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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Die Mistdüngung.
man ihr während der Weidejahre den nächtlichen Dünger gelassen oder entzogen habe.
Man hat hiergegen gesagt, daß die Schafe, wenn sie einen freien großen Weideraum
hätten, sich des Nachts dennoch zusammendrängen, und ihren nächtlichen Dünger
nicht vertheilen, sondern auf einen Fleck fallen lassen würden, wo er durch seine Ueber-
häufung die Weide nur verderben möchte; ja daß sie sogar alle Nächte denselben Platz
wählen würden. Ich habe diese Bemerkung aber selbst bei denen Engländern, die
den Hürdenschlag vertheidigen, nicht gefunden. Es scheint mir also, als ob die-
jenigen Schafe, welche in umzäunten Weidekoppeln frei herumgehen, und nicht durch
Hirten und Hund immer zusammengehalten werden, diese Gewohnheit nicht an-
nehmen.

§. 40.

Verfahren
bei der Pfer-
chung.
Bei der Schafpferchung ist folgendes zu bemerken. Man macht den Hürden-
schlag nie größer als nothwendig erforderlich ist, weil bei einem größeren Spielraume
der Thiere der Dünger nicht gleichmäßig vertheilt werden würde, indem sie sich näm-
lich dennoch zusammendrängen möchten. Man giebt daher in der Regel dem Schafe
nur 10 bis 12 Quadratfuß Raum darin, damit es gerade seinen Platz in der Zeit,
wo es darauf steht, bedüngen könne.

Die einzelnen Hordenstücke, woraus die Umzäunung zusammengesetzt wird, sind
10 bis 12 Fuß, selten 14 Fuß lang, damit sie der Schäfer unter dem Arme tragen
und fortschlagen könne. Je größer die Anzahl von Schafen ist, um desto mehrere
können von derselben Umfassungslänge oder Hordenzahl eingeschlossen werden. Wenn
wir die Horden zu 10 Fuß lang annehmen, und jedes Schaf 10 Quadratfuß Raum
haben soll, so sind für 200 Schafe 18 Stück, für 300 Schafe nur 20 Stück er-
forderlich, wenn sie in Quadrat gesetzt werden. Ueberdem bedarf eine geringere wie
eine größere Anzahl von Schafen nur eines Hirten und einer Schäferkarre, und die
Mühe und Kosten des Hürdenschlages kommen also auf den Kopf um so geringer, je
größer die Heerde ist und umgekehrt. Deshalb hält man es auch im allgemeinen
nicht für vortheilhaft, einen Hürdenschlag mit weniger als 300 Stücken zu halten.

Die Stärke der Düngung, welche man durch den Hirdenschlag giebt und geben
will, ist verschieden. Man sucht sie durch einen weitern oder engern Raum, worin
man die Thiere zusammenhält, und durch die Zeit, in welcher man sie auf demselben
Platze stehen läßt, zu bestimmen. Dies ist aber in der That nicht zureichend, indem

Die Miſtduͤngung.
man ihr waͤhrend der Weidejahre den naͤchtlichen Duͤnger gelaſſen oder entzogen habe.
Man hat hiergegen geſagt, daß die Schafe, wenn ſie einen freien großen Weideraum
haͤtten, ſich des Nachts dennoch zuſammendraͤngen, und ihren naͤchtlichen Duͤnger
nicht vertheilen, ſondern auf einen Fleck fallen laſſen wuͤrden, wo er durch ſeine Ueber-
haͤufung die Weide nur verderben moͤchte; ja daß ſie ſogar alle Naͤchte denſelben Platz
waͤhlen wuͤrden. Ich habe dieſe Bemerkung aber ſelbſt bei denen Englaͤndern, die
den Huͤrdenſchlag vertheidigen, nicht gefunden. Es ſcheint mir alſo, als ob die-
jenigen Schafe, welche in umzaͤunten Weidekoppeln frei herumgehen, und nicht durch
Hirten und Hund immer zuſammengehalten werden, dieſe Gewohnheit nicht an-
nehmen.

§. 40.

Verfahren
bei der Pfer-
chung.
Bei der Schafpferchung iſt folgendes zu bemerken. Man macht den Huͤrden-
ſchlag nie groͤßer als nothwendig erforderlich iſt, weil bei einem groͤßeren Spielraume
der Thiere der Duͤnger nicht gleichmaͤßig vertheilt werden wuͤrde, indem ſie ſich naͤm-
lich dennoch zuſammendraͤngen moͤchten. Man giebt daher in der Regel dem Schafe
nur 10 bis 12 Quadratfuß Raum darin, damit es gerade ſeinen Platz in der Zeit,
wo es darauf ſteht, beduͤngen koͤnne.

