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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.

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Die Koppelwirthschaft.
mehr erschöpft. Diesen Düngermangel hat man indessen durch die sorgfältigste Benu-
tzung des von der Natur erzeugten und aufbewahrten Düngers, vorzüglich des Mod-
ders, der sich in Niederungen und Sinken seit Jahrtausenden angehäuft hatte, und
zuweilen durch den Gebrauch der Wasserkräuter, besonders des dort sogenannten
Tangs oder Porsts, mit vielem Fleiße zu ersetzen gesucht, und dadurch auf manchen
Gütern die Erschöpfung des Bodens verhindert. Der Gebrauch des merglichten
Lehms verbreitet sich in Mecklenburg zwar auch auf manchen in Kraft erhaltenen Gü-
tern sehr nützlich, wird aber daselbst das Glück nicht machen, wie auf dem kraftrei-
chern
Hollsteinischen Boden.

Wenn der Hollsteiner seine sämmtlichen Schläge mehrentheils in einer Rotation
bewirthschaftet, so trift man auf den Mecklenburgischen Gütern gewöhnlich mehrere
Schlagordnungen an, und man unterscheidet folgende drei Arten.

§. 330.

1) Die Binnen- oder Hauptschläge. Zu diesen ist der bessere seit jeher,Verschiedene
Schlag-Ab-
theilungen.

auch schon bei der Dreifelderwirthschaft, mehr in Dünger gehaltene Acker gewählt.
Sie liegen dem Hofe am nächsten, und stoßen entweder auf selbigen zu, oder sind doch
durch kürzere Wege damit verbunden. Sie machen den Hauptbestandtheil des Gutes
aus, und ihre Weide ist mehrentheils dem nutzbaren Rindviehe bestimmt.

2) Die Außenschläge. Sie enthalten das schlechtere oder mehr vernach-
läßigte und abgelegene Land, welches man bei der Felderwirthschaft sechs- und neun-
jähriges Rockenland zu nennen pflegt, und sie sind entweder aus diesen oder aus vor-
mals gemachten und erschöpften Aufbruch entstanden. Die Weide auf selbigem ist für
das Rindvieh zu kärglich, auch wohl zu entfernt, und deshalb für die Schäferei be-
stimmt, die der Hollsteiner in der Regel gar nicht hat, der Mecklenburger aus der
Dreifelderwirthschaft beibehielt, sie aber bis auf die neueste Zeit sehr vernachläßigte,
und wohl höchst geringen reinen Ertrag davon hatte. Von rechtswegen sollten diese
Außenschläge wenigstens den Pferch der Schafe erhalten. Weil man dessen aber für
die Binnenschläge mehrentheils zu bedürftig ist, so wird er ihnen häufig auch entzogen,
und sie erhalten gar keinen Dünger, sondern müssen aus der sogenannten Ruhe einige
Saaten abtragen. Aber diese Ruhe hilft wenig, weil sich kein Rasen darauf erzeugt
und also auch wenig Weidedünger darauf fällt.


Die Koppelwirthſchaft.
mehr erſchoͤpft. Dieſen Duͤngermangel hat man indeſſen durch die ſorgfaͤltigſte Benu-
tzung des von der Natur erzeugten und aufbewahrten Duͤngers, vorzuͤglich des Mod-
ders, der ſich in Niederungen und Sinken ſeit Jahrtauſenden angehaͤuft hatte, und
zuweilen durch den Gebrauch der Waſſerkraͤuter, beſonders des dort ſogenannten
Tangs oder Porſts, mit vielem Fleiße zu erſetzen geſucht, und dadurch auf manchen
Guͤtern die Erſchoͤpfung des Bodens verhindert. Der Gebrauch des merglichten
Lehms verbreitet ſich in Mecklenburg zwar auch auf manchen in Kraft erhaltenen Guͤ-
tern ſehr nuͤtzlich, wird aber daſelbſt das Gluͤck nicht machen, wie auf dem kraftrei-
chern
Hollſteiniſchen Boden.

Wenn der Hollſteiner ſeine ſaͤmmtlichen Schlaͤge mehrentheils in einer Rotation
bewirthſchaftet, ſo trift man auf den Mecklenburgiſchen Guͤtern gewoͤhnlich mehrere
Schlagordnungen an, und man unterſcheidet folgende drei Arten.

§. 330.

1) Die Binnen- oder Hauptſchlaͤge. Zu dieſen iſt der beſſere ſeit jeher,Verſchiedene
Schlag-Ab-
theilungen.

auch ſchon bei der Dreifelderwirthſchaft, mehr in Duͤnger gehaltene Acker gewaͤhlt.
Sie liegen dem Hofe am naͤchſten, und ſtoßen entweder auf ſelbigen zu, oder ſind doch
durch kuͤrzere Wege damit verbunden. Sie machen den Hauptbeſtandtheil des Gutes
aus, und ihre Weide iſt mehrentheils dem nutzbaren Rindviehe beſtimmt.

