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Storm, Theodor: Waldwinkel, Pole Poppenspäler. Novellen. Braunschweig, 1875.

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Casper-Ohm nahm die dargebotene Prise. "Ja, ja, Pfeffers," sagte er, einen Blick durchs Fenster werfend, "wenn sie einen nicht in Frieden leben lassen! Hört einmal, wie die armen Heisters schreien!"

"Freilich, Casper-Ohm. Aber wie ging's denn weiter mit dem Herrn Botanikus?"

"Mit dem? - Nun, glaubt es oder nicht! Eines Tages ist er plötzlich zu Hause angekommen; aber es ist für ihn doch immer noch zu früh gewesen; denn als er mit seinen blinden Augen über die Straße stolpert, wird er von einer Carriole zu Boden gefahren, die eben lustig über das Pflaster rasselt."

"Das verdammte Gejage!" rief der Krämer.

"Ja, ja, Pfeffers; Ihr kennt das nicht, Ihr seid ein lediger Mensch; aber der Herr und die feine Dame, die darin saßen, konnten nicht zwischen die Pferdeohren hindurch sehen; sie hatten zu viel an ihren eigenen Augen zu beobachten."

"Und hatte er Schaden genommen, der arme Herr?"

"Nein, Pfeffers, nein, das nicht! Aber es ist seine eigene Frau gewesen, die Dame, die mit dem Baron in der Carriole saß."

Casper-Ohm nahm die dargebotene Prise. „Ja, ja, Pfeffers,“ sagte er, einen Blick durchs Fenster werfend, „wenn sie einen nicht in Frieden leben lassen! Hört einmal, wie die armen Heisters schreien!“

„Freilich, Casper-Ohm. Aber wie ging’s denn weiter mit dem Herrn Botanikus?“

„Mit dem? – Nun, glaubt es oder nicht! Eines Tages ist er plötzlich zu Hause angekommen; aber es ist für ihn doch immer noch zu früh gewesen; denn als er mit seinen blinden Augen über die Straße stolpert, wird er von einer Carriole zu Boden gefahren, die eben lustig über das Pflaster rasselt.“

„Das verdammte Gejage!“ rief der Krämer.

„Ja, ja, Pfeffers; Ihr kennt das nicht, Ihr seid ein lediger Mensch; aber der Herr und die feine Dame, die darin saßen, konnten nicht zwischen die Pferdeohren hindurch sehen; sie hatten zu viel an ihren eigenen Augen zu beobachten.“

„Und hatte er Schaden genommen, der arme Herr?“

„Nein, Pfeffers, nein, das nicht! Aber es ist seine eigene Frau gewesen, die Dame, die mit dem Baron in der Carriole saß.“

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[19/0023] Casper-Ohm nahm die dargebotene Prise. „Ja, ja, Pfeffers,“ sagte er, einen Blick durchs Fenster werfend, „wenn sie einen nicht in Frieden leben lassen! Hört einmal, wie die armen Heisters schreien!“ „Freilich, Casper-Ohm. Aber wie ging’s denn weiter mit dem Herrn Botanikus?“ „Mit dem? – Nun, glaubt es oder nicht! Eines Tages ist er plötzlich zu Hause angekommen; aber es ist für ihn doch immer noch zu früh gewesen; denn als er mit seinen blinden Augen über die Straße stolpert, wird er von einer Carriole zu Boden gefahren, die eben lustig über das Pflaster rasselt.“ „Das verdammte Gejage!“ rief der Krämer. „Ja, ja, Pfeffers; Ihr kennt das nicht, Ihr seid ein lediger Mensch; aber der Herr und die feine Dame, die darin saßen, konnten nicht zwischen die Pferdeohren hindurch sehen; sie hatten zu viel an ihren eigenen Augen zu beobachten.“ „Und hatte er Schaden genommen, der arme Herr?“ „Nein, Pfeffers, nein, das nicht! Aber es ist seine eigene Frau gewesen, die Dame, die mit dem Baron in der Carriole saß.“

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Waldwinkel, Pole Poppenspäler. Novellen. Braunschweig, 1875, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_waldwinkel_1875/23>, abgerufen am 29.03.2024.