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Sulzer, Johann Georg: Beschreibung einiger Merckwüdigkeiten, Welche er in einer Ao. 1742. gemachten Berg-Reise durch einige Oerter der Schweitz beobachtet hat. Zürich, 1742.

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Beschreibung einiger Merckwürdigkeiten
gesehen, und dennoch waren sie auch sehr durchsichtig, und gläntzten
auf eine ungemeine Weise. Jch habe daraus geschlossen, es sey dieses
ein Stückgen von einem Smaragd gewesen; wil es aber jemand vor
einen grünen Crystallen halten, so wil ich darüber keinen Streit an-
fangen. Do ist zu wissen, daß einer von den Herren der Frantzösis.
Academie der Wissenschaften (der Herr Mairan, wenn ich nicht irre)
in dem Sand, welches die Rhone ausschwemmt, auch kleine Stücke
von Edelsteinen angetroffen hat, welches zeiget, daß die Schweitz
nicht leer von diesen Götzen sey. Allein ich wende mich wieder zu
Fortsetzung unsrer Reise.

Besondre
Verrichtun-
gen bey den
Reisen.

Wir kamen am Abend des bemeldten Tages in Maschwanden
an. Diesen Weg nahmen wir nicht darum, daß er der nächste auf
Zug sey, sondern darum, weil ich ein gewisses Geschäft hier zu ver-
richten hatte, davon ich jetzt reden will. Man weiß, was vor eine
nützliche Sache es ist, eine accurate Land-Charte zu haben. Es ist
aber sehr schwer eine solche zu verfertigen. Es wird erfordert, daß
man die Lage der Oerter, welche man auf die Charte bringen wil,
geometrisch determinire. Damit ich nun einem so nützlichen Wercke
den Anfang machte, habe ich mir vorgenommen die Lage der fürnehm-
sten Berge, auf welche ich kommen würde, wo es immer möglich ist,
durch Triangel geometrisch zu determiniren, und dadurch andern, die
solche Reisen machen möchten, Anlaß zu geben, in dieser Sache fortzu-
fahren, damit man endlich nach und nach eine richtige Land-Charte
von der Lage der vornehmsten Bergen haben könte. Zu diesem Ende
hin habe ich, ehe ich die Reise angetretten, zu Maschwanden eine
Grund-Linie von etlich tausend Schuhen würcklich mit der Ruthe
abgemessen, welche an beyden Enden Zeichen hatte, die von Fehrniß
wol zu sehen sind. Jch solte nun noch die Winckel haben, welche
die beyden Ende dieser Grund-Linie mit der Rigi und dem Pilatus-
Berge machten. Jn dieser Absicht reißten wir also auf Maschwan-
den, mit einem schönen Halbzirckel versehen, der in Grade und Minu-
ten eingetheilet, und mit Fehrn-Gläsern versehen ist. Allein die
Mühe war umsonst, wie wir bald sehen werden.

An diesem Tage reißten wir von Zürich auf

Wollishofen 1. St.
Adlischweil 1/2. St.
Auf das Albis 3/4. St.
Rifferschweil 1. St.
Mettmenstätten 1/2. St.
Maschwanden 3/4. St.
Summa 41/2. St.
Der

Beſchreibung einiger Merckwuͤrdigkeiten
geſehen, und dennoch waren ſie auch ſehr durchſichtig, und glaͤntzten
auf eine ungemeine Weiſe. Jch habe daraus geſchloſſen, es ſey dieſes
ein Stuͤckgen von einem Smaragd geweſen; wil es aber jemand vor
einen gruͤnen Cryſtallen halten, ſo wil ich daruͤber keinen Streit an-
fangen. Do iſt zu wiſſen, daß einer von den Herren der Frantzoͤſiſ.
Academie der Wiſſenſchaften (der Herꝛ Mairan, wenn ich nicht irꝛe)
in dem Sand, welches die Rhone ausſchwemmt, auch kleine Stuͤcke
von Edelſteinen angetroffen hat, welches zeiget, daß die Schweitz
nicht leer von dieſen Goͤtzen ſey. Allein ich wende mich wieder zu
Fortſetzung unſrer Reiſe.

Beſondre
Verrichtun-
gen bey den
Reiſen.

