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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Bestandtheile des Bodens.
und stärksten mit dem Thone verbunden, weil er als Schlamm mit dem Thone ge-
mischt, von dem Wasser daselbst abgesetzt wurde.

§. 116.

Verhalten ge-
gen den Sand.
Dem Sande kann man bloß eine mechanisch- Wirkung zum Humus beimessen.
Wegen seiner Lockerheit gestattet er der atmosphärischen Luft freien Zutritt zu allen
Partikeln des Humus, begünstigt also die Abscheidung des Kohlenstoffs als Kohlen-
säure und Extraktivstoff, und zersetzt also den Humus schneller. Wenn es mit dem
Sande genugsam vermischten Humus nicht an Feuchtigkeit fehlt, so ist dieser Boden
ungemein fruchtbar. Aber seine Fruchtbarkeit wird auch schnell erschöpft, weil der
Humus zersetzt wird. Man findet hier im Oderbruche solche Stellen, wo auf dem
Sande, den die Strömungen des Wassers angehäuft hatten, sich vor zehn oder
zwölf Jahren noch eine starke Lage von Humus befand, die sich aber zusehends erschöpft
hat, so daß man jetzt nur klaren weißen Flugsand darauf sieht. Es ist sonderbar,
daß auch diese ganz unfruchtbaren Stellen im Frühjahr mit schönen grünen Rasen
sich überziehen. Dies ist nicht anders zu erklären, als von der Menge des kohlen-
sauren Gas, was sich dort erzeugt. Dagegen verbessert sich daselbst der mit zu vielem
Humus vermischte Boden durch längere Beackerung. Wird hier mit losen schwam-
migen Humus, der sich ohne Beintischung von Grunderden angehäuft hat, Sand
vermengt, so verbessert ihn dies sehr. Der Sand preßt ihn zusammen, so daß er
nicht so schwammig bleibt, nicht zu viele Feuchtigkeit anzieht, und auch den Pflan-
zenwurzeln mehr Haltung und Festigkeit giebt. Dies ist der Fall, wo man mit Sand
düngen kann, und große Wirkung davon sieht, größer als selbst vom aufgefahrnen
Miste. Auch den sauren Humus und den Torf zersetzt der Sand, oder vielmehr er
wird durch die Beihülfe des Sandes von der übermäßigen Nässe befreit, und dann
von der Atmosphäre zersetzt.

§. 117.

Veränderung,
welche der
Humus durch
Entziehung
der Luft er-
leidet.
Anders wie der an der Luft gelegene, verhält sich derjenige Humus, welcher
der Einwirkung derselben lange entzogen ist, es sey, daß er in tieferer Lage durch seine
obere Schicht selbst, oder durch andere Erde oder durch Wasser bedeckt wurde. Ge-
nugsam ist dieser Zustand noch nicht untersucht, und wir können über das Eigen-
thümliche der Veränderungen, die mit solchem, der Luft entzogenen Humus, vorge-

hen

Beſtandtheile des Bodens.
und ſtaͤrkſten mit dem Thone verbunden, weil er als Schlamm mit dem Thone ge-
miſcht, von dem Waſſer daſelbſt abgeſetzt wurde.

§. 116.

Verhalten ge-
gen den Sand.
Dem Sande kann man bloß eine mechaniſch- Wirkung zum Humus beimeſſen.
Wegen ſeiner Lockerheit geſtattet er der atmoſphaͤriſchen Luft freien Zutritt zu allen
Partikeln des Humus, beguͤnſtigt alſo die Abſcheidung des Kohlenſtoffs als Kohlen-
ſaͤure und Extraktivſtoff, und zerſetzt alſo den Humus ſchneller. Wenn es mit dem
Sande genugſam vermiſchten Humus nicht an Feuchtigkeit fehlt, ſo iſt dieſer Boden
ungemein fruchtbar. Aber ſeine Fruchtbarkeit wird auch ſchnell erſchoͤpft, weil der
Humus zerſetzt wird. Man findet hier im Oderbruche ſolche Stellen, wo auf dem
Sande, den die Stroͤmungen des Waſſers angehaͤuft hatten, ſich vor zehn oder
zwoͤlf Jahren noch eine ſtarke Lage von Humus befand, die ſich aber zuſehends erſchoͤpft
hat, ſo daß man jetzt nur klaren weißen Flugſand darauf ſieht. Es iſt ſonderbar,
daß auch dieſe ganz unfruchtbaren Stellen im Fruͤhjahr mit ſchoͤnen gruͤnen Raſen
ſich uͤberziehen. Dies iſt nicht anders zu erklaͤren, als von der Menge des kohlen-
ſauren Gas, was ſich dort erzeugt. Dagegen verbeſſert ſich daſelbſt der mit zu vielem
Humus vermiſchte Boden durch laͤngere Beackerung. Wird hier mit loſen ſchwam-
migen Humus, der ſich ohne Beintiſchung von Grunderden angehaͤuft hat, Sand
vermengt, ſo verbeſſert ihn dies ſehr. Der Sand preßt ihn zuſammen, ſo daß er
nicht ſo ſchwammig bleibt, nicht zu viele Feuchtigkeit anzieht, und auch den Pflan-
zenwurzeln mehr Haltung und Feſtigkeit giebt. Dies iſt der Fall, wo man mit Sand
duͤngen kann, und große Wirkung davon ſieht, groͤßer als ſelbſt vom aufgefahrnen
Miſte. Auch den ſauren Humus und den Torf zerſetzt der Sand, oder vielmehr er
wird durch die Beihuͤlfe des Sandes von der uͤbermaͤßigen Naͤſſe befreit, und dann
von der Atmoſphaͤre zerſetzt.

