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Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 2. Leipzig, 1774.

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Ter

Man kann überhaupt sagen, Terenz sey der comi-
sche Dichter aller Menschen von feiner Lebensart.
Und wenn irgend ein Römer die edle Einfalt der
Schreibart, die Cicero den Atticismus nennt, er-
reicht hat, so treffen wir sie in diesen Comödien an.

Termen.
(Baukunst. Bildhauerkunst.)

Könnten eigentlich Bildsäulen genennt werden; weil
sie halb Bilder und halb Säulen sind. Es sind Werke
deren obere Hälfte die menschliche Gestalt bis auf
den halben Leib vorstellt, die untere aber in einen
vierekigten sich gegen das untere End verschmählern-
den Pfeiler ausläuft.

Jn der Baukunst werden sie anstatt der Säulen
oder Pfeiler zu Tragung der Gebälke angebracht.
Jn Gärten aber werden sie frey, anstatt der Sta-
tüen hingesezt.

Die Termen scheinen die ältesten Statuen zu seyn.
Man weiß, daß einige alte Völker blos unförmliche
Steine, als Bilder der Götter verehrt haben. Nach-
dem die Bildhauerey aufgekommen war, wurden
Steine aufgerichtet, deren oberstes Ende, so gut es
die noch rohe Kunst vermochte, nach der Gestalt des
menschlichen Hauptes ausgehauen ward, um sie
von andern gemeinen Steinen zu unterscheiden.
Vielleicht aber haben die Gränzsteine, die bey allen
Völkern für etwas heiliges und unverlezliches gehal-
ten werden, zuerst diesen Einfall veranlasset. Es
mag einem eingefallen seyn, diese Steine um sie von
andern, die der Zufall auf Feldern aufgestellt, zu
unterscheiden, oben etwas abzurunden, und etwa
Nase, Augen, und Mund darauf anzuzeigen, da-
mit der Gränzstein zu einem Bilde des Gottes wür-
de, der die Verlezung der Gränzen rächet. Dieser
Einfall hat hernach Gelegenheit gegeben, daß über-
haupt alle Gränzsteine so bezeichnet worden. End-
lich aber ist, wie es mit so viel andern Dingen ge-
gangen, eine besondere Zierrath erst in den Gär-
ten, hernach so gar an Gebäuden, aus diesen Gränz-
steinen gemacht worden.

Terz.
(Musik.)

Ein consonirendes Jntervall, das seinen Namen da-
her hat, daß in der diatonischen Tonleiter immer die
dritte Sayte, von welchem der sieben diatonischen
Töne man sie abzähle, eine Terz gegen die erste klin-
get, als E gegen C; F gegen D; G gegen E u. s. f.
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Ter
Weil in unserm diatonischen System die Stufen von
einem Tone zum andern ungleich sind, und drey
Sayten entweder zwey Jntervalle von ganzen Tö-
nen, wie C-D, D-E, oder nur von einem gan-
zen Ton und einem halben wie D-E, E-F, aus-
machen, so ist auch die Terz von zwey Gattungen,
nämlich groß, oder klein; jene besteht aus zwey
ganzen Tönen, (*) diese aus einem ganzen und einem
halben. Da wir aber zweyerley ganze Töne haben,
nämlich einen, nach dem Verhältniß und einen
von (*) so entstehen daher zweyerley große Ter-
zen; da bisweilen der große ganze Ton und der
kleine bisweilen aber zwey große Töne auf
einander folgen. Jm ersten Fall ist also die Terz
x als C-E, das ist oder 4/5 ; im andern
Fall aber ist sie x als B-d; das ist Aus eben
diesem Grund ist auch die kleine Terz nach unserm
System von zweyerley Art, da sie entweder aus dem
großen, oder kleinen ganzen und dem halben Tone
besteht; im ersten Fall ist also die kleine Terz x
als A-c, das ist oder 5/6 ; im andern aber ist
sie x als D-F, das ist oder . Von
einer dritten verminderten Terz, deren Verhältnis
wäre, haben wir anderswo gesprochen. (*)

Von diesen Terzen hat die große Terz, deren Ver-
hältnis 4/5 ist, den größten Wolklang; weil sie in der
Folge der harmonischen Töne zuerst, und gleich nach
der Quinte vorkommt (*); zunächst auf sie aber
kommt denn die kleine Terz 5/6 , und auf diese die
verminderte , von welcher die von ohngefähr
um 3/4 eines Comma in die Höhe abweicht. Wie
diese drey Arten der Terz in dem von uns angenom-
menen temperirten System sich durch alle Tonleitern
verhalten, ist in dem Artikel über die Jntervalle ge-
nau angezeiget worden. Wir merken hier nur noch
an, daß kein Jntervall, das kleiner ist als für
eine kleine Terz mehr könne gehalten werden.

