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Storm, Theodor: Gedichte. Kiel, 1852.

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"So hör'! Jüngst träumte mir" -- -- "Das ist
nicht wahr!" --
"Wahr ist's! Mir träumt', ich sähe auf ein Haar
Dich selbst Straß auf und ab in Prachtgewändern
An eines Mannes Arm gemächlich schlendern;
Und dieser Mann" -- -- "der war?" -- "der war
nicht ich!" --
"Du lügst!" -- "Mein Herz, ich sah dich sicherlich --
Ihr senktet Aug' in Auge voll Entzücken,
Ich stand seitab, gleichgültig deinen Blicken."
"Der Mutter sag ich's!" ruft das tolle Kind,
"Was für ein Traum!" Da hasch' ich sie geschwind,
Und diese frevelhaften Lippen müssen,
Was sie verbrochen, ohne Gnade büßen.

„So hör'! Jüngſt träumte mir“ — — „Das iſt
nicht wahr!“ —
„Wahr iſt's! Mir träumt', ich ſähe auf ein Haar
Dich ſelbſt Straß auf und ab in Prachtgewändern
An eines Mannes Arm gemächlich ſchlendern;
Und dieſer Mann“ — — „der war?“ — „der war
nicht ich!“ —
„Du lügſt!“ — „Mein Herz, ich ſah dich ſicherlich —
Ihr ſenktet Aug' in Auge voll Entzücken,
Ich ſtand ſeitab, gleichgültig deinen Blicken.“
„Der Mutter ſag ich's!“ ruft das tolle Kind,
„Was für ein Traum!“ Da haſch' ich ſie geſchwind,
Und dieſe frevelhaften Lippen müſſen,
Was ſie verbrochen, ohne Gnade büßen.

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[140/0150] „So hör'! Jüngſt träumte mir“ — — „Das iſt nicht wahr!“ — „Wahr iſt's! Mir träumt', ich ſähe auf ein Haar Dich ſelbſt Straß auf und ab in Prachtgewändern An eines Mannes Arm gemächlich ſchlendern; Und dieſer Mann“ — — „der war?“ — „der war nicht ich!“ — „Du lügſt!“ — „Mein Herz, ich ſah dich ſicherlich — Ihr ſenktet Aug' in Auge voll Entzücken, Ich ſtand ſeitab, gleichgültig deinen Blicken.“ „Der Mutter ſag ich's!“ ruft das tolle Kind, „Was für ein Traum!“ Da haſch' ich ſie geſchwind, Und dieſe frevelhaften Lippen müſſen, Was ſie verbrochen, ohne Gnade büßen.

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Gedichte. Kiel, 1852, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_gedichte_1852/150>, abgerufen am 19.04.2024.