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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.

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Von der Geisterwelt.
nere sich in der Würkung darstellet, und daß da-
her der ganze Mensch seine Liebe ist; wie man
oben Num. 363 nachlesen kann; sie wissen auch
nicht, daß der Leib nicht aus sich selber, sondern
aus seinem Geist lebet, und daß der Geist des
Menschen unmittelbar dessen Neigung ist, und
daß sein geistlicher Leib nichts anders ist, als des
Menschen Neigung in menschlicher Gestalt, in
welcher er auch nach dem Tod erscheinet, man lese
oben N. 453 460. So lange dieses unbekannt
ist, kann sich der Mensch weis machen lassen, das
Seligwerden bestünde in nichts anders, als in
dem göttlichen Wohlgefallen, oder in der soge-
nannten Barmherzigkeit und Gnade.

522. Was aber eigentlich die göttliche Barm-
herzigkeit sey, soll zuerst gesagt werden: die gött-
liche Barmherzigkeit ist eine lautere und reine
Barmherzigkeit gegen das ganze menschliche Ge-
schlecht, um es selig zu machen, und ist auch in
einem fort bey einem jeden Menschen, und weichet
nimmermehr von einem, wer dahero selig werden
kann, der wird selig: es kann aber einer sonst
nicht, als nur durch die göttliche Mittel, selig
werden, welche Mittel vom Herrn in dem Wort
geoffenbart worden sind; die göttliche Mittel sind
die sogenannten göttliche Wahrheiten; diese leh-
ren, wie der Mensch leben soll, daß er selig wer-
den könne; durch diese führet der Herr den Men-
schen zu dem Himmel, und durch diese giebt Er
ihm auch das Leben des Himmels ein; dieses thut

der

Von der Geiſterwelt.
nere ſich in der Wuͤrkung darſtellet, und daß da-
her der ganze Menſch ſeine Liebe iſt; wie man
oben Num. 363 nachleſen kann; ſie wiſſen auch
nicht, daß der Leib nicht aus ſich ſelber, ſondern
aus ſeinem Geiſt lebet, und daß der Geiſt des
Menſchen unmittelbar deſſen Neigung iſt, und
daß ſein geiſtlicher Leib nichts anders iſt, als des
Menſchen Neigung in menſchlicher Geſtalt, in
welcher er auch nach dem Tod erſcheinet, man leſe
oben N. 453 460. So lange dieſes unbekannt
iſt, kann ſich der Menſch weis machen laſſen, das
Seligwerden beſtuͤnde in nichts anders, als in
dem goͤttlichen Wohlgefallen, oder in der ſoge-
nannten Barmherzigkeit und Gnade.

522. Was aber eigentlich die goͤttliche Barm-
herzigkeit ſey, ſoll zuerſt geſagt werden: die goͤtt-
liche Barmherzigkeit iſt eine lautere und reine
Barmherzigkeit gegen das ganze menſchliche Ge-
ſchlecht, um es ſelig zu machen, und iſt auch in
einem fort bey einem jeden Menſchen, und weichet
nimmermehr von einem, wer dahero ſelig werden
kann, der wird ſelig: es kann aber einer ſonſt
nicht, als nur durch die goͤttliche Mittel, ſelig
werden, welche Mittel vom Herrn in dem Wort
geoffenbart worden ſind; die goͤttliche Mittel ſind
die ſogenannten goͤttliche Wahrheiten; dieſe leh-
ren, wie der Menſch leben ſoll, daß er ſelig wer-
den koͤnne; durch dieſe fuͤhret der Herr den Men-
ſchen zu dem Himmel, und durch dieſe giebt Er
ihm auch das Leben des Himmels ein; dieſes thut

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[317/0316] Von der Geiſterwelt. nere ſich in der Wuͤrkung darſtellet, und daß da- her der ganze Menſch ſeine Liebe iſt; wie man oben Num. 363 nachleſen kann; ſie wiſſen auch nicht, daß der Leib nicht aus ſich ſelber, ſondern aus ſeinem Geiſt lebet, und daß der Geiſt des Menſchen unmittelbar deſſen Neigung iſt, und daß ſein geiſtlicher Leib nichts anders iſt, als des Menſchen Neigung in menſchlicher Geſtalt, in welcher er auch nach dem Tod erſcheinet, man leſe oben N. 453 460. So lange dieſes unbekannt iſt, kann ſich der Menſch weis machen laſſen, das Seligwerden beſtuͤnde in nichts anders, als in dem goͤttlichen Wohlgefallen, oder in der ſoge- nannten Barmherzigkeit und Gnade. 522. Was aber eigentlich die goͤttliche Barm- herzigkeit ſey, ſoll zuerſt geſagt werden: die goͤtt- liche Barmherzigkeit iſt eine lautere und reine Barmherzigkeit gegen das ganze menſchliche Ge- ſchlecht, um es ſelig zu machen, und iſt auch in einem fort bey einem jeden Menſchen, und weichet nimmermehr von einem, wer dahero ſelig werden kann, der wird ſelig: es kann aber einer ſonſt nicht, als nur durch die goͤttliche Mittel, ſelig werden, welche Mittel vom Herrn in dem Wort geoffenbart worden ſind; die goͤttliche Mittel ſind die ſogenannten goͤttliche Wahrheiten; dieſe leh- ren, wie der Menſch leben ſoll, daß er ſelig wer- den koͤnne; durch dieſe fuͤhret der Herr den Men- ſchen zu dem Himmel, und durch dieſe giebt Er ihm auch das Leben des Himmels ein; dieſes thut der

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Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/316>, abgerufen am 29.03.2024.