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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.

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der Futterung und des Viehstandes.

Es ist also im Ertrage in Rücksicht auf Nahrungsfähigkeit gleich zu schätzen:

Ein Morgen Kartoffeln mit . . . . . 4000 Pfund Wiesenheu.
Ein Morgen Runkeln . 4347 oder rund 4300 - -
Ein Morgen Rotabaga . . . . . . . 5700 - -
Ein Morgen Wasserrüben . . . . . . 3800 - -
Ein Morgen Möhren . . . . . . . 6700 - -
Ein Morgen Kohl . . . . . . . . 6000 - -
Ein Morgen Klee in zwei Schnitten . . 2600 - -
Ein Morgen Luzerne . . . . . . . 4400 - -
Ein Morgen Esparcette . . . . . . . 2200 - -
Ein Morgen Wicken . . . . . . . 2200 - -
ungedüngt . . . . . 1300 - -

Dies Alles jedoch, ich wiederhole es, unter den Voraussetzungen eines diesen
Gewächsen angemessenen, durch längere gute Kultur schon verbesserten und nach
Gebühr gedüngten Bodens. Auch müssen diese Ertragssätze, wie sich versteht, im
Durchschnitt der Jahre angenommen werden, indem es immer einzelne Jahre geben
wird, wo dieses oder jenes Gewächs nicht zu seiner völligen Ausbildung gelangt,
andere dagegen, wo es den gewöhnlichen Ertrag bei weitem übertrifft, weswegen
es immer auch aus diesem Grunde rathsam ist, mehrere Arten dieser Gewächse zu-
gleich zu bauen, damit das Minus des einen durch das Plus des andern ge-
deckt werde.

§. 277.

Wenn man den Mist und Urin der mit saftigen Futtergewächsen genähr-Verhältniß,
worin die
Nahrhaftig-
keit und die
Misterzeu-
gung stehen.

ten Thiere für sich auffinge: so würde er ohne Zweifel nicht mit der Masse,
sondern mit der Nahrungsfähigkeit dieser Gewächse im Verhältnisse stehen. Das
mindere Gewicht der solidern würde durch das mehrere Wasser, welches die Thiere
dabei gesoffen, ersetzt werden. 200 Pfund Kartoffeln oder 350 Pfund Rota-
baga, oder 600 Pfund Weißkohl, oder 50 Pfund Hafer würden demnach so
viel Mist geben, als 100 Pfund Heu, indem auch durch die nahrhaftern so viel mehr
Thiere erhalten werden können. Wenn aber diese Exkremente vom Stroh aufgenom-
men, und die Gewichtsvermehrung, welche dieses durch die flüssigen Theile erhält,
schon für dasselbe berechnet wird, so möchte sich das Verhältniß des übrigbleibenden

Erster Theil. L l
der Futterung und des Viehſtandes.

Es iſt alſo im Ertrage in Ruͤckſicht auf Nahrungsfaͤhigkeit gleich zu ſchaͤtzen:

Ein Morgen Kartoffeln mit . . . . . 4000 Pfund Wieſenheu.
Ein Morgen Runkeln . 4347 oder rund 4300 - -
Ein Morgen Rotabaga . . . . . . . 5700 - -
Ein Morgen Waſſerruͤben . . . . . . 3800 - -
Ein Morgen Moͤhren . . . . . . . 6700 - -
Ein Morgen Kohl . . . . . . . . 6000 - -
Ein Morgen Klee in zwei Schnitten . . 2600 - -
Ein Morgen Luzerne . . . . . . . 4400 - -
Ein Morgen Eſparcette . . . . . . . 2200 - -
Ein Morgen Wicken . . . . . . . 2200 - -
ungeduͤngt . . . . . 1300 - -

Dies Alles jedoch, ich wiederhole es, unter den Vorausſetzungen eines dieſen
Gewaͤchſen angemeſſenen, durch laͤngere gute Kultur ſchon verbeſſerten und nach
Gebuͤhr geduͤngten Bodens. Auch muͤſſen dieſe Ertragsſaͤtze, wie ſich verſteht, im
Durchſchnitt der Jahre angenommen werden, indem es immer einzelne Jahre geben
wird, wo dieſes oder jenes Gewaͤchs nicht zu ſeiner voͤlligen Ausbildung gelangt,
andere dagegen, wo es den gewoͤhnlichen Ertrag bei weitem uͤbertrifft, weswegen
es immer auch aus dieſem Grunde rathſam iſt, mehrere Arten dieſer Gewaͤchſe zu-
gleich zu bauen, damit das Minus des einen durch das Plus des andern ge-
deckt werde.

