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Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836.

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Dritter Abschnitt.
Tode bei'm Hinausgang an den Ölberg den Jüngern die
Zusage machen: meia to egerthenai me proaxo umas eis
ten Galilaian (Matth. 26, 32. Marc. 14, 28.); dieselbe
Versicherung giebt am Auferstehungsmorgen der Engel den
Weibern mit dem Zusaz: ekei auton opsesthe (Matth. 28,
7. Marc. 16, 7.), und bei Matthäus ertheilt über alles die-
ses Jesus in eigener Person den Weibern den Auftrag,
den Jüngern zu sagen: ina apelthosin eis ten Galilaian,
kakei me opsontai (28, 10.). Bei Matthäus wird sofort
wirklich die Abreise der Jünger nach Galiläa, und die
Erscheinung, welche sie dort von Jesu hatten (die einzige
den Jüngern zu Theil gewordene, deren Matthäus gedenkt),
gemeldet; Markus bricht, nachdem er die Bestürzung be-
schrieben, in welche die Engelerscheinung die Frauen ver-
sezt habe, auf die schon erwähnte räthselhafte Art ab,
hängt einige Erscheinungen Jesu an, welche, da zwischen
der ersten, die als unmittelbar nach der Auferstehung er-
folgt, nothwendig in Jerusalem zu denken ist, und den
folgenden keine Ortsveränderung bemerkt, und der Zusam-
menhang mit der früheren Weisung nach Galiläa aufgeho-
ben ist, sämmtlich als Erscheinungen in und um Jerusa-
lem betrachtet werden müssen. Johannes weiss von einer
Weisung der Jünger nach Galiläa nichts, und lässt Jesum
am Abend des Auferstehungstages und acht Tage später
den Jüngern in Jerusalem sich zeigen; doch wird in dem
angehängten Schlusskapitel eine Erscheinung am galiläischen
See beschrieben. Bei Lukas dagegen ist nicht bloss von
einer galiläischen Erscheinung keine Spur, und Jerusalem
mit der Umgegend zum alleinigen Schauplaz der Christo-
phanieen, welche dieses Evangelium hat, gemacht, sondern
es wird auch Jesu, wie er am Abend nach der Auferste-
hung den versammelten Jüngern in Jerusalem erscheint,
die Weisung in den Mund gelegt: umeis de kathisate en
te polei (was die A. G. 1, 4. bestimmter negativ durch
apo Ierosolumon me khorizesthai ausdrückt), eos ou endu-

Dritter Abschnitt.
Tode bei'm Hinausgang an den Ölberg den Jüngern die
Zusage machen: μειὰ τὸ ἐγερϑῆναί με προάξω ὑμᾶς εἰς
τὴν Γαλιλαίαν (Matth. 26, 32. Marc. 14, 28.); dieselbe
Versicherung giebt am Auferstehungsmorgen der Engel den
Weibern mit dem Zusaz: ἐκεῖ αὐτὸν ὄψεσϑε (Matth. 28,
7. Marc. 16, 7.), und bei Matthäus ertheilt über alles die-
ses Jesus in eigener Person den Weibern den Auftrag,
den Jüngern zu sagen: ἵνα ἀπέλϑωσιν εἰς τὴν Γαλιλαίαν,
κᾀκεῖ με ὄψονται (28, 10.). Bei Matthäus wird sofort
wirklich die Abreise der Jünger nach Galiläa, und die
Erscheinung, welche sie dort von Jesu hatten (die einzige
den Jüngern zu Theil gewordene, deren Matthäus gedenkt),
gemeldet; Markus bricht, nachdem er die Bestürzung be-
schrieben, in welche die Engelerscheinung die Frauen ver-
sezt habe, auf die schon erwähnte räthselhafte Art ab,
hängt einige Erscheinungen Jesu an, welche, da zwischen
der ersten, die als unmittelbar nach der Auferstehung er-
folgt, nothwendig in Jerusalem zu denken ist, und den
folgenden keine Ortsveränderung bemerkt, und der Zusam-
menhang mit der früheren Weisung nach Galiläa aufgeho-
ben ist, sämmtlich als Erscheinungen in und um Jerusa-
lem betrachtet werden müssen. Johannes weiſs von einer
Weisung der Jünger nach Galiläa nichts, und läſst Jesum
am Abend des Auferstehungstages und acht Tage später
den Jüngern in Jerusalem sich zeigen; doch wird in dem
angehängten Schluſskapitel eine Erscheinung am galiläischen
See beschrieben. Bei Lukas dagegen ist nicht bloſs von
einer galiläischen Erscheinung keine Spur, und Jerusalem
mit der Umgegend zum alleinigen Schauplaz der Christo-
phanieen, welche dieses Evangelium hat, gemacht, sondern
es wird auch Jesu, wie er am Abend nach der Auferste-
hung den versammelten Jüngern in Jerusalem erscheint,
die Weisung in den Mund gelegt: ὑμεῖς δὲ καϑίσατε ἐν
τῇ πόλει (was die A. G. 1, 4. bestimmter negativ durch
ἀπὸ Ἱεροσολύμων μὴ χωρίζεσϑαι ausdrückt), ἕως οὖ ἐνδύ-

