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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Der Thon.

Zuweilen bringen Eisenoxyd und Humus oder erdharzige Körper die Farbe des
Thons zugleich hervor. Solche Thonarten werden zwar im Feuer heller von
Farbe, indem eine Ursach derselben, der Humus, verflüchtigt wird. Allein sie wer-
den nie ganz weiß, da die andere Ursache, das Eisen, zurückbleibt. Es kömmt also
hier auf das Verhältniß des brennbaren Stoffs und des Eisenoxyds an; ob der Thon
beim Brennen viel Farbe verliere, oder nicht. Verliert er viel von der Intensität der
Farbe, so sind brennbare Theile; verliert er wenig, so ist Eisenoxyd das, was vor-
züglich die Farbe hervorbrachte. Man findet zuweilen auch ganz weiße Thonarten.
Diese enthalten niemals brennbare Substanz; aber sie sind doch nicht ganz frei von
Eisenoxyd. Es steht dieses nur auf der niedrigsten Stufe der Oxydation, wo es dem
Thone keine Farbe mittheilen kann. Werden diese Thonarten aber geglüht, so oxy-
dirt sich das Eisen mehr, und der Thon wird gelb, oft ziemlich hochroth gefärbt.
Bleiben weiße Thonarten im Feuer ungefärbt, so ist dies ein Beweis, daß sie sehr
wenig Eisen enthalten.

§. 37.

Geruch des
Thons.
Der Thon äußert diejenige besondere Empfindung, welche die Thonerde auf der
Zunge oder als Staub in die Nase gezogen, hervorbringt, unter ähnlichen Umstän-
den, fast in einem noch höhern Grade, und man kann ihn durch dieselbe leicht von an-
dern Erdarten unterscheiden. Er saugt begierig die Feuchtigkeit der Zunge ein, und
hängt sich an dieselbe fest. Außer dieser Empfindung besitzt der Thon aber noch einen
eigenthümlichen Geruch, den die reine Thonerde nicht hat, und den man einen erdigen
Geruch nennt. Er stößt ihn in vorzüglich starkem Grade aus, wenn er trocken war
und angefeuchtet wird; weswegen man ihn in der ganzen Atmosphäre bemerkt, wenn
nach einer Dürre der erste Regen eintritt. Saussure schreibt diesen Geruch dem
Eisenoxyd zu. Man findet ihn aber bei Thonarten, die sehr wenig davon enthalten,
eben so stark, wie bei solchen, die viel davon haben. Man ist auch noch nicht einig,
ob er durch wirklich von ihm ausdünstenden Partikeln entstehe, oder aber von einer
besondern Veränderung in der ihn umgebenden Atmosphäre hervorgebracht werde.

§. 38.

Verhalten des
Thons gegen
das Wasser.
Unter den Eigenschaften des Thons ist sein Verhalten gegen das Wasser beson-
ders merkwürdig. Er zieht dasselbe, wenn er trocken, jedoch nicht völlig ausgedörret
ist, leicht ein, und wird, ist Wasser genug vorhanden, zu einer mehr oder weniger

Der Thon.

Zuweilen bringen Eiſenoxyd und Humus oder erdharzige Koͤrper die Farbe des
Thons zugleich hervor. Solche Thonarten werden zwar im Feuer heller von
Farbe, indem eine Urſach derſelben, der Humus, verfluͤchtigt wird. Allein ſie wer-
den nie ganz weiß, da die andere Urſache, das Eiſen, zuruͤckbleibt. Es koͤmmt alſo
hier auf das Verhaͤltniß des brennbaren Stoffs und des Eiſenoxyds an; ob der Thon
beim Brennen viel Farbe verliere, oder nicht. Verliert er viel von der Intenſitaͤt der
Farbe, ſo ſind brennbare Theile; verliert er wenig, ſo iſt Eiſenoxyd das, was vor-
zuͤglich die Farbe hervorbrachte. Man findet zuweilen auch ganz weiße Thonarten.
Dieſe enthalten niemals brennbare Subſtanz; aber ſie ſind doch nicht ganz frei von
Eiſenoxyd. Es ſteht dieſes nur auf der niedrigſten Stufe der Oxydation, wo es dem
Thone keine Farbe mittheilen kann. Werden dieſe Thonarten aber gegluͤht, ſo oxy-
dirt ſich das Eiſen mehr, und der Thon wird gelb, oft ziemlich hochroth gefaͤrbt.
Bleiben weiße Thonarten im Feuer ungefaͤrbt, ſo iſt dies ein Beweis, daß ſie ſehr
wenig Eiſen enthalten.

§. 37.

