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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Die Mistdüngung.
aus den ausgemauerten und mit Zement ausgesetzten Behältern mittelst einer Plumpe
oder eines Ziehbrunnens herausgebracht, und entweder in großen Tonnen oder eigends
dazu bestimmten Kasten, die auf Karren stehen, ausgefahren. Diese haben hinten
ein Zapfloch, vor welches ein Vrett oder Kasten in der Breite des Karren befestigt
ist, auf oder in welchem sich die Jauche ergießt, und sich so beim Fahren verbreitet.
Je nachdem man stärker oder schwächer damit düngen will, wird langsamer oder schnel-
ler gefahren.

Man gebraucht diese Jauche hauptsächlich zu solchen Früchten, die eine starke,
schnellwirkende Dungkraft ertragen, z. B. zur Rapssaat. Andere benutzen sie für
den Klee oder andere Futterfelder und auf Wiesen. Dem Getreide könnte sie leicht,
wenn sie anders nicht sehr wässrig und schwach ist, eine zu große Geilheit zuziehen.
Den größten Vortheil thut sie dem sandigen Boden, welchen sie fester und feuchthal-
tender macht. Auf Mittelboden wechselt man gern mit dieser und der strohigen Dün-
gung ab. Dem sehr gebundenen Boden kann sie aber die Strohdüngung nicht er-
setzen.

Die aufbewahrte Jauche findet überdem eine sehr nützliche Anwendung, wenn
der consistente strohige Mist zu dürre geworden ist, und die Gährung deshalb nicht
vor sich gehen will. In diesem Falle ist sie gewiß nicht vortheilhaster zu benutzen,
als wenn man sie über den Misthaufen verbreitet.

§. 39.

Die Pferch-
düngung.
Endlich kommt noch in Ansehung der Düngung mit thierischen Exkrementen der
Pferch oder Hordenschlag in Betracht. Das Vieh wird durch eine bewegliche, aus
Latten oder Strauchwerk verfertigten Umzäunung des Nachts in einem engen Raume
eingeschlossen, und somit werden auf demselben ihre Auswürfe, selbst ihre Ausdün-
stung konzentrirt. Damit sich diese dem Boden um so besser mittheilen, pflegt man
diesen Platz kurz vorher umzupflügen.

In der Regel wird diese Methode nur mit den Schafen betrieben. Indessen hat
man doch auch mit andern Thieren etwas Aehnliches bewerkstelligt. Man hat z. B.
Mastrindvieh in der Nähe der Fettweiden oder Futterschläge des Nachts in eine fest-
stehende Umzäunung gebracht, die mit Stroh ausgelegt war, um somit den nächt-
lichen Mist, der auf die Fettweide nur nachtheilig fiel, aufzufangen. Auch hat man
sogar einen Hürdenschlag für die Gänse gemacht, und will davon einen erheblichen

Nutzen

Die Miſtduͤngung.
aus den ausgemauerten und mit Zement ausgeſetzten Behaͤltern mittelſt einer Plumpe
oder eines Ziehbrunnens herausgebracht, und entweder in großen Tonnen oder eigends
dazu beſtimmten Kaſten, die auf Karren ſtehen, ausgefahren. Dieſe haben hinten
ein Zapfloch, vor welches ein Vrett oder Kaſten in der Breite des Karren befeſtigt
iſt, auf oder in welchem ſich die Jauche ergießt, und ſich ſo beim Fahren verbreitet.
Je nachdem man ſtaͤrker oder ſchwaͤcher damit duͤngen will, wird langſamer oder ſchnel-
ler gefahren.

Man gebraucht dieſe Jauche hauptſaͤchlich zu ſolchen Fruͤchten, die eine ſtarke,
ſchnellwirkende Dungkraft ertragen, z. B. zur Rapsſaat. Andere benutzen ſie fuͤr
den Klee oder andere Futterfelder und auf Wieſen. Dem Getreide koͤnnte ſie leicht,
wenn ſie anders nicht ſehr waͤſſrig und ſchwach iſt, eine zu große Geilheit zuziehen.
Den groͤßten Vortheil thut ſie dem ſandigen Boden, welchen ſie feſter und feuchthal-
tender macht. Auf Mittelboden wechſelt man gern mit dieſer und der ſtrohigen Duͤn-
gung ab. Dem ſehr gebundenen Boden kann ſie aber die Strohduͤngung nicht er-
ſetzen.

Die aufbewahrte Jauche findet uͤberdem eine ſehr nuͤtzliche Anwendung, wenn
der conſiſtente ſtrohige Miſt zu duͤrre geworden iſt, und die Gaͤhrung deshalb nicht
vor ſich gehen will. In dieſem Falle iſt ſie gewiß nicht vortheilhaſter zu benutzen,
als wenn man ſie uͤber den Miſthaufen verbreitet.

