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Tewes, Hermann: Menschenrassen und Völkertypen. Bd. 2. 2. Aufl. Leipzig, 1913.

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Hottentotten.

Die Hottentotten wohnen in Südafrika und bilden eine eigene
Menschenrasse, die sich von den dunklen Afrikanern, den Negern,
durchaus unterscheidet.

Sie sind zur Zeit auf ein ungleich kleineres Gebiet beschränkt
als vor wenigen Jahrhunderten. Im britischen Teil von Südafrika
sind reine Hottentotten fast gar nicht mehr vorhanden, dafür aber
um so mehr Mischlinge, unter denen die Bastards, Nachkommen
von Mischlingen zwischen Hottentotten und Buren, als ein ver-
hältnismäßig brauchbarer und nützlicher Menschenschlag bezeichnet
werden. Solche finden sich in geringer Zahl -- etwa einige Tausend
Köpfe zählend -- auch im deutschen Schutzgebiet. Sie sind aus
dem Kapland eingewandert und haben ihren Hauptmittelpunkt in
Rehoboth. Im südlichen Teil von Deutsch-Südwestafrika werden
die Hottentotten Nama und das von ihnen bewohnte Gebiet Groß-
namaland
genannt. Sprache und Kultur der Hottentotten lassen
den Schluß zu, daß sie ein Zweig eines am weitesten nach Süden
vorgedrungenen hamitischen Volkes sind, das in der vorgefundenen
Urbevölkerung aufgegangen ist, dieser aber infolge der absoluten
Tüchtigkeit und Überlegenheit seine Sprache, Religion und Sitten
gegeben hat. Die Hottentotten sind ein Viehzucht treibendes Volk
und erinnern auch darin an die Hamiten, die seit Jahrtausenden
Hirten gewesen sind. Vor zwei Jahrhunderten waren die Hotten-
totten der mächtigste Volksstamm Südafrikas; heute fällt ihr Ver-
breitungsbezirk so ziemlich mit Großnamaland zusammen, denn auch
die Hottentotten des Kaplandes, die durch weiße Ansiedler nach
Norden gedrängt wurden und nicht verbastardet und verarmt waren,
zogen über den Orangefluß und setzten sich zwischen den Hotten-
tottenstämmen, die dort noch freie Herren waren, fest. Diese Ur-
stämme, die Nama unseres Schutzgebietes, waren aber ursprünglich

Hottentotten.

Die Hottentotten wohnen in Südafrika und bilden eine eigene
Menschenrasse, die sich von den dunklen Afrikanern, den Negern,
durchaus unterscheidet.

Sie sind zur Zeit auf ein ungleich kleineres Gebiet beschränkt
als vor wenigen Jahrhunderten. Im britischen Teil von Südafrika
sind reine Hottentotten fast gar nicht mehr vorhanden, dafür aber
um so mehr Mischlinge, unter denen die Bastards, Nachkommen
von Mischlingen zwischen Hottentotten und Buren, als ein ver-
hältnismäßig brauchbarer und nützlicher Menschenschlag bezeichnet
werden. Solche finden sich in geringer Zahl — etwa einige Tausend
Köpfe zählend — auch im deutschen Schutzgebiet. Sie sind aus
dem Kapland eingewandert und haben ihren Hauptmittelpunkt in
Rehoboth. Im südlichen Teil von Deutsch-Südwestafrika werden
die Hottentotten Nama und das von ihnen bewohnte Gebiet Groß-
namaland
genannt. Sprache und Kultur der Hottentotten lassen
den Schluß zu, daß sie ein Zweig eines am weitesten nach Süden
vorgedrungenen hamitischen Volkes sind, das in der vorgefundenen
Urbevölkerung aufgegangen ist, dieser aber infolge der absoluten
Tüchtigkeit und Überlegenheit seine Sprache, Religion und Sitten
gegeben hat. Die Hottentotten sind ein Viehzucht treibendes Volk
und erinnern auch darin an die Hamiten, die seit Jahrtausenden
Hirten gewesen sind. Vor zwei Jahrhunderten waren die Hotten-
totten der mächtigste Volksstamm Südafrikas; heute fällt ihr Ver-
breitungsbezirk so ziemlich mit Großnamaland zusammen, denn auch
die Hottentotten des Kaplandes, die durch weiße Ansiedler nach
Norden gedrängt wurden und nicht verbastardet und verarmt waren,
zogen über den Orangefluß und setzten sich zwischen den Hotten-
tottenstämmen, die dort noch freie Herren waren, fest. Diese Ur-
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Zitationshilfe: Tewes, Hermann: Menschenrassen und Völkertypen. Bd. 2. 2. Aufl. Leipzig, 1913, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tewes_menschenrassen_1913/63>, abgerufen am 18.04.2024.