Jn dem Dreyklang ist die Terz das wichtigste
Jntervall, weil sie die Tonart bestimmt; (*) daher
sie in der begleitenden Harmonie nie kann weggelas-
sen werden.

Terzet.
(Musik.)

So nennt man, nach dem italienischen Terzetto,
ein Singestük von drey concertirenden Stimmen. Sie
kommen so wol in Kirchensachen, als in den Opern
vor. Das Terzet hat eben die Schwierigkeiten im

Saze
(*) Daher
kommt ihr
griechischer
Name Di-
tonus.
(*) S.
System.
(*) S.
Consonanz;
Dreyklang.
(*) S.
Consonanz.
(*) S.
Tonart.
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Ter

Man kann uͤberhaupt ſagen, Terenz ſey der comi-
ſche Dichter aller Menſchen von feiner Lebensart.
Und wenn irgend ein Roͤmer die edle Einfalt der
Schreibart, die Cicero den Atticismus nennt, er-
reicht hat, ſo treffen wir ſie in dieſen Comoͤdien an.

Termen.
(Baukunſt. Bildhauerkunſt.)

Koͤnnten eigentlich Bildſaͤulen genennt werden; weil
ſie halb Bilder und halb Saͤulen ſind. Es ſind Werke
deren obere Haͤlfte die menſchliche Geſtalt bis auf
den halben Leib vorſtellt, die untere aber in einen
vierekigten ſich gegen das untere End verſchmaͤhlern-
den Pfeiler auslaͤuft.

Jn der Baukunſt werden ſie anſtatt der Saͤulen
oder Pfeiler zu Tragung der Gebaͤlke angebracht.
Jn Gaͤrten aber werden ſie frey, anſtatt der Sta-
tuͤen hingeſezt.

Die Termen ſcheinen die aͤlteſten Statuen zu ſeyn.
Man weiß, daß einige alte Voͤlker blos unfoͤrmliche
Steine, als Bilder der Goͤtter verehrt haben. Nach-
dem die Bildhauerey aufgekommen war, wurden
Steine aufgerichtet, deren oberſtes Ende, ſo gut es
die noch rohe Kunſt vermochte, nach der Geſtalt des
menſchlichen Hauptes ausgehauen ward, um ſie
von andern gemeinen Steinen zu unterſcheiden.
Vielleicht aber haben die Graͤnzſteine, die bey allen
Voͤlkern fuͤr etwas heiliges und unverlezliches gehal-
ten werden, zuerſt dieſen Einfall veranlaſſet. Es
mag einem eingefallen ſeyn, dieſe Steine um ſie von
andern, die der Zufall auf Feldern aufgeſtellt, zu
unterſcheiden, oben etwas abzurunden, und etwa
Naſe, Augen, und Mund darauf anzuzeigen, da-
mit der Graͤnzſtein zu einem Bilde des Gottes wuͤr-
de, der die Verlezung der Graͤnzen raͤchet. Dieſer
Einfall hat hernach Gelegenheit gegeben, daß uͤber-
haupt alle Graͤnzſteine ſo bezeichnet worden. End-
lich aber iſt, wie es mit ſo viel andern Dingen ge-
gangen, eine beſondere Zierrath erſt in den Gaͤr-
ten, hernach ſo gar an Gebaͤuden, aus dieſen Graͤnz-
ſteinen gemacht worden.

Terz.
(Muſik.)

