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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.

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Verhältniß der Düngung,
Streu wieder aufgenommenen Theil der Ausdünstung verstehn -- verwandeln.
Dieser Mist besteht nicht allein aus den Trebern der Futterung, sondern auch aus
den wirklichen Abgängen des thierischen Körpers, die immerfort, wenn sie verbraucht
sind, abgestoßen und ausgeführt, durch neue aber ersetzt werden. Dieser Mist hat
also seine vegetabilische Natur größtentheils verloren und eine animalische angenom-
men, welches wir hier nur erwähnen, in der Lehre vom Dünger und von der thieri-
schen Produktion aber genauer auseinandersetzen werden.

Ob sich die solide Masse der gereichten und verdauten Futterung in den Excre-
menten, selbst im trockenen Zustande, vermehre oder vermindere, kann nach den bis-
herigen Versuchen noch nicht bestimmt entschieden werden. Letzteres scheint wahr-
scheinlich, indem die Zunahme des Körpers, der Wachsthum der Wolle, der Absatz
der Milch einen Theil davon erfordern. Indessen ist dieser Theil nur geringe, und es
ist nicht entschieden, ob nicht das Wasser, welches das Thier im Getränke zu sich
nimmt, und die eingesogenen gasigen Stoffe zum Theil durch den thierischen Körper
so zersetzt werden, daß sie feste Materie bilden. Gewiß aber ist es, daß das Gewicht
der trockenen Futterung vermöge der hinzugekommenen Feuchtigkeit durch die
Excremente weit und über die Hälfte überwogen werde, wenn wir diese in demjenigen
Zustande der Feuchtigkeit, worin wir sie als Mist betrachten und brauchen, wägen.

Die überflüssige Feuchtigkeit, besonders des Urins (den wir uns aber nicht als
bloßes Wasser vorstellen müssen, sondern der viele solide und sehr kräftige animali-
sirte Theile in sich enthält), wird durch die Einstreuung aufgefangen, und vermehrt
die Masse derselben.

§. 273.

Versuch, die-
ses Verhält-
niß zu bestim-
men.
Das Verhältniß des Mistes gegen die gereichte Futterung und Einstreuung zu
bestimmen, hat deshalb große Schwierigkeit, weil sich der Feuchtigkeitsgrad, der
im Gewichte einen so großen Unterschied macht, nicht wohl bestimmen läßt. Es
werden deshalb immer die Resultate der gemachten Versuche etwas variiren; und
den Mist nach dem Volumen gegen das Volumen der Futterung zu bestimmen, ist
noch unsicherer, weil es hier außer der Feuchtigkeit noch auf die Zusammenpressung
und die Zersetzung des Strohes und anderer faserigen Theile ankommt, bei deren
Fortgange jenes Volumen sich weit mehr als das Gewicht verändert. Indessen sind
die bisher gemachten Versuche sowohl im Kleinen -- da man die Excremente des

Verhaͤltniß der Duͤngung,
Streu wieder aufgenommenen Theil der Ausduͤnſtung verſtehn — verwandeln.
Dieſer Miſt beſteht nicht allein aus den Trebern der Futterung, ſondern auch aus
den wirklichen Abgaͤngen des thieriſchen Koͤrpers, die immerfort, wenn ſie verbraucht
ſind, abgeſtoßen und ausgefuͤhrt, durch neue aber erſetzt werden. Dieſer Miſt hat
alſo ſeine vegetabiliſche Natur groͤßtentheils verloren und eine animaliſche angenom-
men, welches wir hier nur erwaͤhnen, in der Lehre vom Duͤnger und von der thieri-
ſchen Produktion aber genauer auseinanderſetzen werden.

Ob ſich die ſolide Maſſe der gereichten und verdauten Futterung in den Excre-
menten, ſelbſt im trockenen Zuſtande, vermehre oder vermindere, kann nach den bis-
herigen Verſuchen noch nicht beſtimmt entſchieden werden. Letzteres ſcheint wahr-
ſcheinlich, indem die Zunahme des Koͤrpers, der Wachsthum der Wolle, der Abſatz
der Milch einen Theil davon erfordern. Indeſſen iſt dieſer Theil nur geringe, und es
iſt nicht entſchieden, ob nicht das Waſſer, welches das Thier im Getraͤnke zu ſich
nimmt, und die eingeſogenen gaſigen Stoffe zum Theil durch den thieriſchen Koͤrper
ſo zerſetzt werden, daß ſie feſte Materie bilden. Gewiß aber iſt es, daß das Gewicht
der trockenen Futterung vermoͤge der hinzugekommenen Feuchtigkeit durch die
Excremente weit und uͤber die Haͤlfte uͤberwogen werde, wenn wir dieſe in demjenigen
Zuſtande der Feuchtigkeit, worin wir ſie als Miſt betrachten und brauchen, waͤgen.

