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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.

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Von der Hölle.
ist, sondern darum, damit er in Hoheit und
Herrlichkeit seyn, und von daher seines Her-
zens Lust haben möge. Die Liebe zu herr-
schen bleibt auch einem jeden alsdenn noch,
wenn sein Leben in der Welt ein Ende hat;
denen aber, welche aus Liebe gegen den Näch-
sten geberrschet haben, wird zwar auch in den
Himmeln eine Herrschaft anvertraut, aber als-
denn herrschen sie keinesweges, sondern die
Nutzstiftungen, die von ihnen geliebet werden,
und wenn die Nutzstiftungen herrschen, so
herrschet der Herr: diejenigen hingegen, wel-
che in der Welt aus der Eigenliebe geherrschet
haben, befinden sich, wenn ihr Leben in der
Welt ein Ende hat, in der Hölle, und sind all-
da verächtliche leibeigene Sclaven: ich habe
gesehen, daß welche, die in der Welt mächtig
gewesen waren, und aus der Eigenliebe geherr-
schet hatten, unter die allerschlechtesten gewor-
fen wurden, und einige unter diejenigen, wel-
che sich in den heimlichen Gemächern der Höl-
le aufhalten.

565. Was aber die Welt-Liebe anbetrift,
so stehet diese Liebe der himmlischen Liebe nicht
in einem solchen Grad entgegen, weil nicht so
grosse Bosheiten in ihr verborgen sind. Die
Welt-Liebe bestehet darinnen: wenn man an-
drer Leute Güter durch alle nur mögliche Kunst-
griffe an sich bringen will, und das Herz an
den Reichthum hänget, und geschehen läßt,
daß einen die Welt von der geistlichen Liebe,

so

Von der Hoͤlle.
iſt, ſondern darum, damit er in Hoheit und
Herrlichkeit ſeyn, und von daher ſeines Her-
zens Luſt haben moͤge. Die Liebe zu herr-
ſchen bleibt auch einem jeden alsdenn noch,
wenn ſein Leben in der Welt ein Ende hat;
denen aber, welche aus Liebe gegen den Naͤch-
ſten geberrſchet haben, wird zwar auch in den
Himmeln eine Herrſchaft anvertraut, aber als-
denn herrſchen ſie keinesweges, ſondern die
Nutzſtiftungen, die von ihnen geliebet werden,
und wenn die Nutzſtiftungen herrſchen, ſo
herrſchet der Herr: diejenigen hingegen, wel-
che in der Welt aus der Eigenliebe geherrſchet
haben, befinden ſich, wenn ihr Leben in der
Welt ein Ende hat, in der Hoͤlle, und ſind all-
da veraͤchtliche leibeigene Sclaven: ich habe
geſehen, daß welche, die in der Welt maͤchtig
geweſen waren, und aus der Eigenliebe geherr-
ſchet hatten, unter die allerſchlechteſten gewor-
fen wurden, und einige unter diejenigen, wel-
che ſich in den heimlichen Gemaͤchern der Hoͤl-
le aufhalten.

565. Was aber die Welt-Liebe anbetrift,
ſo ſtehet dieſe Liebe der himmliſchen Liebe nicht
in einem ſolchen Grad entgegen, weil nicht ſo
groſſe Bosheiten in ihr verborgen ſind. Die
Welt-Liebe beſtehet darinnen: wenn man an-
drer Leute Guͤter durch alle nur moͤgliche Kunſt-
griffe an ſich bringen will, und das Herz an
den Reichthum haͤnget, und geſchehen laͤßt,
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[40/0391] Von der Hoͤlle. iſt, ſondern darum, damit er in Hoheit und Herrlichkeit ſeyn, und von daher ſeines Her- zens Luſt haben moͤge. Die Liebe zu herr- ſchen bleibt auch einem jeden alsdenn noch, wenn ſein Leben in der Welt ein Ende hat; denen aber, welche aus Liebe gegen den Naͤch- ſten geberrſchet haben, wird zwar auch in den Himmeln eine Herrſchaft anvertraut, aber als- denn herrſchen ſie keinesweges, ſondern die Nutzſtiftungen, die von ihnen geliebet werden, und wenn die Nutzſtiftungen herrſchen, ſo herrſchet der Herr: diejenigen hingegen, wel- che in der Welt aus der Eigenliebe geherrſchet haben, befinden ſich, wenn ihr Leben in der Welt ein Ende hat, in der Hoͤlle, und ſind all- da veraͤchtliche leibeigene Sclaven: ich habe geſehen, daß welche, die in der Welt maͤchtig geweſen waren, und aus der Eigenliebe geherr- ſchet hatten, unter die allerſchlechteſten gewor- fen wurden, und einige unter diejenigen, wel- che ſich in den heimlichen Gemaͤchern der Hoͤl- le aufhalten. 565. Was aber die Welt-Liebe anbetrift, ſo ſtehet dieſe Liebe der himmliſchen Liebe nicht in einem ſolchen Grad entgegen, weil nicht ſo groſſe Bosheiten in ihr verborgen ſind. Die Welt-Liebe beſtehet darinnen: wenn man an- drer Leute Guͤter durch alle nur moͤgliche Kunſt- griffe an ſich bringen will, und das Herz an den Reichthum haͤnget, und geſchehen laͤßt, daß einen die Welt von der geiſtlichen Liebe, ſo

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Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/391>, abgerufen am 25.04.2024.