§. 117.

Veraͤnderung,
welche der
Humus durch
Entziehung
der Luft er-
leidet.
Anders wie der an der Luft gelegene, verhaͤlt ſich derjenige Humus, welcher
der Einwirkung derſelben lange entzogen iſt, es ſey, daß er in tieferer Lage durch ſeine
obere Schicht ſelbſt, oder durch andere Erde oder durch Waſſer bedeckt wurde. Ge-
nugſam iſt dieſer Zuſtand noch nicht unterſucht, und wir koͤnnen uͤber das Eigen-
thuͤmliche der Veraͤnderungen, die mit ſolchem, der Luft entzogenen Humus, vorge-

hen
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[112/0156] Beſtandtheile des Bodens. und ſtaͤrkſten mit dem Thone verbunden, weil er als Schlamm mit dem Thone ge- miſcht, von dem Waſſer daſelbſt abgeſetzt wurde. §. 116. Dem Sande kann man bloß eine mechaniſch- Wirkung zum Humus beimeſſen. Wegen ſeiner Lockerheit geſtattet er der atmoſphaͤriſchen Luft freien Zutritt zu allen Partikeln des Humus, beguͤnſtigt alſo die Abſcheidung des Kohlenſtoffs als Kohlen- ſaͤure und Extraktivſtoff, und zerſetzt alſo den Humus ſchneller. Wenn es mit dem Sande genugſam vermiſchten Humus nicht an Feuchtigkeit fehlt, ſo iſt dieſer Boden ungemein fruchtbar. Aber ſeine Fruchtbarkeit wird auch ſchnell erſchoͤpft, weil der Humus zerſetzt wird. Man findet hier im Oderbruche ſolche Stellen, wo auf dem Sande, den die Stroͤmungen des Waſſers angehaͤuft hatten, ſich vor zehn oder zwoͤlf Jahren noch eine ſtarke Lage von Humus befand, die ſich aber zuſehends erſchoͤpft hat, ſo daß man jetzt nur klaren weißen Flugſand darauf ſieht. Es iſt ſonderbar, daß auch dieſe ganz unfruchtbaren Stellen im Fruͤhjahr mit ſchoͤnen gruͤnen Raſen ſich uͤberziehen. Dies iſt nicht anders zu erklaͤren, als von der Menge des kohlen- ſauren Gas, was ſich dort erzeugt. Dagegen verbeſſert ſich daſelbſt der mit zu vielem Humus vermiſchte Boden durch laͤngere Beackerung. Wird hier mit loſen ſchwam- migen Humus, der ſich ohne Beintiſchung von Grunderden angehaͤuft hat, Sand vermengt, ſo verbeſſert ihn dies ſehr. Der Sand preßt ihn zuſammen, ſo daß er nicht ſo ſchwammig bleibt, nicht zu viele Feuchtigkeit anzieht, und auch den Pflan- zenwurzeln mehr Haltung und Feſtigkeit giebt. Dies iſt der Fall, wo man mit Sand duͤngen kann, und große Wirkung davon ſieht, groͤßer als ſelbſt vom aufgefahrnen Miſte. Auch den ſauren Humus und den Torf zerſetzt der Sand, oder vielmehr er wird durch die Beihuͤlfe des Sandes von der uͤbermaͤßigen Naͤſſe befreit, und dann von der Atmoſphaͤre zerſetzt. Verhalten ge- gen den Sand. §. 117. Anders wie der an der Luft gelegene, verhaͤlt ſich derjenige Humus, welcher der Einwirkung derſelben lange entzogen iſt, es ſey, daß er in tieferer Lage durch ſeine obere Schicht ſelbſt, oder durch andere Erde oder durch Waſſer bedeckt wurde. Ge- nugſam iſt dieſer Zuſtand noch nicht unterſucht, und wir koͤnnen uͤber das Eigen- thuͤmliche der Veraͤnderungen, die mit ſolchem, der Luft entzogenen Humus, vorge- hen Veraͤnderung, welche der Humus durch Entziehung der Luft er- leidet.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/156>, abgerufen am 25.04.2024.