Ein conſonirendes Jntervall, das ſeinen Namen da-
her hat, daß in der diatoniſchen Tonleiter immer die
dritte Sayte, von welchem der ſieben diatoniſchen
Toͤne man ſie abzaͤhle, eine Terz gegen die erſte klin-
get, als E gegen C; F gegen D; G gegen E u. ſ. f.
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Ter
Weil in unſerm diatoniſchen Syſtem die Stufen von
einem Tone zum andern ungleich ſind, und drey
Sayten entweder zwey Jntervalle von ganzen Toͤ-
nen, wie C-D, D-E, oder nur von einem gan-
zen Ton und einem halben wie D-E, E-F, aus-
machen, ſo iſt auch die Terz von zwey Gattungen,
naͤmlich groß, oder klein; jene beſteht aus zwey
ganzen Toͤnen, (*) dieſe aus einem ganzen und einem
halben. Da wir aber zweyerley ganze Toͤne haben,
naͤmlich einen, nach dem Verhaͤltniß und einen
von (*) ſo entſtehen daher zweyerley große Ter-
zen; da bisweilen der große ganze Ton und der
kleine bisweilen aber zwey große Toͤne auf
einander folgen. Jm erſten Fall iſt alſo die Terz
x als C-E, das iſt oder ⅘; im andern
Fall aber iſt ſie x als B-d; das iſt Aus eben
dieſem Grund iſt auch die kleine Terz nach unſerm
Syſtem von zweyerley Art, da ſie entweder aus dem
großen, oder kleinen ganzen und dem halben Tone
beſteht; im erſten Fall iſt alſo die kleine Terz x
als A-c, das iſt oder ⅚; im andern aber iſt
ſie x als D-F, das iſt oder . Von
einer dritten verminderten Terz, deren Verhaͤltnis
waͤre, haben wir anderswo geſprochen. (*)

Von dieſen Terzen hat die große Terz, deren Ver-
haͤltnis ⅘ iſt, den groͤßten Wolklang; weil ſie in der
Folge der harmoniſchen Toͤne zuerſt, und gleich nach
der Quinte vorkommt (*); zunaͤchſt auf ſie aber
kommt denn die kleine Terz ⅚, und auf dieſe die
verminderte , von welcher die von ohngefaͤhr
um ¾ eines Comma in die Hoͤhe abweicht. Wie
dieſe drey Arten der Terz in dem von uns angenom-
menen temperirten Syſtem ſich durch alle Tonleitern
verhalten, iſt in dem Artikel uͤber die Jntervalle ge-
nau angezeiget worden. Wir merken hier nur noch
an, daß kein Jntervall, das kleiner iſt als fuͤr
eine kleine Terz mehr koͤnne gehalten werden.

Jn dem Dreyklang iſt die Terz das wichtigſte
Jntervall, weil ſie die Tonart beſtimmt; (*) daher
ſie in der begleitenden Harmonie nie kann weggelaſ-
ſen werden.

Terzet.
(Muſik.)

So nennt man, nach dem italieniſchen Terzetto,
ein Singeſtuͤk von drey concertirenden Stimmen. Sie
kommen ſo wol in Kirchenſachen, als in den Opern
vor. Das Terzet hat eben die Schwierigkeiten im

