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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853.

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sehr angenehm auf meinen Schultern und die Stie¬
felchen an den Füssen, und die Luft floß sanft durch
meine Haare.

Als wir eine Weile auf der Wiese gegangen waren,
wie wir gewöhnlich gingen, wenn er mich mit nahm,
nehmlich daß er seine großen Schritte milderte, aber
noch immer große Schritte machte, und ich theilweise
neben ihm trippeln mußte, sagte der Großvater: "Nun
sage mir doch auch einmal, wie es denn geschehen ist,
daß du mit so vieler Wagenschmiere zusammen ge¬
rathen bist, daß nicht nur deine ganzen Höschen voll
Pech sind, daß deine Füsse voll waren, daß ein Pech¬
flek in dem Vorhause ist, mit Pech besudelte Ruthen
herum liegen, sondern daß auch im ganzen Hause,
wo man nur immer hin kömmt, Fleken von Wagen¬
schmiere anzutreffen sind. Ich habe deiner Mutter
schon gesagt, daß du mit mir gehest, du darfst nicht
mehr besorgt sein, es wird dich keine Strafe mehr
treffen."

Ich erzählte ihm nun, wie ich auf dem Steine
gesessen sei, wie der Wagenschmiermann gekommen
sei, wie er mich gefragt habe, ob ich meine Füsse ein¬
geschmiert haben wolle, wie ich sie ihm hingehalten,
und wie er auf jeden einen Strich gethan habe, wie
ich in die Stube gegangen sei, um mich der Mutter zu

ſehr angenehm auf meinen Schultern und die Stie¬
felchen an den Füſſen, und die Luft floß ſanft durch
meine Haare.

Als wir eine Weile auf der Wieſe gegangen waren,
wie wir gewöhnlich gingen, wenn er mich mit nahm,
nehmlich daß er ſeine großen Schritte milderte, aber
noch immer große Schritte machte, und ich theilweiſe
neben ihm trippeln mußte, ſagte der Großvater: „Nun
ſage mir doch auch einmal, wie es denn geſchehen iſt,
daß du mit ſo vieler Wagenſchmiere zuſammen ge¬
rathen biſt, daß nicht nur deine ganzen Höschen voll
Pech ſind, daß deine Füſſe voll waren, daß ein Pech¬
flek in dem Vorhauſe iſt, mit Pech beſudelte Ruthen
herum liegen, ſondern daß auch im ganzen Hauſe,
wo man nur immer hin kömmt, Fleken von Wagen¬
ſchmiere anzutreffen ſind. Ich habe deiner Mutter
ſchon geſagt, daß du mit mir geheſt, du darfſt nicht
mehr beſorgt ſein, es wird dich keine Strafe mehr
treffen.“

Ich erzählte ihm nun, wie ich auf dem Steine
geſeſſen ſei, wie der Wagenſchmiermann gekommen
ſei, wie er mich gefragt habe, ob ich meine Füſſe ein¬
geſchmiert haben wolle, wie ich ſie ihm hingehalten,
und wie er auf jeden einen Strich gethan habe, wie
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[31/0044] ſehr angenehm auf meinen Schultern und die Stie¬ felchen an den Füſſen, und die Luft floß ſanft durch meine Haare. Als wir eine Weile auf der Wieſe gegangen waren, wie wir gewöhnlich gingen, wenn er mich mit nahm, nehmlich daß er ſeine großen Schritte milderte, aber noch immer große Schritte machte, und ich theilweiſe neben ihm trippeln mußte, ſagte der Großvater: „Nun ſage mir doch auch einmal, wie es denn geſchehen iſt, daß du mit ſo vieler Wagenſchmiere zuſammen ge¬ rathen biſt, daß nicht nur deine ganzen Höschen voll Pech ſind, daß deine Füſſe voll waren, daß ein Pech¬ flek in dem Vorhauſe iſt, mit Pech beſudelte Ruthen herum liegen, ſondern daß auch im ganzen Hauſe, wo man nur immer hin kömmt, Fleken von Wagen¬ ſchmiere anzutreffen ſind. Ich habe deiner Mutter ſchon geſagt, daß du mit mir geheſt, du darfſt nicht mehr beſorgt ſein, es wird dich keine Strafe mehr treffen.“ Ich erzählte ihm nun, wie ich auf dem Steine geſeſſen ſei, wie der Wagenſchmiermann gekommen ſei, wie er mich gefragt habe, ob ich meine Füſſe ein¬ geſchmiert haben wolle, wie ich ſie ihm hingehalten, und wie er auf jeden einen Strich gethan habe, wie ich in die Stube gegangen ſei, um mich der Mutter zu

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/44>, abgerufen am 28.03.2024.