Wir kamen am Abend des bemeldten Tages in Maſchwanden
an. Dieſen Weg nahmen wir nicht darum, daß er der naͤchſte auf
Zug ſey, ſondern darum, weil ich ein gewiſſes Geſchaͤft hier zu ver-
richten hatte, davon ich jetzt reden will. Man weiß, was vor eine
nuͤtzliche Sache es iſt, eine accurate Land-Charte zu haben. Es iſt
aber ſehr ſchwer eine ſolche zu verfertigen. Es wird erfordert, daß
man die Lage der Oerter, welche man auf die Charte bringen wil,
geometriſch determinire. Damit ich nun einem ſo nuͤtzlichen Wercke
den Anfang machte, habe ich mir vorgenommen die Lage der fuͤrnehm-
ſten Berge, auf welche ich kommen wuͤrde, wo es immer moͤglich iſt,
durch Triangel geometriſch zu determiniren, und dadurch andern, die
ſolche Reiſen machen moͤchten, Anlaß zu geben, in dieſer Sache fortzu-
fahren, damit man endlich nach und nach eine richtige Land-Charte
von der Lage der vornehmſten Bergen haben koͤnte. Zu dieſem Ende
hin habe ich, ehe ich die Reiſe angetretten, zu Maſchwanden eine
Grund-Linie von etlich tauſend Schuhen wuͤrcklich mit der Ruthe
abgemeſſen, welche an beyden Enden Zeichen hatte, die von Fehrniß
wol zu ſehen ſind. Jch ſolte nun noch die Winckel haben, welche
die beyden Ende dieſer Grund-Linie mit der Rigi und dem Pilatus-
Berge machten. Jn dieſer Abſicht reißten wir alſo auf Maſchwan-
den, mit einem ſchoͤnen Halbzirckel verſehen, der in Grade und Minu-
ten eingetheilet, und mit Fehrn-Glaͤſern verſehen iſt. Allein die
Muͤhe war umſonſt, wie wir bald ſehen werden.

An dieſem Tage reißten wir von Zuͤrich auf

Wollishofen 1. St.
Adliſchweil ½. St.
Auf das Albis ¾. St.
Rifferſchweil 1. St.
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Maſchwanden ¾. St.
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[28/0032] Beſchreibung einiger Merckwuͤrdigkeiten geſehen, und dennoch waren ſie auch ſehr durchſichtig, und glaͤntzten auf eine ungemeine Weiſe. Jch habe daraus geſchloſſen, es ſey dieſes ein Stuͤckgen von einem Smaragd geweſen; wil es aber jemand vor einen gruͤnen Cryſtallen halten, ſo wil ich daruͤber keinen Streit an- fangen. Do iſt zu wiſſen, daß einer von den Herren der Frantzoͤſiſ. Academie der Wiſſenſchaften (der Herꝛ Mairan, wenn ich nicht irꝛe) in dem Sand, welches die Rhone ausſchwemmt, auch kleine Stuͤcke von Edelſteinen angetroffen hat, welches zeiget, daß die Schweitz nicht leer von dieſen Goͤtzen ſey. Allein ich wende mich wieder zu Fortſetzung unſrer Reiſe. Wir kamen am Abend des bemeldten Tages in Maſchwanden an. Dieſen Weg nahmen wir nicht darum, daß er der naͤchſte auf Zug ſey, ſondern darum, weil ich ein gewiſſes Geſchaͤft hier zu ver- richten hatte, davon ich jetzt reden will. Man weiß, was vor eine nuͤtzliche Sache es iſt, eine accurate Land-Charte zu haben. Es iſt aber ſehr ſchwer eine ſolche zu verfertigen. Es wird erfordert, daß man die Lage der Oerter, welche man auf die Charte bringen wil, geometriſch determinire. Damit ich nun einem ſo nuͤtzlichen Wercke den Anfang machte, habe ich mir vorgenommen die Lage der fuͤrnehm- ſten Berge, auf welche ich kommen wuͤrde, wo es immer moͤglich iſt, durch Triangel geometriſch zu determiniren, und dadurch andern, die ſolche Reiſen machen moͤchten, Anlaß zu geben, in dieſer Sache fortzu- fahren, damit man endlich nach und nach eine richtige Land-Charte von der Lage der vornehmſten Bergen haben koͤnte. Zu dieſem Ende hin habe ich, ehe ich die Reiſe angetretten, zu Maſchwanden eine Grund-Linie von etlich tauſend Schuhen wuͤrcklich mit der Ruthe abgemeſſen, welche an beyden Enden Zeichen hatte, die von Fehrniß wol zu ſehen ſind. Jch ſolte nun noch die Winckel haben, welche die beyden Ende dieſer Grund-Linie mit der Rigi und dem Pilatus- Berge machten. Jn dieſer Abſicht reißten wir alſo auf Maſchwan- den, mit einem ſchoͤnen Halbzirckel verſehen, der in Grade und Minu- ten eingetheilet, und mit Fehrn-Glaͤſern verſehen iſt. Allein die Muͤhe war umſonſt, wie wir bald ſehen werden. An dieſem Tage reißten wir von Zuͤrich auf Wollishofen 1. St. Adliſchweil ½. St. Auf das Albis ¾. St. Rifferſchweil 1. St. Mettmenſtaͤtten ½. St. Maſchwanden ¾. St. Summa 4½. St. Der

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Beschreibung einiger Merckwüdigkeiten, Welche er in einer Ao. 1742. gemachten Berg-Reise durch einige Oerter der Schweitz beobachtet hat. Zürich, 1742, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1742/32>, abgerufen am 28.03.2024.