Saze
(*) Daher
kommt ihr
griechiſcher
Name Di-
tonus.
(*) S.
Syſtem.
(*) S.
Conſonanz;
Dreyklang.
(*) S.
Conſonanz.
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[1152[1134]/0581] Ter Ter Man kann uͤberhaupt ſagen, Terenz ſey der comi- ſche Dichter aller Menſchen von feiner Lebensart. Und wenn irgend ein Roͤmer die edle Einfalt der Schreibart, die Cicero den Atticismus nennt, er- reicht hat, ſo treffen wir ſie in dieſen Comoͤdien an. Termen. (Baukunſt. Bildhauerkunſt.) Koͤnnten eigentlich Bildſaͤulen genennt werden; weil ſie halb Bilder und halb Saͤulen ſind. Es ſind Werke deren obere Haͤlfte die menſchliche Geſtalt bis auf den halben Leib vorſtellt, die untere aber in einen vierekigten ſich gegen das untere End verſchmaͤhlern- den Pfeiler auslaͤuft. Jn der Baukunſt werden ſie anſtatt der Saͤulen oder Pfeiler zu Tragung der Gebaͤlke angebracht. Jn Gaͤrten aber werden ſie frey, anſtatt der Sta- tuͤen hingeſezt. Die Termen ſcheinen die aͤlteſten Statuen zu ſeyn. Man weiß, daß einige alte Voͤlker blos unfoͤrmliche Steine, als Bilder der Goͤtter verehrt haben. Nach- dem die Bildhauerey aufgekommen war, wurden Steine aufgerichtet, deren oberſtes Ende, ſo gut es die noch rohe Kunſt vermochte, nach der Geſtalt des menſchlichen Hauptes ausgehauen ward, um ſie von andern gemeinen Steinen zu unterſcheiden. Vielleicht aber haben die Graͤnzſteine, die bey allen Voͤlkern fuͤr etwas heiliges und unverlezliches gehal- ten werden, zuerſt dieſen Einfall veranlaſſet. Es mag einem eingefallen ſeyn, dieſe Steine um ſie von andern, die der Zufall auf Feldern aufgeſtellt, zu unterſcheiden, oben etwas abzurunden, und etwa Naſe, Augen, und Mund darauf anzuzeigen, da- mit der Graͤnzſtein zu einem Bilde des Gottes wuͤr- de, der die Verlezung der Graͤnzen raͤchet. Dieſer Einfall hat hernach Gelegenheit gegeben, daß uͤber- haupt alle Graͤnzſteine ſo bezeichnet worden. End- lich aber iſt, wie es mit ſo viel andern Dingen ge- gangen, eine beſondere Zierrath erſt in den Gaͤr- ten, hernach ſo gar an Gebaͤuden, aus dieſen Graͤnz- ſteinen gemacht worden. Terz. (Muſik.) Ein conſonirendes Jntervall, das ſeinen Namen da- her hat, daß in der diatoniſchen Tonleiter immer die dritte Sayte, von welchem der ſieben diatoniſchen Toͤne man ſie abzaͤhle, eine Terz gegen die erſte klin- get, als E gegen C; F gegen D; G gegen E u. ſ. f. Weil in unſerm diatoniſchen Syſtem die Stufen von einem Tone zum andern ungleich ſind, und drey Sayten entweder zwey Jntervalle von ganzen Toͤ- nen, wie C-D, D-E, oder nur von einem gan- zen Ton und einem halben wie D-E, E-F, aus- machen, ſo iſt auch die Terz von zwey Gattungen, naͤmlich groß, oder klein; jene beſteht aus zwey ganzen Toͤnen, (*) dieſe aus einem ganzen und einem halben. Da wir aber zweyerley ganze Toͤne haben, naͤmlich einen, nach dem Verhaͤltniß [FORMEL] und einen von [FORMEL] (*) ſo entſtehen daher zweyerley große Ter- zen; da bisweilen der große ganze Ton [FORMEL] und der kleine [FORMEL] bisweilen aber zwey große Toͤne [FORMEL] auf einander folgen. Jm erſten Fall iſt alſo die Terz [FORMEL] x [FORMEL] als C-E, das iſt [FORMEL] oder ⅘; im andern Fall aber iſt ſie [FORMEL] x [FORMEL] als B-d; das iſt [FORMEL] Aus eben dieſem Grund iſt auch die kleine Terz nach unſerm Syſtem von zweyerley Art, da ſie entweder aus dem großen, oder kleinen ganzen und dem halben Tone beſteht; im erſten Fall iſt alſo die kleine Terz [FORMEL] x [FORMEL] als A-c, das iſt [FORMEL] oder ⅚; im andern aber iſt ſie [FORMEL] x [FORMEL] als D-F, das iſt [FORMEL] oder [FORMEL]. Von einer dritten verminderten Terz, deren Verhaͤltnis [FORMEL] waͤre, haben wir anderswo geſprochen. (*) Von dieſen Terzen hat die große Terz, deren Ver- haͤltnis ⅘ iſt, den groͤßten Wolklang; weil ſie in der Folge der harmoniſchen Toͤne zuerſt, und gleich nach der Quinte vorkommt (*); zunaͤchſt auf ſie aber kommt denn die kleine Terz ⅚, und auf dieſe die verminderte [FORMEL], von welcher die von [FORMEL] ohngefaͤhr um ¾ eines Comma in die Hoͤhe abweicht. Wie dieſe drey Arten der Terz in dem von uns angenom- menen temperirten Syſtem ſich durch alle Tonleitern verhalten, iſt in dem Artikel uͤber die Jntervalle ge- nau angezeiget worden. Wir merken hier nur noch an, daß kein Jntervall, das kleiner iſt als [FORMEL] fuͤr eine kleine Terz mehr koͤnne gehalten werden. Jn dem Dreyklang iſt die Terz das wichtigſte Jntervall, weil ſie die Tonart beſtimmt; (*) daher ſie in der begleitenden Harmonie nie kann weggelaſ- ſen werden. Terzet. (Muſik.) So nennt man, nach dem italieniſchen Terzetto, ein Singeſtuͤk von drey concertirenden Stimmen. Sie kommen ſo wol in Kirchenſachen, als in den Opern vor. Das Terzet hat eben die Schwierigkeiten im Saze (*) Daher kommt ihr griechiſcher Name Di- tonus. (*) S. Syſtem. (*) S. Conſonanz; Dreyklang. (*) S. Conſonanz. (*) S. Tonart.

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 2. Leipzig, 1774, S. 1152[1134]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie02_1774/581>, abgerufen am 23.04.2024.