Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836.

Bild:
<< vorherige Seite
Viertes Kapitel. §. 136.

Hatte sich auf diese Weise die Vorstellung einer Auf-
erstehung Jesu gebildet, so konnte diese nicht so einfach
vor sich gegangen sein, sondern musste mit allem Geprän-
ge, welches die jüdische Vorstellungsweise bot, umgeben
und verherrlicht werden. Der Hauptzierrath, welcher zu
diesem Behuf zu Gebote stand, waren Engel: diese muss-
ten daher das Grab Jesu eröffnet, nachdem er hervorge-
stiegen war, an der leeren Stätte Wache gehalten, und
den Weibern, welche, gleichsam als der beweglichere
Vortrab der Anhängerschaft Jesu, und weil ohne Zweifel
Weiber die ersten Visionen gehabt hatten, zuerst zum
Grabe gehen mussten, von dem Vorgefallenen Nachricht
gegeben haben. Da es Galiläa war, wo ihnen später Je-
sus erschien, so wurde die Reise der Jünger dahin, wel-
che nichts Anderes, als ihre durch Furcht beschleunigte
Rückkehr in die Heimath war, von der Weisung eines
Engels abgeleitet, ja Jesus selbst musste schon vor seinem
Tode, und, wie Matthäus gar zu eifrig hinzufügt, auch
nach der Auferstehung noch einmal, die Jünger dahin ge-
wiesen haben. Je weiter sich aber diese Erzählungen in
der Überlieferung fortpflanzten, desto mehr musste die
Verschiedenheit der Lokalität der Auferstehung selbst und
der Erscheinungen des Auferstandenen als unbequem ver-
schwinden, und, da die Örtlichkeit des Todes und der
Auferstehung feststand, die Erscheinungen allmählig in
dieselbe Lokalität mit der Auferstehung, nach Jerusalem,
verlegt werden, welches als der glänzendere Schauplaz und
als Siz der ersten christlichen Gemeinde besonders dazu
geeignet war.


benüzte, Stelle, Hos. 6, 2. LXX: ugiasei emas meta duo eme-
ras; en te emera te trite exanasesometha, kai zesometha eno-
pion autou --?
Viertes Kapitel. §. 136.

Hatte sich auf diese Weise die Vorstellung einer Auf-
erstehung Jesu gebildet, so konnte diese nicht so einfach
vor sich gegangen sein, sondern muſste mit allem Geprän-
ge, welches die jüdische Vorstellungsweise bot, umgeben
und verherrlicht werden. Der Hauptzierrath, welcher zu
diesem Behuf zu Gebote stand, waren Engel: diese muſs-
ten daher das Grab Jesu eröffnet, nachdem er hervorge-
stiegen war, an der leeren Stätte Wache gehalten, und
den Weibern, welche, gleichsam als der beweglichere
Vortrab der Anhängerschaft Jesu, und weil ohne Zweifel
Weiber die ersten Visionen gehabt hatten, zuerst zum
Grabe gehen muſsten, von dem Vorgefallenen Nachricht
gegeben haben. Da es Galiläa war, wo ihnen später Je-
sus erschien, so wurde die Reise der Jünger dahin, wel-
che nichts Anderes, als ihre durch Furcht beschleunigte
Rückkehr in die Heimath war, von der Weisung eines
Engels abgeleitet, ja Jesus selbst muſste schon vor seinem
Tode, und, wie Matthäus gar zu eifrig hinzufügt, auch
nach der Auferstehung noch einmal, die Jünger dahin ge-
wiesen haben. Je weiter sich aber diese Erzählungen in
der Überlieferung fortpflanzten, desto mehr muſste die
Verschiedenheit der Lokalität der Auferstehung selbst und
der Erscheinungen des Auferstandenen als unbequem ver-
schwinden, und, da die Örtlichkeit des Todes und der
Auferstehung feststand, die Erscheinungen allmählig in
dieselbe Lokalität mit der Auferstehung, nach Jerusalem,
verlegt werden, welches als der glänzendere Schauplaz und
als Siz der ersten christlichen Gemeinde besonders dazu
geeignet war.


