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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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ward ein Rath mit Eustach und Roland gehalten,
dem auch ich beigezogen wurde, um zu erörtern, ob
alles dem gefaßten Plane getreu gehalten werde, und
ob man nicht Manches mit Aufwendung einer mäßi¬
gen Summe noch zu dem ursprünglich Beabsichtigten
hinzu thun könnte, was der Kirche noth thäte, und
was ihr zur Zierde gereichte. Die Ansichten vereinig¬
ten sich sehr bald, da die Männer nach der nehmlichen
Richtung hin strebten, und da ihre Bildungen in die¬
ser Hinsicht sich wechselweise zu dem gleichen Ergeb¬
nisse durchdrungen hatten. Ich konnte sehr wenig mit
reden, obgleich ich gefragt wurde, weil ich einerseits
zu wenig mit den vorhandenen Grundlagen vertraut
war, und weil andererseits meine Kenntnisse in dem
Einzelnen der Kunst, um welche es sich hier handelte,
mit denen meiner Freunde nicht Schritt halten konnten.
Der Pfarrer hatte uns sehr freundlich aufgenommen,
und wollte uns sämmtlich in seinem kleinen Hause
beherbergen. Mein Gastfreund lehnte es ab, und wir
richteten uns, so gut es ging, in dem Gasthofe ein.
Der Ehrerbiethung und des Dankes aber konnte der
bescheidene Pfarrer gegen meinen Gastfreund kein
Ende finden. Auch kam eine Abordnung mehrerer Ge¬
meindeglieder, um, wie sie sagten, ihre Aufwartung

ward ein Rath mit Euſtach und Roland gehalten,
dem auch ich beigezogen wurde, um zu erörtern, ob
alles dem gefaßten Plane getreu gehalten werde, und
ob man nicht Manches mit Aufwendung einer mäßi¬
gen Summe noch zu dem urſprünglich Beabſichtigten
hinzu thun könnte, was der Kirche noth thäte, und
was ihr zur Zierde gereichte. Die Anſichten vereinig¬
ten ſich ſehr bald, da die Männer nach der nehmlichen
Richtung hin ſtrebten, und da ihre Bildungen in die¬
ſer Hinſicht ſich wechſelweiſe zu dem gleichen Ergeb¬
niſſe durchdrungen hatten. Ich konnte ſehr wenig mit
reden, obgleich ich gefragt wurde, weil ich einerſeits
zu wenig mit den vorhandenen Grundlagen vertraut
war, und weil andererſeits meine Kenntniſſe in dem
Einzelnen der Kunſt, um welche es ſich hier handelte,
mit denen meiner Freunde nicht Schritt halten konnten.
Der Pfarrer hatte uns ſehr freundlich aufgenommen,
und wollte uns ſämmtlich in ſeinem kleinen Hauſe
beherbergen. Mein Gaſtfreund lehnte es ab, und wir
richteten uns, ſo gut es ging, in dem Gaſthofe ein.
Der Ehrerbiethung und des Dankes aber konnte der
beſcheidene Pfarrer gegen meinen Gaſtfreund kein
Ende finden. Auch kam eine Abordnung mehrerer Ge¬
meindeglieder, um, wie ſie ſagten, ihre Aufwartung

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[77/0091] ward ein Rath mit Euſtach und Roland gehalten, dem auch ich beigezogen wurde, um zu erörtern, ob alles dem gefaßten Plane getreu gehalten werde, und ob man nicht Manches mit Aufwendung einer mäßi¬ gen Summe noch zu dem urſprünglich Beabſichtigten hinzu thun könnte, was der Kirche noth thäte, und was ihr zur Zierde gereichte. Die Anſichten vereinig¬ ten ſich ſehr bald, da die Männer nach der nehmlichen Richtung hin ſtrebten, und da ihre Bildungen in die¬ ſer Hinſicht ſich wechſelweiſe zu dem gleichen Ergeb¬ niſſe durchdrungen hatten. Ich konnte ſehr wenig mit reden, obgleich ich gefragt wurde, weil ich einerſeits zu wenig mit den vorhandenen Grundlagen vertraut war, und weil andererſeits meine Kenntniſſe in dem Einzelnen der Kunſt, um welche es ſich hier handelte, mit denen meiner Freunde nicht Schritt halten konnten. Der Pfarrer hatte uns ſehr freundlich aufgenommen, und wollte uns ſämmtlich in ſeinem kleinen Hauſe beherbergen. Mein Gaſtfreund lehnte es ab, und wir richteten uns, ſo gut es ging, in dem Gaſthofe ein. Der Ehrerbiethung und des Dankes aber konnte der beſcheidene Pfarrer gegen meinen Gaſtfreund kein Ende finden. Auch kam eine Abordnung mehrerer Ge¬ meindeglieder, um, wie ſie ſagten, ihre Aufwartung

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/91>, abgerufen am 29.03.2024.