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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.

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Von der Geisterwelt.
nur von einer Welt in die andere übergehe: da-
her kommt es, daß in dem Wort, und zwar
in dessen innerlichen Sinn, durch den Tod die
Auferstehung und die Fortführung des Lebens an-
gedeutet wird.

446. Der Geist ist mit dem Athemholen und
mit der Bewegung des Herzens innigst verge-
meinschaftet, sein Denken mit dem Athemholen,
und seine Neigung oder Liebe mit dem Herzen;
wenn dahero diese beyde Bewegungen in dem Kör-
per aufhören, so ist gleich sobald die Trennung
da: diese zwey Bewegungen, nämlich das Athem-
holen der Lungen, und die Pulsschlagung des Her-
zens sind lediglich das Band, wenn dieses zerris-
sen worden, so ist der Geist sich selbst überlassen,
und der Leib, weil er sodann ohne das Leben seines
Geistes ist, wird kalt und fängt an zu faulen.
Daß der Geist des Menschen mit dem Athemho-
len und mit dem Herzen innigst vergemeinschaf-
tet ist, ist daher, weil alle Lebensbewegungen,
nicht nur im ganzen Körper, sondern auch in je-
dem Theil, davon abhängen.

447. Der Geist des Menschen bleibt nach der
Trennung noch ein klein wenig in dem Leibe, aber
nicht länger, als bis das Herz sich zu bewegen
völlig aufhöret, welches mit Verschiedenheit, nach
Beschaffenheit der Krankheit, woran der Mensch
stirbt, geschhiehet, denn die Bewegung des Her-
zens hält bey manchen noch lange an, bey man-

chen
Sw. Sch. II. Th. O

Von der Geiſterwelt.
nur von einer Welt in die andere uͤbergehe: da-
her kommt es, daß in dem Wort, und zwar
in deſſen innerlichen Sinn, durch den Tod die
Auferſtehung und die Fortfuͤhrung des Lebens an-
gedeutet wird.

446. Der Geiſt iſt mit dem Athemholen und
mit der Bewegung des Herzens innigſt verge-
meinſchaftet, ſein Denken mit dem Athemholen,
und ſeine Neigung oder Liebe mit dem Herzen;
wenn dahero dieſe beyde Bewegungen in dem Koͤr-
per aufhoͤren, ſo iſt gleich ſobald die Trennung
da: dieſe zwey Bewegungen, naͤmlich das Athem-
holen der Lungen, und die Pulsſchlagung des Her-
zens ſind lediglich das Band, wenn dieſes zerriſ-
ſen worden, ſo iſt der Geiſt ſich ſelbſt uͤberlaſſen,
und der Leib, weil er ſodann ohne das Leben ſeines
Geiſtes iſt, wird kalt und faͤngt an zu faulen.
Daß der Geiſt des Menſchen mit dem Athemho-
len und mit dem Herzen innigſt vergemeinſchaf-
tet iſt, iſt daher, weil alle Lebensbewegungen,
nicht nur im ganzen Koͤrper, ſondern auch in je-
dem Theil, davon abhaͤngen.

447. Der Geiſt des Menſchen bleibt nach der
Trennung noch ein klein wenig in dem Leibe, aber
nicht laͤnger, als bis das Herz ſich zu bewegen
voͤllig aufhoͤret, welches mit Verſchiedenheit, nach
Beſchaffenheit der Krankheit, woran der Menſch
ſtirbt, geſchhiehet, denn die Bewegung des Her-
zens haͤlt bey manchen noch lange an, bey man-

chen
Sw. Sch. II. Th. O
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[193/0192] Von der Geiſterwelt. nur von einer Welt in die andere uͤbergehe: da- her kommt es, daß in dem Wort, und zwar in deſſen innerlichen Sinn, durch den Tod die Auferſtehung und die Fortfuͤhrung des Lebens an- gedeutet wird. 446. Der Geiſt iſt mit dem Athemholen und mit der Bewegung des Herzens innigſt verge- meinſchaftet, ſein Denken mit dem Athemholen, und ſeine Neigung oder Liebe mit dem Herzen; wenn dahero dieſe beyde Bewegungen in dem Koͤr- per aufhoͤren, ſo iſt gleich ſobald die Trennung da: dieſe zwey Bewegungen, naͤmlich das Athem- holen der Lungen, und die Pulsſchlagung des Her- zens ſind lediglich das Band, wenn dieſes zerriſ- ſen worden, ſo iſt der Geiſt ſich ſelbſt uͤberlaſſen, und der Leib, weil er ſodann ohne das Leben ſeines Geiſtes iſt, wird kalt und faͤngt an zu faulen. Daß der Geiſt des Menſchen mit dem Athemho- len und mit dem Herzen innigſt vergemeinſchaf- tet iſt, iſt daher, weil alle Lebensbewegungen, nicht nur im ganzen Koͤrper, ſondern auch in je- dem Theil, davon abhaͤngen. 447. Der Geiſt des Menſchen bleibt nach der Trennung noch ein klein wenig in dem Leibe, aber nicht laͤnger, als bis das Herz ſich zu bewegen voͤllig aufhoͤret, welches mit Verſchiedenheit, nach Beſchaffenheit der Krankheit, woran der Menſch ſtirbt, geſchhiehet, denn die Bewegung des Her- zens haͤlt bey manchen noch lange an, bey man- chen Sw. Sch. II. Th. O

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Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/192>, abgerufen am 29.03.2024.