Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite

von Heiligen wurden aus der Kirche entfernt, die
Nischen wurden in ihrer ursprünglichen Gestalt wieder
hergestellt. Wo man unter dem Dache der Kirche oder
in anderen Räumen die alten schlanken Gestalten der
Heiligenbilder wieder finden konnte, wurden sie, wenn
sie beschädigt waren, ergänzt, und an ihre muthma߬
lichen Stellen gesezt. Für welche Nischen man keine
Standbilder auffinden konnte, die wurden leer ge¬
lassen. Man hielt es für besser, daß sie in diesem Zu¬
stande verharren, als daß man eins der hölzernen
Bilder, welche zu der Bauart der Kirche nicht paßten,
in ihnen zurückgelassen hätte. Freilich wäre die Ver¬
fertigung von neuen Standbildern das Zweckmäßigste
gewesen; allein das war nicht in den Plan der Wie¬
derherstellung aufgenommen worden, weil es über die
zu diesem Werke verfügbaren Kräfte meines Gast¬
freundes ging. Alle Nischen aber, auch die leeren,
wurden, wenn Beschädigungen an ihnen vorkamen, in
guten Stand gesezt. Die Überdächer über ihnen
wurden mit ihren Verzierungen wieder hergestellt. Zu
der Übertünchung des Innern der Kirche war ein
Plan entworfen worden, nach welchem die Farbe
jener Theile, die nicht Stein waren, so unbestimmt
gehalten werden sollte, daß ihr Anblick dem eines

von Heiligen wurden aus der Kirche entfernt, die
Niſchen wurden in ihrer urſprünglichen Geſtalt wieder
hergeſtellt. Wo man unter dem Dache der Kirche oder
in anderen Räumen die alten ſchlanken Geſtalten der
Heiligenbilder wieder finden konnte, wurden ſie, wenn
ſie beſchädigt waren, ergänzt, und an ihre muthma߬
lichen Stellen geſezt. Für welche Niſchen man keine
Standbilder auffinden konnte, die wurden leer ge¬
laſſen. Man hielt es für beſſer, daß ſie in dieſem Zu¬
ſtande verharren, als daß man eins der hölzernen
Bilder, welche zu der Bauart der Kirche nicht paßten,
in ihnen zurückgelaſſen hätte. Freilich wäre die Ver¬
fertigung von neuen Standbildern das Zweckmäßigſte
geweſen; allein das war nicht in den Plan der Wie¬
derherſtellung aufgenommen worden, weil es über die
zu dieſem Werke verfügbaren Kräfte meines Gaſt¬
freundes ging. Alle Niſchen aber, auch die leeren,
wurden, wenn Beſchädigungen an ihnen vorkamen, in
guten Stand geſezt. Die Überdächer über ihnen
wurden mit ihren Verzierungen wieder hergeſtellt. Zu
der Übertünchung des Innern der Kirche war ein
Plan entworfen worden, nach welchem die Farbe
jener Theile, die nicht Stein waren, ſo unbeſtimmt
gehalten werden ſollte, daß ihr Anblick dem eines

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0089" n="75"/>
von Heiligen wurden aus der Kirche entfernt, die<lb/>
Ni&#x017F;chen wurden in ihrer ur&#x017F;prünglichen Ge&#x017F;talt wieder<lb/>
herge&#x017F;tellt. Wo man unter dem Dache der Kirche oder<lb/>
in anderen Räumen die alten &#x017F;chlanken Ge&#x017F;talten der<lb/>
Heiligenbilder wieder finden konnte, wurden &#x017F;ie, wenn<lb/>
&#x017F;ie be&#x017F;chädigt waren, ergänzt, und an ihre muthma߬<lb/>
lichen Stellen ge&#x017F;ezt. Für welche Ni&#x017F;chen man keine<lb/>
Standbilder auffinden konnte, die wurden leer ge¬<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en. Man hielt es für be&#x017F;&#x017F;er, daß &#x017F;ie in die&#x017F;em Zu¬<lb/>
&#x017F;tande verharren, als daß man eins der hölzernen<lb/>
Bilder, welche zu der Bauart der Kirche nicht paßten,<lb/>
in ihnen zurückgela&#x017F;&#x017F;en hätte. Freilich wäre die Ver¬<lb/>
fertigung von neuen Standbildern das Zweckmäßig&#x017F;te<lb/>
gewe&#x017F;en; allein das war nicht in den Plan der Wie¬<lb/>
derher&#x017F;tellung aufgenommen worden, weil es über die<lb/>
zu die&#x017F;em Werke verfügbaren Kräfte meines Ga&#x017F;<lb/>
freundes ging. Alle Ni&#x017F;chen aber, auch die leeren,<lb/>
wurden, wenn Be&#x017F;chädigungen an ihnen vorkamen, in<lb/>
guten Stand ge&#x017F;ezt. Die Überdächer über ihnen<lb/>
wurden mit ihren Verzierungen wieder herge&#x017F;tellt. Zu<lb/>
der Übertünchung des Innern der Kirche war ein<lb/>
Plan entworfen worden, nach welchem die Farbe<lb/>
jener Theile, die nicht Stein waren, &#x017F;o unbe&#x017F;timmt<lb/>
gehalten werden &#x017F;ollte, daß ihr Anblick dem eines<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[75/0089] von Heiligen wurden aus der Kirche entfernt, die Niſchen wurden in ihrer urſprünglichen Geſtalt wieder hergeſtellt. Wo man unter dem Dache der Kirche oder in anderen Räumen die alten ſchlanken Geſtalten der Heiligenbilder wieder finden konnte, wurden ſie, wenn ſie beſchädigt waren, ergänzt, und an ihre muthma߬ lichen Stellen geſezt. Für welche Niſchen man keine Standbilder auffinden konnte, die wurden leer ge¬ laſſen. Man hielt es für beſſer, daß ſie in dieſem Zu¬ ſtande verharren, als daß man eins der hölzernen Bilder, welche zu der Bauart der Kirche nicht paßten, in ihnen zurückgelaſſen hätte. Freilich wäre die Ver¬ fertigung von neuen Standbildern das Zweckmäßigſte geweſen; allein das war nicht in den Plan der Wie¬ derherſtellung aufgenommen worden, weil es über die zu dieſem Werke verfügbaren Kräfte meines Gaſt¬ freundes ging. Alle Niſchen aber, auch die leeren, wurden, wenn Beſchädigungen an ihnen vorkamen, in guten Stand geſezt. Die Überdächer über ihnen wurden mit ihren Verzierungen wieder hergeſtellt. Zu der Übertünchung des Innern der Kirche war ein Plan entworfen worden, nach welchem die Farbe jener Theile, die nicht Stein waren, ſo unbeſtimmt gehalten werden ſollte, daß ihr Anblick dem eines

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/89
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/89>, abgerufen am 25.04.2024.