Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Von andern Höllen,
ben seyen. Wann sie heraus gelassen werden,
haben sie eine solche Phantasie, daß sie mey-
nen, die ganze Welt sey eine Scheibe, sie spa-
ziren um dieselbe herum, und treten sie mit
Füssen, in der Meynung, sie seyen Götter
der Welt. Jch habe sie etlichmal gesehen und
mit ihnen von ihrer Phantasie gesprochen, weil
sie aber auf der Welt so beschaffen waren,
konnte ich sie nicht davon abbringen. Jch
habe auch einige mal wahrgenommen, mit was
für einer subtilen List sie die Gedanken ver-
kehren, und in einem Augenblick anderswo-
hin drehen, auch andere Dinge substituiren
konnten, so daß man kaum hatte erkennen kön-
nen, daß es von ihnen sey: Darzu haben sie
eine solche Natur, daß man es nicht glauben
kann. Diese werden, weil sie so beschaffen
sind, nirgends zu den Leuten gelassen; dann
sie können so heimlich und verborgen Gifft bey-
bringen, daß man es nicht wohl merken kann.

Es ist auch zur Linken eine andere Tonne, so
kommt es ihnen vor, darinnen sind einige, wel-
che bey Leibes-Leben gemeynt haben, daß, wann
sie Böses gethan, sie Gutes gethan hätten, und
so im Gegentheil, daß sie also das böse für gut
gehalten haben: Diese harren da eine Zeit-
lang, und werden alsdann ihrer Vernunft be-
raubt: Wann sie dieselbe verlohren haben,
sind sie gleichsam im Schlaf und wird ihnen
das, was sie alsdann thun, nicht zugerechnet;
Sie meynen aber immer, sie wachen. Wann

ihnen

Von andern Hoͤllen,
ben ſeyen. Wann ſie heraus gelaſſen werden,
haben ſie eine ſolche Phantaſie, daß ſie mey-
nen, die ganze Welt ſey eine Scheibe, ſie ſpa-
ziren um dieſelbe herum, und treten ſie mit
Fuͤſſen, in der Meynung, ſie ſeyen Goͤtter
der Welt. Jch habe ſie etlichmal geſehen und
mit ihnen von ihrer Phantaſie geſprochen, weil
ſie aber auf der Welt ſo beſchaffen waren,
konnte ich ſie nicht davon abbringen. Jch
habe auch einige mal wahrgenommen, mit was
fuͤr einer ſubtilen Liſt ſie die Gedanken ver-
kehren, und in einem Augenblick anderswo-
hin drehen, auch andere Dinge ſubſtituiren
konnten, ſo daß man kaum hatte erkennen koͤn-
nen, daß es von ihnen ſey: Darzu haben ſie
eine ſolche Natur, daß man es nicht glauben
kann. Dieſe werden, weil ſie ſo beſchaffen
ſind, nirgends zu den Leuten gelaſſen; dann
ſie koͤnnen ſo heimlich und verborgen Gifft bey-
bringen, daß man es nicht wohl merken kann.

Es iſt auch zur Linken eine andere Tonne, ſo
kommt es ihnen vor, darinnen ſind einige, wel-
che bey Leibes-Leben gemeynt haben, daß, wann
ſie Boͤſes gethan, ſie Gutes gethan haͤtten, und
ſo im Gegentheil, daß ſie alſo das boͤſe fuͤr gut
gehalten haben: Dieſe harren da eine Zeit-
lang, und werden alsdann ihrer Vernunft be-
raubt: Wann ſie dieſelbe verlohren haben,
ſind ſie gleichſam im Schlaf und wird ihnen
das, was ſie alsdann thun, nicht zugerechnet;
Sie meynen aber immer, ſie wachen. Wann