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[610/0629] Dritter Abschnitt. Tode bei'm Hinausgang an den Ölberg den Jüngern die Zusage machen: μειὰ τὸ ἐγερϑῆναί με προάξω ὑμᾶς εἰς τὴν Γαλιλαίαν (Matth. 26, 32. Marc. 14, 28.); dieselbe Versicherung giebt am Auferstehungsmorgen der Engel den Weibern mit dem Zusaz: ἐκεῖ αὐτὸν ὄψεσϑε (Matth. 28, 7. Marc. 16, 7.), und bei Matthäus ertheilt über alles die- ses Jesus in eigener Person den Weibern den Auftrag, den Jüngern zu sagen: ἵνα ἀπέλϑωσιν εἰς τὴν Γαλιλαίαν, κᾀκεῖ με ὄψονται (28, 10.). Bei Matthäus wird sofort wirklich die Abreise der Jünger nach Galiläa, und die Erscheinung, welche sie dort von Jesu hatten (die einzige den Jüngern zu Theil gewordene, deren Matthäus gedenkt), gemeldet; Markus bricht, nachdem er die Bestürzung be- schrieben, in welche die Engelerscheinung die Frauen ver- sezt habe, auf die schon erwähnte räthselhafte Art ab, hängt einige Erscheinungen Jesu an, welche, da zwischen der ersten, die als unmittelbar nach der Auferstehung er- folgt, nothwendig in Jerusalem zu denken ist, und den folgenden keine Ortsveränderung bemerkt, und der Zusam- menhang mit der früheren Weisung nach Galiläa aufgeho- ben ist, sämmtlich als Erscheinungen in und um Jerusa- lem betrachtet werden müssen. Johannes weiſs von einer Weisung der Jünger nach Galiläa nichts, und läſst Jesum am Abend des Auferstehungstages und acht Tage später den Jüngern in Jerusalem sich zeigen; doch wird in dem angehängten Schluſskapitel eine Erscheinung am galiläischen See beschrieben. Bei Lukas dagegen ist nicht bloſs von einer galiläischen Erscheinung keine Spur, und Jerusalem mit der Umgegend zum alleinigen Schauplaz der Christo- phanieen, welche dieses Evangelium hat, gemacht, sondern es wird auch Jesu, wie er am Abend nach der Auferste- hung den versammelten Jüngern in Jerusalem erscheint, die Weisung in den Mund gelegt: ὑμεῖς δὲ καϑίσατε ἐν τῇ πόλει (was die A. G. 1, 4. bestimmter negativ durch ἀπὸ Ἱεροσολύμων μὴ χωρίζεσϑαι ausdrückt), ἕως οὖ ἐνδύ-

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Zitationshilfe: Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836, S. 610. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836/629>, abgerufen am 25.04.2024.