Die uͤberfluͤſſige Feuchtigkeit, beſonders des Urins (den wir uns aber nicht als
bloßes Waſſer vorſtellen muͤſſen, ſondern der viele ſolide und ſehr kraͤftige animali-
ſirte Theile in ſich enthaͤlt), wird durch die Einſtreuung aufgefangen, und vermehrt
die Maſſe derſelben.

§. 273.

Verſuch, die-
ſes Verhaͤlt-
niß zu beſtim-
men.
Das Verhaͤltniß des Miſtes gegen die gereichte Futterung und Einſtreuung zu
beſtimmen, hat deshalb große Schwierigkeit, weil ſich der Feuchtigkeitsgrad, der
im Gewichte einen ſo großen Unterſchied macht, nicht wohl beſtimmen laͤßt. Es
werden deshalb immer die Reſultate der gemachten Verſuche etwas variiren; und
den Miſt nach dem Volumen gegen das Volumen der Futterung zu beſtimmen, iſt
noch unſicherer, weil es hier außer der Feuchtigkeit noch auf die Zuſammenpreſſung
und die Zerſetzung des Strohes und anderer faſerigen Theile ankommt, bei deren
Fortgange jenes Volumen ſich weit mehr als das Gewicht veraͤndert. Indeſſen ſind
die bisher gemachten Verſuche ſowohl im Kleinen — da man die Excremente des

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[258/0302] Verhaͤltniß der Duͤngung, Streu wieder aufgenommenen Theil der Ausduͤnſtung verſtehn — verwandeln. Dieſer Miſt beſteht nicht allein aus den Trebern der Futterung, ſondern auch aus den wirklichen Abgaͤngen des thieriſchen Koͤrpers, die immerfort, wenn ſie verbraucht ſind, abgeſtoßen und ausgefuͤhrt, durch neue aber erſetzt werden. Dieſer Miſt hat alſo ſeine vegetabiliſche Natur groͤßtentheils verloren und eine animaliſche angenom- men, welches wir hier nur erwaͤhnen, in der Lehre vom Duͤnger und von der thieri- ſchen Produktion aber genauer auseinanderſetzen werden. Ob ſich die ſolide Maſſe der gereichten und verdauten Futterung in den Excre- menten, ſelbſt im trockenen Zuſtande, vermehre oder vermindere, kann nach den bis- herigen Verſuchen noch nicht beſtimmt entſchieden werden. Letzteres ſcheint wahr- ſcheinlich, indem die Zunahme des Koͤrpers, der Wachsthum der Wolle, der Abſatz der Milch einen Theil davon erfordern. Indeſſen iſt dieſer Theil nur geringe, und es iſt nicht entſchieden, ob nicht das Waſſer, welches das Thier im Getraͤnke zu ſich nimmt, und die eingeſogenen gaſigen Stoffe zum Theil durch den thieriſchen Koͤrper ſo zerſetzt werden, daß ſie feſte Materie bilden. Gewiß aber iſt es, daß das Gewicht der trockenen Futterung vermoͤge der hinzugekommenen Feuchtigkeit durch die Excremente weit und uͤber die Haͤlfte uͤberwogen werde, wenn wir dieſe in demjenigen Zuſtande der Feuchtigkeit, worin wir ſie als Miſt betrachten und brauchen, waͤgen. Die uͤberfluͤſſige Feuchtigkeit, beſonders des Urins (den wir uns aber nicht als bloßes Waſſer vorſtellen muͤſſen, ſondern der viele ſolide und ſehr kraͤftige animali- ſirte Theile in ſich enthaͤlt), wird durch die Einſtreuung aufgefangen, und vermehrt die Maſſe derſelben. §. 273. Das Verhaͤltniß des Miſtes gegen die gereichte Futterung und Einſtreuung zu beſtimmen, hat deshalb große Schwierigkeit, weil ſich der Feuchtigkeitsgrad, der im Gewichte einen ſo großen Unterſchied macht, nicht wohl beſtimmen laͤßt. Es werden deshalb immer die Reſultate der gemachten Verſuche etwas variiren; und den Miſt nach dem Volumen gegen das Volumen der Futterung zu beſtimmen, iſt noch unſicherer, weil es hier außer der Feuchtigkeit noch auf die Zuſammenpreſſung und die Zerſetzung des Strohes und anderer faſerigen Theile ankommt, bei deren Fortgange jenes Volumen ſich weit mehr als das Gewicht veraͤndert. Indeſſen ſind die bisher gemachten Verſuche ſowohl im Kleinen — da man die Excremente des Verſuch, die- ſes Verhaͤlt- niß zu beſtim- men.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/302>, abgerufen am 23.04.2024.