benüzte, Stelle, Hos. 6, 2. LXX: ὑγιάσει ἡμᾶς μετὰ δύο ἡμέ-
ρας· ἐν τῇ ἡμέρᾳ τῇ τρίτῃ ἐξαναςησόμεϑα, καὶ ζησόμεϑα ἐνώ-
πιον αὐτοῦ —?
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0682" n="663"/>
          <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Viertes Kapitel</hi>. §. 136.</fw><lb/>
          <p>Hatte sich auf diese Weise die Vorstellung einer Auf-<lb/>
erstehung Jesu gebildet, so konnte diese nicht so einfach<lb/>
vor sich gegangen sein, sondern mu&#x017F;ste mit allem Geprän-<lb/>
ge, welches die jüdische Vorstellungsweise bot, umgeben<lb/>
und verherrlicht werden. Der Hauptzierrath, welcher zu<lb/>
diesem Behuf zu Gebote stand, waren Engel: diese mu&#x017F;s-<lb/>
ten daher das Grab Jesu eröffnet, nachdem er hervorge-<lb/>
stiegen war, an der leeren Stätte Wache gehalten, und<lb/>
den Weibern, welche, gleichsam als der beweglichere<lb/>
Vortrab der Anhängerschaft Jesu, und weil ohne Zweifel<lb/>
Weiber die ersten Visionen gehabt hatten, zuerst zum<lb/>
Grabe gehen mu&#x017F;sten, von dem Vorgefallenen Nachricht<lb/>
gegeben haben. Da es Galiläa war, wo ihnen später Je-<lb/>
sus erschien, so wurde die Reise der Jünger dahin, wel-<lb/>
che nichts Anderes, als ihre durch Furcht beschleunigte<lb/>
Rückkehr in die Heimath war, von der Weisung eines<lb/>
Engels abgeleitet, ja Jesus selbst mu&#x017F;ste schon vor seinem<lb/>
Tode, und, wie Matthäus gar zu eifrig hinzufügt, auch<lb/>
nach der Auferstehung noch einmal, die Jünger dahin ge-<lb/>
wiesen haben. Je weiter sich aber diese Erzählungen in<lb/>
der Überlieferung fortpflanzten, desto mehr mu&#x017F;ste die<lb/>
Verschiedenheit der Lokalität der Auferstehung selbst und<lb/>
der Erscheinungen des Auferstandenen als unbequem ver-<lb/>
schwinden, und, da die Örtlichkeit des Todes und der<lb/>
Auferstehung feststand, die Erscheinungen allmählig in<lb/>
dieselbe Lokalität mit der Auferstehung, nach Jerusalem,<lb/>
verlegt werden, welches als der glänzendere Schauplaz und<lb/>
als Siz der ersten christlichen Gemeinde besonders dazu<lb/>
geeignet war.</p><lb/>
          <p>
            <note xml:id="seg2pn_20_2" prev="#seg2pn_20_1" place="foot" n="25)">benüzte, Stelle, Hos. 6, 2. LXX: <quote xml:lang="ell">&#x1F51;&#x03B3;&#x03B9;&#x03AC;&#x03C3;&#x03B5;&#x03B9; &#x1F21;&#x03BC;&#x1FB6;&#x03C2; &#x03BC;&#x03B5;&#x03C4;&#x1F70; &#x03B4;&#x1F7B;&#x03BF; &#x1F21;&#x03BC;&#x03AD;-<lb/>
&#x03C1;&#x03B1;&#x03C2;&#x0387; &#x1F10;&#x03BD; &#x03C4;&#x1FC7; &#x1F21;&#x03BC;&#x03AD;&#x03C1;&#x1FB3; &#x03C4;&#x1FC7; &#x03C4;&#x03C1;&#x03AF;&#x03C4;&#x1FC3; &#x1F10;&#x03BE;&#x03B1;&#x03BD;&#x03B1;&#x03C2;&#x03B7;&#x03C3;&#x03CC;&#x03BC;&#x03B5;&#x03D1;&#x03B1;, &#x03BA;&#x03B1;&#x1F76; &#x03B6;&#x03B7;&#x03C3;&#x03CC;&#x03BC;&#x03B5;&#x03D1;&#x03B1; &#x1F10;&#x03BD;&#x03CE;-<lb/>
&#x03C0;&#x03B9;&#x03BF;&#x03BD; &#x03B1;&#x1F50;&#x03C4;&#x03BF;&#x03C5;&#x0342; &#x2014;?</quote></note>
          </p>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[663/0682] Viertes Kapitel. §. 136. Hatte sich auf diese Weise die Vorstellung einer Auf- erstehung Jesu gebildet, so konnte diese nicht so einfach vor sich gegangen sein, sondern muſste mit allem Geprän- ge, welches die jüdische Vorstellungsweise bot, umgeben und verherrlicht werden. Der Hauptzierrath, welcher zu diesem Behuf zu Gebote stand, waren Engel: diese muſs- ten daher das Grab Jesu eröffnet, nachdem er hervorge- stiegen war, an der leeren Stätte Wache gehalten, und den Weibern, welche, gleichsam als der beweglichere Vortrab der Anhängerschaft Jesu, und weil ohne Zweifel Weiber die ersten Visionen gehabt hatten, zuerst zum Grabe gehen muſsten, von dem Vorgefallenen Nachricht gegeben haben. Da es Galiläa war, wo ihnen später Je- sus erschien, so wurde die Reise der Jünger dahin, wel- che nichts Anderes, als ihre durch Furcht beschleunigte Rückkehr in die Heimath war, von der Weisung eines Engels abgeleitet, ja Jesus selbst muſste schon vor seinem Tode, und, wie Matthäus gar zu eifrig hinzufügt, auch nach der Auferstehung noch einmal, die Jünger dahin ge- wiesen haben. Je weiter sich aber diese Erzählungen in der Überlieferung fortpflanzten, desto mehr muſste die Verschiedenheit der Lokalität der Auferstehung selbst und der Erscheinungen des Auferstandenen als unbequem ver- schwinden, und, da die Örtlichkeit des Todes und der Auferstehung feststand, die Erscheinungen allmählig in dieselbe Lokalität mit der Auferstehung, nach Jerusalem, verlegt werden, welches als der glänzendere Schauplaz und als Siz der ersten christlichen Gemeinde besonders dazu geeignet war. 25) 25) benüzte, Stelle, Hos. 6, 2. LXX: ὑγιάσει ἡμᾶς μετὰ δύο ἡμέ- ρας· ἐν τῇ ἡμέρᾳ τῇ τρίτῃ ἐξαναςησόμεϑα, καὶ ζησόμεϑα ἐνώ- πιον αὐτοῦ —?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836/682
Zitationshilfe: Strauß, David Friedrich: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen, 1836, S. 663. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/strauss_jesus02_1836/682>, abgerufen am 24.04.2024.