2) Die Außenſchlaͤge. Sie enthalten das ſchlechtere oder mehr vernach-
laͤßigte und abgelegene Land, welches man bei der Felderwirthſchaft ſechs- und neun-
jaͤhriges Rockenland zu nennen pflegt, und ſie ſind entweder aus dieſen oder aus vor-
mals gemachten und erſchoͤpften Aufbruch entſtanden. Die Weide auf ſelbigem iſt fuͤr
das Rindvieh zu kaͤrglich, auch wohl zu entfernt, und deshalb fuͤr die Schaͤferei be-
ſtimmt, die der Hollſteiner in der Regel gar nicht hat, der Mecklenburger aus der
Dreifelderwirthſchaft beibehielt, ſie aber bis auf die neueſte Zeit ſehr vernachlaͤßigte,
und wohl hoͤchſt geringen reinen Ertrag davon hatte. Von rechtswegen ſollten dieſe
Außenſchlaͤge wenigſtens den Pferch der Schafe erhalten. Weil man deſſen aber fuͤr
die Binnenſchlaͤge mehrentheils zu beduͤrftig iſt, ſo wird er ihnen haͤufig auch entzogen,
und ſie erhalten gar keinen Duͤnger, ſondern muͤſſen aus der ſogenannten Ruhe einige
Saaten abtragen. Aber dieſe Ruhe hilft wenig, weil ſich kein Raſen darauf erzeugt
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[319/0365] Die Koppelwirthſchaft. mehr erſchoͤpft. Dieſen Duͤngermangel hat man indeſſen durch die ſorgfaͤltigſte Benu- tzung des von der Natur erzeugten und aufbewahrten Duͤngers, vorzuͤglich des Mod- ders, der ſich in Niederungen und Sinken ſeit Jahrtauſenden angehaͤuft hatte, und zuweilen durch den Gebrauch der Waſſerkraͤuter, beſonders des dort ſogenannten Tangs oder Porſts, mit vielem Fleiße zu erſetzen geſucht, und dadurch auf manchen Guͤtern die Erſchoͤpfung des Bodens verhindert. Der Gebrauch des merglichten Lehms verbreitet ſich in Mecklenburg zwar auch auf manchen in Kraft erhaltenen Guͤ- tern ſehr nuͤtzlich, wird aber daſelbſt das Gluͤck nicht machen, wie auf dem kraftrei- chern Hollſteiniſchen Boden. Wenn der Hollſteiner ſeine ſaͤmmtlichen Schlaͤge mehrentheils in einer Rotation bewirthſchaftet, ſo trift man auf den Mecklenburgiſchen Guͤtern gewoͤhnlich mehrere Schlagordnungen an, und man unterſcheidet folgende drei Arten. §. 330. 1) Die Binnen- oder Hauptſchlaͤge. Zu dieſen iſt der beſſere ſeit jeher, auch ſchon bei der Dreifelderwirthſchaft, mehr in Duͤnger gehaltene Acker gewaͤhlt. Sie liegen dem Hofe am naͤchſten, und ſtoßen entweder auf ſelbigen zu, oder ſind doch durch kuͤrzere Wege damit verbunden. Sie machen den Hauptbeſtandtheil des Gutes aus, und ihre Weide iſt mehrentheils dem nutzbaren Rindviehe beſtimmt. Verſchiedene Schlag-Ab- theilungen. 2) Die Außenſchlaͤge. Sie enthalten das ſchlechtere oder mehr vernach- laͤßigte und abgelegene Land, welches man bei der Felderwirthſchaft ſechs- und neun- jaͤhriges Rockenland zu nennen pflegt, und ſie ſind entweder aus dieſen oder aus vor- mals gemachten und erſchoͤpften Aufbruch entſtanden. Die Weide auf ſelbigem iſt fuͤr das Rindvieh zu kaͤrglich, auch wohl zu entfernt, und deshalb fuͤr die Schaͤferei be- ſtimmt, die der Hollſteiner in der Regel gar nicht hat, der Mecklenburger aus der Dreifelderwirthſchaft beibehielt, ſie aber bis auf die neueſte Zeit ſehr vernachlaͤßigte, und wohl hoͤchſt geringen reinen Ertrag davon hatte. Von rechtswegen ſollten dieſe Außenſchlaͤge wenigſtens den Pferch der Schafe erhalten. Weil man deſſen aber fuͤr die Binnenſchlaͤge mehrentheils zu beduͤrftig iſt, ſo wird er ihnen haͤufig auch entzogen, und ſie erhalten gar keinen Duͤnger, ſondern muͤſſen aus der ſogenannten Ruhe einige Saaten abtragen. Aber dieſe Ruhe hilft wenig, weil ſich kein Raſen darauf erzeugt und alſo auch wenig Weideduͤnger darauf faͤllt.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/365>, abgerufen am 28.03.2024.