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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.

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Die Koppelwirthschaft.

Die Achtschlägige hat gewöhnlich eine Brache, vier Getreide- und drei
Weideschläge. Sie erfordert zu ihren vier Saaten eine stärkere Düngung, wel-
che nur aus einem beträchtlichen Heugewinn hervorgehen kann, indem das Stroh
der dritten und vierten Saat sehr abnimmt. Man trift sie auch mit vier Weide-
und drei Getreideschlägen auf Gütern an, die sich von ihrer Erschöpfung erholen
müssen, oder auch bei den Rotationen besserer Außenschläge.

Die Neunschlägige. Gewöhnlicherweise hat sie eine Brache, vier Ge-
treide- und vier Weideschläge. Unter den Schlagordnungen mit einfacher Brache
hat sie diese am kleinsten, und da das Land in der erwähnten Ordnung vier Jahre
gelegen, so bedarf sie des Düngers am wenigsten. Sie kann sich also mit einem
geringern Wiesenverhältnisse behelfen, wird dann aber freilich das auf dem be-
trächtlichen Weideraum zu haltende Vieh nur schwach durchfuttern können. Man
hat aber auch fünfmal nacheinander Getreide genommen, und nur drei Weide-
schläge gehabt: eine Einrichtung, die nur der vorzüglichste Boden ertragen kann,
der aber doch immer mehr Geiz, als wahre Ockonomie zum Grunde zu liegen
scheint.

Die Neunschlägige mit zwei Brachen trift man jetzt wohl kaum mehr an,
ob sie gleich vormals nicht selten war, und auf bindendem Boden, dem eine starke
Bearbeitung günstig war, vorzügliche Kornernten gewährte.

Fünf Weideschläge, drei Kornschläge und eine Brache findet man nur auf
Außenschlägen.

Die Zehnschlägige mit zwei Brachen, vier durch die Mürbebrache ge-
trennten Getreideschlägen, und vier Weideschlägen, gehört unter die seltenen.
Sie kann sich jedoch bei dem geringsten Wiesenverhältnisse ziemlich in Kraft erhal-
ten, und die zehnschlägige Eintheilung scheint mir vorzüglich zu einer verbesserten
Fruchtfolge geeignet. Wenn sie sonst, wie man wohl versucht hat, fünfmal
Getreide nach einer Brache nimmt, so arbeitet sie auf ihrem Ruin entgegen.

Die Eilfschlägige. Sie nimmt zwei Saaten nach der gewöhnlich unge-
düngten Rauhbrache, und drei Saaten nach der Mistbrache, hat folglich vier
Weideschläge. Sie war vormals die beliebreste in Mecklenburg, und es giebt
auch noch viele, die nicht bereuen dabei geblieben zu seyn. Auf gutem lehmigen
Boden, dem die Ruhe und die Brachbearbeitung die seltene Düngung ersetzt, kann

Die Koppelwirthſchaft.

Die Achtſchlaͤgige hat gewoͤhnlich eine Brache, vier Getreide- und drei
Weideſchlaͤge. Sie erfordert zu ihren vier Saaten eine ſtaͤrkere Duͤngung, wel-
che nur aus einem betraͤchtlichen Heugewinn hervorgehen kann, indem das Stroh
der dritten und vierten Saat ſehr abnimmt. Man trift ſie auch mit vier Weide-
und drei Getreideſchlaͤgen auf Guͤtern an, die ſich von ihrer Erſchoͤpfung erholen
muͤſſen, oder auch bei den Rotationen beſſerer Außenſchlaͤge.

Die Neunſchlaͤgige. Gewoͤhnlicherweiſe hat ſie eine Brache, vier Ge-
treide- und vier Weideſchlaͤge. Unter den Schlagordnungen mit einfacher Brache
hat ſie dieſe am kleinſten, und da das Land in der erwaͤhnten Ordnung vier Jahre
gelegen, ſo bedarf ſie des Duͤngers am wenigſten. Sie kann ſich alſo mit einem
geringern Wieſenverhaͤltniſſe behelfen, wird dann aber freilich das auf dem be-
traͤchtlichen Weideraum zu haltende Vieh nur ſchwach durchfuttern koͤnnen. Man
hat aber auch fuͤnfmal nacheinander Getreide genommen, und nur drei Weide-
ſchlaͤge gehabt: eine Einrichtung, die nur der vorzuͤglichſte Boden ertragen kann,
der aber doch immer mehr Geiz, als wahre Ockonomie zum Grunde zu liegen
ſcheint.

Die Neunſchlaͤgige mit zwei Brachen trift man jetzt wohl kaum mehr an,
ob ſie gleich vormals nicht ſelten war, und auf bindendem Boden, dem eine ſtarke
Bearbeitung guͤnſtig war, vorzuͤgliche Kornernten gewaͤhrte.

