zufällig auf
mehrere Tage anweſend ſei. Sie habe die Abſicht
nach Riva zu gehen, um dort einige Wochen an den
Ufern des blauen Gardaſees zu verleben. Sie ſei jezt
eben damit beſchäftigt, die Vorbereitungen zu dieſer
Reiſe zu machen. Ich ließ anfragen, wann ich ſie
ſprechen könnte, und wurde auf den nächſten Tag
um zwölf Uhr beſtellt.

Ich nahm zu dieſer Zeit eine Mappe mit einigen
meiner Arbeiten zu mir, und verfügte mich in ihre
Wohnung. Nach den freundlichen Empfangsworten
drückte ſie ihre Verwunderung aus, mich jezt hier zu
finden. Ich gab die Verwunderung für ihre Perſon
zurück. Sie führte mir als Grund ihre beabſichtigte
Reiſe an, und ich ſagte, daß plözlich gekommene An¬
gelegenheiten meinen Sommeraufenthalt unterbro¬
chen, und mich in die Stadt geleitet hätten.

Sie fragte mich um meine Arbeiten während der
Zeit meiner Abweſenheit.

Ich erklärte ihr dieſelben. Als ich von dem
Simmigletſcher ſprach, nahm ſie beſonderen Antheil,
weil ihr dieſes Gebirge aus früherer Zeit her bekannt
war. Ich mußte ihr genau beſchreiben, und zeigen,
wo wir geweſen, und was wir gethan haben. Ich zog

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[57/0071] der Fürſtin an, und erfuhr, daß dieſelbe zufällig auf mehrere Tage anweſend ſei. Sie habe die Abſicht nach Riva zu gehen, um dort einige Wochen an den Ufern des blauen Gardaſees zu verleben. Sie ſei jezt eben damit beſchäftigt, die Vorbereitungen zu dieſer Reiſe zu machen. Ich ließ anfragen, wann ich ſie ſprechen könnte, und wurde auf den nächſten Tag um zwölf Uhr beſtellt. Ich nahm zu dieſer Zeit eine Mappe mit einigen meiner Arbeiten zu mir, und verfügte mich in ihre Wohnung. Nach den freundlichen Empfangsworten drückte ſie ihre Verwunderung aus, mich jezt hier zu finden. Ich gab die Verwunderung für ihre Perſon zurück. Sie führte mir als Grund ihre beabſichtigte Reiſe an, und ich ſagte, daß plözlich gekommene An¬ gelegenheiten meinen Sommeraufenthalt unterbro¬ chen, und mich in die Stadt geleitet hätten. Sie fragte mich um meine Arbeiten während der Zeit meiner Abweſenheit. Ich erklärte ihr dieſelben. Als ich von dem Simmigletſcher ſprach, nahm ſie beſonderen Antheil, weil ihr dieſes Gebirge aus früherer Zeit her bekannt war. Ich mußte ihr genau beſchreiben, und zeigen, wo wir geweſen, und was wir gethan haben. Ich zog

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/71>, abgerufen am 28.03.2024.