Geruch des
Thons.
Der Thon aͤußert diejenige beſondere Empfindung, welche die Thonerde auf der
Zunge oder als Staub in die Naſe gezogen, hervorbringt, unter aͤhnlichen Umſtaͤn-
den, faſt in einem noch hoͤhern Grade, und man kann ihn durch dieſelbe leicht von an-
dern Erdarten unterſcheiden. Er ſaugt begierig die Feuchtigkeit der Zunge ein, und
haͤngt ſich an dieſelbe feſt. Außer dieſer Empfindung beſitzt der Thon aber noch einen
eigenthuͤmlichen Geruch, den die reine Thonerde nicht hat, und den man einen erdigen
Geruch nennt. Er ſtoͤßt ihn in vorzuͤglich ſtarkem Grade aus, wenn er trocken war
und angefeuchtet wird; weswegen man ihn in der ganzen Atmoſphaͤre bemerkt, wenn
nach einer Duͤrre der erſte Regen eintritt. Sauſſure ſchreibt dieſen Geruch dem
Eiſenoxyd zu. Man findet ihn aber bei Thonarten, die ſehr wenig davon enthalten,
eben ſo ſtark, wie bei ſolchen, die viel davon haben. Man iſt auch noch nicht einig,
ob er durch wirklich von ihm ausduͤnſtenden Partikeln entſtehe, oder aber von einer
beſondern Veraͤnderung in der ihn umgebenden Atmoſphaͤre hervorgebracht werde.

§. 38.

Verhalten des
Thons gegen
das Waſſer.
Unter den Eigenſchaften des Thons iſt ſein Verhalten gegen das Waſſer beſon-
ders merkwuͤrdig. Er zieht daſſelbe, wenn er trocken, jedoch nicht voͤllig ausgedoͤrret
iſt, leicht ein, und wird, iſt Waſſer genug vorhanden, zu einer mehr oder weniger

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[68/0112] Der Thon. Zuweilen bringen Eiſenoxyd und Humus oder erdharzige Koͤrper die Farbe des Thons zugleich hervor. Solche Thonarten werden zwar im Feuer heller von Farbe, indem eine Urſach derſelben, der Humus, verfluͤchtigt wird. Allein ſie wer- den nie ganz weiß, da die andere Urſache, das Eiſen, zuruͤckbleibt. Es koͤmmt alſo hier auf das Verhaͤltniß des brennbaren Stoffs und des Eiſenoxyds an; ob der Thon beim Brennen viel Farbe verliere, oder nicht. Verliert er viel von der Intenſitaͤt der Farbe, ſo ſind brennbare Theile; verliert er wenig, ſo iſt Eiſenoxyd das, was vor- zuͤglich die Farbe hervorbrachte. Man findet zuweilen auch ganz weiße Thonarten. Dieſe enthalten niemals brennbare Subſtanz; aber ſie ſind doch nicht ganz frei von Eiſenoxyd. Es ſteht dieſes nur auf der niedrigſten Stufe der Oxydation, wo es dem Thone keine Farbe mittheilen kann. Werden dieſe Thonarten aber gegluͤht, ſo oxy- dirt ſich das Eiſen mehr, und der Thon wird gelb, oft ziemlich hochroth gefaͤrbt. Bleiben weiße Thonarten im Feuer ungefaͤrbt, ſo iſt dies ein Beweis, daß ſie ſehr wenig Eiſen enthalten. §. 37. Der Thon aͤußert diejenige beſondere Empfindung, welche die Thonerde auf der Zunge oder als Staub in die Naſe gezogen, hervorbringt, unter aͤhnlichen Umſtaͤn- den, faſt in einem noch hoͤhern Grade, und man kann ihn durch dieſelbe leicht von an- dern Erdarten unterſcheiden. Er ſaugt begierig die Feuchtigkeit der Zunge ein, und haͤngt ſich an dieſelbe feſt. Außer dieſer Empfindung beſitzt der Thon aber noch einen eigenthuͤmlichen Geruch, den die reine Thonerde nicht hat, und den man einen erdigen Geruch nennt. Er ſtoͤßt ihn in vorzuͤglich ſtarkem Grade aus, wenn er trocken war und angefeuchtet wird; weswegen man ihn in der ganzen Atmoſphaͤre bemerkt, wenn nach einer Duͤrre der erſte Regen eintritt. Sauſſure ſchreibt dieſen Geruch dem Eiſenoxyd zu. Man findet ihn aber bei Thonarten, die ſehr wenig davon enthalten, eben ſo ſtark, wie bei ſolchen, die viel davon haben. Man iſt auch noch nicht einig, ob er durch wirklich von ihm ausduͤnſtenden Partikeln entſtehe, oder aber von einer beſondern Veraͤnderung in der ihn umgebenden Atmoſphaͤre hervorgebracht werde. Geruch des Thons. §. 38. Unter den Eigenſchaften des Thons iſt ſein Verhalten gegen das Waſſer beſon- ders merkwuͤrdig. Er zieht daſſelbe, wenn er trocken, jedoch nicht voͤllig ausgedoͤrret iſt, leicht ein, und wird, iſt Waſſer genug vorhanden, zu einer mehr oder weniger Verhalten des Thons gegen das Waſſer.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/112>, abgerufen am 28.03.2024.