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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836.

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Zweiter Abschnitt.
platz der Krankheit, wo alle mögliche Leidende ausgestellt
sind, tritt der grosse Wunderarzt Jesus auf, und wählt
sich denjenigen, der am hartnäckigsten leidet, heraus, um
durch Wiederherstellung desselben die glänzendste Probe
seiner Heilkraft abzulegen. Wie wir es bereits als die
Weise des vierten Evangeliums kennen, statt der extensiv
grösseren Masse synoptischer Wundergeschichten wenige,
aber desto intensivere zu geben: so hat es auch hier durch
die Erzählung von der Heilung eines 38 Jahre lang Ge-
lähmten alle synoptischen Berichte von Heilungen glieder-
kranker Personen, von welchen die am längsten leidende
bei Lukas 13, 11. nur als eine gune pneuma ekhousa astheneias
ete deka kai okto bezeichnet war, bei Weitem überbo-
ten. Ohne Zweifel war dem Evangelisten eine, obwohl,
wie wir diess auch sonst schon fanden, ziemlich unbestimmte
Kunde von dergleichen Heilungen Jesu, namentlich der des
Paralytischen Matth. 9, 2 ff. parall., zugekommen, da der
heilende Zuruf und der Erfolg der Heilung hier bei Jo-
hannes fast wörtlich ebenso, wie dort namentlich bei Mar-
kus, angegeben ist 23). Auch davon, dass in der synopti-
schen Erzählung jene Heilung zugleich als ein Akt der
Sündenvergebung erscheint, ist in der vorliegenden johan-
neischen Geschichte noch eine Spur, indem Jesus, wie er

23) [Spaltenumbruch] Marc. 2, 9:
(ti esin eukopoteron, eipein
-- --) egeire, aron souton
krabbaton kai peripatei;

10: -- egeire, aron ton
krabbaton sou kai upage eis
ton oikon sou.

12: kai egerthe eutheos, kai
aras ton krabbaton exelthen
enantion panton.

[Spaltenumbruch] Joh. 5, 8:
egeirai, aron ton krabbaton sou,
kai peripatei.
9: kai eutheos egeneto ugies
o anthropos, kai ere ton krab-
baton autoukai periepatei.

Zweiter Abschnitt.
platz der Krankheit, wo alle mögliche Leidende ausgestellt
sind, tritt der groſse Wunderarzt Jesus auf, und wählt
sich denjenigen, der am hartnäckigsten leidet, heraus, um
durch Wiederherstellung desselben die glänzendste Probe
seiner Heilkraft abzulegen. Wie wir es bereits als die
Weise des vierten Evangeliums kennen, statt der extensiv
gröſseren Masse synoptischer Wundergeschichten wenige,
aber desto intensivere zu geben: so hat es auch hier durch
die Erzählung von der Heilung eines 38 Jahre lang Ge-
lähmten alle synoptischen Berichte von Heilungen glieder-
kranker Personen, von welchen die am längsten leidende
bei Lukas 13, 11. nur als eine γυνὴ πνεῦμα ἔχουσα ἀσϑενείας
ἔτη δέκα καὶ ὀκτὼ bezeichnet war, bei Weitem überbo-
ten. Ohne Zweifel war dem Evangelisten eine, obwohl,
wie wir dieſs auch sonst schon fanden, ziemlich unbestimmte
Kunde von dergleichen Heilungen Jesu, namentlich der des
Paralytischen Matth. 9, 2 ff. parall., zugekommen, da der
heilende Zuruf und der Erfolg der Heilung hier bei Jo-
hannes fast wörtlich ebenso, wie dort namentlich bei Mar-
kus, angegeben ist 23). Auch davon, daſs in der synopti-
schen Erzählung jene Heilung zugleich als ein Akt der
Sündenvergebung erscheint, ist in der vorliegenden johan-
neischen Geschichte noch eine Spur, indem Jesus, wie er

23) [Spaltenumbruch] Marc. 2, 9:
(τί ἐςιν εὐκοπώτερον, εἰπεῖν
-- --) ἔγειρε, ᾄρόν σουτὸν
κράββατον καὶ περιπάτει;

10: — ἔγειρε, ᾄρον τὸν
κράββατόν σου καὶ ὕπαγε εἰς
τὸν οῖκόν σου.

12: καὶ ἠγέρϑη εὐϑέως, καὶ
ᾄρας τὸν κράββατον ἐξῆλϑεν
ἐναντίον πάντων.

[Spaltenumbruch] Joh. 5, 8:
ἔγειραι, ᾄρον τὸν κράββατόν σου,
καὶ περιπάτει.
9: καὶ εὐϑέως ἐγένετο ὑγιὴς
ὁ ἄνϑρωπος, καὶ ῇρε τὸν κράβ-
βατον αὑτοῦκαὶ περιεπάτει.
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[132/0151] Zweiter Abschnitt. platz der Krankheit, wo alle mögliche Leidende ausgestellt sind, tritt der groſse Wunderarzt Jesus auf, und wählt sich denjenigen, der am hartnäckigsten leidet, heraus, um durch Wiederherstellung desselben die glänzendste Probe seiner Heilkraft abzulegen. Wie wir es bereits als die Weise des vierten Evangeliums kennen, statt der extensiv gröſseren Masse synoptischer Wundergeschichten wenige, aber desto intensivere zu geben: so hat es auch hier durch die Erzählung von der Heilung eines 38 Jahre lang Ge- lähmten alle synoptischen Berichte von Heilungen glieder- kranker Personen, von welchen die am längsten leidende bei Lukas 13, 11. nur als eine γυνὴ πνεῦμα ἔχουσα ἀσϑενείας ἔτη δέκα καὶ ὀκτὼ bezeichnet war, bei Weitem überbo- ten. Ohne Zweifel war dem Evangelisten eine, obwohl, wie wir dieſs auch sonst schon fanden, ziemlich unbestimmte Kunde von dergleichen Heilungen Jesu, namentlich der des Paralytischen Matth. 9, 2 ff. parall., zugekommen, da der heilende Zuruf und der Erfolg der Heilung hier bei Jo- hannes fast wörtlich ebenso, wie dort namentlich bei Mar- kus, angegeben ist 23). Auch davon, daſs in der synopti- schen Erzählung jene Heilung zugleich als ein Akt der Sündenvergebung erscheint, ist in der vorliegenden johan- neischen Geschichte noch eine Spur, indem Jesus, wie er 23) Marc. 2, 9: (τί ἐςιν εὐκοπώτερον, εἰπεῖν -- --) ἔγειρε, ᾄρόν σουτὸν κράββατον καὶ περιπάτει; 10: — ἔγειρε, ᾄρον τὸν κράββατόν σου καὶ ὕπαγε εἰς τὸν οῖκόν σου. 12: καὶ ἠγέρϑη εὐϑέως, καὶ ᾄρας τὸν κράββατον ἐξῆλϑεν ἐναντίον πάντων. Joh. 5, 8: ἔγειραι, ᾄρον τὸν κράββατόν σου, καὶ περιπάτει. 9: καὶ εὐϑέως ἐγένετο ὑγιὴς ὁ ἄνϑρωπος, καὶ ῇρε τὸν κράβ- βατον αὑτοῦκαὶ περιεπάτει.

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Zitationshilfe: Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836/151>, abgerufen am 29.03.2024.