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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Die Mistdüngung.
deshalb möglich seyn, den Mist ganz unter dem Viehe zu lassen; es sey denn
etwa, daß der Stall mit hohl liegenden Bohlen belegt sey, durch welche sich die
Flüssigkeit hindurchzieht; eine Methode, die man in einigen Gegenden, wo man
aber das Vieh weniger um des Düngers willen hält, antrifft.

§. 21.

Häufiger aber wird der Stallmist erst auf die Miststelle gebracht, wo man ihnAufbewah-
rung auf der
Miststelle.

längere oder kürzere Zeit liegen, mehr oder weniger sich anhäufen läßt, bevor
man ihn auf den Acker fährt.

Diese Miststellen findet man auf verschiedene Weise angelegt. Zuweilen ha-
ben sie eine beträchtliche Vertiefung, und bestehen aus einer wirklichen Grube:
eine Einrichtung, die wohl durchaus fehlerhaft ist, indem sich die Feuchtigkeit
darin übermäßig anhäuft, so daß sie alle Zersetzung und Gährung des Mistes ver-
hindert, und auch den Zutritt der atmosphärischen Luft zu sehr abschneidet. Ueber-
dem erschwert sie das Ausbringen des Mistes, der dann ganz naß geladen werden
muß, und dessen kräftigster Theil bei dem Abfahren abträufelt. Der Nachtheil
dieser so stark vertieften Rindviehmiststellen ist so allgemein anerkannt, daß [ - 1 Zeichen fehlt]an
sie jetzt kaum mehr antrifft, es sey denn da, wo man keinen Raum zur Verbrei-
tung und Anhäufung des Mistes übrig hat.

Andere haben im Gegentheil, überzeugt von dem Nachtheile einer zu nassen
Lage, den Mist auf einer ebenen Fläche oder gar auf einer erhobenen Stelle lie-
gen. Hier verliert er aber seine Feuchtigkeit zu sehr, und wird seiner wirksamsten
Theile beraubt.

Eine geringe Vertiefung der Miststelle scheint also am zweckmäßigsten. Sie
muß nur nach einer Seite etwas abhängig seyn, und daselbst einen durchgestoche-
nen Abzug haben, welcher die überflüssige Feuchtigkeit ab und nach einem zweck.
mäßigen Jauchenbehälter hinleitet. An ihrem ganzen Umfange herum muß sie
einen erhabenen Rand haben, um zu verhindern, daß ihr kein fremdes Wasser zu-
fließe. Wird dieses nur abgehalten, so wird die Feuchtigkeit in der Miststelle sel-
ten zu stark, wenn man auch die sämmtliche aus den Ställen abfließende Feuch-
rigkeit in die Miststelle hineinleitet; es sey denn, daß das Vieh sehr viele wässrige
Nahrung, z. B. Branntweinstrank erhalte. Die natürliche Feuchtigkeit, und
selbst das aus der Atmosphäre unmittelbar niedergeschlagene Wasser zieht der Mist

A a 2

Die Miſtduͤngung.
deshalb moͤglich ſeyn, den Miſt ganz unter dem Viehe zu laſſen; es ſey denn
etwa, daß der Stall mit hohl liegenden Bohlen belegt ſey, durch welche ſich die
Fluͤſſigkeit hindurchzieht; eine Methode, die man in einigen Gegenden, wo man
aber das Vieh weniger um des Duͤngers willen haͤlt, antrifft.

§. 21.

Haͤufiger aber wird der Stallmiſt erſt auf die Miſtſtelle gebracht, wo man ihnAufbewah-
rung auf der
Miſtſtelle.

laͤngere oder kuͤrzere Zeit liegen, mehr oder weniger ſich anhaͤufen laͤßt, bevor
man ihn auf den Acker faͤhrt.

Dieſe Miſtſtellen findet man auf verſchiedene Weiſe angelegt. Zuweilen ha-
ben ſie eine betraͤchtliche Vertiefung, und beſtehen aus einer wirklichen Grube:
eine Einrichtung, die wohl durchaus fehlerhaft iſt, indem ſich die Feuchtigkeit
darin uͤbermaͤßig anhaͤuft, ſo daß ſie alle Zerſetzung und Gaͤhrung des Miſtes ver-
hindert, und auch den Zutritt der atmoſphaͤriſchen Luft zu ſehr abſchneidet. Ueber-
dem erſchwert ſie das Ausbringen des Miſtes, der dann ganz naß geladen werden
muß, und deſſen kraͤftigſter Theil bei dem Abfahren abtraͤufelt. Der Nachtheil
dieſer ſo ſtark vertieften Rindviehmiſtſtellen iſt ſo allgemein anerkannt, daß [ – 1 Zeichen fehlt]an
ſie jetzt kaum mehr antrifft, es ſey denn da, wo man keinen Raum zur Verbrei-
tung und Anhaͤufung des Miſtes uͤbrig hat.

