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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Die Mistdüngung.

Der Rindviehmist wird in den meisten Fällen mit Stroh aufgefangen. Wenn
dieses auch nicht der Wärme und Reinlichkeit des Viehes wegen geschähe, und
nicht die bequemste Art wäre, so würde man sie dennoch bloß in Hinsicht auf den
Dünger wählen müssen, weil durch diese Vermengung die Zersetzung des Strohes
am meisten befördert, die Verwitterung des Mistes aber und sein flüchtiger
Theil am besten zurückgehalten wird. Von dem rohrigen Stroh werden besonders
die flüssigen Theile und der Urin aufgenommen, und setzen an selbiges ihre frucht-
barsten Theile ab.

§. 20.

Die Behandlung dieses Mistes ist mannigfaltig verschieden. Einige lassenAufbewah-
rung des
Mistes im
Stalle.

den Mist lange im Stalle liegen, und indem sie den Auswurf der Thiere mit im-
mer neuem Stroh bedecken, wird er zu einer beträchtlichen Höhe angehäuft, und
das Vieh kommt folglich sehr hoch über die Futterdiele zu stehen, weswegen man
die Krippen beweglich macht, und sie immer weiter in die Höhe bringt. Man thut
dies theils bloß der Bequemlichkeit wegen, indem man nun des häufigen Aus-
mistens überhoben ist, und den Mist auf einmal ausfahren kann; wobei allerdings
Arbeit ersparet wird. Aber man ist auch überzeugt, auf diese Weise einen weit
wirksameren Dünger zu erhalten, indem er hier mit seiner natürlichen Feuchtigkeit
und bei einem geringen Zutritte der atmosphärischen Luft sich zu zersetzen anfängt,
durch Ausdünstung wenig oder gar nichts verliert, und selbst die niedergeschlage-
nen Ausdünstungen des Viehes wieder aufnimmt. Dies hat seine vollkommene
Richtigkeit, und die dagegen von manchen geäußerte Besorgniß, daß die Aus-
dünstungen desselben dem Viehe nachtheilig seyn möchten, sind ungegründet.
Man bemerkt in solchen Ställen keinen widrigen Geruch, und die Luft bleibt sehr
respirabel, wenn der äußeren reinen Luft nur nicht aller Zugang abgeschnitten ist,
was wohl selten oder nie geschehen kann. Der so gewonnene Dünger, besonders
der unterliegende befindet sich in einem sehr erwünschten Zustande, und hat den
Zeitpunkt, wo er am meisten durch die Ausdünstung zu verlieren pflegt, überstan-
den. Seine flüchtigen Stoffe haben sich schon zu festen vereinigt.

Nur ist diese Methode bei einer reichlichen und saftigen Futterung kaum an-
wendbar, wenn man nicht eine erstaunliche Menge Stroh zur Einstreuung verwen-
den kann. Die Menge der Excremente wird bei einer solchen Futterung so groß,

Zweiter Theil. A a
Die Miſtduͤngung.

Der Rindviehmiſt wird in den meiſten Faͤllen mit Stroh aufgefangen. Wenn
dieſes auch nicht der Waͤrme und Reinlichkeit des Viehes wegen geſchaͤhe, und
nicht die bequemſte Art waͤre, ſo wuͤrde man ſie dennoch bloß in Hinſicht auf den
Duͤnger waͤhlen muͤſſen, weil durch dieſe Vermengung die Zerſetzung des Strohes
am meiſten befoͤrdert, die Verwitterung des Miſtes aber und ſein fluͤchtiger
Theil am beſten zuruͤckgehalten wird. Von dem rohrigen Stroh werden beſonders
die fluͤſſigen Theile und der Urin aufgenommen, und ſetzen an ſelbiges ihre frucht-
barſten Theile ab.

§. 20.

Die Behandlung dieſes Miſtes iſt mannigfaltig verſchieden. Einige laſſenAufbewah-
rung des
Miſtes im
Stalle.

