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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Der Thon.
sind. Der schwerere von ihnen mit fortgerissene Sand setzt sich bald aus ihnen wieder
ab, und wird nur stellenweise angehäuft. Aber der fein vertheilte Thon wird weiter
mitgenommen, und kann sich nur bei der Ruhe des Wassers ablagern.

§. 41.

Verhalten im
Froste.
Ist der angefeuchtete Thon der Frostkälte ausgesetzt, so bekommt er in seiner
Masse Risse, zerfällt auch wohl gänzlich zur Krume. Dieses Auseinanderreißen der
Thonmasse und deren Zerfallen entsteht von der Ausdehnung, welche das Wasser beim
Gefrieren erleidet. Die Eiskrystallen oder Nadeln treiben die Thonpartikeln ausein-
ander. Man läßt daher auch den Thon, wenn man ihn zur Verbesserung des Bo-
dens gebrauchen will, durch Hülfe des Frostes zerfallen, und bereitet ihn dadurch zu
einer bessern Vereinigung mit der Ackerkrume.

§. 42.

In der Hitze.Selbst in der Wärme läßt der angefeuchtete Thon das Wasser schwer fahren, um
so schwerer, je fetter er ist. Er hält es stärker zurück, wie alle anderen Erdarten.
Wenn das Wasser aus ihm verdampft, so wird er mehr oder weniger hart; der fette
Thon mehr, der magere minder. Setzt man den feuchten Thon einer starken Hitze
aus, so zerspringt er oft in Stücke. Die elastischen Dämpfe schaffen sich nämlich ei-
nen Ausweg, und zerreißen daher die Masse. Deswegen ist es bei der Ziegelbren-
nerei durchaus nothwendig, die gestrichenen Ziegel erst lufttrocken werden zu lassen,
und sie dann im Ofen eine Zeitlang erst mäßig zu erwärmen.

Bei der Austrocknung des Thons verliert er immer in seinem Umfange, und zieht
sich zusammen. Dies rührt von der Verdampfung des Wassers her, nach welcher
sich die Thonpartikeln mehr nähren können. Daher entstehen bei heißer und trockener
Witterung die Risse in sehr thonigtem Acker. Aus dieser Ursach müssen die Töpfe und
Ziegel größer geformt werden, wie sie nach dem Brennen seyn sollen.

Völlig verliert er sein Wasser nur in einer sehr starken Glühhitze, und zieht sich
dann immer mehr zusammen. Er erleidet eine Zusammensinterung, die seine Parti-
keln noch mehr an einander bringen. Man nennt das Zusammenziehen des Thons in
der Wärme das Schwinden. Fette Thonarten sind ihm mehr ausgesetzt, wie magere.

Das Schwinden eines und desselben Thons findet aber in verschiedenen
Hitzegraden immer gleichförmig statt, d. h. dieselbe Hitze zieht denselben Thon immer

Der Thon.
ſind. Der ſchwerere von ihnen mit fortgeriſſene Sand ſetzt ſich bald aus ihnen wieder
ab, und wird nur ſtellenweiſe angehaͤuft. Aber der fein vertheilte Thon wird weiter
mitgenommen, und kann ſich nur bei der Ruhe des Waſſers ablagern.

§. 41.

Verhalten im
Froſte.
Iſt der angefeuchtete Thon der Froſtkaͤlte ausgeſetzt, ſo bekommt er in ſeiner
Maſſe Riſſe, zerfaͤllt auch wohl gaͤnzlich zur Krume. Dieſes Auseinanderreißen der
Thonmaſſe und deren Zerfallen entſteht von der Ausdehnung, welche das Waſſer beim
Gefrieren erleidet. Die Eiskryſtallen oder Nadeln treiben die Thonpartikeln ausein-
ander. Man laͤßt daher auch den Thon, wenn man ihn zur Verbeſſerung des Bo-
dens gebrauchen will, durch Huͤlfe des Froſtes zerfallen, und bereitet ihn dadurch zu
einer beſſern Vereinigung mit der Ackerkrume.

§. 42.

In der Hitze.Selbſt in der Waͤrme laͤßt der angefeuchtete Thon das Waſſer ſchwer fahren, um
ſo ſchwerer, je fetter er iſt. Er haͤlt es ſtaͤrker zuruͤck, wie alle anderen Erdarten.
Wenn das Waſſer aus ihm verdampft, ſo wird er mehr oder weniger hart; der fette
Thon mehr, der magere minder. Setzt man den feuchten Thon einer ſtarken Hitze
aus, ſo zerſpringt er oft in Stuͤcke. Die elaſtiſchen Daͤmpfe ſchaffen ſich naͤmlich ei-
nen Ausweg, und zerreißen daher die Maſſe. Deswegen iſt es bei der Ziegelbren-
nerei durchaus nothwendig, die geſtrichenen Ziegel erſt lufttrocken werden zu laſſen,
und ſie dann im Ofen eine Zeitlang erſt maͤßig zu erwaͤrmen.