Andere haben im Gegentheil, uͤberzeugt von dem Nachtheile einer zu naſſen
Lage, den Miſt auf einer ebenen Flaͤche oder gar auf einer erhobenen Stelle lie-
gen. Hier verliert er aber ſeine Feuchtigkeit zu ſehr, und wird ſeiner wirkſamſten
Theile beraubt.

Eine geringe Vertiefung der Miſtſtelle ſcheint alſo am zweckmaͤßigſten. Sie
muß nur nach einer Seite etwas abhaͤngig ſeyn, und daſelbſt einen durchgeſtoche-
nen Abzug haben, welcher die uͤberfluͤſſige Feuchtigkeit ab und nach einem zweck.
maͤßigen Jauchenbehaͤlter hinleitet. An ihrem ganzen Umfange herum muß ſie
einen erhabenen Rand haben, um zu verhindern, daß ihr kein fremdes Waſſer zu-
fließe. Wird dieſes nur abgehalten, ſo wird die Feuchtigkeit in der Miſtſtelle ſel-
ten zu ſtark, wenn man auch die ſaͤmmtliche aus den Staͤllen abfließende Feuch-
rigkeit in die Miſtſtelle hineinleitet; es ſey denn, daß das Vieh ſehr viele waͤſſrige
Nahrung, z. B. Branntweinstrank erhalte. Die natuͤrliche Feuchtigkeit, und
ſelbſt das aus der Atmoſphaͤre unmittelbar niedergeſchlagene Waſſer zieht der Miſt

A a 2
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[187/0235] Die Miſtduͤngung. deshalb moͤglich ſeyn, den Miſt ganz unter dem Viehe zu laſſen; es ſey denn etwa, daß der Stall mit hohl liegenden Bohlen belegt ſey, durch welche ſich die Fluͤſſigkeit hindurchzieht; eine Methode, die man in einigen Gegenden, wo man aber das Vieh weniger um des Duͤngers willen haͤlt, antrifft. §. 21. Haͤufiger aber wird der Stallmiſt erſt auf die Miſtſtelle gebracht, wo man ihn laͤngere oder kuͤrzere Zeit liegen, mehr oder weniger ſich anhaͤufen laͤßt, bevor man ihn auf den Acker faͤhrt. Aufbewah- rung auf der Miſtſtelle. Dieſe Miſtſtellen findet man auf verſchiedene Weiſe angelegt. Zuweilen ha- ben ſie eine betraͤchtliche Vertiefung, und beſtehen aus einer wirklichen Grube: eine Einrichtung, die wohl durchaus fehlerhaft iſt, indem ſich die Feuchtigkeit darin uͤbermaͤßig anhaͤuft, ſo daß ſie alle Zerſetzung und Gaͤhrung des Miſtes ver- hindert, und auch den Zutritt der atmoſphaͤriſchen Luft zu ſehr abſchneidet. Ueber- dem erſchwert ſie das Ausbringen des Miſtes, der dann ganz naß geladen werden muß, und deſſen kraͤftigſter Theil bei dem Abfahren abtraͤufelt. Der Nachtheil dieſer ſo ſtark vertieften Rindviehmiſtſtellen iſt ſo allgemein anerkannt, daß _an ſie jetzt kaum mehr antrifft, es ſey denn da, wo man keinen Raum zur Verbrei- tung und Anhaͤufung des Miſtes uͤbrig hat. Andere haben im Gegentheil, uͤberzeugt von dem Nachtheile einer zu naſſen Lage, den Miſt auf einer ebenen Flaͤche oder gar auf einer erhobenen Stelle lie- gen. Hier verliert er aber ſeine Feuchtigkeit zu ſehr, und wird ſeiner wirkſamſten Theile beraubt. Eine geringe Vertiefung der Miſtſtelle ſcheint alſo am zweckmaͤßigſten. Sie muß nur nach einer Seite etwas abhaͤngig ſeyn, und daſelbſt einen durchgeſtoche- nen Abzug haben, welcher die uͤberfluͤſſige Feuchtigkeit ab und nach einem zweck. maͤßigen Jauchenbehaͤlter hinleitet. An ihrem ganzen Umfange herum muß ſie einen erhabenen Rand haben, um zu verhindern, daß ihr kein fremdes Waſſer zu- fließe. Wird dieſes nur abgehalten, ſo wird die Feuchtigkeit in der Miſtſtelle ſel- ten zu ſtark, wenn man auch die ſaͤmmtliche aus den Staͤllen abfließende Feuch- rigkeit in die Miſtſtelle hineinleitet; es ſey denn, daß das Vieh ſehr viele waͤſſrige Nahrung, z. B. Branntweinstrank erhalte. Die natuͤrliche Feuchtigkeit, und ſelbſt das aus der Atmoſphaͤre unmittelbar niedergeſchlagene Waſſer zieht der Miſt A a 2

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/235>, abgerufen am 29.03.2024.