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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Die Bodenarten.

Er wird aber durch viele Beackerung, die er denn doch, wenn er in Dünger
gehalten wird, des Unkrauts wegen erfordert, leicht so lose, daß alle Früchte dar-
auf mißrathen. Deshalb ist die Rutze oder das Niederlegen zu Grase ihm vor-
züglich nöthig und zu seiner vortheilhaftesten Benutzung nothwendig, da er dann,
besonders mit Schafschwingel, Raygras, weißem Klee und Pimpinelle besäet,
zwar selten dem Rindvieh, aber immer den Schafen eine nutzbare Weide giebt,
und nun wieder umgebrochen immer vorzüglichen Rocken trägt.

Sein Werth fällt mit jedem Prozente, welches er an Sand mehr enthält,
um 1, von 20 bis 10 herab; wenn wir auch annehmen, daß er noch 1 bis 11/2 Pro-
zent Humus enthalte, welches aber häufig nicht der Fall und dann sein Werth
noch geringer ist.

§. 141.

Hat der Boden aber 90 Prozent Sand, so kommt er in der niedrigsten KlasseSchlechter
Sandboden.

des Bodens zu stehen, welcher nur -- wenn man ihn anders nicht mit Dünger,
der aus ihm nie ersetzt werden kann, überhäuft -- nach einer langen Ruhe eine
Frucht mit Vortheil zu tragen vermag, und von dieser bald erschöpft wird.
Wenn man ihn so schonend behandelt, so wird der, welcher bis 94 Prozent Sand
hat, in seinen Ruhejahren noch eine leidliche Schafweide geben, und per Mor-
gen ein Schaf ernähren können, indem er noch die kleinern Festuca-Arten und
das Antioxantum trägt. Wenn er aber noch mehr Sand enthält, so trägt er
nichts wie die Aira canescens oder den sogenannten Bocksbarth, und einige
andere nahrungslose Pflanzen, und sinkt dann zum vollkommnen Flugsande herab,
dessen schwache Narbe oder Borke zu rühren, wegen der dann entstehenden Sand-
wehen, sehr gefährlich ist.

Man kann annehmen, daß der Boden, mit jedem Prozente an Sande mehr,
um 1 auch feruer herabsinke; so wie er aber zum Flugsande wird, in den meisten
Fällen einen negativen Werth habe.

§. 142.

Mancher Sand besteht nicht allein aus Kieselerde, sondern hat Körner von
kohlensaurem Kalk beigemischt, wenn man anders den Kalk vor dem Abschwemmen
nicht ausgeschieden hat. Dieser kalkigte Sand ist nicht unauflöslich, wie der

Die Bodenarten.

Er wird aber durch viele Beackerung, die er denn doch, wenn er in Duͤnger
gehalten wird, des Unkrauts wegen erfordert, leicht ſo loſe, daß alle Fruͤchte dar-
auf mißrathen. Deshalb iſt die Rutze oder das Niederlegen zu Graſe ihm vor-
zuͤglich noͤthig und zu ſeiner vortheilhafteſten Benutzung nothwendig, da er dann,
beſonders mit Schafſchwingel, Raygras, weißem Klee und Pimpinelle beſaͤet,
zwar ſelten dem Rindvieh, aber immer den Schafen eine nutzbare Weide giebt,
und nun wieder umgebrochen immer vorzuͤglichen Rocken traͤgt.

Sein Werth faͤllt mit jedem Prozente, welches er an Sand mehr enthaͤlt,
um 1, von 20 bis 10 herab; wenn wir auch annehmen, daß er noch 1 bis 1½ Pro-
zent Humus enthalte, welches aber haͤufig nicht der Fall und dann ſein Werth
noch geringer iſt.

§. 141.

