Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite
Rachgierigen und Grausamen.

Es gibt eine Art von Haß gegen den Näch-
sten, da es einiger ihre Freude ist, Unrecht zu
thun, und jedermann zu verunruhigen, und
je mehr sie Schaden thun können, desto grös-
ser ist auch ihr Vergnügen; dergleichen gibt es
viele unter dem gemeinsten Pöbel; es gibt
auch einige, die zwar nicht von dem gemeinen
Hauffen sind, jenen aber dem Sinn nach gleich
kommen, wiewohl sie dem äusserlichen nach
gesitteter sind, indem sie zur Höflichkeit auf-
erzogen worden, und die Straffen der Gesetze
scheuen: Diese erscheinen nackend nach dem
Tod an dem obern Theil des Leibs, mit um-
herfliegenden Haaren; sie rennen auf einan-
der loß, stellen die Hände dem andern auf die
Achseln, und fallen ihn also an, sie springen
dem andern auf den Kopf, sie kehren etliche mal
um, und kommen gleich wieder, und schlagen
mit Fäusten drein: Diejenigen, welche, wie
gemeldt, gesitteter gewesen sind, machen es
auch also, sie grüssen aber vorher einander,
schleichen sich hintenhinum, und versetzen ih-
nen eines mit der Faust; wann sie aber im
Gesicht sehen, so grüssen sie freundlich, und
gehen wieder hinten hinum, und schlagen mit
der Faust darem; also erhalten sie den Schein.
Sie werden links in einer mittlern Höhe auf
einige Weite gesehen.

Alles was ein Mensch bey Leibes-Leben ge-
than hat, das kommt wieder nach und nach in
dem andern Leben, ja auch was er gedacht hat.

Wenn
K 5
Rachgierigen und Grauſamen.

Es gibt eine Art von Haß gegen den Naͤch-
ſten, da es einiger ihre Freude iſt, Unrecht zu
thun, und jedermann zu verunruhigen, und
je mehr ſie Schaden thun koͤnnen, deſto groͤſ-
ſer iſt auch ihr Vergnuͤgen; dergleichen gibt es
viele unter dem gemeinſten Poͤbel; es gibt
auch einige, die zwar nicht von dem gemeinen
Hauffen ſind, jenen aber dem Sinn nach gleich
kommen, wiewohl ſie dem aͤuſſerlichen nach
geſitteter ſind, indem ſie zur Hoͤflichkeit auf-
erzogen worden, und die Straffen der Geſetze
ſcheuen: Dieſe erſcheinen nackend nach dem
Tod an dem obern Theil des Leibs, mit um-
herfliegenden Haaren; ſie rennen auf einan-
der loß, ſtellen die Haͤnde dem andern auf die
Achſeln, und fallen ihn alſo an, ſie ſpringen
dem andern auf den Kopf, ſie kehren etliche mal
um, und kommen gleich wieder, und ſchlagen
mit Faͤuſten drein: Diejenigen, welche, wie
gemeldt, geſitteter geweſen ſind, machen es
auch alſo, ſie gruͤſſen aber vorher einander,
ſchleichen ſich hintenhinum, und verſetzen ih-
nen eines mit der Fauſt; wann ſie aber im
Geſicht ſehen, ſo gruͤſſen ſie freundlich, und
gehen wieder hinten hinum, und ſchlagen mit
der Fauſt darem; alſo erhalten ſie den Schein.
Sie werden links in einer mittlern Hoͤhe auf
einige Weite geſehen.

Alles was ein Menſch bey Leibes-Leben ge-
than hat, das kommt wieder nach und nach in
dem andern Leben, ja auch was er gedacht hat.