§. 277.

Wenn man den Miſt und Urin der mit ſaftigen Futtergewaͤchſen genaͤhr-Verhaͤltniß,
worin die
Nahrhaftig-
keit und die
Miſterzeu-
gung ſtehen.

ten Thiere fuͤr ſich auffinge: ſo wuͤrde er ohne Zweifel nicht mit der Maſſe,
ſondern mit der Nahrungsfaͤhigkeit dieſer Gewaͤchſe im Verhaͤltniſſe ſtehen. Das
mindere Gewicht der ſolidern wuͤrde durch das mehrere Waſſer, welches die Thiere
dabei geſoffen, erſetzt werden. 200 Pfund Kartoffeln oder 350 Pfund Rota-
baga, oder 600 Pfund Weißkohl, oder 50 Pfund Hafer wuͤrden demnach ſo
viel Miſt geben, als 100 Pfund Heu, indem auch durch die nahrhaftern ſo viel mehr
Thiere erhalten werden koͤnnen. Wenn aber dieſe Exkremente vom Stroh aufgenom-
men, und die Gewichtsvermehrung, welche dieſes durch die fluͤſſigen Theile erhaͤlt,
ſchon fuͤr daſſelbe berechnet wird, ſo moͤchte ſich das Verhaͤltniß des uͤbrigbleibenden

Erſter Theil. L l
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[265/0309] der Futterung und des Viehſtandes. Es iſt alſo im Ertrage in Ruͤckſicht auf Nahrungsfaͤhigkeit gleich zu ſchaͤtzen: Ein Morgen Kartoffeln mit . . . . . 4000 Pfund Wieſenheu. Ein Morgen Runkeln . 4347 oder rund 4300 - - Ein Morgen Rotabaga . . . . . . . 5700 - - Ein Morgen Waſſerruͤben . . . . . . 3800 - - Ein Morgen Moͤhren . . . . . . . 6700 - - Ein Morgen Kohl . . . . . . . . 6000 - - Ein Morgen Klee in zwei Schnitten . . 2600 - - Ein Morgen Luzerne . . . . . . . 4400 - - Ein Morgen Eſparcette . . . . . . . 2200 - - Ein Morgen Wicken . . . . . . . 2200 - - ungeduͤngt . . . . . 1300 - - Dies Alles jedoch, ich wiederhole es, unter den Vorausſetzungen eines dieſen Gewaͤchſen angemeſſenen, durch laͤngere gute Kultur ſchon verbeſſerten und nach Gebuͤhr geduͤngten Bodens. Auch muͤſſen dieſe Ertragsſaͤtze, wie ſich verſteht, im Durchſchnitt der Jahre angenommen werden, indem es immer einzelne Jahre geben wird, wo dieſes oder jenes Gewaͤchs nicht zu ſeiner voͤlligen Ausbildung gelangt, andere dagegen, wo es den gewoͤhnlichen Ertrag bei weitem uͤbertrifft, weswegen es immer auch aus dieſem Grunde rathſam iſt, mehrere Arten dieſer Gewaͤchſe zu- gleich zu bauen, damit das Minus des einen durch das Plus des andern ge- deckt werde. §. 277. Wenn man den Miſt und Urin der mit ſaftigen Futtergewaͤchſen genaͤhr- ten Thiere fuͤr ſich auffinge: ſo wuͤrde er ohne Zweifel nicht mit der Maſſe, ſondern mit der Nahrungsfaͤhigkeit dieſer Gewaͤchſe im Verhaͤltniſſe ſtehen. Das mindere Gewicht der ſolidern wuͤrde durch das mehrere Waſſer, welches die Thiere dabei geſoffen, erſetzt werden. 200 Pfund Kartoffeln oder 350 Pfund Rota- baga, oder 600 Pfund Weißkohl, oder 50 Pfund Hafer wuͤrden demnach ſo viel Miſt geben, als 100 Pfund Heu, indem auch durch die nahrhaftern ſo viel mehr Thiere erhalten werden koͤnnen. Wenn aber dieſe Exkremente vom Stroh aufgenom- men, und die Gewichtsvermehrung, welche dieſes durch die fluͤſſigen Theile erhaͤlt, ſchon fuͤr daſſelbe berechnet wird, ſo moͤchte ſich das Verhaͤltniß des uͤbrigbleibenden Verhaͤltniß, worin die Nahrhaftig- keit und die Miſterzeu- gung ſtehen. Erſter Theil. L l

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/309>, abgerufen am 23.04.2024.