ihnen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0176" n="176"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von andern Ho&#x0364;llen,</hi></fw><lb/>
ben &#x017F;eyen. Wann &#x017F;ie heraus gela&#x017F;&#x017F;en werden,<lb/>
haben &#x017F;ie eine &#x017F;olche Phanta&#x017F;ie, daß &#x017F;ie mey-<lb/>
nen, die ganze Welt &#x017F;ey eine Scheibe, &#x017F;ie &#x017F;pa-<lb/>
ziren um die&#x017F;elbe herum, und treten &#x017F;ie mit<lb/>
Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, in der Meynung, &#x017F;ie &#x017F;eyen Go&#x0364;tter<lb/>
der Welt. Jch habe &#x017F;ie etlichmal ge&#x017F;ehen und<lb/>
mit ihnen von ihrer Phanta&#x017F;ie ge&#x017F;prochen, weil<lb/>
&#x017F;ie aber auf der Welt &#x017F;o be&#x017F;chaffen waren,<lb/>
konnte ich &#x017F;ie nicht davon abbringen. Jch<lb/>
habe auch einige mal wahrgenommen, mit was<lb/>
fu&#x0364;r einer &#x017F;ubtilen Li&#x017F;t &#x017F;ie die Gedanken ver-<lb/>
kehren, und in einem Augenblick anderswo-<lb/>
hin drehen, auch andere Dinge &#x017F;ub&#x017F;tituiren<lb/>
konnten, &#x017F;o daß man kaum hatte erkennen ko&#x0364;n-<lb/>
nen, daß es von ihnen &#x017F;ey: Darzu haben &#x017F;ie<lb/>
eine &#x017F;olche Natur, daß man es nicht glauben<lb/>
kann. Die&#x017F;e werden, weil &#x017F;ie &#x017F;o be&#x017F;chaffen<lb/>
&#x017F;ind, nirgends zu den Leuten gela&#x017F;&#x017F;en; dann<lb/>
&#x017F;ie ko&#x0364;nnen &#x017F;o heimlich und verborgen Gifft bey-<lb/>
bringen, daß man es nicht wohl merken kann.</p><lb/>
            <p>Es i&#x017F;t auch zur Linken eine andere Tonne, &#x017F;o<lb/>
kommt es ihnen vor, darinnen &#x017F;ind einige, wel-<lb/>
che bey Leibes-Leben gemeynt haben, daß, wann<lb/>
&#x017F;ie Bo&#x0364;&#x017F;es gethan, &#x017F;ie Gutes gethan ha&#x0364;tten, und<lb/>
&#x017F;o im Gegentheil, daß &#x017F;ie al&#x017F;o das bo&#x0364;&#x017F;e fu&#x0364;r gut<lb/>
gehalten haben: Die&#x017F;e harren da eine Zeit-<lb/>
lang, und werden alsdann ihrer Vernunft be-<lb/>
raubt: Wann &#x017F;ie die&#x017F;elbe verlohren haben,<lb/>
&#x017F;ind &#x017F;ie gleich&#x017F;am im Schlaf und wird ihnen<lb/>
das, was &#x017F;ie alsdann thun, nicht zugerechnet;<lb/>
Sie meynen aber immer, &#x017F;ie wachen. Wann<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ihnen</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[176/0176] Von andern Hoͤllen, ben ſeyen. Wann ſie heraus gelaſſen werden, haben ſie eine ſolche Phantaſie, daß ſie mey- nen, die ganze Welt ſey eine Scheibe, ſie ſpa- ziren um dieſelbe herum, und treten ſie mit Fuͤſſen, in der Meynung, ſie ſeyen Goͤtter der Welt. Jch habe ſie etlichmal geſehen und mit ihnen von ihrer Phantaſie geſprochen, weil ſie aber auf der Welt ſo beſchaffen waren, konnte ich ſie nicht davon abbringen. Jch habe auch einige mal wahrgenommen, mit was fuͤr einer ſubtilen Liſt ſie die Gedanken ver- kehren, und in einem Augenblick anderswo- hin drehen, auch andere Dinge ſubſtituiren konnten, ſo daß man kaum hatte erkennen koͤn- nen, daß es von ihnen ſey: Darzu haben ſie eine ſolche Natur, daß man es nicht glauben kann. Dieſe werden, weil ſie ſo beſchaffen ſind, nirgends zu den Leuten gelaſſen; dann ſie koͤnnen ſo heimlich und verborgen Gifft bey- bringen, daß man es nicht wohl merken kann. Es iſt auch zur Linken eine andere Tonne, ſo kommt es ihnen vor, darinnen ſind einige, wel- che bey Leibes-Leben gemeynt haben, daß, wann ſie Boͤſes gethan, ſie Gutes gethan haͤtten, und ſo im Gegentheil, daß ſie alſo das boͤſe fuͤr gut gehalten haben: Dieſe harren da eine Zeit- lang, und werden alsdann ihrer Vernunft be- raubt: Wann ſie dieſelbe verlohren haben, ſind ſie gleichſam im Schlaf und wird ihnen das, was ſie alsdann thun, nicht zugerechnet; Sie meynen aber immer, ſie wachen. Wann ihnen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776/176
Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776/176>, abgerufen am 25.04.2024.