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Tewes, Hermann: Menschenrassen und Völkertypen. Bd. 2. 2. Aufl. Leipzig, 1913.

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zugrunde zu gehen. Und mit ihnen sind auch die ungeheuren
Scharen der Büffel dahin. Noch vor vierzig Jahren waren ihre
Herden unermeßlich groß und sollen nach Schätzungen aus vier
Millionen Tieren bestanden haben. Die erste Ursache zu ihrer nun
vollendeten Ausrottung war die Ausbreitung der Zivilisation und
die damit im Zusammenhang stehende Anlegung der Eisenbahnen;
beschleunigt aber wurde sie durch die entsetzlich leichtfertige und
rücksichtslose Art, in welcher die Tiere bloß ihrer Häute wegen
niedergeschossen wurden. Die Verheerungen wurden durch die
Indianer selbst begonnen, die alljährlich an hunderttausend Büffel-
felle an die amerikanische Pelzkompagnie verkauften; aber sie wurden
nach Fertigstellung der Pazifikbahn von den Weißen noch über-
troffen. Jetzt gibt es außer der im Yellowstone Nationalpark ge-
hüteten wohl keine Büffelherde mehr, höchstens noch einzelne in
abgelegeneren Landesteilen zerstreut lebende Tiere, deren Verfolgung
fortdauert, bis sie ganz verschwunden sein werden.

Die meisten Sioux leben auch heute noch im Gebiet der Ver-
einigten Staaten von Nordamerika
. Man schätzt ihre Zahl auf
43000, wovon etwa 2000 in Kanada wohnen. Die letzten blutigen
Kämpfe mit den Vereinigten Staaten führten sie 1852, 1862 und
1876. Im letzten dieser Kriege wurden sie von ihrem Häuptling
Sitting Bull geführt und errangen den bekannten Erfolg über den
General Custer, den sie mit seiner Abteilung niedermachten.



zugrunde zu gehen. Und mit ihnen sind auch die ungeheuren
Scharen der Büffel dahin. Noch vor vierzig Jahren waren ihre
Herden unermeßlich groß und sollen nach Schätzungen aus vier
Millionen Tieren bestanden haben. Die erste Ursache zu ihrer nun
vollendeten Ausrottung war die Ausbreitung der Zivilisation und
die damit im Zusammenhang stehende Anlegung der Eisenbahnen;
beschleunigt aber wurde sie durch die entsetzlich leichtfertige und
rücksichtslose Art, in welcher die Tiere bloß ihrer Häute wegen
niedergeschossen wurden. Die Verheerungen wurden durch die
Indianer selbst begonnen, die alljährlich an hunderttausend Büffel-
felle an die amerikanische Pelzkompagnie verkauften; aber sie wurden
nach Fertigstellung der Pazifikbahn von den Weißen noch über-
troffen. Jetzt gibt es außer der im Yellowstone Nationalpark ge-
hüteten wohl keine Büffelherde mehr, höchstens noch einzelne in
abgelegeneren Landesteilen zerstreut lebende Tiere, deren Verfolgung
fortdauert, bis sie ganz verschwunden sein werden.

Die meisten Sioux leben auch heute noch im Gebiet der Ver-
einigten Staaten von Nordamerika
. Man schätzt ihre Zahl auf
43000, wovon etwa 2000 in Kanada wohnen. Die letzten blutigen
Kämpfe mit den Vereinigten Staaten führten sie 1852, 1862 und
1876. Im letzten dieser Kriege wurden sie von ihrem Häuptling
Sitting Bull geführt und errangen den bekannten Erfolg über den
General Custer, den sie mit seiner Abteilung niedermachten.



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Zitationshilfe: Tewes, Hermann: Menschenrassen und Völkertypen. Bd. 2. 2. Aufl. Leipzig, 1913, S. — 58 —. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tewes_menschenrassen_1913/62>, abgerufen am 19.04.2024.