Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836.

Bild:
<< vorherige Seite
Zweiter Abschnitt.
Zehntes Kapitel.
Jesu Verklärung und lezte Reise nach
Jerusalem.

§. 101.
Die Verklärung Jesu als wunderbarer äusserer Vorgang.

Mit den bisher untersuchten Wundererzählungen
konnte die Geschichte von der Verklärung Jesu auf dem
Berge nicht mehr verbunden werden, nicht bloss weil sie
kein von Jesu verrichtetes Wunder, wie jene, vielmehr ein
an ihm vorgegangenes betrifft, sondern auch weil sie als
ein für sich stehender Moment im Leben Jesu hervortritt,
welche der Gleichartigkeit wegen nur etwa mit der Taufe
und Auferstehung zusammengestellt werden könnte; wie
denn Herder mit Recht diese drei Begebenheiten als die
drei lichten Punkte himmlischer Beurkundung im Leben
Jesu bezeichnet hat 1).

So, wie sich die synoptische Erzählung (Matth. 17,
1 ff. Marc. 9, 2 ff. Luc. 9, 28 ff.) -- denn im vierten Evan-
gelium fehlt die Geschichte -- dem ersten Anblick darbie-
tet, haben wir hier einen wirklichen äusseren und zwar
wunderbaren Vorgang: als Jesus 6--8 Tage nach seiner
ersten Leidensverkündigung mit seinen drei vertrautesten
Jüngern einen hohen Berg bestieg, waren diese Zeugen,
wie mit Einem Male sein Angesicht und selbst seine Klei-
der in überirdischem Glanze sich verklärten, wie zwei
ehrwürdige Gestalten aus dem Geisterreich, Moses und

1) Vom Erlöser der Menschen nach unsern drei ersten Evan-
gelien, S. 114.
Zweiter Abschnitt.
Zehntes Kapitel.
Jesu Verklärung und lezte Reise nach
Jerusalem.

§. 101.
Die Verklärung Jesu als wunderbarer äusserer Vorgang.

Mit den bisher untersuchten Wundererzählungen
konnte die Geschichte von der Verklärung Jesu auf dem
Berge nicht mehr verbunden werden, nicht bloſs weil sie
kein von Jesu verrichtetes Wunder, wie jene, vielmehr ein
an ihm vorgegangenes betrifft, sondern auch weil sie als
ein für sich stehender Moment im Leben Jesu hervortritt,
welche der Gleichartigkeit wegen nur etwa mit der Taufe
und Auferstehung zusammengestellt werden könnte; wie
denn Herder mit Recht diese drei Begebenheiten als die
drei lichten Punkte himmlischer Beurkundung im Leben
Jesu bezeichnet hat 1).

So, wie sich die synoptische Erzählung (Matth. 17,
1 ff. Marc. 9, 2 ff. Luc. 9, 28 ff.) — denn im vierten Evan-
gelium fehlt die Geschichte — dem ersten Anblick darbie-
tet, haben wir hier einen wirklichen äusseren und zwar
wunderbaren Vorgang: als Jesus 6—8 Tage nach seiner
ersten Leidensverkündigung mit seinen drei vertrautesten
Jüngern einen hohen Berg bestieg, waren diese Zeugen,
wie mit Einem Male sein Angesicht und selbst seine Klei-
der in überirdischem Glanze sich verklärten, wie zwei
ehrwürdige Gestalten aus dem Geisterreich, Moses und

1) Vom Erlöser der Menschen nach unsern drei ersten Evan-
gelien, S. 114.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0271" n="252"/>
      <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweiter Abschnitt</hi>.</fw><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Zehntes Kapitel</hi>.<lb/>
Jesu Verklärung und lezte Reise nach<lb/>
Jerusalem.</hi> </head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>§. 101.<lb/>
Die Verklärung Jesu als wunderbarer äusserer Vorgang.</head><lb/>
          <p>Mit den bisher untersuchten Wundererzählungen<lb/>
konnte die Geschichte von der Verklärung Jesu auf dem<lb/>
Berge nicht mehr verbunden werden, nicht blo&#x017F;s weil sie<lb/>
kein von Jesu verrichtetes Wunder, wie jene, vielmehr ein<lb/>
an ihm vorgegangenes betrifft, sondern auch weil sie als<lb/>
ein für sich stehender Moment im Leben Jesu hervortritt,<lb/>
welche der Gleichartigkeit wegen nur etwa mit der Taufe<lb/>
und Auferstehung zusammengestellt werden könnte; wie<lb/>
denn <hi rendition="#k">Herder</hi> mit Recht diese drei Begebenheiten als die<lb/>
drei lichten Punkte himmlischer Beurkundung im Leben<lb/>
Jesu bezeichnet hat <note place="foot" n="1)">Vom Erlöser der Menschen nach unsern drei ersten Evan-<lb/>
gelien, S. 114.</note>.</p><lb/>
          <p>So, wie sich die synoptische Erzählung (Matth. 17,<lb/>
1 ff. Marc. 9, 2 ff. Luc. 9, 28 ff.) &#x2014; denn im vierten Evan-<lb/>
gelium fehlt die Geschichte &#x2014; dem ersten Anblick darbie-<lb/>
tet, haben wir hier einen wirklichen äusseren und zwar<lb/>
wunderbaren Vorgang: als Jesus 6&#x2014;8 Tage nach seiner<lb/>
ersten Leidensverkündigung mit seinen drei vertrautesten<lb/>
Jüngern einen hohen Berg bestieg, waren diese Zeugen,<lb/>
wie mit Einem Male sein Angesicht und selbst seine Klei-<lb/>
der in überirdischem Glanze sich verklärten, wie zwei<lb/>
ehrwürdige Gestalten aus dem Geisterreich, Moses und<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[252/0271] Zweiter Abschnitt. Zehntes Kapitel. Jesu Verklärung und lezte Reise nach Jerusalem. §. 101. Die Verklärung Jesu als wunderbarer äusserer Vorgang. Mit den bisher untersuchten Wundererzählungen konnte die Geschichte von der Verklärung Jesu auf dem Berge nicht mehr verbunden werden, nicht bloſs weil sie kein von Jesu verrichtetes Wunder, wie jene, vielmehr ein an ihm vorgegangenes betrifft, sondern auch weil sie als ein für sich stehender Moment im Leben Jesu hervortritt, welche der Gleichartigkeit wegen nur etwa mit der Taufe und Auferstehung zusammengestellt werden könnte; wie denn Herder mit Recht diese drei Begebenheiten als die drei lichten Punkte himmlischer Beurkundung im Leben Jesu bezeichnet hat 1). So, wie sich die synoptische Erzählung (Matth. 17, 1 ff. Marc. 9, 2 ff. Luc. 9, 28 ff.) — denn im vierten Evan- gelium fehlt die Geschichte — dem ersten Anblick darbie- tet, haben wir hier einen wirklichen äusseren und zwar wunderbaren Vorgang: als Jesus 6—8 Tage nach seiner ersten Leidensverkündigung mit seinen drei vertrautesten Jüngern einen hohen Berg bestieg, waren diese Zeugen, wie mit Einem Male sein Angesicht und selbst seine Klei- der in überirdischem Glanze sich verklärten, wie zwei ehrwürdige Gestalten aus dem Geisterreich, Moses und 1) Vom Erlöser der Menschen nach unsern drei ersten Evan- gelien, S. 114.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836/271
Zitationshilfe: Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836/271>, abgerufen am 20.04.2024.