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Storm, Theodor: Gedichte. Kiel, 1852.

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Sprich, bist du stark.
Sprich, bist du stark, wenn schon mein Leben brach,
Und nur nicht scheiden kann von deinen Blicken,
Das Auge, das von deiner Liebe sprach,
Auf Nimmerwiedersehen zuzudrücken?
Und bist du stark, was sonst das Herz verführt,
Wenn es sich schmeichelnd, zwingend dargeboten,
Dir stets zu weigern fest und unberührt,
Und jungfräulich zu hangen an dem Todten?
Und bist du stark, daß durch den trüben Flor,
Daß durch die Einsamkeit mühsel'ger Jahre,
Wenn dein Gedächtniß schon mein Bild verlor,
Doch unsre Liebe noch dein Herz bewahre?

Sprich, biſt du ſtark.
Sprich, biſt du ſtark, wenn ſchon mein Leben brach,
Und nur nicht ſcheiden kann von deinen Blicken,
Das Auge, das von deiner Liebe ſprach,
Auf Nimmerwiederſehen zuzudrücken?
Und biſt du ſtark, was ſonſt das Herz verführt,
Wenn es ſich ſchmeichelnd, zwingend dargeboten,
Dir ſtets zu weigern feſt und unberührt,
Und jungfräulich zu hangen an dem Todten?
Und biſt du ſtark, daß durch den trüben Flor,
Daß durch die Einſamkeit mühſel'ger Jahre,
Wenn dein Gedächtniß ſchon mein Bild verlor,
Doch unſre Liebe noch dein Herz bewahre?

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[43/0053] Sprich, biſt du ſtark. Sprich, biſt du ſtark, wenn ſchon mein Leben brach, Und nur nicht ſcheiden kann von deinen Blicken, Das Auge, das von deiner Liebe ſprach, Auf Nimmerwiederſehen zuzudrücken? Und biſt du ſtark, was ſonſt das Herz verführt, Wenn es ſich ſchmeichelnd, zwingend dargeboten, Dir ſtets zu weigern feſt und unberührt, Und jungfräulich zu hangen an dem Todten? Und biſt du ſtark, daß durch den trüben Flor, Daß durch die Einſamkeit mühſel'ger Jahre, Wenn dein Gedächtniß ſchon mein Bild verlor, Doch unſre Liebe noch dein Herz bewahre?

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Gedichte. Kiel, 1852, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_gedichte_1852/53>, abgerufen am 28.03.2024.