Hat der Boden aber 90 Prozent Sand, ſo kommt er in der niedrigſten KlaſſeSchlechter
Sandboden.

des Bodens zu ſtehen, welcher nur — wenn man ihn anders nicht mit Duͤnger,
der aus ihm nie erſetzt werden kann, uͤberhaͤuft — nach einer langen Ruhe eine
Frucht mit Vortheil zu tragen vermag, und von dieſer bald erſchoͤpft wird.
Wenn man ihn ſo ſchonend behandelt, ſo wird der, welcher bis 94 Prozent Sand
hat, in ſeinen Ruhejahren noch eine leidliche Schafweide geben, und per Mor-
gen ein Schaf ernaͤhren koͤnnen, indem er noch die kleinern Festuca-Arten und
das Antioxantum traͤgt. Wenn er aber noch mehr Sand enthaͤlt, ſo traͤgt er
nichts wie die Aira canescens oder den ſogenannten Bocksbarth, und einige
andere nahrungsloſe Pflanzen, und ſinkt dann zum vollkommnen Flugſande herab,
deſſen ſchwache Narbe oder Borke zu ruͤhren, wegen der dann entſtehenden Sand-
wehen, ſehr gefaͤhrlich iſt.

Man kann annehmen, daß der Boden, mit jedem Prozente an Sande mehr,
um 1 auch feruer herabſinke; ſo wie er aber zum Flugſande wird, in den meiſten
Faͤllen einen negativen Werth habe.

§. 142.

Mancher Sand beſteht nicht allein aus Kieſelerde, ſondern hat Koͤrner von
kohlenſaurem Kalk beigemiſcht, wenn man anders den Kalk vor dem Abſchwemmen
nicht ausgeſchieden hat. Dieſer kalkigte Sand iſt nicht unaufloͤslich, wie der

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[135/0179] Die Bodenarten. Er wird aber durch viele Beackerung, die er denn doch, wenn er in Duͤnger gehalten wird, des Unkrauts wegen erfordert, leicht ſo loſe, daß alle Fruͤchte dar- auf mißrathen. Deshalb iſt die Rutze oder das Niederlegen zu Graſe ihm vor- zuͤglich noͤthig und zu ſeiner vortheilhafteſten Benutzung nothwendig, da er dann, beſonders mit Schafſchwingel, Raygras, weißem Klee und Pimpinelle beſaͤet, zwar ſelten dem Rindvieh, aber immer den Schafen eine nutzbare Weide giebt, und nun wieder umgebrochen immer vorzuͤglichen Rocken traͤgt. Sein Werth faͤllt mit jedem Prozente, welches er an Sand mehr enthaͤlt, um 1, von 20 bis 10 herab; wenn wir auch annehmen, daß er noch 1 bis 1½ Pro- zent Humus enthalte, welches aber haͤufig nicht der Fall und dann ſein Werth noch geringer iſt. §. 141. Hat der Boden aber 90 Prozent Sand, ſo kommt er in der niedrigſten Klaſſe des Bodens zu ſtehen, welcher nur — wenn man ihn anders nicht mit Duͤnger, der aus ihm nie erſetzt werden kann, uͤberhaͤuft — nach einer langen Ruhe eine Frucht mit Vortheil zu tragen vermag, und von dieſer bald erſchoͤpft wird. Wenn man ihn ſo ſchonend behandelt, ſo wird der, welcher bis 94 Prozent Sand hat, in ſeinen Ruhejahren noch eine leidliche Schafweide geben, und per Mor- gen ein Schaf ernaͤhren koͤnnen, indem er noch die kleinern Festuca-Arten und das Antioxantum traͤgt. Wenn er aber noch mehr Sand enthaͤlt, ſo traͤgt er nichts wie die Aira canescens oder den ſogenannten Bocksbarth, und einige andere nahrungsloſe Pflanzen, und ſinkt dann zum vollkommnen Flugſande herab, deſſen ſchwache Narbe oder Borke zu ruͤhren, wegen der dann entſtehenden Sand- wehen, ſehr gefaͤhrlich iſt. Schlechter Sandboden. Man kann annehmen, daß der Boden, mit jedem Prozente an Sande mehr, um 1 auch feruer herabſinke; ſo wie er aber zum Flugſande wird, in den meiſten Faͤllen einen negativen Werth habe. §. 142. Mancher Sand beſteht nicht allein aus Kieſelerde, ſondern hat Koͤrner von kohlenſaurem Kalk beigemiſcht, wenn man anders den Kalk vor dem Abſchwemmen nicht ausgeſchieden hat. Dieſer kalkigte Sand iſt nicht unaufloͤslich, wie der

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/179>, abgerufen am 24.04.2024.