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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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und wiesen, was sich in ihnen befinde, was dort gear¬
beitet werde, wozu sie dienen, und was sich in neuerer
Zeit geändert habe. Der Meier hatte seine besondere
Freude an der neuen von ihm selbst verbesserten Zucht
der Füllen und an dem Volke aller von meinem Gast¬
freunde eingeführten Gattungen von Hühnern. Als
wir uns von dem Meierhofe entfernten, und uns der
vielstimmige Gesang der Vögel aus dem Garten des
Hauses entgegen schallte, sah ich im Rückblicke, daß
sich unter dem Thorwege eine Gruppe von Mägden
mit ihren blauen Schürzen und weißen Hemdärmeln
gesammelt habe, und uns nachschaue.

Wenn ich auch erkannte, daß ich der Gegenstand
der Aufmerksamkeit geworden war, so entschlüpfte doch
niemandem ein Wort, welches einen Grund dieser Auf¬
merksamkeit angedeutet hätte.

Gustav, welcher wohl Anfangs seine Freude ge¬
gen mich ausgesprochen hatte, daß es sei, wie es ist,
und daß keiner von denen, die es gewollt hatten, seine
Schwester fortgeführt, sprach nun von dem Gegen¬
stande nicht mehr, und schloß sich nur noch herzlicher,
wenn dieses möglich war, an mich an.

Mein Gastfreund sagte mir endlich auch von der
Reise nach der Kirche, von welcher Eustach gesprochen

und wieſen, was ſich in ihnen befinde, was dort gear¬
beitet werde, wozu ſie dienen, und was ſich in neuerer
Zeit geändert habe. Der Meier hatte ſeine beſondere
Freude an der neuen von ihm ſelbſt verbeſſerten Zucht
der Füllen und an dem Volke aller von meinem Gaſt¬
freunde eingeführten Gattungen von Hühnern. Als
wir uns von dem Meierhofe entfernten, und uns der
vielſtimmige Geſang der Vögel aus dem Garten des
Hauſes entgegen ſchallte, ſah ich im Rückblicke, daß
ſich unter dem Thorwege eine Gruppe von Mägden
mit ihren blauen Schürzen und weißen Hemdärmeln
geſammelt habe, und uns nachſchaue.

Wenn ich auch erkannte, daß ich der Gegenſtand
der Aufmerkſamkeit geworden war, ſo entſchlüpfte doch
niemandem ein Wort, welches einen Grund dieſer Auf¬
merkſamkeit angedeutet hätte.

Guſtav, welcher wohl Anfangs ſeine Freude ge¬
gen mich ausgeſprochen hatte, daß es ſei, wie es iſt,
und daß keiner von denen, die es gewollt hatten, ſeine
Schweſter fortgeführt, ſprach nun von dem Gegen¬
ſtande nicht mehr, und ſchloß ſich nur noch herzlicher,
wenn dieſes möglich war, an mich an.

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[71/0085] und wieſen, was ſich in ihnen befinde, was dort gear¬ beitet werde, wozu ſie dienen, und was ſich in neuerer Zeit geändert habe. Der Meier hatte ſeine beſondere Freude an der neuen von ihm ſelbſt verbeſſerten Zucht der Füllen und an dem Volke aller von meinem Gaſt¬ freunde eingeführten Gattungen von Hühnern. Als wir uns von dem Meierhofe entfernten, und uns der vielſtimmige Geſang der Vögel aus dem Garten des Hauſes entgegen ſchallte, ſah ich im Rückblicke, daß ſich unter dem Thorwege eine Gruppe von Mägden mit ihren blauen Schürzen und weißen Hemdärmeln geſammelt habe, und uns nachſchaue. Wenn ich auch erkannte, daß ich der Gegenſtand der Aufmerkſamkeit geworden war, ſo entſchlüpfte doch niemandem ein Wort, welches einen Grund dieſer Auf¬ merkſamkeit angedeutet hätte. Guſtav, welcher wohl Anfangs ſeine Freude ge¬ gen mich ausgeſprochen hatte, daß es ſei, wie es iſt, und daß keiner von denen, die es gewollt hatten, ſeine Schweſter fortgeführt, ſprach nun von dem Gegen¬ ſtande nicht mehr, und ſchloß ſich nur noch herzlicher, wenn dieſes möglich war, an mich an. Mein Gaſtfreund ſagte mir endlich auch von der Reiſe nach der Kirche, von welcher Euſtach geſprochen

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/85>, abgerufen am 29.03.2024.