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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.

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der Futterung und des Viehstandes.
werden könne, und zur Düngung zureiche. Es wird aber Wiesenwachs im Verhält-
niß von 1 : 5 und zureichende Außenweide dabei vorausgesetzt.

§. 271.

Es fällt von selbst in die Augen, wie unbestimmt und wie widersprechend dieseDas Verhält-
niß läßt sich
nicht nach der
Kopfzahl des
Viehes be-
rechnen.

Angaben sind. Der höchst verschiedenen Ladung des Fuders Mist nicht zu gedenken,
kann durchaus keine Berechnung des Mistes nach der Kopfzahl des Viehes Statt fin-
den und der Wahrheit entsprechen, wenn nicht die Futterung, Einstreuung und Hal-
tung des Viehes genau bestimmt wird. Es läßt sich gar kein Durchschnittsverhält-
niß von dem Miste, den die Thiere machen, angeben, weil die Quantität die aus
den Excrementen und dem zur Auffangung derselben nöthigen Stroh, bei einer zur
völligen Sättigung des Viehes zureichenden Futterung mit saftigen Gewächsen, die-
jenige sieben- und achtfach übertreffen kann, die dasselbe Vieh giebt, wenn es bei
dürrem Strohfutter eben besteht. Wenn man erstern nicht genug einstreuen kann,
um ihnen ein reines Lager zu geben, den Mist täglich heraus- oder zurückbringen
muß; weil sonst, alles Streuens ungeachtet, das Vieh im Moraste stehen würde,
so bringt man bei letzterer das vier Wochen lang unter dem Viehe gelegene Stroh nur
wenig und fast wässrig angefeuchtet wieder heraus. Die verschiedene Größe und Dick-
leibigkeit der Thiere kommt hier zwar in Betracht, aber nur wenn das größere im
Verhältniß so viel stärker als das kleinere gefuttert wird.

§. 272.

Dagegen hat es keinen Zweifel, daß die Quantität des Düngers immer mit derVerhältniß
des Mistes ge-
gen die Futte-
rung.

Quantität und der Nahrhaftigkeit des Futters, verbunden mit der Quantität des zur
Auffangung der Abgänge erforderlichen Strohes in Verhältniß stehe. Auf andere
Einstreuungen können wir uns hier, wo wir nur von den allgemeinen Wirthschafts-
verhältnissen sprechen, nicht verbreiten. Wir bekümmern uns also, wenn von Dün-
gergewinn im Allgemeinen die Rede ist, weder um die Zahl noch um die Art
der Thiere.

Die Thiere sind bloß wie Maschinen anzusehen, welche zwar auch nach Verhält-
niß ihrer Größe, hauptsächlich aber nach dem Verhältnisse, wie sie gespeiset werden,
die Futterung zum kleinern Theil in eigentliche thierische Substanz, den bei weitem
größern Theil aber in Mist -- worunter wir nicht nur die Abgänge durch den After,
sondern auch die durch den Harn und vielleicht auch den niedergeschlagenen und von der

Erster Theil. K k

der Futterung und des Viehſtandes.
werden koͤnne, und zur Duͤngung zureiche. Es wird aber Wieſenwachs im Verhaͤlt-
niß von 1 : 5 und zureichende Außenweide dabei vorausgeſetzt.

§. 271.

Es faͤllt von ſelbſt in die Augen, wie unbeſtimmt und wie widerſprechend dieſeDas Verhaͤlt-
niß laͤßt ſich
nicht nach der
Kopfzahl des
Viehes be-
rechnen.

Angaben ſind. Der hoͤchſt verſchiedenen Ladung des Fuders Miſt nicht zu gedenken,
kann durchaus keine Berechnung des Miſtes nach der Kopfzahl des Viehes Statt fin-
den und der Wahrheit entſprechen, wenn nicht die Futterung, Einſtreuung und Hal-
tung des Viehes genau beſtimmt wird. Es laͤßt ſich gar kein Durchſchnittsverhaͤlt-
niß von dem Miſte, den die Thiere machen, angeben, weil die Quantitaͤt die aus
den Excrementen und dem zur Auffangung derſelben noͤthigen Stroh, bei einer zur
voͤlligen Saͤttigung des Viehes zureichenden Futterung mit ſaftigen Gewaͤchſen, die-
jenige ſieben- und achtfach uͤbertreffen kann, die daſſelbe Vieh giebt, wenn es bei
duͤrrem Strohfutter eben beſteht. Wenn man erſtern nicht genug einſtreuen kann,
um ihnen ein reines Lager zu geben, den Miſt taͤglich heraus- oder zuruͤckbringen
muß; weil ſonſt, alles Streuens ungeachtet, das Vieh im Moraſte ſtehen wuͤrde,
ſo bringt man bei letzterer das vier Wochen lang unter dem Viehe gelegene Stroh nur
wenig und faſt waͤſſrig angefeuchtet wieder heraus. Die verſchiedene Groͤße und Dick-
leibigkeit der Thiere kommt hier zwar in Betracht, aber nur wenn das groͤßere im
Verhaͤltniß ſo viel ſtaͤrker als das kleinere gefuttert wird.