den Miſt lange im Stalle liegen, und indem ſie den Auswurf der Thiere mit im-
mer neuem Stroh bedecken, wird er zu einer betraͤchtlichen Hoͤhe angehaͤuft, und
das Vieh kommt folglich ſehr hoch uͤber die Futterdiele zu ſtehen, weswegen man
die Krippen beweglich macht, und ſie immer weiter in die Hoͤhe bringt. Man thut
dies theils bloß der Bequemlichkeit wegen, indem man nun des haͤufigen Aus-
miſtens uͤberhoben iſt, und den Miſt auf einmal ausfahren kann; wobei allerdings
Arbeit erſparet wird. Aber man iſt auch uͤberzeugt, auf dieſe Weiſe einen weit
wirkſameren Duͤnger zu erhalten, indem er hier mit ſeiner natuͤrlichen Feuchtigkeit
und bei einem geringen Zutritte der atmoſphaͤriſchen Luft ſich zu zerſetzen anfaͤngt,
durch Ausduͤnſtung wenig oder gar nichts verliert, und ſelbſt die niedergeſchlage-
nen Ausduͤnſtungen des Viehes wieder aufnimmt. Dies hat ſeine vollkommene
Richtigkeit, und die dagegen von manchen geaͤußerte Beſorgniß, daß die Aus-
duͤnſtungen deſſelben dem Viehe nachtheilig ſeyn moͤchten, ſind ungegruͤndet.
Man bemerkt in ſolchen Staͤllen keinen widrigen Geruch, und die Luft bleibt ſehr
reſpirabel, wenn der aͤußeren reinen Luft nur nicht aller Zugang abgeſchnitten iſt,
was wohl ſelten oder nie geſchehen kann. Der ſo gewonnene Duͤnger, beſonders
der unterliegende befindet ſich in einem ſehr erwuͤnſchten Zuſtande, und hat den
Zeitpunkt, wo er am meiſten durch die Ausduͤnſtung zu verlieren pflegt, uͤberſtan-
den. Seine fluͤchtigen Stoffe haben ſich ſchon zu feſten vereinigt.

Nur iſt dieſe Methode bei einer reichlichen und ſaftigen Futterung kaum an-
wendbar, wenn man nicht eine erſtaunliche Menge Stroh zur Einſtreuung verwen-
den kann. Die Menge der Excremente wird bei einer ſolchen Futterung ſo groß,

Zweiter Theil. A a
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[185/0233] Die Miſtduͤngung. Der Rindviehmiſt wird in den meiſten Faͤllen mit Stroh aufgefangen. Wenn dieſes auch nicht der Waͤrme und Reinlichkeit des Viehes wegen geſchaͤhe, und nicht die bequemſte Art waͤre, ſo wuͤrde man ſie dennoch bloß in Hinſicht auf den Duͤnger waͤhlen muͤſſen, weil durch dieſe Vermengung die Zerſetzung des Strohes am meiſten befoͤrdert, die Verwitterung des Miſtes aber und ſein fluͤchtiger Theil am beſten zuruͤckgehalten wird. Von dem rohrigen Stroh werden beſonders die fluͤſſigen Theile und der Urin aufgenommen, und ſetzen an ſelbiges ihre frucht- barſten Theile ab. §. 20. Die Behandlung dieſes Miſtes iſt mannigfaltig verſchieden. Einige laſſen den Miſt lange im Stalle liegen, und indem ſie den Auswurf der Thiere mit im- mer neuem Stroh bedecken, wird er zu einer betraͤchtlichen Hoͤhe angehaͤuft, und das Vieh kommt folglich ſehr hoch uͤber die Futterdiele zu ſtehen, weswegen man die Krippen beweglich macht, und ſie immer weiter in die Hoͤhe bringt. Man thut dies theils bloß der Bequemlichkeit wegen, indem man nun des haͤufigen Aus- miſtens uͤberhoben iſt, und den Miſt auf einmal ausfahren kann; wobei allerdings Arbeit erſparet wird. Aber man iſt auch uͤberzeugt, auf dieſe Weiſe einen weit wirkſameren Duͤnger zu erhalten, indem er hier mit ſeiner natuͤrlichen Feuchtigkeit und bei einem geringen Zutritte der atmoſphaͤriſchen Luft ſich zu zerſetzen anfaͤngt, durch Ausduͤnſtung wenig oder gar nichts verliert, und ſelbſt die niedergeſchlage- nen Ausduͤnſtungen des Viehes wieder aufnimmt. Dies hat ſeine vollkommene Richtigkeit, und die dagegen von manchen geaͤußerte Beſorgniß, daß die Aus- duͤnſtungen deſſelben dem Viehe nachtheilig ſeyn moͤchten, ſind ungegruͤndet. Man bemerkt in ſolchen Staͤllen keinen widrigen Geruch, und die Luft bleibt ſehr reſpirabel, wenn der aͤußeren reinen Luft nur nicht aller Zugang abgeſchnitten iſt, was wohl ſelten oder nie geſchehen kann. Der ſo gewonnene Duͤnger, beſonders der unterliegende befindet ſich in einem ſehr erwuͤnſchten Zuſtande, und hat den Zeitpunkt, wo er am meiſten durch die Ausduͤnſtung zu verlieren pflegt, uͤberſtan- den. Seine fluͤchtigen Stoffe haben ſich ſchon zu feſten vereinigt. Aufbewah- rung des Miſtes im Stalle. Nur iſt dieſe Methode bei einer reichlichen und ſaftigen Futterung kaum an- wendbar, wenn man nicht eine erſtaunliche Menge Stroh zur Einſtreuung verwen- den kann. Die Menge der Excremente wird bei einer ſolchen Futterung ſo groß, Zweiter Theil. A a

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/233>, abgerufen am 19.04.2024.