Wenn
K 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0153" n="153"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Rachgierigen und Grau&#x017F;amen.</hi> </fw><lb/>
            <p>Es gibt eine Art von Haß gegen den Na&#x0364;ch-<lb/>
&#x017F;ten, da es einiger ihre Freude i&#x017F;t, Unrecht zu<lb/>
thun, und jedermann zu verunruhigen, und<lb/>
je mehr &#x017F;ie Schaden thun ko&#x0364;nnen, de&#x017F;to gro&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er i&#x017F;t auch ihr Vergnu&#x0364;gen; dergleichen gibt es<lb/>
viele unter dem gemein&#x017F;ten Po&#x0364;bel; es gibt<lb/>
auch einige, die zwar nicht von dem gemeinen<lb/>
Hauffen &#x017F;ind, jenen aber dem Sinn nach gleich<lb/>
kommen, wiewohl &#x017F;ie dem a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen nach<lb/>
ge&#x017F;itteter &#x017F;ind, indem &#x017F;ie zur Ho&#x0364;flichkeit auf-<lb/>
erzogen worden, und die Straffen der Ge&#x017F;etze<lb/>
&#x017F;cheuen: Die&#x017F;e er&#x017F;cheinen nackend nach dem<lb/>
Tod an dem obern Theil des Leibs, mit um-<lb/>
herfliegenden Haaren; &#x017F;ie rennen auf einan-<lb/>
der loß, &#x017F;tellen die Ha&#x0364;nde dem andern auf die<lb/>
Ach&#x017F;eln, und fallen ihn al&#x017F;o an, &#x017F;ie &#x017F;pringen<lb/>
dem andern auf den Kopf, &#x017F;ie kehren etliche mal<lb/>
um, und kommen gleich wieder, und &#x017F;chlagen<lb/>
mit Fa&#x0364;u&#x017F;ten drein: Diejenigen, welche, wie<lb/>
gemeldt, ge&#x017F;itteter gewe&#x017F;en &#x017F;ind, machen es<lb/>
auch al&#x017F;o, &#x017F;ie gru&#x0364;&#x017F;&#x017F;en aber vorher einander,<lb/>
&#x017F;chleichen &#x017F;ich hintenhinum, und ver&#x017F;etzen ih-<lb/>
nen eines mit der Fau&#x017F;t; wann &#x017F;ie aber im<lb/>
Ge&#x017F;icht &#x017F;ehen, &#x017F;o gru&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie freundlich, und<lb/>
gehen wieder hinten hinum, und &#x017F;chlagen mit<lb/>
der Fau&#x017F;t darem; al&#x017F;o erhalten &#x017F;ie den Schein.<lb/>
Sie werden links in einer mittlern Ho&#x0364;he auf<lb/>
einige Weite ge&#x017F;ehen.</p><lb/>
            <p>Alles was ein Men&#x017F;ch bey Leibes-Leben ge-<lb/>
than hat, das kommt wieder nach und nach in<lb/>
dem andern Leben, ja auch was er gedacht hat.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 5</fw><fw place="bottom" type="catch">Wenn</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[153/0153] Rachgierigen und Grauſamen. Es gibt eine Art von Haß gegen den Naͤch- ſten, da es einiger ihre Freude iſt, Unrecht zu thun, und jedermann zu verunruhigen, und je mehr ſie Schaden thun koͤnnen, deſto groͤſ- ſer iſt auch ihr Vergnuͤgen; dergleichen gibt es viele unter dem gemeinſten Poͤbel; es gibt auch einige, die zwar nicht von dem gemeinen Hauffen ſind, jenen aber dem Sinn nach gleich kommen, wiewohl ſie dem aͤuſſerlichen nach geſitteter ſind, indem ſie zur Hoͤflichkeit auf- erzogen worden, und die Straffen der Geſetze ſcheuen: Dieſe erſcheinen nackend nach dem Tod an dem obern Theil des Leibs, mit um- herfliegenden Haaren; ſie rennen auf einan- der loß, ſtellen die Haͤnde dem andern auf die Achſeln, und fallen ihn alſo an, ſie ſpringen dem andern auf den Kopf, ſie kehren etliche mal um, und kommen gleich wieder, und ſchlagen mit Faͤuſten drein: Diejenigen, welche, wie gemeldt, geſitteter geweſen ſind, machen es auch alſo, ſie gruͤſſen aber vorher einander, ſchleichen ſich hintenhinum, und verſetzen ih- nen eines mit der Fauſt; wann ſie aber im Geſicht ſehen, ſo gruͤſſen ſie freundlich, und gehen wieder hinten hinum, und ſchlagen mit der Fauſt darem; alſo erhalten ſie den Schein. Sie werden links in einer mittlern Hoͤhe auf einige Weite geſehen. Alles was ein Menſch bey Leibes-Leben ge- than hat, das kommt wieder nach und nach in dem andern Leben, ja auch was er gedacht hat. Wenn K 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776/153
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776/153>, abgerufen am 24.04.2024.