§. 39.

Die Pferch-
duͤngung.
Endlich kommt noch in Anſehung der Duͤngung mit thieriſchen Exkrementen der
Pferch oder Hordenſchlag in Betracht. Das Vieh wird durch eine bewegliche, aus
Latten oder Strauchwerk verfertigten Umzaͤunung des Nachts in einem engen Raume
eingeſchloſſen, und ſomit werden auf demſelben ihre Auswuͤrfe, ſelbſt ihre Ausduͤn-
ſtung konzentrirt. Damit ſich dieſe dem Boden um ſo beſſer mittheilen, pflegt man
dieſen Platz kurz vorher umzupfluͤgen.

In der Regel wird dieſe Methode nur mit den Schafen betrieben. Indeſſen hat
man doch auch mit andern Thieren etwas Aehnliches bewerkſtelligt. Man hat z. B.
Maſtrindvieh in der Naͤhe der Fettweiden oder Futterſchlaͤge des Nachts in eine feſt-
ſtehende Umzaͤunung gebracht, die mit Stroh ausgelegt war, um ſomit den naͤcht-
lichen Miſt, der auf die Fettweide nur nachtheilig fiel, aufzufangen. Auch hat man
ſogar einen Huͤrdenſchlag fuͤr die Gaͤnſe gemacht, und will davon einen erheblichen

Nutzen
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[216/0264] Die Miſtduͤngung. aus den ausgemauerten und mit Zement ausgeſetzten Behaͤltern mittelſt einer Plumpe oder eines Ziehbrunnens herausgebracht, und entweder in großen Tonnen oder eigends dazu beſtimmten Kaſten, die auf Karren ſtehen, ausgefahren. Dieſe haben hinten ein Zapfloch, vor welches ein Vrett oder Kaſten in der Breite des Karren befeſtigt iſt, auf oder in welchem ſich die Jauche ergießt, und ſich ſo beim Fahren verbreitet. Je nachdem man ſtaͤrker oder ſchwaͤcher damit duͤngen will, wird langſamer oder ſchnel- ler gefahren. Man gebraucht dieſe Jauche hauptſaͤchlich zu ſolchen Fruͤchten, die eine ſtarke, ſchnellwirkende Dungkraft ertragen, z. B. zur Rapsſaat. Andere benutzen ſie fuͤr den Klee oder andere Futterfelder und auf Wieſen. Dem Getreide koͤnnte ſie leicht, wenn ſie anders nicht ſehr waͤſſrig und ſchwach iſt, eine zu große Geilheit zuziehen. Den groͤßten Vortheil thut ſie dem ſandigen Boden, welchen ſie feſter und feuchthal- tender macht. Auf Mittelboden wechſelt man gern mit dieſer und der ſtrohigen Duͤn- gung ab. Dem ſehr gebundenen Boden kann ſie aber die Strohduͤngung nicht er- ſetzen. Die aufbewahrte Jauche findet uͤberdem eine ſehr nuͤtzliche Anwendung, wenn der conſiſtente ſtrohige Miſt zu duͤrre geworden iſt, und die Gaͤhrung deshalb nicht vor ſich gehen will. In dieſem Falle iſt ſie gewiß nicht vortheilhaſter zu benutzen, als wenn man ſie uͤber den Miſthaufen verbreitet. §. 39. Endlich kommt noch in Anſehung der Duͤngung mit thieriſchen Exkrementen der Pferch oder Hordenſchlag in Betracht. Das Vieh wird durch eine bewegliche, aus Latten oder Strauchwerk verfertigten Umzaͤunung des Nachts in einem engen Raume eingeſchloſſen, und ſomit werden auf demſelben ihre Auswuͤrfe, ſelbſt ihre Ausduͤn- ſtung konzentrirt. Damit ſich dieſe dem Boden um ſo beſſer mittheilen, pflegt man dieſen Platz kurz vorher umzupfluͤgen. Die Pferch- duͤngung. In der Regel wird dieſe Methode nur mit den Schafen betrieben. Indeſſen hat man doch auch mit andern Thieren etwas Aehnliches bewerkſtelligt. Man hat z. B. Maſtrindvieh in der Naͤhe der Fettweiden oder Futterſchlaͤge des Nachts in eine feſt- ſtehende Umzaͤunung gebracht, die mit Stroh ausgelegt war, um ſomit den naͤcht- lichen Miſt, der auf die Fettweide nur nachtheilig fiel, aufzufangen. Auch hat man ſogar einen Huͤrdenſchlag fuͤr die Gaͤnſe gemacht, und will davon einen erheblichen Nutzen

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/264>, abgerufen am 28.03.2024.