Bei der Austrocknung des Thons verliert er immer in ſeinem Umfange, und zieht
ſich zuſammen. Dies ruͤhrt von der Verdampfung des Waſſers her, nach welcher
ſich die Thonpartikeln mehr naͤhren koͤnnen. Daher entſtehen bei heißer und trockener
Witterung die Riſſe in ſehr thonigtem Acker. Aus dieſer Urſach muͤſſen die Toͤpfe und
Ziegel groͤßer geformt werden, wie ſie nach dem Brennen ſeyn ſollen.

Voͤllig verliert er ſein Waſſer nur in einer ſehr ſtarken Gluͤhhitze, und zieht ſich
dann immer mehr zuſammen. Er erleidet eine Zuſammenſinterung, die ſeine Parti-
keln noch mehr an einander bringen. Man nennt das Zuſammenziehen des Thons in
der Waͤrme das Schwinden. Fette Thonarten ſind ihm mehr ausgeſetzt, wie magere.

Das Schwinden eines und deſſelben Thons findet aber in verſchiedenen
Hitzegraden immer gleichfoͤrmig ſtatt, d. h. dieſelbe Hitze zieht denſelben Thon immer

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[70/0114] Der Thon. ſind. Der ſchwerere von ihnen mit fortgeriſſene Sand ſetzt ſich bald aus ihnen wieder ab, und wird nur ſtellenweiſe angehaͤuft. Aber der fein vertheilte Thon wird weiter mitgenommen, und kann ſich nur bei der Ruhe des Waſſers ablagern. §. 41. Iſt der angefeuchtete Thon der Froſtkaͤlte ausgeſetzt, ſo bekommt er in ſeiner Maſſe Riſſe, zerfaͤllt auch wohl gaͤnzlich zur Krume. Dieſes Auseinanderreißen der Thonmaſſe und deren Zerfallen entſteht von der Ausdehnung, welche das Waſſer beim Gefrieren erleidet. Die Eiskryſtallen oder Nadeln treiben die Thonpartikeln ausein- ander. Man laͤßt daher auch den Thon, wenn man ihn zur Verbeſſerung des Bo- dens gebrauchen will, durch Huͤlfe des Froſtes zerfallen, und bereitet ihn dadurch zu einer beſſern Vereinigung mit der Ackerkrume. Verhalten im Froſte. §. 42. Selbſt in der Waͤrme laͤßt der angefeuchtete Thon das Waſſer ſchwer fahren, um ſo ſchwerer, je fetter er iſt. Er haͤlt es ſtaͤrker zuruͤck, wie alle anderen Erdarten. Wenn das Waſſer aus ihm verdampft, ſo wird er mehr oder weniger hart; der fette Thon mehr, der magere minder. Setzt man den feuchten Thon einer ſtarken Hitze aus, ſo zerſpringt er oft in Stuͤcke. Die elaſtiſchen Daͤmpfe ſchaffen ſich naͤmlich ei- nen Ausweg, und zerreißen daher die Maſſe. Deswegen iſt es bei der Ziegelbren- nerei durchaus nothwendig, die geſtrichenen Ziegel erſt lufttrocken werden zu laſſen, und ſie dann im Ofen eine Zeitlang erſt maͤßig zu erwaͤrmen. In der Hitze. Bei der Austrocknung des Thons verliert er immer in ſeinem Umfange, und zieht ſich zuſammen. Dies ruͤhrt von der Verdampfung des Waſſers her, nach welcher ſich die Thonpartikeln mehr naͤhren koͤnnen. Daher entſtehen bei heißer und trockener Witterung die Riſſe in ſehr thonigtem Acker. Aus dieſer Urſach muͤſſen die Toͤpfe und Ziegel groͤßer geformt werden, wie ſie nach dem Brennen ſeyn ſollen. Voͤllig verliert er ſein Waſſer nur in einer ſehr ſtarken Gluͤhhitze, und zieht ſich dann immer mehr zuſammen. Er erleidet eine Zuſammenſinterung, die ſeine Parti- keln noch mehr an einander bringen. Man nennt das Zuſammenziehen des Thons in der Waͤrme das Schwinden. Fette Thonarten ſind ihm mehr ausgeſetzt, wie magere. Das Schwinden eines und deſſelben Thons findet aber in verſchiedenen Hitzegraden immer gleichfoͤrmig ſtatt, d. h. dieſelbe Hitze zieht denſelben Thon immer

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/114>, abgerufen am 29.03.2024.