Fuͤnf Weideſchlaͤge, drei Kornſchlaͤge und eine Brache findet man nur auf
Außenſchlaͤgen.

Die Zehnſchlaͤgige mit zwei Brachen, vier durch die Muͤrbebrache ge-
trennten Getreideſchlaͤgen, und vier Weideſchlaͤgen, gehoͤrt unter die ſeltenen.
Sie kann ſich jedoch bei dem geringſten Wieſenverhaͤltniſſe ziemlich in Kraft erhal-
ten, und die zehnſchlaͤgige Eintheilung ſcheint mir vorzuͤglich zu einer verbeſſerten
Fruchtfolge geeignet. Wenn ſie ſonſt, wie man wohl verſucht hat, fuͤnfmal
Getreide nach einer Brache nimmt, ſo arbeitet ſie auf ihrem Ruin entgegen.

Die Eilfſchlaͤgige. Sie nimmt zwei Saaten nach der gewoͤhnlich unge-
duͤngten Rauhbrache, und drei Saaten nach der Miſtbrache, hat folglich vier
Weideſchlaͤge. Sie war vormals die beliebreſte in Mecklenburg, und es giebt
auch noch viele, die nicht bereuen dabei geblieben zu ſeyn. Auf gutem lehmigen
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[330/0376] Die Koppelwirthſchaft. Die Achtſchlaͤgige hat gewoͤhnlich eine Brache, vier Getreide- und drei Weideſchlaͤge. Sie erfordert zu ihren vier Saaten eine ſtaͤrkere Duͤngung, wel- che nur aus einem betraͤchtlichen Heugewinn hervorgehen kann, indem das Stroh der dritten und vierten Saat ſehr abnimmt. Man trift ſie auch mit vier Weide- und drei Getreideſchlaͤgen auf Guͤtern an, die ſich von ihrer Erſchoͤpfung erholen muͤſſen, oder auch bei den Rotationen beſſerer Außenſchlaͤge. Die Neunſchlaͤgige. Gewoͤhnlicherweiſe hat ſie eine Brache, vier Ge- treide- und vier Weideſchlaͤge. Unter den Schlagordnungen mit einfacher Brache hat ſie dieſe am kleinſten, und da das Land in der erwaͤhnten Ordnung vier Jahre gelegen, ſo bedarf ſie des Duͤngers am wenigſten. Sie kann ſich alſo mit einem geringern Wieſenverhaͤltniſſe behelfen, wird dann aber freilich das auf dem be- traͤchtlichen Weideraum zu haltende Vieh nur ſchwach durchfuttern koͤnnen. Man hat aber auch fuͤnfmal nacheinander Getreide genommen, und nur drei Weide- ſchlaͤge gehabt: eine Einrichtung, die nur der vorzuͤglichſte Boden ertragen kann, der aber doch immer mehr Geiz, als wahre Ockonomie zum Grunde zu liegen ſcheint. Die Neunſchlaͤgige mit zwei Brachen trift man jetzt wohl kaum mehr an, ob ſie gleich vormals nicht ſelten war, und auf bindendem Boden, dem eine ſtarke Bearbeitung guͤnſtig war, vorzuͤgliche Kornernten gewaͤhrte. Fuͤnf Weideſchlaͤge, drei Kornſchlaͤge und eine Brache findet man nur auf Außenſchlaͤgen. Die Zehnſchlaͤgige mit zwei Brachen, vier durch die Muͤrbebrache ge- trennten Getreideſchlaͤgen, und vier Weideſchlaͤgen, gehoͤrt unter die ſeltenen. Sie kann ſich jedoch bei dem geringſten Wieſenverhaͤltniſſe ziemlich in Kraft erhal- ten, und die zehnſchlaͤgige Eintheilung ſcheint mir vorzuͤglich zu einer verbeſſerten Fruchtfolge geeignet. Wenn ſie ſonſt, wie man wohl verſucht hat, fuͤnfmal Getreide nach einer Brache nimmt, ſo arbeitet ſie auf ihrem Ruin entgegen. Die Eilfſchlaͤgige. Sie nimmt zwei Saaten nach der gewoͤhnlich unge- duͤngten Rauhbrache, und drei Saaten nach der Miſtbrache, hat folglich vier Weideſchlaͤge. Sie war vormals die beliebreſte in Mecklenburg, und es giebt auch noch viele, die nicht bereuen dabei geblieben zu ſeyn. Auf gutem lehmigen Boden, dem die Ruhe und die Brachbearbeitung die ſeltene Duͤngung erſetzt, kann

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/376>, abgerufen am 25.04.2024.