§. 272.

Dagegen hat es keinen Zweifel, daß die Quantitaͤt des Duͤngers immer mit derVerhaͤltniß
des Miſtes ge-
gen die Futte-
rung.

Quantitaͤt und der Nahrhaftigkeit des Futters, verbunden mit der Quantitaͤt des zur
Auffangung der Abgaͤnge erforderlichen Strohes in Verhaͤltniß ſtehe. Auf andere
Einſtreuungen koͤnnen wir uns hier, wo wir nur von den allgemeinen Wirthſchafts-
verhaͤltniſſen ſprechen, nicht verbreiten. Wir bekuͤmmern uns alſo, wenn von Duͤn-
gergewinn im Allgemeinen die Rede iſt, weder um die Zahl noch um die Art
der Thiere.

Die Thiere ſind bloß wie Maſchinen anzuſehen, welche zwar auch nach Verhaͤlt-
niß ihrer Groͤße, hauptſaͤchlich aber nach dem Verhaͤltniſſe, wie ſie geſpeiſet werden,
die Futterung zum kleinern Theil in eigentliche thieriſche Subſtanz, den bei weitem
groͤßern Theil aber in Miſt — worunter wir nicht nur die Abgaͤnge durch den After,
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Erſter Theil. K k
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[257/0301] der Futterung und des Viehſtandes. werden koͤnne, und zur Duͤngung zureiche. Es wird aber Wieſenwachs im Verhaͤlt- niß von 1 : 5 und zureichende Außenweide dabei vorausgeſetzt. §. 271. Es faͤllt von ſelbſt in die Augen, wie unbeſtimmt und wie widerſprechend dieſe Angaben ſind. Der hoͤchſt verſchiedenen Ladung des Fuders Miſt nicht zu gedenken, kann durchaus keine Berechnung des Miſtes nach der Kopfzahl des Viehes Statt fin- den und der Wahrheit entſprechen, wenn nicht die Futterung, Einſtreuung und Hal- tung des Viehes genau beſtimmt wird. Es laͤßt ſich gar kein Durchſchnittsverhaͤlt- niß von dem Miſte, den die Thiere machen, angeben, weil die Quantitaͤt die aus den Excrementen und dem zur Auffangung derſelben noͤthigen Stroh, bei einer zur voͤlligen Saͤttigung des Viehes zureichenden Futterung mit ſaftigen Gewaͤchſen, die- jenige ſieben- und achtfach uͤbertreffen kann, die daſſelbe Vieh giebt, wenn es bei duͤrrem Strohfutter eben beſteht. Wenn man erſtern nicht genug einſtreuen kann, um ihnen ein reines Lager zu geben, den Miſt taͤglich heraus- oder zuruͤckbringen muß; weil ſonſt, alles Streuens ungeachtet, das Vieh im Moraſte ſtehen wuͤrde, ſo bringt man bei letzterer das vier Wochen lang unter dem Viehe gelegene Stroh nur wenig und faſt waͤſſrig angefeuchtet wieder heraus. Die verſchiedene Groͤße und Dick- leibigkeit der Thiere kommt hier zwar in Betracht, aber nur wenn das groͤßere im Verhaͤltniß ſo viel ſtaͤrker als das kleinere gefuttert wird. Das Verhaͤlt- niß laͤßt ſich nicht nach der Kopfzahl des Viehes be- rechnen. §. 272. Dagegen hat es keinen Zweifel, daß die Quantitaͤt des Duͤngers immer mit der Quantitaͤt und der Nahrhaftigkeit des Futters, verbunden mit der Quantitaͤt des zur Auffangung der Abgaͤnge erforderlichen Strohes in Verhaͤltniß ſtehe. Auf andere Einſtreuungen koͤnnen wir uns hier, wo wir nur von den allgemeinen Wirthſchafts- verhaͤltniſſen ſprechen, nicht verbreiten. Wir bekuͤmmern uns alſo, wenn von Duͤn- gergewinn im Allgemeinen die Rede iſt, weder um die Zahl noch um die Art der Thiere. Verhaͤltniß des Miſtes ge- gen die Futte- rung. Die Thiere ſind bloß wie Maſchinen anzuſehen, welche zwar auch nach Verhaͤlt- niß ihrer Groͤße, hauptſaͤchlich aber nach dem Verhaͤltniſſe, wie ſie geſpeiſet werden, die Futterung zum kleinern Theil in eigentliche thieriſche Subſtanz, den bei weitem groͤßern Theil aber in Miſt — worunter wir nicht nur die Abgaͤnge durch den After, ſondern auch die durch den Harn und vielleicht auch den niedergeſchlagenen und von der Erſter Theil. K k

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/301>, abgerufen am 28.03.2024.