Die einzelnen Hordenſtuͤcke, woraus die Umzaͤunung zuſammengeſetzt wird, ſind
10 bis 12 Fuß, ſelten 14 Fuß lang, damit ſie der Schaͤfer unter dem Arme tragen
und fortſchlagen koͤnne. Je groͤßer die Anzahl von Schafen iſt, um deſto mehrere
koͤnnen von derſelben Umfaſſungslaͤnge oder Hordenzahl eingeſchloſſen werden. Wenn
wir die Horden zu 10 Fuß lang annehmen, und jedes Schaf 10 Quadratfuß Raum
haben ſoll, ſo ſind fuͤr 200 Schafe 18 Stuͤck, fuͤr 300 Schafe nur 20 Stuͤck er-
forderlich, wenn ſie in Quadrat geſetzt werden. Ueberdem bedarf eine geringere wie
eine groͤßere Anzahl von Schafen nur eines Hirten und einer Schaͤferkarre, und die
Muͤhe und Koſten des Huͤrdenſchlages kommen alſo auf den Kopf um ſo geringer, je
groͤßer die Heerde iſt und umgekehrt. Deshalb haͤlt man es auch im allgemeinen
nicht fuͤr vortheilhaft, einen Huͤrdenſchlag mit weniger als 300 Stuͤcken zu halten.

Die Staͤrke der Duͤngung, welche man durch den Hirdenſchlag giebt und geben
will, iſt verſchieden. Man ſucht ſie durch einen weitern oder engern Raum, worin
man die Thiere zuſammenhaͤlt, und durch die Zeit, in welcher man ſie auf demſelben
Platze ſtehen laͤßt, zu beſtimmen. Dies iſt aber in der That nicht zureichend, indem

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[218/0266] Die Miſtduͤngung. man ihr waͤhrend der Weidejahre den naͤchtlichen Duͤnger gelaſſen oder entzogen habe. Man hat hiergegen geſagt, daß die Schafe, wenn ſie einen freien großen Weideraum haͤtten, ſich des Nachts dennoch zuſammendraͤngen, und ihren naͤchtlichen Duͤnger nicht vertheilen, ſondern auf einen Fleck fallen laſſen wuͤrden, wo er durch ſeine Ueber- haͤufung die Weide nur verderben moͤchte; ja daß ſie ſogar alle Naͤchte denſelben Platz waͤhlen wuͤrden. Ich habe dieſe Bemerkung aber ſelbſt bei denen Englaͤndern, die den Huͤrdenſchlag vertheidigen, nicht gefunden. Es ſcheint mir alſo, als ob die- jenigen Schafe, welche in umzaͤunten Weidekoppeln frei herumgehen, und nicht durch Hirten und Hund immer zuſammengehalten werden, dieſe Gewohnheit nicht an- nehmen. §. 40. Bei der Schafpferchung iſt folgendes zu bemerken. Man macht den Huͤrden- ſchlag nie groͤßer als nothwendig erforderlich iſt, weil bei einem groͤßeren Spielraume der Thiere der Duͤnger nicht gleichmaͤßig vertheilt werden wuͤrde, indem ſie ſich naͤm- lich dennoch zuſammendraͤngen moͤchten. Man giebt daher in der Regel dem Schafe nur 10 bis 12 Quadratfuß Raum darin, damit es gerade ſeinen Platz in der Zeit, wo es darauf ſteht, beduͤngen koͤnne. Verfahren bei der Pfer- chung. Die einzelnen Hordenſtuͤcke, woraus die Umzaͤunung zuſammengeſetzt wird, ſind 10 bis 12 Fuß, ſelten 14 Fuß lang, damit ſie der Schaͤfer unter dem Arme tragen und fortſchlagen koͤnne. Je groͤßer die Anzahl von Schafen iſt, um deſto mehrere koͤnnen von derſelben Umfaſſungslaͤnge oder Hordenzahl eingeſchloſſen werden. Wenn wir die Horden zu 10 Fuß lang annehmen, und jedes Schaf 10 Quadratfuß Raum haben ſoll, ſo ſind fuͤr 200 Schafe 18 Stuͤck, fuͤr 300 Schafe nur 20 Stuͤck er- forderlich, wenn ſie in Quadrat geſetzt werden. Ueberdem bedarf eine geringere wie eine groͤßere Anzahl von Schafen nur eines Hirten und einer Schaͤferkarre, und die Muͤhe und Koſten des Huͤrdenſchlages kommen alſo auf den Kopf um ſo geringer, je groͤßer die Heerde iſt und umgekehrt. Deshalb haͤlt man es auch im allgemeinen nicht fuͤr vortheilhaft, einen Huͤrdenſchlag mit weniger als 300 Stuͤcken zu halten. Die Staͤrke der Duͤngung, welche man durch den Hirdenſchlag giebt und geben will, iſt verſchieden. Man ſucht ſie durch einen weitern oder engern Raum, worin man die Thiere zuſammenhaͤlt, und durch die Zeit, in welcher man ſie auf demſelben Platze ſtehen laͤßt, zu beſtimmen. Dies iſt aber in der That nicht zureichend, indem

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/266>, abgerufen am 25.04.2024.