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Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.

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Sapphische Oden.


Die Alpen.

Söhne der Erden! wunderbar gebauet,
Die ihr den Wolken ins Gebiete schauet,
Alpen! da bin ich, nach so langen Reisen
Euch hoch zu preisen.
Vaterland, Freunde, Chloris, sie, mein Leben,
Thränen und Seufzer, welche mich umgeben,
Nichts, daß in Hoheit ich euch nur erblicke,
Hält mich zurücke.
Heißt mich willkommen mit entblößtem Scheitel,
Wenn ihr mich sehet mit geleertem Beutel,
Hat mich der Mammon hinter Basels Thoren
Gestern verlohren,
O! dennoch sollt ihr meinen Geist entzücken,
Und der Verlust nicht das Gemüthe drücken,
Es ist ein Opfer, welches ich euch bringe
Und dazu singe.
Zeitliche Güter sind von keiner Dauer,
Und einem Herzen werden sie nicht sauer
Durch ihr Verschwinden, das nach Weisheit strebet,
Und vergnügt lebet.
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Sapphiſche Oden.


Die Alpen.

Soͤhne der Erden! wunderbar gebauet,
Die ihr den Wolken ins Gebiete ſchauet,
Alpen! da bin ich, nach ſo langen Reiſen
Euch hoch zu preiſen.
Vaterland, Freunde, Chloris, ſie, mein Leben,
Thraͤnen und Seufzer, welche mich umgeben,
Nichts, daß in Hoheit ich euch nur erblicke,
Haͤlt mich zuruͤcke.
Heißt mich willkommen mit entbloͤßtem Scheitel,
Wenn ihr mich ſehet mit geleertem Beutel,
Hat mich der Mammon hinter Baſels Thoren
Geſtern verlohren,
O! dennoch ſollt ihr meinen Geiſt entzuͤcken,
Und der Verluſt nicht das Gemuͤthe druͤcken,
Es iſt ein Opfer, welches ich euch bringe
Und dazu ſinge.
Zeitliche Guͤter ſind von keiner Dauer,
Und einem Herzen werden ſie nicht ſauer
Durch ihr Verſchwinden, das nach Weisheit ſtrebet,
Und vergnuͤgt lebet.
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[327/0347] Sapphiſche Oden. Die Alpen. 1739. Soͤhne der Erden! wunderbar gebauet, Die ihr den Wolken ins Gebiete ſchauet, Alpen! da bin ich, nach ſo langen Reiſen Euch hoch zu preiſen. Vaterland, Freunde, Chloris, ſie, mein Leben, Thraͤnen und Seufzer, welche mich umgeben, Nichts, daß in Hoheit ich euch nur erblicke, Haͤlt mich zuruͤcke. Heißt mich willkommen mit entbloͤßtem Scheitel, Wenn ihr mich ſehet mit geleertem Beutel, Hat mich der Mammon hinter Baſels Thoren Geſtern verlohren, O! dennoch ſollt ihr meinen Geiſt entzuͤcken, Und der Verluſt nicht das Gemuͤthe druͤcken, Es iſt ein Opfer, welches ich euch bringe Und dazu ſinge. Zeitliche Guͤter ſind von keiner Dauer, Und einem Herzen werden ſie nicht ſauer Durch ihr Verſchwinden, das nach Weisheit ſtrebet, Und vergnuͤgt lebet. Pfei- X 4

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Zitationshilfe: Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/347>, abgerufen am 28.03.2024.