Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite

XIV. Vers. Ueber die Perfektibilität
Befruchtung fehlet, und daß in dem andern Geschlech-
te das Vermögen zu befruchten zur Reife gelanget ist.
Sie gehet nämlich bis zur Mannbarkeit. Jn dieser Pe-
riode trift man zwar noch beides an, Entwickelung und
Epigenesis; aber der Zusätze von neuen Formen werden
weniger, und das meiste bestehet in der Vergrößerung
der schon vorhandenen. Von hier an geht fast alles wei-
ter durch bloße Entwickelung.

Niemals höret indessen das Zuwachsen neuer For-
men ganz und gar auf, so wenig als die Entwickelung.
Aber wenn die Organisation ihr Größtes erreichet hat,
und nun eine Zeitlang in diesern Zustande beharret, so
wirken die Kräfte, welche vergrößern und verbinden,
nicht stärker, als die ihnen entgegenstehenden Ursachen,
die beide Wirkungen aufheben.

Es ist die letzte Periode des Einschrumpfens und
der Trennung noch übrig, welche sich mit dem Tode
endiget, die ich hier aber übergehen will, weil davon
unten noch etwas vorkommen muß.



Dritter

XIV. Verſ. Ueber die Perfektibilitaͤt
Befruchtung fehlet, und daß in dem andern Geſchlech-
te das Vermoͤgen zu befruchten zur Reife gelanget iſt.
Sie gehet naͤmlich bis zur Mannbarkeit. Jn dieſer Pe-
riode trift man zwar noch beides an, Entwickelung und
Epigeneſis; aber der Zuſaͤtze von neuen Formen werden
weniger, und das meiſte beſtehet in der Vergroͤßerung
der ſchon vorhandenen. Von hier an geht faſt alles wei-
ter durch bloße Entwickelung.

Niemals hoͤret indeſſen das Zuwachſen neuer For-
men ganz und gar auf, ſo wenig als die Entwickelung.
Aber wenn die Organiſation ihr Groͤßtes erreichet hat,
und nun eine Zeitlang in dieſern Zuſtande beharret, ſo
wirken die Kraͤfte, welche vergroͤßern und verbinden,
nicht ſtaͤrker, als die ihnen entgegenſtehenden Urſachen,
die beide Wirkungen aufheben.

Es iſt die letzte Periode des Einſchrumpfens und
der Trennung noch uͤbrig, welche ſich mit dem Tode
endiget, die ich hier aber uͤbergehen will, weil davon
unten noch etwas vorkommen muß.



Dritter
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0568" n="538"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XIV.</hi> Ver&#x017F;. Ueber die Perfektibilita&#x0364;t</hi></fw><lb/>
Befruchtung fehlet, und daß in dem andern Ge&#x017F;chlech-<lb/>
te das Vermo&#x0364;gen zu befruchten zur Reife gelanget i&#x017F;t.<lb/>
Sie gehet na&#x0364;mlich bis zur Mannbarkeit. Jn die&#x017F;er Pe-<lb/>
riode trift man zwar noch beides an, Entwickelung und<lb/>
Epigene&#x017F;is; aber der Zu&#x017F;a&#x0364;tze von neuen Formen werden<lb/>
weniger, und das mei&#x017F;te be&#x017F;tehet in der Vergro&#x0364;ßerung<lb/>
der &#x017F;chon vorhandenen. Von hier an geht fa&#x017F;t alles wei-<lb/>
ter durch bloße Entwickelung.</p><lb/>
              <p>Niemals ho&#x0364;ret inde&#x017F;&#x017F;en das Zuwach&#x017F;en neuer For-<lb/>
men ganz und gar auf, &#x017F;o wenig als die Entwickelung.<lb/>
Aber wenn die Organi&#x017F;ation ihr Gro&#x0364;ßtes erreichet hat,<lb/>
und nun eine Zeitlang in die&#x017F;ern Zu&#x017F;tande beharret, &#x017F;o<lb/>
wirken die Kra&#x0364;fte, welche vergro&#x0364;ßern und verbinden,<lb/>
nicht &#x017F;ta&#x0364;rker, als die ihnen entgegen&#x017F;tehenden Ur&#x017F;achen,<lb/>
die beide Wirkungen aufheben.</p><lb/>
              <p>Es i&#x017F;t die letzte Periode <hi rendition="#fr">des Ein&#x017F;chrumpfens</hi> und<lb/>
der Trennung noch u&#x0364;brig, welche &#x017F;ich mit dem Tode<lb/>
endiget, die ich hier aber u&#x0364;bergehen will, weil davon<lb/>
unten noch etwas vorkommen muß.</p>
            </div>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Dritter</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[538/0568] XIV. Verſ. Ueber die Perfektibilitaͤt Befruchtung fehlet, und daß in dem andern Geſchlech- te das Vermoͤgen zu befruchten zur Reife gelanget iſt. Sie gehet naͤmlich bis zur Mannbarkeit. Jn dieſer Pe- riode trift man zwar noch beides an, Entwickelung und Epigeneſis; aber der Zuſaͤtze von neuen Formen werden weniger, und das meiſte beſtehet in der Vergroͤßerung der ſchon vorhandenen. Von hier an geht faſt alles wei- ter durch bloße Entwickelung. Niemals hoͤret indeſſen das Zuwachſen neuer For- men ganz und gar auf, ſo wenig als die Entwickelung. Aber wenn die Organiſation ihr Groͤßtes erreichet hat, und nun eine Zeitlang in dieſern Zuſtande beharret, ſo wirken die Kraͤfte, welche vergroͤßern und verbinden, nicht ſtaͤrker, als die ihnen entgegenſtehenden Urſachen, die beide Wirkungen aufheben. Es iſt die letzte Periode des Einſchrumpfens und der Trennung noch uͤbrig, welche ſich mit dem Tode endiget, die ich hier aber uͤbergehen will, weil davon unten noch etwas vorkommen muß. Dritter

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/568
Zitationshilfe: Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777, S. 538. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/568>, abgerufen am 19.04.2024.